Anna Loos (* 18. November 1970 in Brandenburg an der Havel) ist eine deutsche Schauspielerin und Sängerin.

Leben und Karriere

Anna Loos, die Tochter einer Krankenschwester und eines Ingenieurs, wuchs in der DDR auf und nahm ab ihrem sechsten Lebensjahr Ballettunterricht. Mit dreizehn Jahren finanzierte sie sich von ihrem Taschengeld Gesangsunterricht bei der bulgarischen Opernsängerin Jana Michailowa am Brandenburger Theater. An der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ wurde Loos abgelehnt, weil sie damals nicht nur im Kleidungsstil eine Punker-Attitüde pflegte. Als Jugendliche spielte sie in der Punkband Leck mich am Arsch.

1988 flüchtete Loos als 17-Jährige mit einer Freundin über die Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Vom Notaufnahmelager Gießen zog sie zu einer Tante nach Wedel und besuchte das dortige Johann-Rist-Gymnasium bis zur 12. Klasse. Loos setzte ihre Gesangsausbildung fort und spielte in verschiedenen Bands. Mit einer Big Band unternahm sie unter anderem eine Tournee nach Kanada.

In Hamburg absolvierte Loos ab 1992 eine Ausbildung an der Stage School of Music, Dance and Drama. Über die Musik kam sie zur Schauspielerei. 1993 erschien Loos in Comedyshows des Schmidt Theaters. Es folgten Mitwirkungen im Musical Grease (Imperial Theater, 1994) und mit Wasserfest & doppelbödig (1995) sowie Reiselust (1996) Kabarett-Shows am Theater Bremen. Von 1996 bis 1999 spielte sie mehrfach Talkshow-Gäste in der Talkshow-Parodie T.V. Kaiser. Ihr Kino- und ihr Fernsehfilmdebüt gab sie in den Produktionen Das Mambospiel beziehungsweise Blind Date (beide 1998). Daraufhin trat Loos regelmäßig im Fernsehen in Erscheinung. Einem größeren Publikum wurde sie durch die Rolle der Sekretärin „Lissy Pütz“ im WDR-Tatort Köln neben den Kommissaren Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) bekannt.

An den vorangegangenen Erfolg konnte Loos im Jahr 2000 durch die Darstellung des Gretchen neben Franka Potente in dem deutschen Medizinthriller Anatomie anknüpfen. Darin war sie als plastiniertes Opfer des Filmbösewichts Benno Fürmann zu sehen. Einem breiten Fernsehpublikum rief sie sich durch die beiden Komödien Höllische Nachbarn (1998) und Höllische Nachbarn – Nur Frauen sind schlimmer (2000) in Erinnerung, in denen sie sich jeweils ein Duell mit Esther Schweins lieferte. Ebenfalls im Jahr 2000 erhielt sie für ihre Leistung als Rocksängerin Rita in dem Fernsehfilm Halt mich fest! an der Seite ihres späteren Ehemanns Jan Josef Liefers den Darstellerpreis des Fernsehfilmfestivals Baden-Baden. Sowohl für diese Produktion als auch für Anatomie (My Truth) sang sie die Titellieder.

Dazu im Kontrast stehen Dramen wie Kai Wessels Spreewaldkrimi: Das Geheimnis im Moor als Sebastian Blombergs Jugendliebe. 2006 spielte Loos die Hauptrolle der Sally Bowles in der Berliner Musical-Inszenierung von Cabaret, für die sie Lob von Kritikern erhielt.

Im selben Jahr ging sie mit der Band Silly, für die sie bereits Ende 2005 als Gastsängerin aufgetreten war, unter dem Namen „Silly & Anna Loos“ auf Tournee und trat damit die Nachfolge der 1996 verstorbenen Sängerin Tamara Danz an. Inzwischen wurde Loos festes Mitglied der Band und die Auftritte erfolgen als „Silly“. Neben Anatomie und Halt mich fest! hatte sie zuvor für den Soundtrack des Films Kai Rabe gegen die Vatikankiller das Stück Who Wants to Fall Asleep Without a Lovers’ Kissing aufgenommen.

