Benjamin Blümchen ist eine Hörspiel- und Zeichentrickfigur aus der Feder von Elfie Donnelly. Die Hörspielserie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Hörspielen, die vor allem unter der Regie von Ulli Herzog im Label Kiddinx (früher Kiosk) entstanden.
Produktionsdaten | |
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Titel: | Benjamin Blümchen |
Produktionsland: | Deutschland |
Produktionsjahr: | seit 1977 |
Genre: | Kinderserie |
Folgen: | 144 + Specials |
Produzent: | Jutta Buschenhagen, Gabi Salomon |
Verlag/Label: | Kiddinx |
Mitwirkende | |
Autor: | Elfie Donnelly (Schöpferin), Ulli Herzog †, Vincent Andreas |
Regie: | Ulli Herzog †, Jutta Buschenhagen, Michael Schlimgen |
Musik: | Michael Thilo, Heiko Rüsse |
Sprecher | |
→ Figuren der Serie |
Benjamin (Bartholomäus) Blümchen ist ein anthropomorpher, in diesem Fall sprechender, Elefant aus dem Zoo im fiktiven Neustadt und Protagonist der gleichnamigen Hörspielreihe. Zentraler Bestandteil der Geschichten sind normalerweise Abenteuer, die Benjamin mit seinem zehnjährigen menschlichen besten Freund Otto in und um Neustadt (dem zentralen Ort der Handlung) erlebt; oft übernimmt er dabei einen entsprechenden Beruf und meistert ihn, wie für Kinderhörspiele und -filme üblich, mit Bravour.
Benjamin Blümchen kennt keine Sprachbarrieren. In vielen verschiedenen Folgen kann sich Benjamin neben Menschen verschiedener Herkunft auch mit anderen Elefanten oder anderen Tieren unterhalten, so organisiert er mit Otto in Folge 9 (hat Geburtstag) seinen Geburtstag oder unterhält sich mit einem indischen Elefanten in Folge 70 (Benjamin und Bibi in Indien). Abgesehen von einigen Folgen, z. B. Folge 37 (Der Gorilla ist weg) und 38 (Der Zoo zieht um), in denen Bibi Blocksberg einigen Tieren zur menschlichen Sprache verhilft, ist Benjamin Blümchen das einzige Tier, das die Menschensprache beherrscht. Einen Sonderfall stellt die Folge 48 (bekommt ein Geschenk) dar, in der Benjamin Blümchen den kleinen Elefanten Nuckel, der die Menschensprache spricht, als Geschenk bekommt. Des Weiteren kann seine Frau Leila (in Folge 11, Auf dem Mond; nicht jedoch in Folge 7 Verliebt sich) auch die menschliche Sprache sprechen. Auch Benjamins Verwandte in Afrika beherrschen die menschliche Sprache, allerdings nur Swahili (Folge 4, In Afrika). In ebendieser Folge (im Gegensatz zu späteren) beherrscht allerdings Benjamin Blümchen die Elefanten- oder gar Tiersprache nicht.
Von 2003 bis 2010 war Benjamin Blümchen das Markenzeichen des Centro-Parks in Oberhausen.
Die Figuren bei Benjamin Blümchen | |||||||
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Figur | Sprecher | Beschreibung | |||||
Benjamin Blümchen |
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Hauptfigur; anthropomorpher Elefant | |||||
Otto |
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Benjamins bester menschlicher Freund (10 Jahre alt), er ist meistens bei seinem Freund im Elefantenhaus. Seine Eltern spielen zum Beispiel in der Folge Der Skiurlaub mit. In einigen Folgen erfährt man, dass Ottos Vater Ottokar, die Mutter Ortrud (Folge 111) und seine Schwester Otilie (Folge 6) heißen. | |||||
Theodor Tierlieb |
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Zoodirektor und guter Freund Benjamins. Da der Zoo fast immer zu wenig Geld hat, muss Benjamin seinem Direktor oft helfen, um an Einnahmen zu kommen.
