Frank Tovey (* 8. September 1956 in London; † 3. April 2002 ebenda; eigentlich Francis John Tovey) war ein britischer Musiker und Wegbereiter der englischen New-Wave-Bewegung. Bekannt wurde er auch unter seinem Pseudonym Fad Gadget.
1974 besuchte Tovey eine Londoner Kunstschule, in der er sich hauptsächlich mit Fotografie, Film und Performance beschäftigte. Ein Jahr später schrieb er sich an der renommierten Fine Arts Polytechnic in Leeds ein, hier entstanden auch die ersten Ideen zu seinen frühen Performance-Gigs. In den Jahren 1976 bis 1978 hielt Tovey sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und arbeitet nebenbei an seinen ersten eigenen Songs. Bei einem Konzert der Band Monochrome Set lernte er Labelchef Daniel Miller kennen, der Beginn einer fruchtbaren und langjährigen Zusammenarbeit.
1979 veröffentlichte Tovey unter dem Pseudonym Fad Gadget seine Debüt-Single Back to Nature. Gadget war damit der erste Künstler des von Daniel Miller neu gegründeten Labels Mute Records. Es folgten weitere Gadget-Singles wie Ricky’s Hand, Fireside Favourite, Make Room/Lady Shave oder Collapsing New People (letztere Single mit der Berliner Band Einstürzende Neubauten als Gastmusiker). Bis 1984 erschienen vier Gadget-Alben: Fireside Favourites (1980), Incontinent (1981), Under the Flag (1982) und Gag (1984).
1980 trat die damals noch unbekannte Band Depeche Mode im Vorprogramm von Gadget auf. Nach diesem Konzert wurden auch Depeche Mode bei Mute Records unter Vertrag genommen. Für Gadget blieb der große Erfolg jedoch weitgehend aus. Trotz der hohen Anerkennung, die er in der Elektronik-Szene der 1980er genießt, blieb sein Bekanntheitsgrad eher gering.
1986 legte Tovey sein Alter Ego Fad Gadget überraschend ab und trat nun unter seinem richtigen Namen auf. Das Album Snakes and Ladders war noch als Nachfolger von Gag erkennbar, aber der sich anbahnende Stilwechsel war unüberhörbar. Civilian (1988), sein nächstes Studio-Album, war eine deutliche Abkehr vom ursprünglichen Fad-Gadget-Sound. Mehr Gitarren und starke Percussions ließen nichts mehr von dem Synthpop-Image übrig, die Qualität der Songs jedoch blieb gleich. Auch textlich änderte sich nicht viel: ernste Themen mit einer Prise schwarzem Humor dominierten weiterhin Toveys Repertoire.
1989 erschien Tyranny and the hired Hand. Als Folk-Album mit Versionen von Traditionals wie Sam Hall, ’31 Depression Blues, Joe Hill, 16 Tons markierte es erneut einen radikalen Stilwechsel. 1991 folgte Grand Union. Auch dieses Album zeichnete sich durch eine zunehmend vielseitige Instrumentierung mit Gitarren, Banjos und sogar Maultrommeln aus. Unterstützt wurde er hierbei, wie auch bei seinem nächsten Album, von The Pyros.
Das letzte Studio-Album erschien ein Jahr später unter dem Titel Worried Men in Second Hand Suits. Musikalisch schloss es an den Vorgänger an, hatte aber deutlich mehr Blues-Elemente.
Viele Jahre war es ruhig um Frank Tovey, bis er 2001 wieder als Fad Gadget auf verschiedenen Festivals auftrat. Als Musiker holte er sich TempleX dazu, deren Album er produzierte. Ab September 2001 spielte Frank Tovey im Vorprogramm von Depeche Modes Exciter-Tour in Europa. Mit seinem parallel dazu erscheinenden Best-Of-Album und der Anfang 2002 folgenden Solo-Tour kündigte sich ein erfolgreiches Comeback an.
Frank Tovey verstarb jedoch überraschend im Alter von 45 Jahren an Herzversagen in seinem Haus in London. Bereits seit seiner Kindheit litt er an einem Herzfehler. Trotz seines Einflusses auf die Entwicklung von New Wave und Synthie Pop konnte Tovey seine Bekanntheit nie über die Szene hinaus ausweiten.
Am 11. September 2006 wurde ein umfassendes Werk mit 2 DVDs und 2 CDs veröffentlicht. Es trägt den Titel Fad Gadget by Frank Tovey und enthält unter anderem zwei komplette Konzerte (Manchester 1984 / London 2002), alle Promo-Videos, Fernsehauftritte, unveröffentlichte Tracks, Demo-Tapes und eine ausführliche Dokumentation über Franks Karriere, in der auch Wegbegleiter wie Daniel Miller, Anton Corbijn und Depeche Mode zu Wort kommen. Die treibende Kraft hinter diesem Album war Franks Familie (seine Frau Barbara, seine Tochter Morgan und sein Sohn Joseph). Sie haben auch die Dokumentation zusammengestellt und arbeiteten eng mit Mute zusammen bei der Auswahl des Inhaltes. Es ist die erste offizielle Video-Veröffentlichung von Fad Gadget und gleichzeitig das erste Live-Album. Bis dahin gab es nur zwei Live-Tracks als B-Seiten in den frühen 1980ern.