Fabrizio Cristiano De André (* 18. Februar 1940 in Genua; † 11. Januar 1999 in Mailand) war ein italienischer Cantautore (Liedermacher).

Während seiner Karriere, die von 1958 bis 1998 dauerte, wurde De André, von seinen Freunden Faber genannt, durch die hohe literarische Qualität seiner Texte und die meisterhafte Interpretation zu einem der beliebtesten Sänger in Italien. Einige seiner Texte sind mittlerweile Bestandteil des Schulunterrichtes. Er erzählte überwiegend Geschichten der Ausgegrenzten und Entrechteten.

Werdegang

De André stammte aus einer Unternehmerfamilie, nach dem Abitur am Liceo classico Cristoforo Colombo besuchte er einige Kurse in Literatur und Medizin an der Universität von Genua, ehe er sich endgültig für ein Jura-Studium entschied. Er brach aber das Studium kurz vor dem Abschluss ab, um sich ganz der Musik zu widmen.

Seine Leidenschaft für die Musik wurde durch die intensive Freundschaft mit Luigi Tenco, Gino Paoli, Umberto Bindi sowie Paolo Villaggio erweckt, mit dem er später einige Lieder schrieb. Er studierte erst Geige, dann Gitarre und widmete seine Aufmerksamkeit den französischen Chansonniers, insbesondere Georges Brassens (dem er persönlich nie begegnet war), dessen Lieder er auch ins Italienische übersetzte. In Italien wurde er 1967 allerdings mit einem seiner eigenen Texte landesweit bekannt: La canzone di Marinella. Er begleitete seinen Gesang auf der Gitarre und war teilweise von Bob Dylan und Leonard Cohen beeinflusst. Er sang Liebeslieder, behandelte in seinen Texten aber auch soziale Probleme und als Pazifist den Krieg, so in seiner bekanntesten Ballade La guerra di Piero.

Für sein Album Tutti morimmo a stento (1969) wurde er von Gedichten des französischen Lyrikers François Villon inspiriert. De André gilt mit diesem Album als erster italienischer Musiker, der sich an einem Konzeptalbum versuchte. De Andrés Album La Buona Novella (1970) wiederum behandelte die christlichen Apokryphen. In Non al denaro non all'amore né al cielo (1971) adaptierte und erweiterte er Gedichte des US-Amerikaners Edgar Lee Masters aus dessen Spoon River Anthology. Das Album Storia di un impiegato (1973) ist sein politischstes und thematisiert die 68er-Bewegung und den Terrorismus. Musik war von Nicola Piovani. Für sein Album Canzoni (1974) coverte er Lieder von Bob Dylan (mit Francesco de Gregori), Leonard Cohen und Georges Brassens.

Am Anfang seiner Karriere publikumsscheu, unternahm er erst 1975 seine erste Tournee. 1978 spielte er mit der damals sehr bekannten Rockgruppe PFM, die seine Lieder neu arrangierte. Zwei erfolgreiche Livealben der Konzerte wurden veröffentlicht. Ab den 80er Jahren tourte er dann mit eigener Band, die er immer wieder mit namhaften Musikern verstärkte. Im April 1982 machte er seine einzige Tour in den deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz mit neun Auftritten).

De André ließ sich auf seinen Alben immer wieder von anderen berühmten Komponisten und Songwritern unterstützen. Laut eigener Aussage hat De André im Laufe seiner Karriere bei seinen Kompositionen den Texten mehr Bedeutung als der Musik beigemessen bzw. bezeichnete seine eigenen Melodien als unfertig und ausbaufähig. Er kooperierte mit Francesco de Gregori (auf Volume 8 1975), mit Massimo Bubola (auf Rimini 1978 und Album dell'indiano 1981), Mauro Pagani (auf Creuza de mä 1984 und Le Nuvole 1990) und mit Ivano Fossati (auf Anime Salve, 1996).

1979 wurde er zusammen mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Dori Ghezzi auf Sardinien entführt und erst nach vier Monaten und Zahlung eines sehr hohen Lösegeldes freigelassen. Seine Erlebnisse in der Gefangenschaft verarbeitete er später in einer LP ohne Titel, die als „L’indiano“ bekannt wurde, weil auf dem Cover das Bild eines Indianers abgebildet war. Er zog in diesen Liedern Parallelen zwischen den Ureinwohnern Amerikas und der Situation der Sarden, die sich im Laufe der Geschichte ebenfalls immer wieder gegen verschiedene Okkupatoren wehren mussten.