Zoodirektor Tierlieb ist ein begnadeter Klavierspieler. Vor allem Beethovens Opus 129 (Wut über den verlorenen Groschen) hört man ihn oft aus seinem Haus spielen. | |||||
Karl |
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Tierpfleger/Zoowärter des Zoos. Karl ist ein guter Freund Benjamins und bringt ihm sein Lieblingsfutter: Zuckerstückchen. Außerdem ist er der Fußballtorwart des Neustädter SC (Folge 19). | |||||
Karla Kolumna |
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Rasende Reporterin der Neustädter Zeitung. Sie stammt ursprünglich aus Berlin (Folge 21), ist ledig (Folge 52), spricht schnell und hat ständig neue Ideen für Überschriften ihrer Artikel. Dabei nimmt sie es mit der Wahrheit zugunsten einer Schlagzeile nicht immer genau. Sie benutzt gerne Diminutive beim Reden oder Anreden von Personen, so nennt sie den Bürgermeister gerne Bürgermeisterchen. | |||||
Bürgermeister Bruno Dafke, Bürgermeister Sperling |
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Bürgermeister der Stadt. Die Bürger Neustadts sind zwar ständig auf ihn sauer, aber Benjamin hilft ihm oft aus der „politischen Klemme“. In der Folge Benjamin Blümchen als Bürgermeister vertritt Benjamin ihn. In der Folge Benjamin Blümchen auf dem Baum wird der Bürgermeister Dafke genannt, in der Folge Benjamin Blümchen hat Geburtstag heißt der Bürgermeister aber Sperling. In den Bibi-Blocksberg-Folgen Die Wahrsagerin, Die Piraten und Der verhexte Kalender sagt er, dass er Bruno Preßsack heißt, in der Folge Das Lufttaxi nennt er seinen Namen ebenfalls mit Bruno. | |||||
Sekretär Paul Pichler (auch Palle Pichler) |
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Der Sekretär des Bürgermeisters. Er hält zu seinem Chef, wird von diesem aber meistens schikaniert und herumgescheucht. | |||||
Stadträtin |
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Die Stadträtin von Neustadt, hilft dem Bürgermeister oft schwierige Entscheidungen zu fällen. In Folge 51 (Der Weihnachtsabend) kommt sie in den Zoo und singt mit Benjamin und seinen Freunden Weihnachtslieder | |||||
Erwin Erzähler |
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Er spricht als Beobachter die Folgen. In einigen Folgen durchbricht er die vierte Wand und redet mit den Figuren wie z. B. in Benjamin Blümchen kauft ein, Benjamin Blümchen träumt oder Wo ist Otto?. | |||||
Bibi Blocksberg |
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Eigentlich eigene Serien-Heldin von Elfie Donnelly. Sie ist eine kleine, gutherzige Hexe und hilft Benjamin und Otto gelegentlich, wie in der Folge Der Zoo zieht um. | |||||
Baron von Zwiebelschreck |
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Der schwerreiche Baron von Zwiebelschreck wohnt mit seinem Butler Johann in einer Villa neben dem Zoo. Er hat mehrere ausgefallene Hobbies, wie Ballonfahren und ist außerdem Ehrenbürger und Gönner von Neustadt. |
Für die Namen ihrer Figuren wählt Elfie Donnelly häufig Alliterationen. Die Nachnamen beziehen sich meistens auf die spezifische Eigenschaft oder den Beruf der Person, wie bei Karla Kolumna (Reporterin), Bibi Blocksberg (auf dem Blocksberg (Brocken) warten der Sage nach in der Walpurgisnacht die Hexen auf die Ankunft des Teufels), Theodor Tierlieb (Zoodirektor) oder Waldemar Waldmann (Förster in Folge 76). Erwin Erzähler durchbricht in einigen Folgen die vierte Wand und wird durch die Interaktion mit den Figuren selbst Teil der Geschichte.
Die Serie wurde in den über 40 Jahren ihrer Existenz einigen Wandlungen unterworfen. Zum einen hat sich das Sprecherteam nachhaltig geändert. Bis 1993 waren bis auf die Rolle des Otto (die zweimal geändert wurde, da die jeweiligen männlichen Sprecher in den Stimmbruch kamen und dadurch zu erwachsen klangen, und für die letztendlich mit Katja „Kay“ Primel eine weibliche Stimme gewählt wurde) alle Sprecher weitgehend gleich geblieben (mit Ausnahme einiger Änderungen in den ersten Folgen). 1994 verstarb dann aber Edgar Ott als Benjamin Blümchen, 1998 Joachim Nottke (Erzähler), und 2010 Heinz Giese (Bürgermeister). „Herr Tierlieb“, Hermann Wagner stieg aus Altersgründen aus und starb 1999, so dass von der „Stammformation“ der 80er Jahre nur noch Till Hagen (Wärter Karl) und Katja Primel (Otto) verblieben. Bei der 2013 verstorbenen Gisela Fritsch (Karla Kolumna) war zu beobachten, dass ihre Rolle aufgrund ihrer älter werdenden Stimme weniger aufgedreht als in den frühen Folgen angelegt war.
Ein weiterer Faktor, der sich über die Jahre gewandelt hat, ist die Charakterzeichnung, insbesondere von Benjamin und Otto. In den ersten Folgen sind sie noch deutlich erwachsener und weniger kindisch, zudem scheinen sie auch mehr zu wissen als in den späteren Folgen und auch die Themenauswahl in den späteren Folgen ist eine andere. In den ersten Folgen dominieren eindeutig „Berufsfolgen“, die ab etwa Folge 80 kaum noch zu finden sind.
Bei den inhaltlichen Änderungen hat vor allem auch die Änderung der Autorenschaft eine Rolle gespielt, da Erfinderin Elfie Donnelly nur bis Folge 65 an der Serie mitarbeitete.
