Dieter Herbert Nuhr (* 29. Oktober 1960 in Wesel) ist ein deutscher Kabarettist, Komiker, Autor und Moderator.
Bis zu seinem vierten Lebensjahr verbrachte Nuhr seine Kindheit in Wesel und zog dann mit seiner Familie nach Düsseldorf, wo er später am Leibniz-Gymnasium das Abitur ablegte. Nuhr stammt aus einer katholischen Familie und war Messdiener.
Ab 1981 studierte er an der Universität-Gesamthochschule Essen bildende Kunst und Geschichte auf Lehramt. 1988 legte er hierfür das Erste Staatsexamen ab.
Seine Bühnenauftritte begann er in einer Schülertheatergruppe. Erste Vortragstexte entwarf er während eines Projekts der Theatergruppe am Düsseldorfer Schauspielhaus.
1986 gründete er mit seinem Partner Frank Küster das Kabarettduo V.E.V.–K.Barett. Ab 1987 absolvierten sie erste gemeinsame Auftritte mit dem Programm Haben Sie sich Ihre Schranknummer gemerkt?. 1989 entstand das Programm Pralle Pracht und ab 1990 traten die beiden unter dem leicht geänderten Namen V.E.V.–Kabarett mit dem nächsten Programm Schrille Stille auf. Zipfeltreffen hieß dann das letzte gemeinsame Programm des Duos. Ab 1994 war Nuhr mit seinem ersten Soloprogramm Nuhr am nörgeln! unterwegs.
Für sein Programm Nuhr weiter so bekam er 1998 den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett. 2003 erhielt er den Deutschen Comedypreis für den besten Liveauftritt. Zahlreiche Fernsehauftritte machten ihn auch über die Kleinkunst-Szene hinaus bekannt, etwa in Scheibenwischer, Hüsch und Co., Die Harald Schmidt Show, Quatsch Comedy Club, Genial daneben, Schillerstraße oder 7 Tage, 7 Köpfe. Sein Programm Ich bin’s Nuhr besuchten etwa eine halbe Million Menschen.
Nachdem er 2004 erstmals bei Sat.1 einen humorvollen Jahresrückblick präsentiert hatte, ist er seit 2006 am Jahresende mit einem ähnlichen Programm im ZDF zu sehen. Am 24. Oktober 2008 übernahm Nuhr zum ersten Mal die Moderation des Deutschen Comedypreises. Vom 3. November 2009 an war er mit der vierteiligen Comedy-Reihe Nuhr so an vier Dienstagabenden live im ZDF zu sehen.
2009 beteiligte er sich an A Tribute to Die Fantastischen Vier zum zwanzigsten Jubiläum der Hip-Hop-Gruppe. Auf der Kompilation covern Künstler aus unterschiedlichen Richtungen Lieder der Stuttgarter. Nuhr spielte bei Buenos Dias Messias alle Instrumente selbst und nahm das Lied in seinem Arbeitszimmer mit der sonst für Radiobeiträge genutzten Technik auf. Seit Januar 2011 moderiert er die ARD-Sendung Satire Gipfel und löste Mathias Richling ab, dessen Vertrag im Dezember 2010 endete. Im Oktober 2014 wurde die Sendung in nuhr im Ersten umbenannt.
2010 produzierte er für RTL ein zweiteiliges Special zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010, in dem er das Thema Fußball ironisch kommentierte. Außerdem produziert er für den Hörfunksender WDR 2 wöchentlich kabarettistische Beiträge. Von Juli 2012 bis März 2013 moderierte er zusammen mit Ralph Caspers die Quizshow Null gewinnt im Vorabendprogramm der ARD. 2012 war Nuhr Pate für die ARD-Themenwoche mit dem Schwerpunktthema Leben mit dem Tod. Für die Themenwoche steuerte er die Fernsehsendung Nuhr am Leben bei, die in der Berliner St.-Elisabeth-Kirche aufgezeichnet wurde und am 19. November 2012 in der ARD gesendet wurde. 2013 nahm er ebenfalls an der Themenwoche teil, als es um das Schwerpunktthema Zum Glück ging. Sein Sendebeitrag Nuhr im Glück wurde in der Orangerie der Biosphäre Potsdam aufgezeichnet und am 22. November 2013 ausgestrahlt. Die Themenwoche 2014 fand im November 2014 mit dem Thema Anders als du denkst statt und beschäftigte sich mit dem Thema Toleranz. Zu diesem Thema erschien der Sendebeitrag Nuhr mit Respekt. Die RBB-Sendung von und mit Dieter Nuhr wurde im Jüdischen Museum Berlin aufgezeichnet und am 20. November 2014 ausgestrahlt.
2013 moderierte Nuhr zum sechsten Mal den Comedypreis. Im Oktober 2014 folgte ihm nach sechs Jahren Carolin Kebekus als Moderatorin; 2015 und 2016 war er Vorsitzender der Jury. In der RTL-Sendung Mario Barth deckt auf! ist Nuhr seit dem 26. März 2014 regelmäßig zu Gast und präsentiert gemeinsam mit Barth Fälle von Steuerverschwendung. 2015 nahm er ein weiteres Mal an der ARD-Themenwoche teil. Das Schwerpunktthema lautete Heimat und Nuhrs Sendebeitrag hieß Nuhr daheim, in dem er seinem Publikum erklärte, was für ihn Heimat bedeutet. Die Sendung wurde am 30. September 2015 im Westhafen Event und Convention Center in Berlin aufgezeichnet und am 8. Oktober 2015 in der ARD gesendet. Ebenfalls im Oktober 2015 startete das neue ARD-Format Nuhr ab 18 mit ihm als Moderator. In der 30-minütigen Sendung stellt er jeweils vier junge Comedians vor. Die Reihe ist zunächst mit sechs Folgen geplant.
