[[Datei:2008.04.22. Andrzej Wajda by Kubik 01.JPG|miniatur|Andrzej Wajda (2008)]]
'''Andrzej Wajda''' (anhören) (* 6. März 1926 in Suwałki, Polen) ist einer der bedeutendsten Filmregisseure Polens.
== Leben ==
[[Datei:Olbrychski wajda.jpg|miniatur|Daniel Olbrychski und Andrzej Wajda beim Filmfestival „Lubuskie Lato Filmowe“ in Łagów Ende der 1960er Jahre]]
Andrzej Wajda wurde als Sohn einer Lehrerin und des Infanterieoffiziers Jakub Wajda geboren. Die früheste Kindheit verbrachte er mit einem Bruder in seiner Geburtsstadt. Als sein Vater nach Radom versetzt wurde, zog die Familie auch dorthin. Wajdas Vater wurde als Kriegsgefangener des NKWD-Lagers Starobielsk 1940 in Charkow ermordet. Wajda selbst war im Zweiten Weltkrieg im polnischen Widerstand in Radom und erhielt im Untergrund Zeichenunterricht. Er war während des Krieges in einigen handwerklichen Berufen tätig und arbeitete auch als Büroangestellter der Bahn. Nach dem Krieg 1946–1950 studierte er Malerei an der Kunstakademie in Krakau und ging später zur Staatlichen Filmhochschule in Łódź. Während des Studiums freundete er sich mit dem sieben Jahre jüngeren Roman Polański an. Dieser übernahm 1953 in Wajdas Examensfilm ''Pokolenie'' (''Generation'') eine kleine Rolle.
Wajda begann seine Karriere als Assistent des polnischen Regisseurs Aleksander Ford bei dessen Film ''Die Fünf aus der Barskastraße'' und drehte 1954 mit ''Eine Generation'', der vom polnischen Widerstand handelt, seinen ersten Film. Seine Filme ''Der Kanal'' und ''Asche und Diamant'' gelten als Meisterwerke des polnischen Kinos. ''Der Kanal'' ist eine eindrucksvolle Abhandlung des Warschauer Aufstands.
Seit 1959 ist Wajda auch Theaterregisseur, vor allem am ''Teatr Stary'' in Krakau, aber auch an internationalen Bühnen. Beispielsweise inszenierte er in den 1980er Jahren ''Schuld und Sühne'' nach Fjodor Dostojewski an der Berliner Schaubühne. 1987 erhielt er den renommierten Kyoto-Preis. 1989 war er ein Jahr lang Intendant des ''Teatr Powszechny'' in Warschau.
In den 1980er Jahren ging Wajda nach Frankreich und drehte dort den Film ''Danton''. Wajdas Filme wurden auf den wichtigsten internationalen Filmfestivals ausgezeichnet. 2000 erhielt er den Ehren-Oscar und auf der Berlinale 2006 den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk.
1989 wurde Wajda als Kandidat der Solidarność in den polnischen Senat gewählt und blieb Senator bis 1991.
Im November 2001 eröffnete Wajda zusammen mit seinem Regiekollegen Wojciech Marczewski, seiner langjährigen Produktionsleiterin Barbara Pec-Ślesicka und dem Warschauer Dokumentar- und Spielfilmstudio (WFDiF) die Wajdas Namen tragende ''Meisterschule für Filmregie'' , an der sowohl künftige Spiel- wie Dokumentar-Filmregisseure ihr Handwerk erlernen können. Daneben ist die Schule inzwischen aber auch als Kurz- und Dokumentar-Filmproduzent sowie unter anderem als Ausrichter des ''Internationalen Hartley-Merrill-Drehbuchwettbewerbs'' tätig.
Im folgenden Jahr konnte er erstmals seit fast einem halben Jahrhundert Roman Polański wieder dafür gewinnen, in einem polnischen Film als Schauspieler mitzuwirken. Polański übernahm eine komische Rolle in der Verfilmung der klassischen Komödie ''Die Rache'' von Aleksander Fredro.