Besonders in den frühen Folgen gibt es eine Menge ständig wiederkehrender Elemente, teilweise eher humoristischer Natur. Dazu gehören etwa:
Die Serie Benjamin Blümchen teilt sich ein Serienuniversum mit den Serien Bibi Blocksberg, Bibi und Tina und Elea Eluanda. Mit der Serie Bibi Blocksberg hat sie den Handlungsort Neustadt gemein und die Nebenfiguren Karla Kolumna, der Bürgermeister und sein Sekretär Pichler, sowie Baron von Zwiebelschreck treten in beiden Serien auf. Gastauftritte der Figur Bibi Blocksberg gibt es in mehreren Folgen. Außerdem werden die Hauptfiguren der jeweils anderen Serie gelegentlich erwähnt.
Die gleichnamige Trickfilmreihe hat ihren eigenen Aufbau und läuft erfolgreich in zahlreichen Ländern. Neben den knapp halbstündigen Serienfolgen existieren mehrere Langfilme von 45 Minuten Länge. Dabei tritt der Rabe Gulliver (gesprochen von Wolfgang Ziffer) als Ersatz für den Erzähler aus den Hörspielen in Erscheinung. Es gibt drei Staffeln, die erste mit 13 Folgen (sowie vier Langfolgen und einer Sonderfolge) entstand unter der Regie von Gerhard Hahn. Die zweite und dritte Staffel mit jeweils 26 Folgen wurden von A-Film in Dänemark hergestellt. Während die Folgen der 90er die Hörspiel-Vorlagen fast genau nacherzählen, haben die Folgen der 2. und 3. Staffel mit den Hörspielen oft nur den Namen und die groben Handlungsstränge gemeinsam. Während z. B. in der Hörspielfolge als Lokomotivführer noch eine Gruppe von Menschen transportiert wurde, wird in der Trickfilmserie die Lokomotive zur Reparatur in eine entfernte Werkstatt befördert.
Im August 2019 wurde der Kinofilm Benjamin Blümchen veröffentlicht. Neben Benjamin sind auch Otto, Karla, Karl, Herr Tierlieb, der Bürgermeister und Herr Pichler zu sehen.
Die gesamte Hörspielserie erhielt bisher 99 Mal Gold und 122 Mal Platin. Die kommerziell erfolgreichsten Folgen waren die Folge 6 (Benjamin Blümchen und die Schule) und die Folge 21 (Benjamin Blümchen als Weihnachtsmann): Beide erhielten je 5 Mal Gold, wurden also jeweils 1.250.000 Mal verkauft.
Der Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier geht in einem Artikel für Aus Politik und Zeitgeschichte (Bundeszentrale für politische Bildung) der Frage nach, wie die Hörspielreihen Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg den Sozialisationsprozess von Kindern beeinflussen.
Seiner Ansicht nach wollen sie wohl explizit politische Inhalte vermitteln. Dabei befördern sie die Entwicklung politisch mündiger Bürger aber nicht, sondern behindern sie eher. Der Bürgermeister ist inkompetent, egoistisch und insgesamt eine lächerliche Figur, die Polizisten treten militärisch auf, als ebenfalls inkompetente und lächerliche Handlanger des Bürgermeisters. Die Hörspielfiguren und die Reporterin Karla Kolumna stehen hingegen stets für das Gute. Dem Grundmuster nach beschließt der Bürgermeister etwas, das ihn persönlich oder seine Freunde auf Kosten der Allgemeinheit bevorteilt. Die Hörspielfiguren und die Reporterin klären die Bürger auf, sodass der Bürgermeister (abermals unter Umgehung des Stadtrats) das „Richtige“ als eigene Idee vorstellt und realisiert.
Strohmeiers Fazit: „Die ‚richtigen‘ politischen Positionen bzw. Verhaltensweisen sind ökologisch, postmaterialistisch, basisdemokratisch, kritisch, zivilcouragiert, pazifistisch, sozial, antikapitalistisch, egalitär, tendenziell anarchisch bzw. antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ; mit anderen Worten: ‚links‘ der politischen Mitte (linksliberal bis linksalternativ).“ Es sei zu begrüßen, dass den Hörspielreihen zufolge Medien und Bevölkerung Einfluss auf politische Willensbildungsprozesse nehmen können. „Äußerst bedenklich ist allerdings die Darstellung, dass die Medien zusammen mit den Neustädter Bürgern (und natürlich den Hörspielhelden) im Gegensatz zu Politik, Polizei und Wirtschaft grundsätzlich auf der ‚richtigen Seite‘ stehen, sich diese Seite stets durchsetzen kann und politische Entscheidungen in der Regel nicht demokratisch getroffen werden.“
Der Politikdidaktiker Oliver Emde kommt zu gegensätzlichen Ergebnissen. In einem Beitrag zu einem einschlägigen Sammelband kontextualisiert er die Figuren in ihrer Entstehungszeit und sieht „unkonventionelle Partizipationen“ als besonderes Angebot der Hörspielserie. Er analysiert das Herrschaftsverständnis der Autorin, der er durchgehend eine kritische Haltung gegenüber einer institutionalisierten Ordnung als Herrschaftsordnung attestiert. Strohmeiers Kritik verkenne die Potentiale des Hörspiels für eine politische Sozialisation von Kindern. Gerade die immer wieder thematisierten Konflikte vermittelten ein lebendiges Bild von Demokratie.