Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF)

Die Deutsch Amerikanische Freundschaft, auch unter dem Akronym DAF bekannt, ist eine Band aus Wuppertal. Die Band wird von einigen Musikkritikern neben Kraftwerk und Can zu den einflussreichsten deutschen Gruppen im Bereich der elektronischen Musik gezählt.

Geschichte

Die Band wurde 1978 in Wuppertal durch den in Klassik und Jazz ausgebildeten Robert Görl (Schlagzeug, Elektronik), den musikalischen Autodidakten Gabriel „Gabi“ Delgado-López (Gesang), Kurt „Pyrolator“ Dahlke (Elektronik; später unter anderem bei Der Plan, Fehlfarben und A Certain Frank), Michael Kemner (Bass; später Fehlfarben und Mau Mau) und Wolfgang Spelmanns (Gitarre; später Mau Mau) gegründet. Schon die Vorläufer-Band You probte im alten „Leichenkeller“ des überregional bekannten soziokulturellen Zentrums die börse in Wuppertal. Chrislo Haas (Elektronik (Korg MS-20), Bass, Saxophon; später Liaisons Dangereuses) ersetzte Kurt Dahlke 1979, ehe sich die Gruppe während einer England-Tournee endgültig 1981 auf den Kern Robert Görl/Gabi Delgado-López reduzierte, die das Image bzw. Konzept der Gruppe neu festlegten und damit auch kommerziell erfolgreich wurden.

DAF gelten als Pioniere und Inspiration für die Genres Electropunk, Electronic Body Music und Techno. Die Jahre 1980 bis 1982 sowie die Alben Die Kleinen und die Bösen und Alles ist gut gelten hierbei als Höhepunkte, für Alles ist gut erhielten sie den Deutschen Schallplattenpreis.

1979–1981 Gründungsphase

Im Jahr 1979, vor den Aufnahmen zur ersten Platte Ein Produkt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft verließ Sänger Gabi Delgado-López die Band, kehrte aber anschließend wieder zurück. Dementsprechend ist die Platte auch ein reines Instrumentalwerk. Ein Produkt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft besteht aus 22 unbetitelten Instrumentals, oftmals nur Sekunden lang. Die Platte demonstrierte den Aufbruchswillen des deutschen Punk und New Wave Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre. Das Album erschien auf dem Label Warning von Keyboarder Kurt „Pyrolator“ Dahlke, welches wenig später in Ata Tak umbenannt und zu einem der einflussreichsten frühen NDW-Labels wurde (unter anderem Der Plan, Andreas Dorau und Pyrolator). Kurt Dahlke verließ die Band, als DAF sich nach dem Vertragsabschluss mit Virgin entschieden, nach Großbritannien zu gehen und dort den internationalen Erfolg zu suchen. An seine Stelle trat Chrislo Haas (Elektronik, Bass, Saxophon; später Liaisons Dangereuses), welcher bald gemeinsam mit Robert Görl den für DAF so bekannten Sequencer-Sound einführte. Bei diesem Label veröffentlichte die neue Besetzung noch im selben Jahr die Singles Kebab-Träume und Ich und die Wirklichkeit, kurz darauf stieg Michael Kemner aus und DAF schrumpften zum Quartett Robert Görl/Gabi Delgado-López/Chrislo Haas/Wolfgang Spelmanns.

Im Jahr 1980 erreichte die Combo mit dem Album Die Kleinen und die Bösen den internationalen Durchbruch. Ihr Stil (Reduktion der zum Einsatz kommenden Musikinstrumente, ungewöhnliche Synthesizerklänge, monotoner Sprechgesang, provokative teilweise dadaistisch anmutende Texte) beeinflusste die Neue Deutsche Welle maßgeblich.

Die LP war aufgeteilt in eine Studio-A-Seite, aufgenommen in Konrad „Conny“ Planks Studio (unter anderem Kraftwerk, Neu!, Ultravox) und eine Live-B-Seite, aufgenommen im Londoner Club The Electric Ballroom, wo sie im Vorprogramm von Wire auftraten und diese, so Robert Görl, „an die Wand spielten“. Die Kleinen und die Bösen erschien beim Londoner Mute-Records-Label von Daniel Miller.

