[[Datei:ChristophWaltz82AAMar10.jpg|thumb|Christoph Waltz bei der Oscarverleihung 2010]]
'''Christoph Waltz''' (* 4. Oktober 1956 in Wien) ist ein österreichisch-deutscher Schauspieler.
== Leben ==
Waltz ist der Sohn des Bühnen- und Kostümbildnerehepaares Johannes Waltz und Elisabeth Urbancic; seine Mutter war Österreicherin, sein Vater Deutscher. Er entstammt einer Theaterfamilie: bereits seine Großeltern mütterlicherseits, Maria Mayen und Emmerich Reimers, waren als Schauspieler am Burgtheater tätig. Sein Urgroßvater mütterlicherseits war der aus Altona stammende Schauspieler Georg Reimers.
=== Privatleben ===
Aus einer früheren Ehe mit einer US-Amerikanerin stammen drei Kinder. Er ist mit einer Kostümbildnerin verheiratet. Aus der Beziehung entstammt eine weitere Tochter. Er wohnte 2009 in London und Berlin. Mittlerweile (2013) lebt er überwiegend in Los Angeles und Berlin, wo er seinen Hauptwohnsitz hat.
=== Staatsbürgerschaft ===
Waltz selbst versteht sich als Österreicher. Im August 2010 kam es in den österreichischen Medien zu einer Debatte über seine Nationalität, als bekannt wurde, dass er die deutsche, aber nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besaß. Da sein Vater Deutscher war, erhielt auch Waltz als Abkömmling nach seiner Geburt in Wien dessen Staatsangehörigkeit. Er zeigte sich von Spekulationen um seine Staatsbürgerschaft irritiert; auf Journalistenfragen äußerte er dazu, er fühle sich als Österreicher, die deutsche Staatsbürgerschaft sei lediglich eine juristische, staatsbürgerliche Nebensächlichkeit:
"Ich bin in Wien geboren, ich bin in Wien aufgewachsen, ich bin in Wien zur Schule gegangen, ich habe in Wien Matura gemacht, ich habe in Wien studiert, ich habe in Wien mein Berufsleben begonnen, ich habe in Wien zum ersten Mal Theater gespielt, ich habe in Wien zum ersten Mal gedreht, es gibt noch ein paar Wiener Details. Wie österreichisch wollen Sie es denn noch haben?"
Christoph Waltz, zitiert nach wien.orf.at
Am 24. August 2010 genehmigte die österreichische Bundesregierung im Ministerrat auch die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Waltz. Im Herbst 2010 fand die Verleihungszeremonie durch die Stadt Wien statt.
In der US-Comedyshow ''Saturday Night Live'' ging Waltz 2013 erneut auf das Thema ein:
"Ich bin nicht Deutscher, ich bin Österreicher. Und wir Österreicher haben einen wunderbaren Sinn für Humor. Die Deutschen nicht so."
Christoph Waltz, zitiert nach spiegel.de
== Karriere ==
=== Anfänge ===
Als Schüler besuchte er das Theresianum im Wiener Gemeindebezirk Wieden und das Gymnasium Billrothstraße in seinem Heimatbezirk Döbling, wo er auch maturierte. Ursprünglich wollte Waltz Kameramann werden, da ihn die Technik interessierte. Seiner eigenen Aussage nach sei er nur ''mangels anderer Ideen zum Film gekommen.'' Später studierte er Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar und am Lee Strasberg Theatre Institute in New York. 1977 stand er erstmals in seiner Heimatstadt auf der Theaterbühne. Es folgten Theater-Engagements in Zürich und Köln, er spielte außerdem in Frankfurt am Main, Hamburg, Salzburg und Wien. 1982 erhielt er den renommierten O.E. Hasse-Preis. Seit Ende der 1970er Jahre wirkte er in zahlreichen Fernseh- und auch Kinofilmen mit und übernahm Episodenrollen in den Krimiserien ''Derrick'', ''Der Alte'', ''Schimanski'', ''Kommissar Rex'', ''Polizeiruf 110'', ''Rosa Roth'', ''Unter Verdacht'', ''Der letzte Zeuge'', ''SOKO Rhein-Main'' und ''Stolberg''.
=== Theater und Fernsehlaufbahn ===
Ende der 1980er-Jahre sollte Waltz die Rolle des Wiener ''Tatort''-Ermittlers ''Inspektor Passini'' übernehmen, sein Engagement kam jedoch nicht über eine Folge hinaus.
