Bro’Sis [ˈbɹəʊsɪs] (Kurzwort aus „Brothers and Sisters“, dt. Brüder und Schwestern) war eine deutsche R&B- und Popband, ursprünglich bestehend aus Ross Antony, Hila Bronstein, Shaham Joyce, Faiz Mangat, Indira Weis und Giovanni Zarrella. Die Band ging im Jahr 2001 aus der zweiten deutschen Staffel der von Tresor TV produzierten und von RTL II ausgestrahlten Band-Castingshow Popstars hervor. Sie verkaufte über vier Millionen Tonträger. Die nach Austritt eines Mitgliedes verbliebenen fünf Bandmitglieder trennten sich Anfang 2006 und widmeten sich ihren Solokarrieren. Die Managerin der Band war Anja Lukaseder.

2001: Gründung bei Popstars

Im Sommer 2001 startete die zweite Staffel von Popstars, in der diesmal eine R&B-Band gesucht wurde. „Musikalisch hatte ich die Fugees im Kopf. Das zu bewerkstelligen erwies sich als schwer, weil es die amerikanische Hip-Hop Realität in Deutschland nicht gibt. Wir mussten also ein solches Konzept auf die deutsche Wirklichkeit adaptieren.“, meinte Popstars-Produzent Holger Roost-Macias rückblickend.

Nachdem in der ersten Staffel eine reine Girlgroup gecastet wurde, war dies das erste Mal, dass männliche Bewerber bei Popstars zugelassen wurden. 10.947 Kandidaten erschienen vom 27. Juli bis zum 31. August 2001 zu den Castings in Frankfurt am Main, Köln, Berlin, Stuttgart, Hamburg und München und stellten sich dem Urteil der Jury, die aus dem Choreographen Detlef „D!“ Soost, dem Musikproduzenten Alex Christensen sowie der Sängerin und Radiomoderatorin Noah Sow bestand. Nach verschiedenen Recalls und Re-Recalls entschieden sich die Jurymitglieder und der Vocalcoach Artemis Gounaki in der so genannten „Flughafen-Show“ in Düsseldorf für 33 Kandidaten, die nach Ibiza (Spanien) reisen durften, um dort im Club Punta Arabi in einem zweiwöchigen Workshop in Singen, Tanzen und Fitness ausgebildet zu werden. Am Ende blieben drei weibliche und fünf männliche Kandidaten übrig, die in ein Loft in München einzogen, um dort weiter gemeinsam zu trainieren und Lieder aufzunehmen.

Nachdem RTL II zuvor aufrief Vorschläge für den Bandnamen zu machen, richtete der Sender eine Umfrage für den Namen der Gruppe aus, wobei man in einem Internet-Voting für einen aus drei Vorschlägen – „Bro’Sis (Brothers and Sisters)“, „The Gang“ oder „Nubiz“ stimmen konnte. Die Fernsehzuschauer entschieden sich mehrheitlich für den Bandnamen Bro’Sis. Dieser wurde am 28. Oktober 2001 bekannt gegeben.

In einer Sondersendung am 11. November 2001 verkündeten die Jurymitglieder Soost und Christensen, dass Ross Antony, Hila Bronstein, Shaham Joyce, Faiz Mangat, Verena „Indira“ Weis und Giovanni Zarrella als Bandmitglieder ausgewählt wurden.

Am 13. November 2001 wurde die Band 300 Journalisten im Münchener Club „Stars“ vorgestellt, wo sie die Lieder I Believe, Do You und Gimme Some Lovin’ aufführten.

Am 1. Dezember 2001 hatte das Sextett seinen ersten öffentlichen Auftritt bei The Dome in der Kieler Ostseehalle vor 14.000 Fans. Hier endete die Begleitung der Band durch die Sendung Popstars.