Mit Silly spielte Loos unter anderem die Single Ich sag nicht ja und das Album Alles Rot ein (beide 2010), mit denen die Band sich in den deutschen Musikcharts platzieren konnte. Mit der Single-Auskopplung Alles Rot erreichte Silly bei der Teilnahme am von Stefan Raab organisierten Bundesvision Song Contest 2010 einen zweiten Platz für Sachsen-Anhalt. Im selben Jahr erschien sie an der Seite von Jan Josef Liefers in der Clemens-Wilmenrod-Fernsehbiografie Es liegt mir auf der Zunge und dem Drama Böseckendorf – Die Nacht, in der ein Dorf verschwand, das von einer spektakulären Massenflucht aus der DDR handelt. Sowohl die Rolle der Erika Wilmenrod als auch die der Tonia Lantz brachten Loos eine Nominierung für die Goldene Kamera ein. 2011 erhielt sie den Preis für ihre Hauptrolle in Tim Tragesers Fernsehfilm Wohin mit Vater?, in dem sie als ostdeutsche Ehefrau und Mutter zu sehen ist, die mit der Pflege ihres verwitweten und gehbehinderten Vaters (Dieter Mann) konfrontiert wird. Außerdem trat sie im September 2011 erneut beim Bundesvision Song Contest an, wo sie diesmal im Duett mit Bosse den dritten Platz belegte.

2012 folgte der Bayerische Fernsehpreis als beste Schauspielerin für den Fernsehfilm Die Lehrerin, für den sie abermals mit Tim Trageser zusammenarbeitete. In dem Drama war sie als traumatisierte Lehrerin zu sehen, die einen Amoklauf an ihrer Schule mit ihrer Klasse zu verarbeiten versucht. Im März 2014 strahlte das ZDF die erste Folge der Krimireihe Helen Dorn aus, in der Loos die Titelheldin spielt, eine Kommissarin vom LKA Nordrhein-Westfalen. Anfang 2016 spielte sie die Hauptrolle in dem sechsteiligen Polit-Drama Die Stadt und die Macht.

Im Dezember 2018 wurde bekannt, dass Silly fortan ohne Loos auftreten werde. Sie selbst veröffentlichte ihr erstes Soloalbum Werkzeugkasten im März 2019.

Privates

Anna Loos ist seit 2004 mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers (* 1964) verheiratet und hat mit ihm zwei Töchter (* 2002 und * 2008). Ihre ältere Tochter Lilly Liefers ist als Kinderdarstellerin schauspielerisch tätig. Die Familie lebt in Berlin-Steglitz.

Bei ihrer Einladung bei Inas Nacht im Juni 2019 kam heraus, dass sie nebenbei ungewöhnlich viele kleine Hobbys betreibt, zum Beispiel Angeln, Fallschirmspringen, Surfen, Reparieren. Wenn sie die Nähe ihres Ingenieur-Vaters suchte, musste sie bei dem passionierten Oldtimer-Schrauber in der Werkstatt mitbasteln, was später sehr nützlich war.

Auszeichnungen

  • 2000: Darstellerpreis des Fernsehfilmfestivals Baden-Baden für Halt mich fest!
  • 2000: 2. Platz beim New Faces Award für Anatomie
  • 2010: Nominierung für die Goldene Kamera als Beste deutsche Schauspielerin für Böseckendorf – Die Nacht, in der ein Dorf verschwand und Es liegt mir auf der Zunge
  • 2011: Goldene Kamera als Beste deutsche Schauspielerin für Wohin mit Vater?
  • 2011: Sonderpreis des Oberbürgermeisters des Günter-Rohrbach-Filmpreises für ihr schauspielerischen Leistungen in Die Lehrerin
  • 2012: Bayerischer Fernsehpreis als Beste Schauspielerin in einem Fernsehfilm für Die Lehrerin
  • 2018: Verdienstorden des Landes Berlin für ihr zivilgesellschaftliches Engagement
Quelle: Wikipedia