Arik Brauer, bürgerlich Erich Brauer (* 4. Jänner 1929 in Wien) ist ein österreichischer Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter. Er gilt als einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Leben und Werk

Brauer wurde als Sohn eines aus Litauen stammenden jüdischen Schuhmachers in Ottakring geboren. Die Herrschaft der Nationalsozialisten beendete seine unbeschwerte Kindheit im Wien der 1930er Jahre. Brauers Vater starb in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte in einem Versteck. Nach dem Krieg schloss sich der junge Brauer zunächst der KPÖ an, wandte sich aber bald enttäuscht von der kommunistischen Bewegung ab.

Gleich nach dem Krieg studierte Brauer bis 1951 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh. Während dieser Zeit gründete er mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Helmut Leherb die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Ab 1947 studierte er zusätzlich Gesang an der Musikschule der Stadt Wien. Zwischen 1951 und 1954 reiste er mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika, was er später im Lied Reise nach Afrika verarbeitete. 1954/55 lebte er als Sänger und Tänzer in Israel und trat 1956 als Tänzer im Raimundtheater in Wien auf. Im Jahr darauf heiratete er die aus Israel stammende Jemenitin Naomi Dahabani in Israel und zog mit ihr nach Paris, wo das Paar als israelisches Gesangsduo Neomi et Arik Bar-Or seinen Lebensunterhalt verdiente. In Paris hatte er seine erste erfolgreiche Einzelausstellung.

Als Brauer 1964 die Pariser Bohème verließ und wieder nach Wien zurückkehrte, genossen die Künstler der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bereits große Popularität, und es gab von 1953 bis 1965 eine Weltwanderausstellung. Neben Wien ist Brauer seit dieser Zeit auch im Künstlerdorf En Hod in Israel ansässig, wo er aus einer Ruine ein künstlerisch gestaltetes Haus schuf. Brauers Lied Glaub nicht an das Winkelmaß und wohn in einem runden Haus resumierte dazu die den Auffassungen Friedensreich Hundertwassers nahestehende Position Brauers in Sachen Architektur. Zu dieser Zeit begann er auch Bühnenbilder für die Wiener Staatsoper (Medea von Luigi Cherubini, 1972; Regie August Everding), das Opernhaus Zürich, das Theater an der Wien und die Pariser Oper (Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, 1977; Regie Horst Zankl, Dirigent Karl Böhm) zu gestalten.

Brauers Gesangskarriere erreichte in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt: Mit seinen Liedern im Wiener Dialekt wie Sie hab’n a Haus baut und Sein Köpferl im Sand („Hinter meiner, vorder meiner“) auf der Langspielplatte Arik Brauer, 1971 (zweimal Gold), oder der Langspielplatte Sieben auf einen Streich 1978 wurde Brauer zu einem der Väter des Austropop, in dessen politisch engagierter Ausrichtung. Seit 2000 tritt er immer wieder mit seinen Töchtern und Elias Meiri als Die Brauers auf.

1986 bis 1997 war Arik Brauer ordentlicher Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

1991 begann er mit der künstlerischen Gestaltung des 1994 fertiggestellten Arik-Brauer-Hauses im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf.

2002 erhielt er den Auftrag der Botschaft Österreichs in Berlin zur Gestaltung des österreichischen United Buddy Bears.

2018 richtete Brauer einen Antisemitismusvorwurf an Flüchtlinge und Muslime („von denen gibt es viele, die hier einwandern und das ist eine Gefahr“). Unter Anspielung auf die „Liederbuch-Affäre“ einer Burschenschaft meinte Brauer: „Wenn mich jemand auf der Straße umbringt, dann ist das ganz bestimmt nicht einer dieser Fechter, die da so ein Lied singen.“ Damit löste er eine öffentliche Debatte über Antisemitismus unter Geflüchteten sowie über die Frage, ob es „gefährliche“ und „ungefährliche“ Antisemiten gibt, aus. Als 2018 das Mauthausen Komitee anlässlich der Internationalen Befreiungsfeier des KZ Mauthausen, zu der gewöhnlich die österreichische Regierung geschlossen erscheint, die FPÖ-Vertreter ausgeladen und sich auf einen Beschluss aus den 1960er-Jahren berufen hatte, kritisierte Brauer diesen Boykott und nannte ihn einen „großen Fehler“. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Oskar Deutsch begrüßte hingegen diese Entscheidung.

Kennzeichnend für das künstlerische Werk Brauers sind die farbenfrohen Flächen, die detaillierte Kleinarbeit und die Einbindung aktueller politischer Ereignisse in Bilder mit traum- und märchenhafter Atmosphäre, wobei Einflüsse von Pieter Bruegel dem Älteren sowie orientalischer Miniaturmalerei zu verzeichnen sind.

Arik Brauer ist Vater von Timna Brauer, Ruth Brauer-Kvam und Talja.

Auszeichnungen

  • 1979: Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst
  • 2002: Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
  • 2011: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
  • 2015: Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk
  • 2018: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • 2019: Fritz-Csoklich-Demokratiepreis

Ausstellungen

  • 2003: Schieß nicht auf die Blaue Blume ...! KunstHausWien, 11. September 2003 – 18. Januar 2004
  • 2009: Arik Brauer und die Bibel – Zum 80. Geburtstag, Dommuseum Wien
  • 2014: Von Generation zu Generation. Die neue Haggada von Arik Brauer, Jüdisches Museum Wien, 22. Jänner 2014 – 9. Juni 2014
  • 2014/15: Arik Brauer - Gesamt.Kunst.Werk Leopold Museum, 14. November 2014 – 16. Februar 2015
  • 2019: Arik Brauer. Alle meine Künste, Jüdisches Museum Wien, 3. April 2019 – 20. Oktober 2019
  • 2019: Arik Brauer. Phantastisch-Realistisch. Ein Lebenswerk, Kunsthalle Erfurt, 4. August 2019 – 27. Oktober 2019

Werke (Auswahl)

Bildende Kunst

  • Vogelfang, 1962
  • Turm aus gebrannter Erde, 1962/63
  • Der Regenmacher vom Karmel, 1964
  • Die Verfolgung des jüdischen Volks, Zyklus, ab 1973
  • Menschenrechte, 1975 (Zyklus von Farbradierungen)
  • Bühnenbilder und Kostüme zur Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart an der Pariser Oper, 1975
  • Mein Vater im Winter, 1983
  • Sesam öffne dich, 1989 (Fernsehspiel mit Tochter Timna Brauer)
  • Arik-Brauer-Haus in Wien 6, Gumpendorfer Straße 134/136, fertiggestellt 1993
  • Fassade der Pfarrkirche Am Tabor in Wien 2, 1996
  • Fassade der Zwi-Perez-Chajes-Schule in Wien 2, Castellezgasse 35 (am Augarten)
  • Fassade des Rathauses in Voitsberg (Steiermark) 2002
  • Schieß nicht auf die blaue Blume, 2003
  • Friedensverhandlung, 2003
  • Adam im Feuerwind, 2003
  • Sommernacht, 2003
Quelle: Wikipedia