Grace Patricia Kelly (* 12. November 1929 in Philadelphia, Pennsylvania; † 14. September 1982 in Monaco) war eine US-amerikanische Filmschauspielerin und Oscar-Preisträgerin. Infolge der Hochzeit mit Fürst Rainier III. von Monaco im Jahr 1956 änderte sich ihr Name mit dem neuen Titel in Princesse Grace de Monaco beziehungsweise Grace Patricia Grimaldi. Im deutschen Sprachraum ist die Bezeichnung Fürstin Gracia Patricia von Monaco oder verkürzt Gracia Patricia üblich.

Von August 1950 bis März 1956 wirkte Grace Kelly in insgesamt elf Spielfilmen mit, nachdem sie bereits Schauspielerfahrungen am Theater gesammelt hatte. Erste Erfolge feierte sie 1952 an der Seite von Gary Cooper im Western Zwölf Uhr mittags und 1953 mit Clark Gable in Mogambo, für den sie ein Jahr später den Golden Globe als beste Nebendarstellerin erhielt. Die Charakterrolle der Georgie Elgin im Filmdrama Ein Mädchen vom Lande brachte ihr 1955 den Oscar als beste Hauptdarstellerin ein. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere hatte sie zudem Hauptrollen in drei Spielfilmen unter der Regie von Alfred Hitchcock, von denen der 1954 gedrehte Thriller Das Fenster zum Hof mit James Stewart zu den bedeutendsten Werken der Filmgeschichte zählt. Darüber hinaus trat sie zwischen 1948 und 1954 in mehr als 40 Fernsehproduktionen auf.

1956 beendete Grace Kelly mit dem Musicalfilm Die oberen Zehntausend ihre Arbeit als Filmschauspielerin und heiratete Fürst Rainier III. von Monaco, den sie ein Jahr zuvor anlässlich der Filmfestspiele von Cannes kennengelernt hatte. Aus der Ehe gingen die Kinder Caroline, Albert und Stéphanie hervor. Im Rahmen ihrer Pflichten als Landesmutter widmete sie sich fortan repräsentativen und wohltätigen Aufgaben. Zwei Monate vor ihrem 53. Geburtstag starb Fürstin Gracia Patricia an den Folgen eines Autounfalles, der sich im Beisein ihrer jüngsten Tochter Stéphanie in der Nähe von Monaco ereignete.

Grace Kelly war für ihr stilsicheres Auftreten bekannt und setzte weltweit modische Trends. Ihre Präsenz im Fürstentum verhalf Monaco zu neuem Ansehen und wirtschaftlichem Aufschwung. Das American Film Institute wählte sie auf Platz 13 der 25 größten weiblichen amerikanischen Filmstars aller Zeiten.

Leben

Herkunft

Grace Patricia Kelly wurde als drittes von vier Kindern des US-amerikanischen Bauunternehmers John Brendan Kelly sr. (1889–1960), genannt Jack, und seiner Ehefrau Margaret Katherine Majer (1898–1990) im Hahnemann Medical College in Philadelphia geboren. Am 1. Dezember fand die Taufe in der St. Bridget’s Roman Catholic Church im Stadtteil East Falls statt. Die Eltern entschieden sich für den Vornamen Grace im Gedenken an eine früh verstorbene Tante gleichen Namens. Eine ergänzende Erklärung lieferte Grace Kelly später selbst, indem sie auf den in den USA populären Mother-Goose-Kinderreim A Week of Birthdays Bezug nahm, dem zufolge alle an einem Dienstag geborenen Kinder full of grace (deutsch: „voller Anmut“) sind.

Jack Kellys Vorfahren waren irischer Abstammung; sein Vater John Henry Kelly emigrierte Mitte des 19. Jahrhunderts aus der irischen Grafschaft Mayo nach Rutland im US-amerikanischen Bundesstaat Vermont. Jack Kelly arbeitete sich als zweitjüngstes von zehn Kindern vom Maurer zum Unternehmer hoch und erwirtschaftete mit seiner Firma Kelly for Brickwork in den 1920er Jahren einen Millionenumsatz. Zudem war er seit seinen Jugendjahren als Ruderer erfolgreich. Nach mehreren nationalen Titeln errang er bei den Olympischen Sommerspielen 1920 und 1924 insgesamt drei Goldmedaillen. Seine politische Karriere erreichte 1935 als Kandidat der Demokraten bei der Wahl zum Bürgermeister von Philadelphia ihren Höhepunkt. Trotz republikanischer Dominanz in den Jahren zuvor scheiterte er nur knapp. Ebenso blieb Kelly der Aufstieg in die elitären Kreise der Gesellschaft Philadelphias verwehrt. Seine Besitztümer und herausragenden sportlichen Leistungen konnten den Klassenunterschied nicht egalisieren, der sich zur damaligen Zeit im Wesentlichen auf abweichende Herkunft und Konfession gründete.