Nach einer gemeinsamen Tour drängten Robert Görl und Gabi Delgado-López Chrislo Haas und Wolfgang Spelmanns aus der Band, um ein erheblich reduzierteres Konzept zu realisieren.

1981–1982: Die Phase Delgado-López/Görl

So schrumpfte DAF zur endgültigen „klassischen“ Besetzung: Das folgende Album Alles ist gut sowie die Nachfolgealben Gold und Liebe und Für immer aus den Jahren 1981 und 1982 brachten den kommerziellen und künstlerischen Durchbruch. Einige der Songs, Der Mussolini („Tanz den Mussolini“) zum Beispiel, das homoerotische Stück Der Räuber und der Prinz, Greif nach den Sternen, Die Götter sind weiß oder Ein bißchen Krieg waren textlich provokant. Passend zu den Songs war auch ihr Image. Gerade Der Mussolini und ihr Auftreten im Lederoutfit und kurzem, kahlgeschorenem Haarschnitt als eine Art „germanisches Gegenstück zu Grace Jones“ brachten ihnen immer wieder Vorwürfe ein, Faschisten zu sein. Auch die Texte, welche vor abgenutztem Vokabular aus Schlager-Kitsch, Heimatfilmen und NS-Mythologie nicht zurückschreckten, verstärkten diesen Vorwurf. DAF haben ihre politische Haltung in den Medien nie klar definiert. Sie erwähnten lediglich, dass ihre stilistische Bandbreite „immerhin vom Anarcho-Skin bis Disco-Nazi“ reichen würde und dass sie „einfach zu lustvoll für Faschisten seien“.

1982–1986: Auflösung, Soloaktivitäten

Als Für immer erschien, hatten sich DAF bereits aufgelöst. Robert Görl und Gabi Delgado-López veröffentlichten mit Night Full of Tension bzw. Mistress 1983 englischsprachige Soloalben.

Robert Görl übernahm auf Night Full of Tension neben seiner Funktion als Multiinstrumentalist auch erstmals den Gesangspart und lieferte ein solides, aber überraschungsarmes Synthie-Pop-Album ab. Gesanglich unterstützt wurde er von Annie Lennox von den Eurythmics, eine Gegenleistung für Görls Schlagzeugspiel auf deren 81er Debütalbum In the Garden. Veröffentlicht wurde das Album wiederum auf Mute Records.

Gabi Delgado erstellte mit Mistress ein Funk- bzw. Jazz-Album, unterstützt von Sessionmusikern. Veröffentlicht wurde das aus sechs Songs bestehende Album bei Virgin.

1986–2003: 1st Step to Heaven, Soloaktivitäten

1986 wurde DAF von beiden reaktiviert, um das englischsprachige, im Disco-Sound gehaltene Album 1st Step to Heaven speziell für den amerikanischen Markt zu produzieren. Sowohl Görl als auch Delgado-Lopez bedienten auf diesem Album die Instrumente und übernahmen den Gesang, mit zweifelhaftem Ergebnis: Lediglich der Song Absolute Body Control konnte an das Niveau früherer Pionier-Arbeiten anknüpfen, Kritiker und Fans reagierten auf das Album weitgehend negativ. Danach trennten sich DAF wiederum und Gabi Delgado, welcher die Rechte am DAF-Namen innehatte, nahm zusammen mit Klaus Jankuhn (Musikalischer Partner von DJ Westbam) als Ersatz für Robert Görl 1987 die Maxi-Single The Gun auf, welche als erste deutsche House-Platte überhaupt gilt. Virgin veröffentlichte 1988 Best of DAF, welche ausschließlich die Klassiker des Duos aus den Jahren 1981–1982 beinhaltete und Görl und Delgado-López wurden als DJs und Solokünstler im House/Techno-Bereich aktiv, konnten aber bei weitem nicht die Aufmerksamkeit erreichen, die DAF immer hatte. 1996 bis 1999 veröffentlichte Delgado-López mit dem auch als Schauspieler bekannten Wotan Wilke Möhring als DAF/DOS zwei Alben, das „DOS“ im Namen wird oftmals als das spanische Wort für „zwei“ gewertet, also „DAF 2“.