Im November 2016 beteiligte sich Dieter Nuhr mit dem Beitrag Nuhr auf Arbeit an der ARD-Themenwoche Zukunft der Arbeit und machte sich als Kabarettist Gedanken über die Arbeit. Die ARD-Themenwoche 2017 beschäftigte sich im Juni 2017 mit der Fragestellung „Woran glaubst du?“. Dieter Nuhr ist in seinem Beitrag zur Themenwoche mit dem Titel Nuhr dran glauben dem Glauben auf der Spur, erklärt wie er entsteht, was er bewirkt und stellte nicht nur die Frage: Woran glauben wir? Im November 2018 sendete die ARD in ihrer Themenwoche Gerechtigkeit das 45 Minuten-Special Nuhr gerecht, in dem er sich mit Gerechtigkeit und Chancengleichheit in Natur, Gesellschaft, Politik und Sport auseinandersetzt.
Nuhr war Gründungsmitglied der Grünen, bezeichnet sich aber inzwischen als parteilos. Seit 2014 spielt er Tennis für die Mannschaft der Altersklasse 50 des TC Bovert in der Niederrheinliga. Nuhr lebt mit seiner Frau in Ratingen. Sie haben eine Tochter (* 1996).
Im Mai 2014 erhielt Nuhr den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache. Die Jury begründete die Ehrung mit den Worten:
„Dieter Nuhr macht intelligentes Kabarett. Seine Stücke sind wortgewandt, die Pointen treffsicher. Aber er achtet nicht nur sorgfältig auf die sprachliche Qualität dessen, was er sagt: er bringt seinem Publikum auch Sprachkritik nahe und regt es an, über die Wirkung von Sprache nachzudenken“
Nuhr ist laut Reinhard Mohr einer der wenigen Kabarettisten in Deutschland, die sich in ihren Programmen und Büchern mit Aspekten des Islams satirisch auseinandersetzen. Im Oktober 2014 erstattete der Muslim Erhat Toka Strafanzeige gegen Nuhr. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück stellte das Verfahren im November 2014 ein. Der Islamwissenschaftler Mohammad Gharaibeh wirft Nuhr vor, dass er zwar Missstände wie Islamismus und Fundamentalismus offenlege, sich aber meist über Muslime und den Islam im Ausland belustige und dadurch gängige Vorurteile auf diese Religion und ihre Anhänger projiziere und entsprechende Stereotype fördere. Äußerungen Nuhrs legten nahe, dass er Muslime in Deutschland als Fremde empfinde, die nicht zur europäischen Kultur gehörten.
In einer Ausgabe seiner Sendung Nuhr im Ersten vom 30. September 2019 ging Nuhr auf Greta Thunbergs eine Woche zuvor gehaltene Rede beim UN-Klimagipfel ein und erklärte „Ich werde – weil meine Tochter zu den Freitags-Demos geht – im Kinderzimmer nicht mehr heizen“ und „Wenn unsere Kinder meinen, wir können diese Welt mit ein bisschen Sonne und Wind antreiben, dann sollten wir Eltern ihnen ein Hamsterrad mit Dynamo ins Kinderzimmer stellen“. Diese Äußerungen riefen viel Kritik und bei Twitter einen Shitstorm hervor. Darauf angesprochen sagte er in einem Interview, er sei eigentlich für Fridays for Future und Klimaschutz, aber die Forderungen der Bewegung seien unerfüllbar und liefen auf die Auflösung der Welthandelsordnung hinaus. Dies würde dann nicht zu Millionen, sondern zu Milliarden Toten sowie einem dritten Weltkrieg führen. Spiegel Online stellte zur Kritik fest, „Verlierer des Tages ist die Gelassenheit“ und zitierte Herbert Feuerstein: „Jeder hat das Recht, verarscht zu werden.“ In einer Kolumne in der taz wurde die Redaktion der EMMA dafür kritisiert, weil diese Nuhr wegen seiner Äußerungen gegen Thunberg „als Rebell gegen die ‚Political Correctness‘“ gelobt hatte. „Dabei hat Nuhr nur seinen Job gemacht“ kommentierte Sebastian Briellmann in der Basler Zeitung.
Nebenbei fotografiert Nuhr und stellt seine Fotokunst in Galerien und Museen aus; zuerst 2008 in Hamburg, 2010 und erneut 2015 im Museum Ratingen, im Stadtmuseum von Siegburg und in der Galerie Küper in Beijing. 2017 wurden seine Arbeiten in der Villa Stahmer in Georgsmarienhütte gezeigt. Ihm sei die bildnerische Arbeit genauso wichtig wie die Arbeit auf der Bühne, sagte er darüber.
Dieter Nuhr ist einer der Erstunterzeichner des Appells gegen die Prostitution der Zeitschrift Emma aus dem Jahr 2013. Seit 2006 unterstützt er die SOS-Kinderdörfer. Er besuchte Projekte im Sudan, im Libanon sowie in Äthiopien und wirkt als SOS-Botschafter. Er startete eigene Online-Spendenaktionen und stiftete Bilder für die Aktion „SOS-Kunststück“. Seinen Gewinn aus der Sendung Wer wird Millionär? stellte er dem sudanesischen Kinderdorf in Khartum zur Verfügung. Ab dem Frühjahr 2017 setzte er sich für die Freilassung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel ein, der von der türkischen Regierung unter Präsident Erdogan ohne Gerichtsverfahren inhaftiert worden war.
Wöchentlich kommentiert Nuhr auf WDR 2 in satirischen Kurzbeiträgen das Tagesgeschehen zu Politik, Gesellschaft und die Wissenschaft rund um die Gender-Thematik.