Einer württembergischen Familie entstammt Grace Kellys Mutter Margaret Majer. Deren Vater Carl Majer wohnte in Schloss Helmsdorf in Immenstaad am Bodensee, bevor er nach Philadelphia auswanderte und 1896 die am 10. Juli 1870 in Heppenheim geborene Margaretha Berg heiratete. Jack Kelly lernte Margaret Majer 1914 in einem Schwimmverein kennen, für den sie seinerzeit erfolgreich startete. Anfang der 1920er Jahre erwarb sie an der Temple University ein Diplom als Sportlehrerin und unterrichtete als erste Dozentin für Leibesübungen an der University of Pennsylvania. Darüber hinaus stand sie zeitweise als Fotomodell vor der Kamera. Nach der Konversion zum Katholizismus wurde sie am 30. Januar 1924 Ehefrau von Jack Kelly.

Graces älterer Bruder John Brendan Kelly jr. (1927–1985), genannt Kell, trat als Ruderer die Nachfolge seines Vaters an. Er nahm an vier Olympischen Sommerspielen in den Jahren 1948, 1952, 1956 sowie 1960 teil und gewann 1956 eine Bronzemedaille. Auch die Schwestern Margaret Katherine Kelly (1925–1991), genannt Peggy, und Elizabeth Anne Kelly (1933–2009), genannt Lizanne, eiferten ihren Eltern nach und zählten während der Schulzeit zu den besten Sportlerinnen.

Zwei Onkel von Grace waren bekannte Künstler. Bühnen- und Filmschauspieler Walter C. Kelly (1873–1939) machte sich besonders im als Vaudeville bezeichneten Unterhaltungstheater einen Namen. George Kelly (1887–1974) veröffentlichte als Schriftsteller unter anderem satirische Komödien wie The Torch-Bearers sowie The Show-off und wurde 1926 mit dem Pulitzer-Preis für das Drama Craig’s Wife ausgezeichnet.

Kindheit und Jugend

1927 zog die Familie kurz nach der Geburt ihres Sohnes in eine von Kellys Bauunternehmen errichtete Villa mit 17 Zimmern in der Henry Avenue (40° 1′ 5,7″ N, 75° 11′ 21″ W). Obwohl Grace Kelly nur wenige Tage nach dem Schwarzen Donnerstag geboren wurde – er war der Auslöser für die als Great Depression bezeichnete schwere Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten –, berührte der soziale Abstieg vieler Landsleute die Kellys kaum. Jack hatte sein Vermögen konservativ angelegt und sowohl die Villa in East Falls als auch das Urlaubsdomizil in Ocean City frei von Hypotheken gehalten. Neben einem Tennisplatz standen auf dem Grundstück weitere Einrichtungen für die aktive Freizeitgestaltung bereit. Bedienstete kümmerten sich um Haushalt und Garten, die Kinder trugen gediegene Kleidung.

Grace wurde von ihren Eltern streng erzogen. Disziplin, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit galten in der sportbegeisterten Familie als Tugenden, denen sich auch die sensible und introvertierte zweitjüngste Tochter unterordnen musste. Ihre Mutter bezeichneten die Kinder aufgrund ihrer deutschstämmigen Eltern als „preußischen General“. Deren Prinzipientreue schlug sich in Distanziertheit nieder und kam zuweilen in einer Gefühlskälte auch ihren Kindern gegenüber zum Ausdruck. In früher Kindheit war Grace anfällig für Krankheiten und zeigte wenig Interesse für die Ambitionen ihres Vaters, obwohl sie mit zunehmendem Alter in Sportarten wie Tennis, Schwimmen und Hockey gute Leistungen zeigte und zudem Ballettunterricht nahm. Erst in späteren Jahren entwickelte Grace in privater und beruflicher Hinsicht einen Ehrgeiz, der sich auf das fortwährende Bedürfnis gründete, die Anerkennung ihres Vaters zu erlangen.

