[[Datei:Amy Ryan 2007.jpg|miniatur|Amy Ryan (2007)]]
'''Amy Ryan''' (* 30. November 1969 in Queens, New York City) ist eine US-amerikanische Schauspielerin. Neben ihrer Theaterarbeit, die ihr zwei Tony-Nominierungen (2000 und 2005) einbrachten, erschien sie seit Anfang der 1990er Jahre in mehr als 40 Film- und Fernsehproduktionen. Für ihre Nebenrolle in dem Spielfilm ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (2007) wurde sie mehrfach ausgezeichnet sowie für den Oscar und Golden Globe Award nominiert.
== Biografie ==
=== Ausbildung und Theaterkarriere ===
Amy Ryan wuchs in Queens auf. Inspiriert durch eine Theateraufführung des Musicals ''A Chorus Line'', hegte sie schon im Kindesalter den Wunsch später als Schauspielerin zu arbeiten. Sie besuchte die New Yorker ''High School of the Performing Arts'', wo Seth Gilliam zu ihren Kommilitonen gehörte, und wurde noch vor ihrem Schulabschluss von einem Agenten entdeckt. Ryan schlug daraufhin ein Studium an der New York University aus und ging stattdessen zunächst mit der Komödie ''Biloxi Blues'' von Neil Simon in der Rolle als ''Daisy'' auf eine Tournee durch die Vereinigten Staaten. Ihre weitere Schauspielausbildung absolvierte sie anschließend am ''Stagedoor Manor Performing Arts Training Center'', das u.a. für so bekannte Akteure wie Robert Downey Jr., Felicity Huffman und Mary Stuart Masterson als Karrieresprungbrett gedient hatte. Ab Ende der 1980er Jahre trat sie in Off-Broadway-Theaterproduktionen auf.
In den 1990er Jahren erhielt Ryan erste Engagements als Zweitbesetzung am Broadway, darunter als ''Tess Goode'' in der Erstaufführung des preisgekrönten Stücks ''The Sisters Rosensweig'' von Wendy Wasserstein und als ''Natalia'' in der Neuinszenierung von Anton Tschechows ''Drei Schwestern''. Ihren Durchbruch als Theaterschauspielerin ebnete Ryan im Jahr 2000 erneut ein Tschechow-Inszenierung: Michael Mayers ''Onkel Wanja'' am New Yorker ''Brooks Atkinson Theatre'', in dem sie an der Seite von Derek Jacobi, Laura Linney und Rita Gam auftrat. Für ihre Darstellung der Arbeiterin ''Sonya'' erhielt sie das Lob der New Yorker Theaterkritiker und ihre erste Nominierung für einen Tony Award, den bedeutendsten US-amerikanischen Theaterpreis.
Nach diesem Erfolg überdachte Ryan ihre Rollenauswahl und trat von nun an weniger, dafür aber in qualitativ hochwertigeren Rollen auf, darunter in Wiederaufführungen am Off-Broadway, so 2001 in Beth Henleys Tragikomödie ''Crimes of the Heart'' und in Edward Bonds ''Gerettet''. 2005 war sie für ihre Interpretation der ''Stella'' in Edward Halls Inszenierung von Tennessee Williams' ''Endstation Sehnsucht'' an der Seite von John C. Reilly und Natasha Richardson ein zweites Mal für einen Tony Award nominiert. Erneutes Kritikerlob brachte ihr ein Jahr später die Hauptrolle der ''Becca'' in der Westküsten-Premiere von David Lindsay-Abaires Drama ''Rabbit Hole'' ein. Der Part einer stilvollen New Yorker Hausfrau, die mit dem Tod ihres Sohnes konfrontiert wird, hatte zuvor Cynthia Nixon erfolgreich am Broadway gespielt.
=== Film- und Fernseharbeit ===
Parallel zu ihrer Arbeit am Theater begann Amy Ryan ab Anfang der 1990er Jahre regelmäßig in US-amerikanischen Fernsehserien und -filmen aufzutreten. Neben Gastrollen in so bekannten Serien wie ''As the World Turns'' (1990), ''Emergency Room – Die Notaufnahme'' (1995) und ''Chicago Hope – Endstation Hoffnung'' (1998) erhielt sie 1992 eine wiederkehrende Rolle als intrigante, schwangere Ex-Freundin von Peter Simmons in der NBC-Serie ''I'll Fly Away'' (1991–1993). Ihr Kinodebüt gab sie 1999 als Freundin von Kevin Corrigan in Eric Mandelbaums Drama ''Roberta'', denen größere Rollen in den preisgekrönten US-amerikanischen Independentfilmen ''You Can Count on Me'' (2000), ''Keane'' (2004) und Bennett Millers ''Capote'' (2005) folgten, in denen u.a. Abigail Breslin, Chris Cooper, Philip Seymour Hoffman, Laura Linney und Mark Ruffalo ihre Filmpartner waren.
Einem breiten Fernsehpublikum wurde Amy Ryan durch die wiederkehrende Rolle der Hafenpolizistin ''Beatrice „Beadie“ Russell'' in der HBO-Serie ''The Wire'' bekannt, die sie seit Beginn der zweiten Staffel im Jahr 2003 verkörpert. Mit dem Regiedebüt von Ben Affleck, dem Krimidrama ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'', stellte sich 2007 ihr Erfolg als Filmschauspielerin ein. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dennis Lehane spielte Ryan in einer Nebenrolle eine alleinerziehende, drogenabhängige Mutter aus der Bostoner Unterschicht, deren vierjährige Tochter verschwunden ist.
