Claudine Georgette Longet (* 29. Januar 1942 in Paris) ist eine französische ehemalige Sängerin und Schauspielerin, die in den 1960er Jahren an der Seite ihres damaligen Ehemanns Andy Williams zunächst im Fernsehen zu einiger Prominenz kam. Mit einer Reihe von Easy-Listening-Platten war sie auch unabhängig von ihrem Mann erfolgreich. Überschattet wurde ihre künstlerische Laufbahn im März 1976, als sie ihren damaligen Lebensgefährten, den Skistar Vladimir Sabich, erschoss.
Nachdem sie im Alter von 18 Jahren in die USA gegangen war, arbeitete Longet zunächst als Showgirl bei der Folies Bergère Show in Las Vegas, wo sie ihrem späteren ersten Ehemann, dem Crooner Andy Williams, begegnete. Aus der Ehe mit Williams (1961–1975) gingen drei Kinder hervor.
Als Sängerin unterschrieb Longet 1966 einen Plattenvertrag beim Plattenlabel A&M, das zu diesem Zeitpunkt insbesondere im Bereich der Easy-Listening-Musik große Erfolge feierte. In diesem Stil veröffentlichte sie 1966 ihre Debüt-Single Meditation. Es folgten fünf Alben für A&M und einige Singles, von denen es vier in die Top 100 der US-Single-Charts schafften. Neun Mal wurde sie in den Easy-Listening-Charts von Billboard notiert. Hier war Hello, Hello (1967) auf Platz acht ihr größter Erfolg. Unter anderem produzierte Tommy LiPuma einen Teil ihrer Platten. Longets erfolgreichstes Album, ihr Debüt Claudine, verkaufte sich 500.000 Mal und wurde mit Gold ausgezeichnet. Dem Easy-Listening-Stil blieb sie mehr oder weniger bis zum Ende ihrer Plattenkarriere im Jahre 1974 treu. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie zwei weitere Alben für das Label Barnaby eingespielt, das ihrem Mann Andy Williams gehörte. 1974 erschien dort mit Who Broke Your Heart And Made You Write That Song Longets letzte Single. Ein weiteres Album, Sugar Me, blieb zunächst unveröffentlicht und wurde erst 1993 in Japan veröffentlicht.
Ihre Schauspielerlaufbahn beschränkte sich — mit Ausnahme der Rolle der Michele Monet an der Seite von Peter Sellers in dem Blake-Edwards-Kinoerfolg Der Partyschreck (1968), in dem sie das Lied Nothing to Lose sang — weitgehend auf Fernsehfilme und -serien. Ihre letzte Rolle spielte sie 1975 in dem Fernsehfilm The Legendary Curse of the Hope Diamond.
1974 zog Longet mit ihrem Lebensgefährten, dem Skirennläufer Vladimir „Spider“ Sabich, nach Aspen, Colorado, wo es am 21. März 1976 zu einem tödlichen Zwischenfall kam. Longet wurde unter dem Verdacht festgenommen, ihren Lebensgefährten erschossen zu haben, als dieser eine Dusche genommen hatte und gerade dabei war, sich anzuziehen. Im Prozess sagte Longet aus, dass die Waffe losgegangen sei, als Sabich ihr gezeigt habe, wie diese funktioniert. Obwohl die Obduktion ergab, dass Sabich aus einem Abstand von ca. zwei Metern von hinten erschossen wurde, glaubte man ihr vor Gericht.
Hinzu kam ein schwerwiegender Fehler der Polizei von Aspen; diese hatte sich Beweismaterial illegal angeeignet, so dass es vor Gericht nicht verwendet werden konnte. Es handelte sich zum einen um eine Blutprobe von Longet und zum anderen um ihr Tagebuch. Die Blutprobe enthielt Kokain, aus dem Tagebuch ergab sich der schlechte Stand der Beziehung. Auch wurde die Pistole nicht fachmännisch behandelt; sie war in ein Handtuch gewickelt worden und sogar drei Tage lang verschwunden.
Der Prozess erhielt eine enorm hohe Aufmerksamkeit in der US-amerikanischen Presse. Longet wurde an jedem Prozesstag von ihrem Exmann Andy Williams begleitet, der nicht nur fest an ihre Unschuld glaubte, sondern auch Jahrzehnte später noch eine Freundschaft zu ihr pflegte.
Die Jury sprach Longet vom Anklagepunkt Mord frei, befand sie jedoch der fahrlässigen Tötung für schuldig. Sie wurde zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt. Nachdem sie die Strafe verbüßt hatte, fuhr sie mit ihrem Verteidiger Ron Austin in die Ferien, der dafür Frau und Kinder verließ. 1985 heiratete sie Austin. Das Paar lebt seither zurückgezogen in Aspen.
Nach dem Strafverfahren leitete die Familie Sabich ein Zivilverfahren ein, um Longet zu verklagen. Der Fall wurde schließlich außergerichtlich beigelegt, mit der Auflage, dass Longet niemals in der Öffentlichkeit über die fahrlässige Tötung oder die außergerichtliche Einigung spricht bzw. ein Buch schreibt.
Longet hat sich zwar seit dem Gerichtsverfahren völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, jedoch gab sie zwei Mal ihr selbstgewähltes Exil auf. 2003 war sie in einer Dokumentation über ihren Exmann Andy Williams zu hören. Zwei Jahre später schrieb sie die Liner Notes zum Booklet der Compilation Hello, Hello: The Best of Claudine Longet, die 25 Aufnahmen ihrer Gesangskarriere enthält. Im ausführlichen biografischen Teil des Booklet findet sich kein Hinweis auf den Kriminalfall.
Der Fall Longet-Sabich wurde von der Musikgruppe The Rolling Stones in dem Titel Claudine aufgegriffen, der als Eröffnungstrack zu ihrem Album Emotional Rescue (1980) gedacht war, aus rechtlichen Gründen jedoch zurückgezogen wurde. Er erschien schließlich 2011 in einer Neubearbeitung des Albums Some Girls.