Gérard Lenorman (* 9. Februar 1945 in Bénouville, Département Calvados in der Normandie) ist ein französischer Sänger und Chansonnier. Er gehörte zu einer jungen Generation von Chansonniers, die nicht mehr im klassischen Stil komponierten und sangen, sondern die Jugendkultur ihrer Zeit repräsentierten und französische Popsongs im Geist der späten 1960er/1970er Jahre darboten.
Gérard Lenormans Mutter, Madeleine Lenorman, brachte ihren Sohn im Alter von 16 Jahren auf der Geburtsstation des Château de Bénouville zur Welt, einer seit 1927 von Nonnen betriebenen Institution zur Aufnahme von minderjährigen Schwangeren. Sein Vater wurde als unbekannt eingetragen. Erst mit 35 Jahren, nachdem er einen Teil seiner Kindheit in einem Waisenhaus zugebracht und als junger Mann ein bekannter Chansonnier geworden war, erfuhr Gérard Lenorman, dass sein Vater ein Soldat der deutschen Besatzungstruppen gewesen war, der den Vornamen Erich trug und im zivilen Leben Geiger und Dirigent war. Dennoch sollte er seinen Vater nie kennenlernen. Anlässlich der späten Offenbarung der eigenen Herkunft schrieb er 1980 ein Lied mit der deutschen Titelzeile Warum mein Vater.
Seine erste Platte nahm Lenorman 1967 auf. 1968 lernte er Brigitte Bardot kennen und schrieb zwei Chansons für sie (La Fille de paille und Je voudrais perdre la mémoire). 1969 trat er mit mehreren seiner Lieder im Begleitprogramm der Tournée von Sylvie Vartan auf. 1970/71 übernahm er von Julien Clerc die Hauptrolle in der französischen Version des Musicals Hair. 1971 unterschrieb er einen Plattenvertrag mit der Firma CBS Disques, und in den folgenden Jahren erschienen seine größten Erfolge, darunter Il (Il parle aux oiseaux), 1971; Les matins d'hiver, 1972; Si tu ne me laisses pas tomber, 1973; Quelque chose et moi, 1974; La Ballade des gens heureux, 1975; Michèle, 1976; L’enfant des cathédrales, 1977; Si j'étais président, 1980.
Sein erfolgreichstes Lied in Deutschland war La Ballade des gens heureux; auch Michèle wurde von deutschen Rundfunkanstalten öfters gespielt. Im Jahr 1986 veröffentlichte Lenorman das Lied Les Bleu des regrets, das auf dem im selben Jahr erschienenen Berlin-Klassiker Take My Breath Away basierte. 1988 nahm er für Frankreich am Eurovision Song Contest teil; sein Beitrag Chanteur de charme schaffte es mit 64 Punkten auf Platz 10.
Ende 2011 feierte Lenorman ein bemerkenswertes Comeback, als eine Sammlung mit Duetten, Duos de mes chansons, auf Platz zwei der französischen Album-Charts landete. Das Werk beinhaltete Neuaufnahmen seiner großen Erfolge; ihm zur Seite standen dabei Kollegen wie Tina Arena, Anggun oder Patrick Fiori. Duos de mes chansons konnte sich über ein Jahr in den Charts halten.
Mit seiner Ehefrau Caroline hatte Lenorman vier Kinder: Mathieu (1974), Justine (1977), Clémence (1980) und Victor (1985). Die Ehe wurde 1989 geschieden.
|
|
|