“My father was very gentle, never one to spank or scold. My mother did that. But when my father spoke, boy, you moved. I believe the father teaches authority, and the mother sees that it’s done.”

„Mein Vater war sehr sanft, er hat uns nie geschlagen oder ausgeschimpft. Das tat meine Mutter. Aber kaum sagte mein Vater ein Wort, sind wir gesprungen. Ich glaube, der Vater verkörpert Autorität und die Mutter setzt sie durch.“

Fürstin Gracia Patricia: Interview mit Curtis Bill Pepper für die Frauenzeitschrift McCall’s, Dezember 1974

Wegen Kurzsichtigkeit musste sie etwa ab dem zwölften Lebensjahr eine Brille tragen. Die Schüchternheit wurde vom Umfeld anfangs als Arroganz fehlinterpretiert, obwohl ihr wahrer Charakter Willensstärke gepaart mit diplomatischem Geschick offenbarte. Mit ihren Geschwistern um die Rangordnung in der Familie kämpfend, zog sich Grace in eine Phantasiewelt zurück und begann, ihre künstlerischen Neigungen zunächst im heimischen Puppenspiel sowie im Verfassen poetischer Verse auszuleben.

“I hate to see the sun go down / And squeeze itself into the ground / Since some warm night it might get stuck / And in the morning not get up.”

„Ich mag die Sonne nicht untergehen sehen / Wie sie sich in den Boden quetscht / In mancher warmen Nacht bleibt sie womöglich stecken / Um am nächsten Morgen nicht mehr aufzugehen.“

Grace Kelly: Vierzeiler der 14-Jährigen

Auch die Vorliebe für die Schauspielerei äußerte sich bereits in der Jugend. Im Alter von zwölf Jahren spielte sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Peggy am Theater der Old Academy Players in der Nähe von East Falls. Jahre später übernahm sie eine Rolle in einer Aufführung des 1922 von ihrem Onkel George geschriebenen Bühnenstückes The Torch-Bearers. In Anspielung auf den Namen des Werkes schrieb der Rezensent einer lokalen Zeitung: It appeared as if Grace Kelly should become the theatrical torch-bearer for her family. (deutsch: „Es macht ganz den Eindruck, als würde Grace Kelly auf dem Theater zum Fackelträger ihrer Familie.“)

Von 1934 bis 1943 besuchte Grace die von Nonnen geführte Schule Ravenhill und stellte dort ihr schauspielerisches Talent beim alljährlichen Krippenspiel unter Beweis. Sie wechselte anschließend auf die staatliche Stevens High School im Stadtteil Germantown. Als Teenager entwickelte sie während dieser Zeit eine innige Freundschaft zum zwei Jahre älteren Harper Davis, der gemeinsam mit ihrem Bruder auf eine benachbarte Schule ging und 1946 schwer erkrankte. Im Mai 1947 schloss Grace die High School ab; ihr Foto im Jahrbuch trägt die prophetische Unterschrift: She is very likely to become a stage or screen star. (deutsch: „Sie wird höchstwahrscheinlich Bühnen- oder Filmstar werden.“)

Schauspielausbildung und Theater

Nach dem Schulabschluss bewarb sich Grace Kelly an der renommierten dramatischen Fakultät des Bennington College in Vermont, wurde jedoch aufgrund verschärfter Aufnahmebedingungen nicht zugelassen. Gegen den Willen ihrer Eltern bemühte sie sich daraufhin um die Aufnahme an der namhaften Schauspielschule American Academy of Dramatic Arts in New York City. Die Verwandtschaft zu George Kelly verhalf ihr trotz abgelaufener Einschreibungsfrist zu einem Vorsprechtermin. Mit einem Auszug aus dem Werk ihres Onkels The Torch-Bearers überzeugte sie den Sekretär des Verwaltungsrates Emile Diestel, der insbesondere ihre Bühnenpräsenz und ihr Gespür für Dramatik hervorhob. Andererseits stellte die nasale Sprechweise als Folge der wiederkehrenden Sinusitis aus Kindheitstagen ein Hindernis für ihren Berufswunsch dar. Mit Hilfe von intensiven Stimmübungen arbeitete sie fortan im Rahmen ihrer Ausbildung an der Verbesserung der Aussprache. Kelly zog in das ausschließlich für Frauen zugelassene und von konservativen Verhaltensregeln geprägte New Yorker Barbizon Hotel for Women (40° 45′ 55,2″ N, 73° 57′ 58,7″ W), in dem in späteren Jahren auch Candice Bergen und Liza Minnelli wohnten.

