Andreas Georg Gabalier (* 21. November 1984 in Friesach) ist ein österreichischer Sänger der volkstümlichen Musik.
Andreas Gabalier ist das zweitälteste der vier Kinder von Wilhelm und Huberta Gabalier. Er wuchs in Graz auf. Neben dem Turniertänzer Willi Gabalier hat er noch einen jüngeren Bruder. Der Familienname Gabalier stammt von einem seiner Vorfahren, einem französischen Soldaten, der 1796 im Verlauf des Italienfeldzugs von Napoleon Bonaparte nach Österreich geriet und dort blieb.
2006 starb Gabaliers Vater durch Suizid, 2008 starb seine jüngere Schwester. Ihnen ist das Lied Amoi seg’ ma uns wieder (Einmal sehen wir uns wieder) gewidmet. Gabalier war von 2013 bis September 2019 mit der österreichischen Moderatorin Silvia Schneider liiert.
Andreas Gabalier begann nach Absolvierung der Handelsakademie das Studium der Rechtswissenschaften in Graz. Er textet und komponiert seine Lieder selbst. Seine Erstlingswerke wurden in einem Hobbystudio aufgenommen. Im Sommer 2008 brachte Gabalier, damals noch Jusstudent, zwei dieser Songs ins ORF-Landesstudio Steiermark. Im Dezember 2008 spielte Gabalier seine ersten öffentlichen Konzerte; im Februar 2009 sang er vor 10.000 Gästen des Steirischen Bauernbundballs. Im Mai 2009 nahm er an der nationalen Vorentscheidung zum Grand Prix der Volksmusik teil. Im selben Monat erschien sein Debütalbum Da komm’ ich her. Es stieg bis auf Platz 4 der österreichischen Charts, erhielt nach knapp einem Monat Gold für 10.000 verkaufte Einheiten und war für einen Amadeus als Album des Jahres nominiert. Das Album blieb insgesamt 260 Wochen in den Charts und erhielt 5× Platin.
In Deutschland wurde Gabalier vor allem durch seinen Auftritt bei Carmen Nebel im April 2011 bekannt. Nach der Show wurde sein Titel I sing a Liad für di so häufig runtergeladen, dass er in den deutschen Singlecharts Platz 65 erreichte, obwohl der Titel in Deutschland nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen war. Angesichts der wachsenden Popularität, die zu zahlreichen inoffiziellen Remixen führte, entschloss sich Universal, den Titel auch für Deutschland zu lizenzieren. Die Single erschien am 29. Juli 2011 und erreichte erneut die deutschen Charts, aber erst nach der Veröffentlichung einer Coverversion durch DJ Ötzi und einem erneuten Fernsehauftritt beim Herbstfest der Volksmusik am 16. Oktober 2011 konnte sich die Single als Verkaufshit etablieren und erreichte mit Platz 30 erstmals die obere Hälfte der deutschen Charts. In Österreich belegte der Song Platz 9 der Ö3 Austria Top 40 und hielt sich 132 Wochen lang in den Charts, womit er der bisher am längsten gelistete Titel in den österreichischen Charts ist.
64 Wochen nach Charteintritt erreichte das Album Herzwerk am 2. September 2011 Platz 1 der österreichischen Charts. Mit 82 Wochen ist es das Album, das am zweitlängsten in den Top 10 der österreichischen Album-Charts verbrachte. Nur Helene Fischers Album Farbenspiel blieb dort 23 Wochen länger. Drei Wochen lang gelang es Gabalier, mit seinen Alben Da komm’ ich her, Herzwerk und dem Nachfolgealbum Volks-Rock’n’Roller drei Alben gleichzeitig in den Top 10 zu positionieren. In den österreichischen Jahres-Albumcharts des Jahres 2011 erreichten seine drei Alben Herzwerk, Volks-Rock’n’Roller und Da komm’ ich her Platz 1, 3 und 4.