1984 veröffentlichte Fabrizio De André mit „Crêuza de mä“ ein meisterhaftes Album mit Liedern im genuesischen Dialekt seiner Heimatstadt. Musikalisch führte er dabei Traditionen aus dem gesamten Mittelmeerraum zusammen.

Beim Premio Ciampi der Stadt Livorno, einem jährlichen nationalen Wettbewerb der italienischen 'Cantautore' (Liedermacher), bekam er 1997 eine Auszeichnung für sein Lebenswerk.

Fabrizio De André hatte zwei Kinder: den Sohn Cristiano aus erster Ehe und die Tochter Luisa Vittoria (Luvi). Beide begleiteten ihn auf seiner letzten Tournee 1998 als Mitglieder seiner Band.

Im Sommer 1998 wurde bei dem starken Raucher de André ein Tumor diagnostiziert, und er musste die Tournee abbrechen. Er starb am 11. Januar 1999 an Lungenkrebs. De André ist auf dem Monumentalfriedhof Staglieno begraben.

Er gilt bis heute als einer der besten italienischen Sänger und Komponisten und wird besonders in seiner Heimatstadt Genua sehr verehrt. In Genua fand von Dezember 2008 bis 2009 im Palazzo Ducale eine Ausstellung über sein Leben statt. Alle seine 13 Studioalben platzierten sich in den italienischen TOP 10 der Albumcharts, drei davon auf der Spitzenposition. Die nach seinem Tod veröffentlichte Compilation In direzione ostinata e contraria landete ebenfalls auf Platz 1.

Im November 2012 erschien in Italien unter der Bezeichnung „Fabrizio de André, I Concerti“ eine Sammlung von 16 CDs mit Live-Auftritten von 1975 bis 1998. Ergänzt wurde die Sammlung mit einem 192-seitigen Bildband mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Fotos.

Mit der Verfilmung des Liedes „Il Pescatore“ in Ravenna durch den Drehbuchautor Stefano Salvati im Jahr 2016, über 40 Jahre nach dem Erscheinen des Liedes, erhielt Fabrizio de André posthum einen Videoclip für eines seiner Werke. Ravenna war ausgewählt worden, weil de André in Ravenna einen Freund gehabt hatte, der Fischer war und möglicherweise Inspiration zum Lied gewesen war.

Im Jahr 2018 erschien die von der RAI produzierte Miniserie Fabrizio De André - Principe libero mit Luca Marinelli in der Rolle von Fabrizio De André.

Lieder (Auswahl) (mit Komponistenangabe)

  • Amore che vieni, amore che vai (Musik/Text: F. De André) 1966
  • La canzone di Marinella (Musik/Text: F. De André) 1963
  • La guerra di Piero (Text: F. De André, Musik: F. De André/V. Centanaro) 1963
  • Andrea (Musik/Text: F. De André/M. Bubola) 1978
  • Bocca di rosa (Musik/Text: F. De André) 1967
  • Via del Campo (Text: F. De André, Musik: F. De André/E. Jannacci) 1967
  • Amico fragile (Musik/Text: F. De André) 1975
  • La ballata del Miché (Musik/Text: F. De André/C. Petracchi) 1961
  • Rimini (Musik/Text: F. De André/M. Bubola) 1978
  • Coda di lupo (Musik/Text: F. De André/M. Bubola) 1978
  • La domenica delle salme (Musik/Text: F. De André/M. Pagani) 1990
  • Il pescatore (Text: F. De André, Musik: F. De André/F. Zauli/G. Reverberi) 1970
  • Anime salve (Musik/Text: F. De André/I. Fossati) 1996
  • Don Raffaè (Text: F. De André/M. Bubola, Musik: F. De André/M. Pagani) 1990
  • Crêuza de mä (Text: F. De André, Musik: M. Pagani) 1984
  • Il testamento di Tito (Text: F. De André, Musik: F. De André/C. Castellari) 1970
  • Fiume Sand Creek (Musik/Text: F. De André/M. Bubola) 1981
  • Canzone per l'estate (Musik/Text: F. De André/F. De Gregori) 1975
  • Il suonatore Jones (Text: F. De André/G. Bentivoglio, Musik: F. De André/N. Piovani) 1971
Quelle: Wikipedia