Die New York Times bewertete in ihrer Filmkritik Ryans Rolle der ''Helene McCready'' als eine ''„mutige, sensationelle Schauspielleistung“'', in der sie mit Stereotypen der ''„bad woman“'' und den Sympathien der Zuschauer spiele. Die Boston Globe handelte sie als mögliche Kandidatin für eine Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für die Oscarverleihung 2008. Ryan wurde dann auch für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert und erfuhr zahlreiche Würdigungen von amerikanischen Filmkritiker-Verbänden, darunter durch das renommierte National Board of Review, den New York Film Critics Circle und die Los Angeles Film Critics Association.
Im gleichen Jahr war Ryan in vier weiteren Kinoproduktionen vertreten, darunter in Sidney Lumets Krimidrama ''Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead'', erneut neben Philip Seymour Hoffman und neben Ethan Hawke, und in Noah Buschels Filmbiografie ''Neal Cassady'' als Ehefrau des gleichnamigen Beatnik-Idols. 2008 gehörte sie neben Angelina Jolie und John Malkovich zum Schauspielerensemble von Clint Eastwoods auf einem wahren Fall basierenden Thriller ''Der fremde Sohn'' und bekleidete mit dem Part der Holly Flax eine wiederkehrende Rolle in der Fernsehserie ''Das Büro'' (2008–2011). Ihre Leistung als Objekt der Begierde von Hauptdarsteller Steve Carell brachte ihr eine Nominierung beim Fernsehfestival von Monte Carlo als beste Komödiendarstellerin ein. 2010 war Ryan als scheue Freundin von Philip Seymour Hoffman in dessen romantischer Komödie ''Jack in Love'' sowie als naive Reporterin in Paul Greengrass' Politthriller ''Green Zone'' zu sehen. Im selben Jahr folgte eine wiederkehrende Rolle als Therapeutin an der Seite von Gabriel Byrne in der Fernsehserie ''In Treatment – Der Therapeut''. 2011 agierte Ryan in der Sportkomödie ''Win Win'' als geradlinige Ehefrau von Paul Giamatti, während sie im selben Jahr von dem Filmkritiker John Patterson (''The Guardian'') als eine der interessantesten Schauspielerinnen des zeitgenössischen US-amerikanischen Kinos hochgelobt wurde, der sie mit so bekannten europäischen Schauspielerinnen wie Isabelle Huppert, Liv Ullmann oder Hanna Schygulla verglich.
Amy Ryan ist mit dem New Yorker Komödienautor Eric Slovin verlobt. Aus der Beziehung stammt eine Tochter (* 2009). Zuvor war sie u. a. langjährig mit ihrem irischen Schauspielkollegen Brían F. O’Byrne liiert gewesen.
== Theaterstücke (Auswahl) ==
* 1988: The Rimers of Eldritch
* 1993–1994: The Sisters Rosensweig (Broadway)
* 1994: London Suite
* 1997: Drei Schwestern (''The Three Sisters''; Broadway)
* 1997–1998: As Bees in Honey Drown
* 2000: Onkel Wanja (''Uncle Vanya''; Broadway)
* 2001: Gerettet (''Saved'')
* 2001: Crimes of the Heart
* 2001–2002: The Women (Broadway)
* 2005: Endstation Sehnsucht (''A Streetcar Named Desire''; Broadway)
* 2006: Rabbit Hole
== Auszeichnungen ==
=== Oscar ===
* 2008: nominiert als ''Beste Nebendarstellerin'' für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel''
=== Golden Globe Award ===
* 2008: nominiert als ''Beste Nebendarstellerin'' für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel''
=== Tony Award ===
* 2000: nominiert als ''Beste Nebendarstellerin'' in einem Theaterstück für ''Onkel Wanja''
* 2005: nominiert als ''Beste Nebendarstellerin'' in einem Theaterstück für ''Endstation Sehnsucht''
=== Weitere ===
* 2007: Boston Society of Film Critics Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Capri Arts Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel''
* 2007: Nominierung für den Chicago Film Critics Association Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: 2. Platz beim Dallas-Fort Worth Film Critics Association Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Florida Film Critics Circle Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Gotham Award für ''Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead'' (Bestes Schauspielensemble, gemeinsam mit u. a. Philip Seymour Hoffman und Ethan Hawke)
* 2007: Los Angeles Film Critics Association Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: National Board of Review Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: New York Film Critics Circle Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Phoenix Film Critics Society Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: San Diego Film Critics Society Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: San Francisco Film Critics Circle Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Satellite Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Southeastern Film Critics Association Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2007: Washington DC Area Film Critics Association Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' und ''Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2008: Broadcast Film Critics Association Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2008: 2. Platz beim National Society of Film Critics Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' und ''Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2008: Online Film Critics Society Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2008: Nominierung für den Screen Actors Guild Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2008: Nominierung für den Vancouver Film Critics Circle Award für ''Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel'' (Beste Nebendarstellerin)
* 2008: Virtuoso Award des Santa Barbara International Film Festival
* 2009: Nominierung für die Goldene Nymphe des Festival de Télévision de Monte-Carlo für ''Das Büro'' (Beste Darstellerin in einer Serie – Komödie)
* 2011: Nominierung für den Chlotrudis Award für ''Jack in Love'' (Bestes Schauspielensemble, gemeinsam mit u. a. Philip Seymour Hoffman und John Ortiz)