Von Oktober 2006 bis Januar 2007 liefen die Dreharbeiten zu Andrzej Wajdas Film über das Massaker von Katyn. Hierzu Wajda selbst: "Den Film „Katyn“ habe ich gemacht, weil er vom Schicksal meines Vaters handelt." Der Film kam am 17. September 2007 unter dem Titel ''Katyń'' in die polnischen Kinos; im Januar 2008 wurde die Nominierung von ''Katyń'' für den Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ bekanntgegeben. 2009 nahm Andrzej Wajda mit seinem neuen Film ''Tatarak'' an der 59. Berlinale teil und kündigte in Berlin auf der Pressekonferenz zur Welturaufführung des Films an, dass sein neuestes Projekt ein Film über Lech Wałęsa sein würde.
Andrzej Wajda ist zum vierten Mal verheiratet. Seine jetzige Ehefrau ist die Bühnenbildnerin und Schauspielerin Krystyna Zachwatowicz. Seine dritte Ehe schloss er mit der Schauspielerin Beata Tyszkiewicz. Mit ihr hat er eine gemeinsame Tochter (* 1967).
== Wichtige Regiearbeiten am Theater ==
* 1960 – Hamlet von William Shakespeare am Küstentheater in Danzig
* 1963 – ''Die Hochzeitsfeier'' von Stanisław Wyspiański am Alten Theater in Krakau
* 1970 – ''Play Strindberg'' von Friedrich Dürrenmatt am Modernen Theater in Warschau
* 1973 – ''Der Mitmacher'' von Friedrich Dürrenmatt am Schauspielhaus in Zürich
* 1974 – ''Novembernacht'' von Stanisław Wyspiański am Alten Theater in Krakau
* 1976 – ''Emigranten'' von Sławomir Mrożek am Alten Theater in Krakau
* 1984 – ''Antigone'' von Sophokles am Alten Theater in Krakau
* 1984 – ''Schuld und Sühne'' nach Dostojewski am Alten Theater in Krakau
* 1987 – ''Schuld und Sühne'' nach Dostojewski an der Schaubühne, West-Berlin
* 1988 – ''Fräulein Julie'' von August Strindberg am Alten Theater in Krakau
* 1990 – Romeo und Julia von William Shakespeare am Teatr Powszechny in Warschau
* 1994 – ''Mishima'' von Yukio Mishima am Alten Theater in Krakau
* 2004 – Macbeth von William Shakespeare am Alten Theater in Krakau
== Auszeichnungen ==
* 1957 – Sonderpreis der Jury, Internationale Filmfestspiele von Cannes 1957
* 1973 – Bambi
* 1975 – Grand Prix, Internationales Filmfestival Moskau
* 1976 – Goldene Ähre, Semana Internacional de Cine de Valladolid
* 1978 – FIPRESCI-Preis, Internationale Filmfestspiele von Cannes 1978
* 1981 – Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion
* 1981 – Goldene Palme, Internationale Filmfestspiele von Cannes 1981
* 1982 – Athen-Preis
* 1982 – Louis-Delluc-Preis
* 1982 – Onassis-Preis
* 1982 – Academy Fellowship der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA)
* 1983 – César für die beste Regie
* 1984 – British Academy Film Award für Danton als bester fremdsprachiger Film
* 1985 – Gottfried-von-Herder-Preis
* 1987 – Kyoto-Preis
* 1990 – Europäischer Filmpreis (Felix) für sein Lebenswerk
* 1996 – Silberner Bär auf der Berlinale 1996
* 1996 – Praemium Imperiale, Japan
* 1998 – Goldener Löwe, Internationale Filmfestspiele von Venedig 1998
* 2000 – Oscar für sein Lebenswerk
* 2000 – Ehrenbürgerschaft von Gdynia
* 2001 – Großes Bundesverdienstkreuz
* 2006 – Goldener Ehrenbär der Berlinale
* 2008 - Orden des Marienland-Kreuzes III.Klasse, Estland
* 2009 – Alfred-Bauer-Preis
* 2009 – Europäischer FIPRESCI-Preis
* 2011 – Orden des Weißen Adlers
== Dokumentarfilm ==
* ''Signiert: Andrzej Wajda.'' Dokumentarfilm, Polen, BR Deutschland, 1989, 60 Min., Buch und Regie: Andrzej Brzozowski, Produktion: Regina Ziegler Filmproduktion, Wytwórnia Filmów Dokumentalnych, vom Bayerischen Fernsehen.