Obwohl er in der Vergangenheit überwiegend fürs Fernsehen arbeitete, stand Waltz immer wieder auch für internationale Produktionen vor der Kamera, drehte fürs französische, australische und britische Fernsehen. Anfang der 1990er Jahre spielte er neben Ian Richardson in der Miniserie ''Der große Reibach'' (''The Gravy Train'', ''The Gravy Train Goes East''), einer Politsatire um die Brüsseler Bürokratie in Zeiten neu aufbrechender Absatzmärkte in Osteuropa, den jungen EU-Beamten ''Dorfmann'', der sich mit Verve und großem Idealismus den Herausforderungen seiner neuen Tätigkeit stellt. In Krzysztof Zanussis Film ''Leben für Leben'' über den Minoritenpater Maximilian Kolbe verkörperte Waltz 1991 einen entflohenen KZ-Häftling, der mit Schuldgefühlen kämpft. Mit ''Die Farbe des Lebens'' (''Our God's Brother'') folgte 1997 eine weitere Zusammenarbeit mit dem polnischen Regisseur. 1993 übernahm Waltz in Tom Toelles Historien-Zweiteiler ''König der letzten Tage'' den Part des Täufers Jan van Leiden. 1995 gehörte er zur Darstellerriege der international besetzten Fernsehproduktion ''Katharina die Große'' mit Catherine Zeta-Jones in der Titelrolle. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er zunächst als Roy Black in der Verfilmung von dessen Lebensgeschichte und, ebenfalls unter der Regie Peter Keglevics, in der Rolle des gewieften wie skrupellosen Entführers in ''Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker''.
Für seine darstellerische Leistung in ''Du bist nicht allein – Die Roy Black Story'' wurde er 1996 mit einem Sonderpreis bei den Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels und 1997 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
2002 erhielt er gemeinsam mit Regisseur Peter Keglevic und den Schauspieler-Kollegen Sebastian Koch und Tobias Moretti für die Verfilmung der Entführung des Industriellensohns Richard Oetker, ''Der Tanz mit dem Teufel'', den Adolf-Grimme-Preis.
Im Jahr 2000 führte Waltz erstmals selbst Regie bei dem Fernsehfilm ''Wenn man sich traut'', dessen Drehbuch er auch mitverfasste.
=== Internationaler Durchbruch ===
[[Datei:ChristophWaltzCannesMay09 retouched.jpg|miniatur|rechts|Christoph Waltz 2009 in Cannes]]
2009 spielte Waltz den SS-Standartenführer Hans Landa in Quentin Tarantinos Film ''Inglourious Basterds''. Tarantino hatte sich nach einem Casting für Waltz als Darsteller entschieden, da Waltz als einziger der Vorsprechenden Gedichte in jeder gewünschten Sprache vortragen konnte. Für die Rolle des Hans Landa erhielt Waltz 2009 und 2010 mehrere Auszeichnungen als ''Bester Nebendarsteller'', darunter den Golden Globe Award, den Screen Actors Guild Award, den British Academy Film Award und den Oscar. Damit wurde 48 Jahre nach Maximilian Schell, der 1962 den Oscar als ''Bester Hauptdarsteller'' für ''Das Urteil von Nürnberg'' gewann, erstmals wieder ein deutschsprachiger Schauspieler von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences geehrt. Bereits im Mai 2009 war Waltz mit dem Preis für den besten Darsteller bei den 62. Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet worden.
[[Datei:Christoph Waltz 2013 Django avp.jpg|thumb|150px|links|Christoph Waltz im Jahr 2013 bei der Premiere von ''Django Unchained'' in Paris]]
Nach dem Erfolg von ''Inglourious Basterds'' wurde der Schauspieler für weitere US-Produktionen verpflichtet, so verkörperte er in der Comic-Verfilmung ''The Green Hornet'' den Bösewicht ''Chudnofsky'' und war in dem im April 2011 angelaufenen Streifen ''Wasser für die Elefanten'' als ein Zirkusdirektor zu sehen.
Im März 2010 gab 20th Century Fox bekannt, dass Waltz die Regie für den Film ''Auf und davon'' übernehmen wird, an dessen Drehbuch er auch mitarbeitete. Der Film handelt vom Geschäft mit Liebesgefühlen, ein Thema, das Christoph Waltz laut Eigenaussage schon mehrere Jahre im Visier gehabt hat, und basiert lose auf dem gleichnamigen Roman von Meike Winnemuth und Peter Praschl. Außerdem spielte Waltz einen der vier Hauptdarsteller in der Adaption des Theaterstücks ''Der Gott des Gemetzels'' durch Roman Polanski.