1948 vermittelte ihr ein Studienkollege einen Termin bei einem Fotografen, der Titelbilder für das Magazin Redbook gestaltete. Für ihre erste Arbeit als Fotomodell erhielt Kelly eine Gage von 7,50 US-Dollar pro Stunde, die sich bald auf 25 US-Dollar steigerte und sie von der Unterstützung ihrer Eltern bei der Finanzierung des Studiums unabhängiger machte. Später war sie auch auf den Titelseiten anderer Illustrierten wie Cosmopolitan und Ladies’ Home Journal abgebildet. Das Image als „adrettes Mädchen von nebenan“ verschaffte ihr Werbeauftritte für Haushalts- und Konsumartikel wie Schreibmaschinen, Waschmittel, Zigaretten und Bier, entsprach auf der anderen Seite aber nicht den damaligen Maßstäben für eine Karriere als Mannequin in der Haute Couture. Nach einem Jahr wurde Kelly mit einem wöchentlichen Gehalt von etwa 400 US-Dollar zu einem der bestbezahlten Models in New York City.

Im zweiten Semester lernte Kelly den Schauspiellehrer und Theaterregisseur Don Richardson kennen. Er inszenierte später die Komödie The Philadelphia Story, mit der sie 1949 ihre Abschlussprüfung machte und die 1956 mit ihr in der Hauptrolle als Musical neu verfilmt wurde. Die Beziehung zum neun Jahre älteren Richardson, der kurz vor der Scheidung stand, musste sie auf Druck ihrer Eltern beenden. Beide blieben danach ein Leben lang befreundet. Nach der Ausbildung verließ sie vorübergehend New York und stand als Darstellerin im Laientheater Bucks County Playhouse in New Hope auf der Bühne. Am 16. November 1949 debütierte sie an der Seite von Raymond Massey und Mady Christians am Broadway in Der Vater von August Strindberg. Nach 69 Vorstellungen und mäßigem Erfolg bei Publikum sowie Kritikern wurde das Stück abgesetzt. In dieser Zeit hatte Kelly mehrere Affären, unter anderem mit dem pakistanischen Prinzen Aly Khan. Nach zwei Jahren ohne Engagement am Theater wirkte Kelly Anfang der 1950er Jahre in mehreren Live-Fernsehproduktionen von NBC und CBS mit, darunter Kraft Television Theatre, The Philco Television Playhouse, Westinghouse Studio One, Lights Out, Robert Montgomery Presents und Lux Video Theatre.

Filmkarriere

Durch Vermittlung der Theateragentin Edith Van Cleve, die Grace Kelly seit Anfang der 1950er Jahre in geschäftlichen Angelegenheiten vertrat, wurde die Filmindustrie in Hollywood auf die junge Schauspielerin aufmerksam. Probeaufnahmen bei Regisseur Gregory Ratoff brachten ihr zunächst keine Rolle im späteren Film Taxi ein, weckten aber in den Folgejahren das Interesse anderer Filmemacher. Im August 1950 stand sie erstmals mit einer kleinen Rolle im Filmdrama Vierzehn Stunden unter der Regie von Henry Hathaway vor der Kamera, nachdem ihre Leistung im Broadway-Stück Der Vater den Produzenten Sol C. Siegel beeindruckt hatte. Kelly spielte Louise Ann Fuller, eine junge Frau, die sich in einem Anwaltsbüro aufhält und angesichts nervenaufreibender Ereignisse im gegenüberliegenden Hochhaus die Scheidung von ihrem Ehemann überdenkt. Der Kurzauftritt verschaffte ihr ein Honorar von 500 US-Dollar und dauerte in der kommerziell wenig erfolgreichen Produktion etwas mehr als zwei Minuten bei einer Drehdauer von zwei Tagen. Am Filmset auf dem Studiogelände der 20th Century Fox in Los Angeles begegnete sie Gary Cooper, der wenige Monate danach ihr Filmpartner werden sollte. Im Sommer 1951 überbrückte Kelly die Wartezeit unter anderem am Repertoiretheater Elitch Gardens in Denver. Im dortigen Ensemble lernte sie den irischstämmigen Schauspieler Gene Lyons kennen und hatte mit ihm eine etwa anderthalbjährige Beziehung, bis dessen Alkoholprobleme der Affäre ein Ende bereiteten. Lyons erlangte Anfang der 1970er Jahre Popularität durch seine Mitwirkung in der US-amerikanischen Krimiserie Der Chef als Commissioner Dennis Randall.

