Erdmöbel sind eine in Münster gegründete und mittlerweile in Köln ansässige Band, bestehend aus dem Sänger und Songwriter Markus Berges, dem Multi-Instrumentalisten und Musikproduzenten Ekimas, dem Keyboarder Wolfgang Proppe und dem Schlagzeuger Christian Wübben.
Erdmöbel (nach einem angeblichen DDR-Wort für Särge) gründeten sich 1993. Die Band bewegt sich mit Markus Berges’ lyrischen Texten, seinem expressiv-entspannten Gesangsstil und den vielschichtigen Arrangements des Produzenten Ekimas in einer anglo-amerikanischen Songwriter- und Musiktradition.
Ihr Debüt-Album, Das Ende der Diät (1996) – zwischen Rock und Experiment und in traditioneller Besetzung (Gitarren, Bass, Schlagzeug) –, lieferte mit „Dreierbahn“ bereits einen Klassiker der Band.
Erste Worte nach Bad mit Delfinen (1999) setzte dann mehr auf elektronische Elemente und textlich auf subjektivere Bilder und Poesie. Es bleibt das melancholischste Album.
Aus Songs der ersten beiden Alben produzierte Ekimas im Jahr darauf das elektronische Album Erdmöbel versus Ekimas. Mit einem Arrangement von „Dreierbahn“ enthält es den ersten Indie-Radio-Hit der Band. Elektronische Einflüsse bleiben länger ein Element des Erdmöbelstils.
Mit dem Album Altes Gasthaus Love (2003) ging die Band deutlich in Richtung Leichtigkeit und Pop. Die Songs widmen sich insbesondere einer Poesie des Alltags. In „Busfahrt“ wird über sechs Minuten ein Erzähltext rezitiert. Die Band präsentierte auf diesem Album erstmals ein Duett, „Vergnügungslokal mit Weinzwang“ mit Suzie Kerstgens von Klee. Das Instrumentarium auf Altes Gasthaus Love besteht ganz klassisch aus Gitarre, Keyboards, Bass und Schlagzeug, jedoch erweitert um Elektronik. Vermehrt werden auch Bläser eingesetzt.
2004 lieferten Erdmöbel mit dem rein akustisch und live eingespielten Fotoalbum ein frühes Best-of.
Für die nicht wissen wie (2005) ist deutlich vom Easy-Listening-Pop der 1960er Jahre beeinflusst. „Lied über gar nichts“ lässt sich als Motto der Platte verstehen, viele Songs drehen sich thematisch um vermeintliche Nichtigkeiten. Zum ersten Mal veröffentlichte die Band mit „Nah bei dir“ und „Nichts zu verlieren“ Coverversionen.
Ende 2006 erschien die Erdmöbel-Single „Weihnachten ist mir doch egal“, eine deutschsprachige Coverversion von Whams „Last Christmas“. Es wurde das erste einer Reihe von Jahresendliedern. Bis heute veröffentlichen Erdmöbel jährlich ein Lied zur Weihnachtszeit.
Im Mai 2007 erschien das Konzeptalbum mit dem Titel No. 1 Hits. Erdmöbel interpretieren darauf internationale Hits von Künstlern, die irgendwann einmal irgendwo an der Spitze der Charts waren, darunter Kurt Cobain mit Nirvana, Kylie Minogue, Gilbert O’Sullivan, Bee Gees, Vengaboys, Procol Harum, Crash Test Dummies, Robbie Williams. Die Texte übersetzte Markus Berges musikalisch, dabei jedoch inhaltlich heterogen – von wörtlich bis frei assoziativ – ins Deutsche. Die Erdmöbel-Version von „One of Us“ von Joan Osborne und Eric Bazilian wurde von den Hooters auf deren Deutschlandtourneen übernommen.