Bisher erhielt Gabalier in Österreich 3-mal Gold und 31-mal Platin und verkaufte über zwei Millionen Tonträger. Am 22. März 2012 gewann er einen Echo in der Kategorie Künstler/Künstlerin/Gruppe Volkstümliche Musik. Bei der Verleihung des österreichischen Musikpreises Amadeus 2012 wurde er in den Kategorien Schlager und Best Live Act ausgezeichnet. Am 23. November 2012 erhielt er in Düsseldorf den Bambi in der Kategorie Shooting Star. 2013 und 2014 erhielt er erneut den Amadeus, diesmal in der Kategorie Volkstümliche Musik. Am 7. Mai 2013 wurde Gabalier in Wien für den offiziellen Song der FIS Alpinen Ski WM 2013, Go for Gold, mit Gold ausgezeichnet. 2015 wurde er erneut für den Best Live Act mit dem Amadeus ausgezeichnet.
Im Frühjahr 2014 nahm er zusammen mit mehreren deutschen Sängern an der von VOX ausgestrahlten Sendereihe Sing meinen Song – Das Tauschkonzert teil. Xavier Naidoo erreichte mit seiner in der Sendung gesungenen Version von Gabaliers Ballade Amoi seg’ ma uns wieder Platz 12, Gabalier mit der Originalversion Platz 18 in den deutschen Musikcharts. Im Oktober erreichte der Titel die deutschen Top 10, nachdem er in der Sendung Das Supertalent von einem Kandidaten gesungen worden war. Im September 2014 kehrte sein zu dem Zeitpunkt seit 59 Wochen in den Charts positioniertes Album Home Sweet Home zurück auf Platz 1 der österreichischen Albumcharts. Die Alben Da komm’ ich her, Herzwerk und Home Sweet Home sind in den Top 10 der Alben mit der erfolgreichsten Chart-Performance aller Zeiten in Österreich positioniert (Stand 2017).
Andreas Gabalier ist der erste österreichische Künstler, dem die Ehre zuteilwurde, in der legendären Konzertreihe MTV Unplugged aufzutreten (November 2016). Dabei lud er auch zahlreiche Duettpartner ein, wie Xavier Naidoo, Gregor Meyle, Max Giesinger und die Hip-Hopper 257ers.
Im Mai 2019 veröffentlichte der Sänger gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger einen Song mit dem Titel Pump it Up. Im selben Jahr feierte Gabalier sein zehnjähriges Bühnenjubiläum mit einer Stadiontournee durch den gesamten deutschsprachigen Raum. Den Höhepunkt und Abschluss dieser Tournee bildete ein Konzert im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion am 31. August 2019.
Als Gabalier am 22. Juni 2014 beim Großen Preis von Österreich die österreichische Bundeshymne in der bis 2012 gültigen Version mit der Zeile „Heimat bist du großer Söhne“ ohne die 2012 gesetzlich festgelegte geschlechtergerechte Änderung „Heimat großer Töchter und Söhne“ sang, wurde er unter anderem in einem Brief der Grünen, von der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und der Ex-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) kritisiert. In den Medien gab es wochenlange Diskussionen darüber. Gabalier forderte in diesem Zusammenhang eine Rückkehr zum alten Text. In einem Interview sagte er: „Ich bin sehr für Frauenrechte. Aber dieser Gender-Wahnsinn, der in den letzten Jahren entstanden ist, muss wieder aufhören.“ Bei der Überreichung des Amadeus 2015 für den Best Live Act sagte Gabalier: „Es ist nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl heute noch auf ein Weiberl steht“. Dies löste vielerorts Kritik aus. Von Felix Baumgartner und FPÖ-Politikern erhielt er Unterstützung.
Der Chef des Wiener Konzerthauses, Matthias Naske, sagte im Mai 2017 in einem Interview mit der Tageszeitung Die Presse, dass er Gabalier (anders als der Wiener Musikverein) nicht auftreten lassen würde, und bezeichnete den Auftritt von Gabalier im Goldenen Saal des Musikvereins als „Fehler“. Man müsse wissen, wer Gabalier sei und wofür er stehe. Aufgrund des Interviews sah sich Gabalier in eine „rechte Ecke“ gedrängt und in seinem wirtschaftlichen Fortkommen beschädigt, da Konzertveranstalter wegen der Aussagen seine Konzerte stornieren würden. Aus diesem Grund reichte er eine Wettbewerbsklage auf Feststellung des Schadens und Widerruf wegen Herabsetzung (Ehrenbeleidigung) ein. Die Klagen wurden letztinstanzlich abgewiesen, da die Aussagen laut Gerichtsurteil durch die Meinungsfreiheit gedeckt seien. Bei einem Konzert in der Wiener Stadthalle im Dezember 2018 machte sich Gabalier über die linksliberalen Printmedien Der Standard und Falter als „Standort“ und „Flater“ lustig. Aufgrund des nahen Weihnachtsfestes fehlten ihm noch „Ochs und Esel“ in der Weihnachtskrippe.
