Frankie Laine (* 30. März 1913 in Chicago, Illinois; † 6. Februar 2007 in San Diego); eigentlich Francesco Paolo LoVecchio war ein US-amerikanischer Sänger, Entertainer und Schauspieler.
Seine Karriere erstreckt sich über fast 70 Jahre; bis 1952 war er mit drei Nummer-eins-Hits eher in den USA, danach in den 1950er Jahren eher in Europa, vor allem im Vereinigten Königreich, erfolgreich: Von 1953 bis 1956 hatte er vier Nummer-eins-Hits in den britischen Singles-Charts. Mit I Believe stellte Laine dabei einen noch heute aktuellen Chartrekord auf: Die Single stand 1953 18 Wochen lang an der Spitze der britischen Hitparade. Da er wenig später zwei weitere Songs (Hey Joe und Answer Me) auf die Nummer eins brachte, stand er 1953 insgesamt 27 Wochen auf der Spitzenposition.
Drei seiner bekanntesten Songs sind Titelmelodien aus Film- und Fernsehwestern: High Noon – Do Not Forsake Me aus 12 Uhr mittags vom Oscar-Gewinner Dimitri Tiomkin (im Soundtrack zum Film sang ihn allerdings Tex Ritter), Rawhide aus der gleichnamigen Fernsehserie (in Deutschland unter dem Titel Cowboys, später Tausend Meilen Staub ausgestrahlt) sowie aus dem Film Gunfight at the OK Corral (Musik von Dimitri Tiomkin), in Deutschland unter dem Titel Zwei rechnen ab ausgestrahlt.
Frankie Laines Musik war nie auf einen bestimmten Stil festgelegt. Zwar ist seine klare, raumfüllende Baritonstimme unverwechselbar; doch Laine hat im Lauf seiner Karriere von Blues bis Country, von Swing bis Soul, von Jazz bis Rock ’n’ Roll die ganze Bandbreite an Songs interpretiert; selbst Volkslieder wie Answer Me (Mütterlein) hat er aufgenommen. Seine Einflüsse kamen auch aus diesen diversen Richtungen.
Den Entschluss, Sänger zu werden, fasste er angeblich, als er im Kino Al Jolsons Tonfilm The Singing Fool sah. Als Jugendlicher hörte er Enrico Caruso und Bessie Smith, später wandte er sich der Musik von Bing Crosby, Louis Armstrong, Billie Holiday oder Nat King Cole zu. Der Anfang seiner Karriere markierte zur Mitte des 20. Jahrhunderts einen Wechsel im Musikgeschmack – weg vom Big-Band-Crooner (wie Frank Sinatra) der 1940er, hin zum Solosänger der 1950er wie Johnnie Ray oder Elvis Presley. Außerdem war er einer der Vorreiter zur Überwindung der Trennung „weißer“ und „schwarzer“ Musik hin zu „weißem Soul“. Laine setzte sich für ein Ende der Rassentrennung ein; der Text eines seiner ersten US-Hits, „Shine“, beschäftigte sich mit dem Problem, eine schwarze Hautfarbe zu haben. Laine war auch einer der ersten weißen Künstler in Nat „King“ Coles Fernsehshow, wobei er auf sein Honorar verzichtete, da Cole keine Sponsoren fand.
Laine war der Sohn italienischer Einwanderer und wuchs im Chicagoer Viertel Little Italy auf. Als Kind sang er im Kirchenchor; noch als Teenager trat er in seiner Heimatstadt als Sänger in Tanzsälen auf; mit 17 verließ er sein Elternhaus, um Tänzer zu werden. Er nahm an vielen zu der Zeit beliebten Tanz-Marathonveranstaltungen teil, von den Preisgeldern lebte er. Mit seiner Partnerin Ruth Smith stellte er 1932 in Atlantic City angeblich einen Tanzmarathonweltrekord auf: die beiden tanzten 3501 Stunden, also fast 146 Tage. Falls diese Angabe stimmt, kann der Rekord aber nicht lange gehalten haben.