Ab 2008: Gescheiterte Comeback-Pläne

Nachdem Ross Antony Anfang des Jahres 2008 die Sendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! gewann und Giovanni Zarrella mit Wundervoll, dem Titellied der Doku-Soap Jana Ina & Giovanni – Wir sind schwanger, einen Top 10-Hit landen konnte, gab es Pläne zu einem Comeback der Band. Zu den Plänen äußerte sich Zarrella: „Wenn es noch mal was gemeinsam gibt, dann wie ein Knall, ein Album, eine Tour – und das war’s endgültig.“ Die Bandmitglieder trafen sich im November 2008. Bei der Sendung Die ultimative Chartshow schilderte Antony am 21. November 2008 den Verlauf des Treffens: „Bei Bro’Sis wird es kein Comeback geben. Wir haben uns vor zwei Wochen getroffen. Wir haben uns super verstanden und wir sind eigentlich gute Freunde geworden. Und wir haben gesagt nach 4, 5 Jahren lassen wir es mit Erfolg enden und wollen nicht immer weiter versuchen wie viele andere Bands. Unsere Zeit war damals.“

Im Januar 2010 veröffentlichte Giovanni Zarrella gemeinsam mit Ross Antony im Rahmen seiner Doku-Soap Jana Ina & Giovanni – Pizza, Pasta & Amore als Duo die Single I Can’t Dance Alone.

Stil

Musik

Bro’Sis war eine R&B-HipHop-Pop-Formation. Für die Auswahl der Lieder war bei allen drei Alben der Artist & Repertoire Manager Nik Hafemann zuständig. Dieser suchte nach eigener Aussage „die Stücke, die dem Image der Band gerecht werden und ihre Identität widerspiegeln. Bei den No Angels war das für mich R&B-Pop, bei Bro’Sis R&B-Funk.“

Für das erste Album Never Forget (Where You Come From) zeigten sich neben Alex Christensen weitere deutsche Produzenten wie Toni Cottura, Thorsten Brötzmann, Syndicate Music und Marc Mozart verantwortlich.

Das zweite Album Days of Our Lives blieb musikalisch dem Stil des Debütalbums treu. Es enthält unter anderem das Lied Get Me Some, welches auch von der australischen Boygroup Mercury 4 aufgenommen wurde, die in ihrer Heimat einen Nummer-5-Hit landen konnte.

Mit dem dritten Album Showtime fand eine musikalische Veränderung statt. Es erzielte positive Kritiken, in denen der neue Sound der Band mit dem der frühen Black Eyed Peas verglichen wurde. Geschrieben und produziert wurde die erste Single U Build Me Up von Fredrik „Fredro“ Odesjo, der schon für Dannii Minogue und Billy Crawford gearbeitet hatte. Das auf dem Album enthaltene Stück Lie About Us wurde später auch als Duett von Avant und Nicole Scherzinger veröffentlicht.

Texte

Bro’Sis hatte hauptsächlich englischsprachige Texte. Nur zum Lied Attentione steuerte Zarrella italienische Strophen mit bei. Thematisch handeln die Lieder vor allem von Liebe und Partnerschaft sowie von Selbstfindung. Zudem gehören Partylieder zum Repertoire der Band, Hot Temptation beispielsweise. Auch die Band-Mitglieder wirkten an einigen Texten mit. So ist Peace of Soul eine abgeänderte Version des von Indira selbst geschriebenen Liedes Mein Glück, das sie bei Popstars kurz vor der Entscheidung, wer es in die Band schaffen würde, vorstellte. Antony schrieb an der B-Seite Too Good to Be True mit. Während die oben genannten Lieder nur auf den Singles der Band erschienen, waren erst auf dem dritten Album Eigenkompositionen zu hören. Mangats Lied Funk You stellt eine Abrechnung mit der ausgeschiedenen Indira und den Kritikern der Band dar und Wanna Be Free ist das Ergebnis geschlossener Bandarbeit.

Öffentliche Wahrnehmung

Bro’Sis war eine Gruppe, die zu Beginn stark polarisierte. Während es zum einen dank der Sendung Popstars ein großes öffentliches Interesse an der Band gab, sahen die Kritiker in ihr ein Produkt des Reality-TV-Zeitalters. Diese Situation wird auch durch ein Zitat des Toten-Hosen-Mitglieds Campino kurz nach Veröffentlichung der Debütsingle deutlich: „Es ist pervers, dass diese Bro’Sis 800.000 Platten in einer Woche verscherbeln. Aber ich möchte nicht darüber jammern, die Leute da draußen kriegen, was sie verdienen.“

Bei der Gründung wurde Wert drauf gelegt, dass sich die Band musikalisch und imagemäßig von den No Angels, den Siegern der ersten Staffel, unterscheidet. Während sich die No Angels glamourös gaben, wollte man für Bro’Sis, laut einem Zitat des Jury-Mitglieds Detlef „D!“ Soost, einen „roughen Street-Style“. Um der Zielgruppe, die vorwiegend aus jungen Mädchen bestand, ein hohes Identifikationspotenzial mit der Band zu bieten, wurde sie mit unterschiedlichen Identifikationsfiguren besetzt. So galt Indira als die humorvolle Halbinderin, Ross Antony als der einfühlsame Brite, Shaham Joyce als der coole Rapper, Faiz Mangat als der Clown, Giovanni Zarrella als der italienische Mädchenschwarm und Hila Bronstein als das israelische Küken der Band.