Anfang 2019 sorgte die geplante Verleihung des Karl-Valentin-Ordens an Andreas Gabalier für Kritik. Die deutsche Boulevard-Zeitung Bild titelte am 30. Jänner 2019 mit der Schlagzeile Hakenkreuz-Streit um Gabalier und bezog sich dabei auf das Cover seines 2011 erschienenen Albums Volks Rock’n’Roller, auf welchem Gabalier nach Ansicht seiner Kritiker ein Hakenkreuz andeutet. Der Nachlassverwalter der Familie Karl Valentins, Gunter Fette, kritisierte in diesem Zusammenhang: „Es ist nicht hinzunehmen, dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit faschistischen Symbolen, seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl Valentins in Verbindung gebracht wird.“ Andreas Gabaliers Laudator Peter Kraus verteidigte die Verleihung hingegen: „Ich kenne Andreas als einen netten, höflichen und respektvollen Kollegen. Warum sollte ich keine Laudatio auf ihn halten?“ Der Orden wurde Gabalier am 2. Februar 2019 verliehen.
Der geschäftsführende Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg, Michael Fischer, analysierte für das Magazin Bento einzelne Liedtexte von Gabalier. Sein Fazit: „In den Liedern von Andreas Gabalier geht es vordergründig um ‚Heimatkitsch‘, religiöse Gefühle und überholte Rollenbilder. Das findet man so zwar auch bei anderen Schlagerliedern, aber im Politischen geht Gabalier deutlich weiter als andere“. Die Textpassage „eisernes Kreuz, das am höchsten Berggipfel steht“ (aus Mein Bergkamerad) ist laut Fischer aufgrund ihrer Anlehnung an die alte Kriegsauszeichnung Eisernes Kreuz eine gewollte Provokation, so etwas könne kein Zufall sein. Ein solches „Spiel mit Begriffen“ kenne man auch von rechtspopulistischen Politikern.
Sebastian Gloser von nordbayern.de bezeichnet Gabalier als „Brückenbauer zur Neuen Rechten“. Auch Gloser verweist auf die Textpassage mit dem „eisernen Kreuz“ und erwähnt Gabaliers Aufzählung von Deutschen, Italienern und Japanern – den Achsenmächten im 2. Weltkrieg – im Song Biker sowie Gabaliers Hakenkreuz-Pose auf dem Albumcover von Volks-Rock’n’Roller. Weiterhin kritisiert Gloser das Gesellschaftsbild Gabaliers, das eher zu den 1950er Jahren passe. Auf die Hakenkreuz-Pose verweisen auch andere Journalisten.
Bei der 1.-Mai-Kundgebung der Grazer SPÖ 2019 wurde der gebuchten Band vom Veranstalter untersagt, Gabalier-Liedgut zu covern. Als trotzdem Gabalier-Stücke gespielt wurden, distanzierte sich die SPÖ von den Liedern unter anderem wegen des Frauenbilds Gabaliers. Dieser bezeichnete die Unerwünschtheit daraufhin in einer Videobotschaft als Skandal und „Faschismus in reinster Form“.
Im März 2020 warf der Kulturforscher Jens Wietschorke Gabalier vor, eine „Echokammer für Rechtspopulismus“ zu schaffen, „ohne sich darauf festlegen zu lassen“. Er wende sich wie viele Populisten „tendenziell an eine schweigende Mehrheit“ und bediene sich „einer Geste des heimlichen Einverständnisses“. Wietschorke zitiert die Zeile „Irgendwann kommt dann der Punkt, wo’s einem reicht, dann wird’s zuviel“ aus dem Song „A Meinung haben“ und merkt an, wer „so etwas vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdebatten 2015/16 auf einer Stadionbühne“ singe, der werde „ganz genau verstanden, auch wenn er nicht sagt, worum es ihm da konkret geht“.