Tanz- und Gesangsauftritte in Clubs und Bars in den ganzen USA folgten. 1937 erreichte er in Cleveland seine erste wichtige Karrierestation: er ersetzte Perry Como in der örtlichen Freddy Carlones Big Band. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Laine in einem Rüstungsunternehmen in Los Angeles; nebenbei sang er in einem kleinen Club. Dort sah und hörte ihn Hoagy Carmichael; diese Begegnung führte 1946 zu Laines erstem Plattenvertrag mit Mercury Records.
Frankie Laines erste Schallplatte wurde am 27. August 1946 mit den Titeln Ain't That Just Like A Woman / September In The Rain für Mercury Records aufgenommen. Seine erste Hitaufnahme für Mercury aus derselben Aufnahmesession war 1947 der Bluessong That’s My Desire mit der Manny Klein Combo, eine Nummer zwei in den US-Charts. 1948 folgte Shine in den Top Ten, 1949 zwei Nummer-eins-Hits, That Lucky Old Sun und Mule Train, 1950 ebenfalls eine Nummer eins, The Cry of the Wild Goose (ein Terry-Gilkyson-Song). Im Jahr darauf markierte sein Wechsel von Mercury zu Columbia Records (in Großbritannien in jenen Jahren von Philips vertrieben) auch einen Stilwechsel hin zu poppigeren und Country-beeinflussten Songs. Dieser Wechsel war nicht zuletzt seinem neuen Produzenten Mitch Miller zu verdanken. Die erste Kollaboration, Jezebel, und deren B-Seite Rose, Rose, I Love You waren Top-3-Hits. Die Titelmelodie zu Zwölf Uhr mittags – ein Lied, das ursprünglich Do Not Forsake Me (The Ballad of High Noon) hieß, aber als High Noon (Do Not Forsake Me) bekannt wurde – wurde in Laines Interpretation mit einem gegenüber der Filmversion geänderten Text ein Top-fünf-Hit in den USA und am 14. November 1952 sein erster Hit in Großbritannien und Nordirland.
Weitere Popularität erlangte er auf den britischen Inseln im selben Jahr durch ein Duett mit Doris Day, den Novelty-Song Sugarbush (auch Top 10 in den USA). Das Jahr 1953 wurde zum Höhepunkt von Frankie Laines Karriere in Großbritannien und Irland. I Believe, ein quasi-religiöser Song (dt.: „Ich glaube“), der geschrieben worden war, um den Menschen während des Koreakrieges Hoffnung zu geben, brachte Laine am 24. April 1953 erstmals auf Platz 1 der britischen Charts. Bis zum 11. September blieb der Song – mit zwei Unterbrechungen von je einer Woche – auf der Spitzenposition, ehe er für sechs Wochen von Guy Mitchell abgelöst wurde. Dann kam wieder Frankie Laine: Boudleaux Bryants Hey Joe war sein zweiter Charttopper, vom 23. Oktober bis zum 5. November. Am 30. Oktober bestand die Hitparade, damals nur eine Top 12, zu einem Drittel aus Frankie-Laine-Hits: Hey Joe, I Believe, Where the Winds Blow (ein Song, der es „nur“ bis auf Platz 2 schaffte) – und Laines dritter Nummer eins des Jahres, Answer Me.
Answer Me war die Coverversion eines deutschen volkstümlichen Schlagers namens Mütterlein aus der Feder von Gerhard Winkler und Fred Rauch. Diesen Titel hatte unter anderen Rudi Schuricke aufgenommen; die Sängerin Leila Negra machte ihn in Skandinavien populär, von wo aus er in die USA kam. Dort schrieb Carl Sigman den englischen Text. Frankie Laine, Nat 'King' Cole und David Whitfield machten das Lied 1953 zu einem Hit: Cole in den USA, Laine und die Coverversion von Whitfield in Großbritannien. Laine erreichte damit – eine Woche nach Whitfield – Platz 1 und konnte seinem Rekord acht weitere Wochen auf der Spitzenposition hinzufügen. (Am 11. Dezember waren beide Versionen gleichzeitig auf dem ersten Platz.)