Auf dem Album Krokus (2010) setzte die Band verstärkt Blasinstrumente wie Hörner, Posaune und Querflöte ein, zudem gewann das Klavier an Bedeutung. Ekimas, der bereits auf No.1 Hits von der Gitarre zum Bass wechselte, entwickelt hier ein für Erdmöbel danach typisches, auffällig melodiöses Bassspiel. Auf Krokus experimentieren Erdmöbel mit Bossa-Nova-Rhythmen, Motown-Soul und spätem 60er-Jahre-Pop. Die Texte bleiben lyrisch, werden jedoch zeit- und gesellschaftsbezogener („Arbeiten“). Mit „Fremdes“ kommentieren Erdmöbel direkt den Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009. Das letzte Stück, „September Nowak“, ist instrumental und erinnert an Filmmusik. Der Titel spielt auf den zeitgleich mit dem Album erschienenen Debütroman von Markus Berges an: Ein langer Brief an September Nowak. Das Album Krokus wurde in vielen überregionalen Zeitungen und Zeitschriften (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, Stern) und Musikmagazinen (Rolling Stone, Musikexpress) sehr positiv besprochen. Das Heute-Journal sendete ein Feature. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete Erdmöbel als „die größte deutsche Band unserer Tage“.
Retrospektive hieß das 2011 erschienene Best-of-Album von Erdmöbel. Es enthielt einen neuen Titel: „Die Krähen“.
2013 gründeten Erdmöbel das Label jippie! industrie. Dort erschien im selben Jahr ihr neues Studioalbum: Kung Fu Fighting. Kennzeichnend ist hier die Kombination von musikalischer Eingängigkeit mit textlich assoziativer Freiheit. Der Musikexpress formulierte: „Denn dieses Wunder darf wieder einmal bewundert werden: Wie Erdmöbel noch aus dem sperrigsten Reim, aus der seltsamsten Idee und aus dem widerspenstigsten Thema einen federleicht swingenden, harmonisch berückenden und teuflisch geschmackvollen Pophit fertigen.“ In „Jede Nacht“ singt Markus Berges im Duett mit Desirée Nosbusch. Musikalisch werden auf Kung Fu Fighting Bögen gespannt von moderner Klassik über Reggae bis hin zu Steely-Dan-Referenzen.
Die Tradition, jedes Jahr im Dezember ein neues Lied zu präsentieren, führte 2014 zu Geschenk. Mit dieser Kompilation fassten Erdmöbel all ihre bisherigen Jahresend- und Weihnachtslieder zusammen. Die Band ging erstmals – und seither alljährlich – auf Weihnachtstournee. 2015 wurde diese Compilation erweitert und Geschenk + 3 herausgebracht, darauf Duette mit Maren Eggert, Ulrich Matthes und Jemma Endersby. 2016 veröffentlichte die Band ein Songbuch, darin, neben einem neuen Song, all ihre Weihnachts- und Jahresendlieder.
Im Dezember 2017 ersetzten Erdmöbel das übliche Weihnachtslied durch die erste Single vom neuen Album: „Hoffnungsmaschine“, ein Duett mit Judith Holofernes. Im Rahmen der Diskussion um den Kölner Ebertplatz als vermeintliche „No-go-Zone“ drehte die Band das Video zu „Hoffnungsmaschine“ auf dem Ebertplatz.
Am 23. Februar 2018 erschien das dreizehnte Album von Erdmöbel unter dem Titel Hinweise zum Gebrauch. Die Band bezeichnete dieses Album als ihr bislang politischstes Werk. Auffällig ist die Verwendung vorgefundener Texte in den Lyrics. Die FAZ schrieb: „So schön kann man Gebrauchsanweisungen singen: Das neue Album der Band Erdmöbel strahlt vor lyrischen Readymade-Kunstwerken und eingängigen Refrains.“ Die Zeitschrift Brigitte rezensierte: „ebenso außergewöhnlich wie fantastisch, seit 24 Jahren schon, und mehr denn je“.
Im Februar 2020 veröffentlichten Erdmöbel gemeinsam mit der iranischen Regisseurin und Sängerin Niloufar Taghizadeh eine persisch-deutsche und eine persisch-englische Version ihres Songs Hoffnungsmaschine.