2012 stand Waltz für Tarantinos Film ''Django Unchained'' vor der Kamera. In dem Western spielt er den deutschen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz. ''The Hollywood Foreign Association'' nominierte Waltz für einen Golden Globe in der Kategorie „Best Supporting Actor“, den er am 13. Januar 2013 erhielt. Damit gewann Waltz zum zweiten Mal in einer von Tarantino besetzten Rolle den Golden Globe als bester Nebendarsteller. Auch gewann Waltz für diese Rolle seinen zweiten Oscar. Christoph Waltz ist erst der zweite Schauspieler seit Dianne Wiest, der seine beiden Oscars Filmen ein und desselben Regisseurs (Quentin Tarantino) verdankt. Bei Dianne Wiest war es Woody Allen.
Am 16. Februar 2013 durfte Christoph Waltz als erster deutschsprachiger Gastgeber durch die legendäre US-amerikanische Comedyshow Saturday Night Live führen.
=== Zukünftige Projekte ===
In Mike Newells Film ''Reykjavik'', der ab März 2013 gedreht werden soll, wird Waltz Michail Sergejewitsch Gorbatschow verkörpern.
== Auszeichnungen (Auswahl) ==
* 1982
** O.E. Hasse-Preis durch die Berliner Akademie der Künste
* 1996
** Sonderpreis für darstellerische Leistung bei den Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels für ''Du bist nicht allein – Die Roy Black Story''
* 1997
** Bayerischer Fernsehpreis für die Darstellung des Roy Black in ''Du bist nicht allein – Die Roy Black Story''
* 2002
** Adolf-Grimme-Preis: ''Fiction/Entertainment'' in ''Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker''
* 2003
** Deutscher Fernsehpreis für ''Jagd auf den Flammenmann'' in der Kategorie ''Bester Schauspieler Nebenrolle''
* 2004
** Adolf-Grimme-Preis ''Fiction/Entertainment'' in ''Dienstreise – Was für eine Nacht''
* 2009
** Internationale Filmfestspiele von Cannes: ''Bester Darsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Bambi in der Kategorie ''Schauspieler International'' für ''Inglourious Basterds''
** Austin Film Critics Association: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Boston Society of Film Critics Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Chicago Film Critics Association Award: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Dallas-Fort Worth Film Critics Association Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Florida Film Critics Circle Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Hollywood Film Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Los Angeles Film Critics Association Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** New York Film Critics Circle Award: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Satellite Award: ''Bester Nebendarsteller'' in'' Inglourious Basterds''
** Southeastern Film Critics Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** San Diego Film Critics Society Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Las Vegas Film Critics Society Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Phoenix Film Critics Society Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Toronto Film Critics Association Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Washington DC Area Film Critics Association Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
* 2010
** Kansas City Film Critics Circle Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** National Society of Film Critics Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Broadcast Film Critics Association Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Golden Globe Award: ''Bester Nebendarsteller – Drama'' in ''Inglourious Basterds''
** British Academy Film Award: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Oscar: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Online Film Critics Society Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Central Ohio Film Critics Association: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Central Ohio Film Critics Association: ''Bestes Schauspielensemble'' in ''Inglourious Basterds'' (mit dem restlichem Cast)
** Screen Actors Guild Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Screen Actors Guild Awards: ''Bestes Schauspielensemble'' in ''Inglourious Basterds'' (mit dem restlichem Cast)
** Vancouver Film Critics Circle Award: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglourious Basterds''
** Empire Awards: ''Bester Schauspieler'' in ''Inglourious Basterds''
** Romy: ''Beliebtester Schauspieler''
** Jupiter: ''Bester Darsteller international''
** Santa Barbara International Film Festival: ''Cinema Vanguard Award''
* 2011
** Boston Society of Film Critics Awards: ''Bestes Schauspielensemble'' in ''Der Gott des Gemetzels''
** Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
* 2012
** Austin Film Critics Association: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Django Unchained''
** San Diego Film Critics Society Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Django Unchained''
* 2013
** Oscar: ''Bester Nebendarsteller in ''Django Unchained''
** Golden Globe Award: ''Bester Nebendarsteller – Drama'' in ''Django Unchained''
** BAFTA Award: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Django Unchained''
** Central Ohio Film Critics Association: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Django Unchained''
=== Nominierungen ===
* 1997: Goldener Löwe: ''Bester Schauspieler'' in ''Du bist nicht allein – Die Roy Black Story''
* 2010: Saturn Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Inglorious Basterds''
* 2010: MTV Movie Awards: ''Bester Bösewicht'' in ''Inglorious Basterds''
* 2011: MTV Movie Awards: ''Bester Bösewicht'' in '' The Green Hornet''
* 2011: Satellite Awards: ''Bester Nebendarsteller'' in ''Der Gott des Gemetzels''