Um den, wie schon bei I Believe, christlich-religiös angehauchten Text gab es Kontroversen; die BBC weigerte sich zeitweilig, das Lied zu spielen – wegen der Zeilen Answer me, Lord above, / just what sin have I been guilty of? / Tell me how I came to lose my love, / please answer me, oh Lord! („Antworte mir, oh Herr, welcher Sünde habe ich mich schuldig gemacht, dass ich meine Liebste verlor, bitte antworte mir, oh Herrgott“), in denen quasi Gott für eine verlorene Liebe verantwortlich gemacht wurde. Das Problem wurde später gelöst, indem Laine wie auch Whitfield eine zweite Version mit dem säkularisierten Text herausbrachte, den auch Cole später bei seiner Aufnahme benutzte: Answer me, oh my love, / just what sin have I been guilty of? / Tell me how I came to lose your love, / please answer me, Sweetheart! („Antworte mir, oh meine Liebste, welcher Sünde habe ich mich schuldig gemacht, dass ich deine Liebe verlor, bitte antworte mir, Liebling!“).
Nachdem Answer Me ein Welthit geworden war, schrieb Fred Rauch einen neuen deutschen Text, der sich mehr an den englischen anlehnte, und von Wolfgang Sauer wurde Glaube mir dann auch im deutschsprachigen Raum ein Hit.
Nach Answer Me folgten für Laine weitere 13 Singles in der britischen Hitparade, davon erreichten elf die Top Ten, ehe er 1956 seinen nächsten (und letzten) Nummer-eins-Hit feiern konnte. A Woman in Love war ein Lied des vor allem in den 1940er und 1950er Jahren erfolgreichen Komponisten Frank Loesser, wiederum produziert von Mitch Miller.
Die 1955 erschienene Single Humming Bird (#16 in der britischen Hitparade) wurde Jahre später interessant, als der lediglich auf der B-Seite enthaltene Song, My Little One, Verwendung im Soundtrack vom 1978 erschienenen Spielfilm Eis am Stiel fand und somit eine weitreichende Bekanntheit und Popularität erfuhr.
Moonlight Gambler wurde noch einmal ein Platz-drei-Hit in den Vereinigten Staaten. Doch damit waren die großen Erfolge fast schon vorbei; lediglich Rawhide konnte 1959 noch einmal eine Top-Ten-Notierung erreichen. Laine hatte Aufnahmen mit diversen Künstlerkollegen gemacht; mit Kinderstar Jimmy Boyd kam er ebenso in die Charts wie mit Jo Stafford, mit den Four Lads wie mit Johnnie Ray. 1961 hatte er in Großbritannien seinen letzten Hit, Gunslinger erreichte eine Woche lang den letzten Platz der Top 50; in den USA hatte er in den nächsten Jahren noch ein paar Notierungen in den Top 100. 1963 veröffentlichte er zwei seiner Songs auch in deutschen Versionen: Die Welt war niemals so schön (Original Don’t Make My Baby Blue) und Ich lass Dich gehn (I’m Gonna Be Strong).
Seit Ende der 1940er Jahre spielte Frankie Laine in diversen Filmen, einige davon unter der Regie des jungen Blake Edwards: Make Believe Ballroom (1949), When You’re Smiling (1950), Sunny Side of the Street (1951), Rainbow ’Round My Shoulder (1952), Bring Your Smile Along (1955), He Laughed Last (1956) und Meet Me in Las Vegas (1956, dt. Titel Viva Las Vegas). Letzterer war ein Musikfilm mit Cyd Charisse in der Hauptrolle; Laine spielt seinen Hit Hell Hath No Fury, und der Film gibt einen Einblick darin, wie sein Leben als Nightclub-Künstler in Las Vegas in den 1950er Jahren gewesen sein muss. Die Filme waren in Großbritannien sehr erfolgreich; in den USA nahm man Laine eher als Künstler im Fernsehen wahr, wo er eigene Shows moderierte, aber auch in vielen Shows anderer Künstler auftrat.