Doch die Glaubwürdigkeit des Bandimages wurde wegen der überwiegenden Popeinflüsse und der Kommerzialität der Band in Frage gestellt. „Es ist Popmusik, und wir stehen dazu. Wir haben ja nie gesagt, dass wir die Hardcore-R&B-Ghetto-Band sind. Wir stehen auch dazu, in den Charts zu stehen und bekennen uns zu einer – ja: – gewissen Kommerzialität. Und für 'I Believe' müssen wir nicht zwischen brennenden Mülltonnen rumlungern, damit der Song credibel rüberkommt. Er hat eine sehr einfache Message, wir sagen ja nicht 'Leute, wacht auf!' oder so etwas.“ erklärte Indira das anfängliche Image der Band. Auch das öffentliche Bild der Bandmitglieder wurde dem einheitlichen Gruppenbild angepasst. So verschwieg man am Anfang die Homosexualität von Ross Antony und sein Alter wurde drei Jahre jünger angegeben, damit Hila Bronstein und er nicht so weit auseinander liegen. Um das Image als „rüpeliger Rapper“ nicht zu gefährden, wurde Shaham Joyce, als er eine Beziehung einging, vom Management um Diskretion gebeten, da seine Partnerin keine bekannte Persönlichkeit war.

Die Band stand zudem im direkten Vergleich zu den No Angels, an deren konstanten Erfolg Bro’Sis nicht anzuknüpfen vermochte. Dieses gelang höchstens bis 2002, als die Band mehrere Top-10-Platzierungen in den deutschen Hitparaden erreichte und wichtige Musikpreise gewann. Als Deutschland sucht den Superstar 2003 zum Massenphänomen wurde und alle großen Sender begannen, nach Gesangstalenten zu suchen, ließ auch der Erfolg von Bro’Sis spürbar nach. Ihr zweites Album Days of Our Lives hielt sich nur sechs Wochen in den deutschen Albumcharts und ihre Single V.I.P., die erste Single nach der Trennung von Indira, stieg zwar in Deutschland auf Platz 19 ein, blieb jedoch in den österreichischen und Schweizer Charts außen vor.

Nach den Misserfolgen beschloss die Band, ihre Identität neu auszurichten. Sie wollte nun als glaubwürdige R&B-HipHop-Pop-Formation verstanden werden und mit dem Album eine Weiterentwicklung beweisen. Dies sollte durch eine erwachsenere und stärker R&B-lastige Musik geschehen. Auch präsentierten die Bandmitglieder sich erstmals als Songwriter. „Wir wollten die Vergangenheit weitgehend hinter uns lassen und neu starten, uns quasi neu erfinden.“, erläuterte Faiz Mangat die gesteckten Ziele für das dritte Album Showtime. Auch Hila Bronstein gab sich euphorisch: „Mit dieser Platte werden wir uns freikämpfen und unseren eigentlichen musikalischen Stil zu hundert Prozent durchsetzen. Unser Hauptziel ist es, dass die Leute uns anerkennen für das, was wir eigentlich sind.“ Eigener Anspruch und Kritikerwohlwollen standen jedoch in Kontrast zu den Verkaufszahlen, was faktisch gesehen das Ende der Band besiegelte.

2001

  • Goldener Pinguin: Newcomer des Jahres

2002

  • Bravo Otto (Gold): Shooting Star Act
  • Radio SAW „Mega Ei“ Award Platz 1 & 2 der Hörercharts
  • Goldene Europa Newcomer des Jahres
  • Comet: Newcomer National (Zuschauerpreis)
  • Bambi: Best Pop National
  • Top of the Pops Award (Deutschland) Best Newcomer Germany
  • Top of the Pops Award (Litauen) Best Newcomer Germany
Quelle: Wikipedia