2003–2006: Fünfzehn neue DAF-Lieder

2003 knüpften der inzwischen zum Buddhismus konvertierte Robert Görl und Gabi Delgado mit der Single Der Sheriff und dem Comeback-Album Fünfzehn neue DAF-Lieder soundtechnisch wieder an die frühen 1980er Jahre an und gingen auf Welttournee. 2004 verstarb Chrislo Haas in Berlin.

Im November 2005 erklärte Gabi Delgado-Lopez, dass er weder an einem neuen Album noch an weiteren Auftritten mit DAF interessiert sei. Dies bedeutete die nunmehr dritte Auflösung der Band. Die Sequenzen und Songs, die Robert Görl für mögliche weitere DAF-Veröffentlichungen bereits erstellt hatte, hat er in einem Solo-Album – zumindest teilweise – mit aufgenommen. Ende Mai 2006 veröffentlichte er die erste Singleauskopplung Seltsame Liebe.

2007: DAF.Partei, das Revival

2007 kam es zu einem außergewöhnlichen Revival: Robert Görl holte sich Thoralf Dietrich, Sänger der Minimal-Elektronik-Band Jäger 90, ins Boot. Mit ihm trat er beim Jubiläumsfestival zum fünfjährigen Bestehen des EBM-Konzertveranstalters Electric Tremor im Frühjahr 2007 in Dessau unter dem Namen DAF.Partei auf. Thoralf Dietrich übernahm den Part von Gabi Delgado-López und Robert Görl saß traditionell am Schlagzeug. Für dieses Konzert wurden die originalen Backing-Tapes der DAF-Tour von 1981 verwendet.

Seit 2008: Letzte Jahre

Am 13. August 2008 spielten DAF anlässlich ihres 30-jährigen Bandbestehens ein Konzert im Rahmen des c/o Pop (Cologne On Pop)-Festivals. Außerdem waren sie seit 2010 wieder auf Tour und spielten auch 2011 und 2012 auf diversen Festivals.

2017 veröffentlichten Miriam Spies und Rüdiger Esch die autorisierte Band-Biografie Das ist DAF. Ein gleichnamiges Boxset mit den fünf Studioalben aus den Jahren 1979 bis 1982 erschien im selben Jahr über Grönland Records.

Im März 2020 starb Gabi Delgado-López im Alter von 61 Jahren in seiner Wahlheimat Portugal.

Rezeption

  • In der Frühzeit galt die Alternativkneipe Grün In im ländlichen Gevelsberg-Silschede als Domizil der Band.
  • Nach der England-Tournee und Reduktion der Band vom Quintett zum Duo 1980 nahmen sich Gabi Delgado-Lopez und Robert Görl eine Wohnung im Londoner Stadtteil Finsbury Park. Von dem damals unter jungen Leuten dieses Viertels populären Kleidungsstil ließen sie sich inspirieren und stylten sich im Skinhead-/Rude-Boy-Look. Fotos davon und ihre Aussagen dazu wurden in einem Interview mit dem deutschen Musikmagazin SOUNDS dokumentiert.
  • Jürgen Teipel nutzte den DAF-Songtitel Verschwende deine Jugend für seinen Doku-Roman über die Ende der 1970er/Anfang der 1980er startende „Neue Deutsche Welle“.
  • Im Film Verschwende deine Jugend kommen DAF auch vor. Gespielt werden sie von Denis Moschitto (Delgado-López) und Josef Heynert (Görl). DAF sind sowohl auf der gleichnamigen CD-Kompilation anlässlich des Buches, als auch auf dem eigentlichen Film-Soundtrack vertreten.
  • Unter dem Titel Tanz den Adolf Hitler, einer Zeile aus dem DAF-Song Der Mussolini, veröffentlichte der Film- und Kulturkritiker Georg Seeßlen im Jahre 1994 den ersten von zwei Bänden seiner Übersicht Faschismus in der populären Kultur.
  • Im Song Das Land der Vollidioten der Südtiroler Band Frei.Wild findet sich die Zeile: „Wir tanzen keinen Adolf Hitler, tanzen keinen Mussolini …“
Quelle: Wikipedia