'''Anthony Minghella''', CBE (* 6. Januar 1954 auf der Isle of Wight, Großbritannien; † 18. März 2008 in London) war ein britischer Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor, Dramatiker, Hörspiel-Autor, Theater- und Opern-Regisseur.
== Leben ==
Minghella wuchs als Sohn italienisch-schottischer Eltern auf, die auf der Isle of Wight eine Fabrik für Eiskrem betrieben. Nach seinem Schulabschluss studierte er an der Universität Hull, wo er eine Zeit lang als Dozent tätig war. 1978 drehte er einen ersten Kurzfilm. Seit 1981 war er als Autor und Story Editor tätig. Er wurde mit Theaterstücken, Rundfunkhörspielen, der Fernsehserie ''Inspector Morse'' und vielen Drehbüchern für Film und Fernsehen bekannt. 1984 erhielt er den Londoner Kritikerpreis als meistversprechender junger Dramatiker und 1986 den Kritikerpreis für sein Stück ''Made in Bangkok'' als bestes Stück der Saison. Er entwickelte die Drehbücher für die 1988 erfolgreich ausgestrahlte Fernsehserie The Storyteller von Muppets-Erfinder Jim Henson.
1997 erhielt er für ''Der englische Patient'' den Oscar in der Rubrik ''Beste Regie'', 1999 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch" für ''Der talentierte Mr. Ripley'', bei dem er auch Regie führte. Auch als Produzent war er erfolgreich, u.a. für die Filme ''Der stille Amerikaner'', ''Die Dolmetscherin'' und ''Der Vorleser'', für den er 2008 posthum für den Oscar (Kategorie "Bester Film") nominiert wurde. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Sydney Pollack gründete er die Produktionsfirma Mirage Enterprises. Der Regisseur Minghella galt als guter Schauspielerführer, unter seiner Regie brachten es zahlreiche Darsteller zu Oscar-Nominierungen, zwei Schauspielerinnen erhielten die Auszeichnung als "Beste Nebendarstellerin": Juliette Binoche (''Der englische Patient'') und Renée Zellweger (''Unterwegs nach Cold Mountain'').
Gegen Ende seines Lebens kehrte Minghella zu seinen Anfängen im Radio und auf der Bühne zurück: 2006 wurde sein Hörspiel ''Eyes Down Looking'' mit Jude Law zu Ehren von Samuel Beckett auf BBC Radio 3 ausgestrahlt, ein Jahr zuvor hatte seine Inszenierung der Puccini-Oper Madame Butterfly in der English National Opera in London Premiere und wurde auch in der Nationaloper von Vilnius und in der Metropolitan Opera in New York gezeigt. Am Ende des Films ''Abbitte'' von Joe Wright (2007) hat er einen Kurzauftritt als Talkshow-Moderator neben Vanessa Redgrave. Seine letzte Arbeit als Drehbuchautor war das Skript für den Musical-Film ''Nine'' (gemeinsam mit Michael Tolkin). Zu seinen letzten Regiearbeiten zählt der Pilotfilm zur Krimiserie ''Eine Detektivin für Botswana'' (Originaltitel: ), den die BBC fünf Tage nach seinem Tod erstausstrahlt.
Minghella starb im Alter von 54 Jahren in einem Londoner Krankenhaus an inneren Blutungen, die nach einer Operation wegen eines Tonsillenkarzinoms und eines Karzinoms im Nacken auftraten. Er hinterlässt eine Ehefrau, die aus Hongkong stammende Choreographin, Produzentin und Schauspielerin Carolyn Choa (''Wie verrückt und aus tiefstem Herzen'') sowie zwei gemeinsame Kinder, die ebenfalls in der Filmbranche tätig sind: Tochter Hannah Minghella in der Produktion, Sohn Max Minghella als Schauspieler (''Agora – Die Säulen des Himmels''). Seine Schwester Edana Minghella und sein Bruder Dominic Minghella (u.a. für die deutsche Fernsehserie ''Doktor Martin'') sind als Drehbuchautoren tätig.
2001 wurde er von der Queen als Commander of the British Empire ausgezeichnet. Von 2003 bis 2007 war er Präsident des British Film Institute. Seit 1997 trägt das Anthony Minghella Theatre auf der Isle of Wight seinen Namen.