Im Juni 1951 nahm die Schauspielagentur MCA Kelly unter Vertrag. Mit Marlon Brando hatte das Unternehmen bereits zuvor einen von Van Cleves früheren Klienten verpflichtet. MCA-Agent Jay Kanter kontaktierte den Produzenten Stanley Kramer, der aufgrund vieler laufender Projekte ständig auf der Suche nach jungen Schauspielern war. Kramer und Drehbuchautor Carl Foreman arbeiteten zur selben Zeit an den Vorbereitungen zum Film Zwölf Uhr mittags und mussten die zweite weibliche Hauptrolle neben Katy Jurado besetzen. Nach einem Vorstellungstermin bei Regisseur Fred Zinnemann wurde Kelly trotz ihrer Unerfahrenheit und anfänglicher Bedenken hinsichtlich des Altersunterschiedes zu Hauptdarsteller Gary Cooper engagiert. Im Westernklassiker verkörperte Kelly die frisch vermählte Ehefrau Amy Fowler Kane des Marshals Will Kane. Frank Miller, den Kane vor Jahren wegen Mordes verurteilt hatte, kehrt nach seiner Begnadigung in die Kleinstadt Hadleyville zurück. Von den Einwohnern im Stich gelassen, muss sich Kane alleine gegen Miller und seine drei Begleiter behaupten. Amy lehnt als Quäkerin Gewalt aus religiöser Überzeugung ab und verlässt ihren Mann nach einem Streit. Als der erste Schuss fällt, springt sie besorgt aus dem abfahrenden Zug. Am Ende des Showdowns überwindet sie ihre pazifistischen Prinzipien, erschießt einen der Banditen und rettet damit das Leben ihres in die Enge getriebenen Mannes. Die Dreharbeiten in Kalifornien im Herbst 1951 dauerten knapp fünf Wochen. Kelly verbrachte 22 Drehtage am Set und erhielt ein wöchentliches Gehalt von 750 US-Dollar. Über das Resultat ihrer Arbeit äußerte sie sich während der Probevorführung selbstkritisch, obwohl Zinnemann ihre zurückhaltende Spielweise bewusst auf die Rolle der Quäker-Braut abgestimmt hatte. Für Kelly bedeutete der von Kritikern hochgelobte und mit vier Oscars ausgezeichnete Film trotz unterkühlter Leinwandpräsenz rückblickend den Durchbruch als Filmschauspielerin.

Ende 1951 kehrte Kelly nach New York City zurück und nahm Schauspielunterricht bei Sanford Meisner zur Verfeinerung ihrer Technik. Darüber hinaus folgten in kurzen Abständen weitere Auftritte im Fernsehen und am Theater, bevor im Herbst 1952 ein neues Angebot ihre Zukunftspläne durchkreuzte. Nach dem Erfolg des Abenteuerfilms König Salomons Diamanten plante das Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer mit Regisseur John Ford die Neuverfilmung des 1932 entstandenen Filmdramas Dschungel im Sturm unter dem Titel Mogambo. Für die männliche Hauptrolle war erneut Clark Gable vorgesehen, diesmal an der Seite von Ava Gardner. Auf der Suche nach einer weiteren Darstellerin stießen MGM-Vorstandsmitglied Dore Schary und Produzent Sam Zimbalist auf die Probeaufnahmen von Taxi. Die Verantwortlichen handelten mit MCA einen Vertrag über eine Laufzeit von sieben Jahren aus, der Kelly zur Mitwirkung in drei Filmen pro Jahr verpflichtete und die Möglichkeit eines Verleihs an andere Studios vorsah. Vor der Unterzeichnung musste MGM einige Konzessionen eingehen. Kelly bestand in Abweichung von den damaligen Gepflogenheiten darauf, regelmäßig ein drehfreies Jahr nehmen und ihren Wohnsitz in New York City behalten zu dürfen. Auf der anderen Seite hielten sie die Aussicht auf eine Zusammenarbeit mit Gable und Ford sowie die exotischen Drehorten in Afrika davon ab, über die im Vergleich zu einem Ganztagsjob als Mannequin unattraktive wöchentliche Gage von anfangs 750 US-Dollar zu verhandeln. Die Dreharbeiten in Uganda, Tanganjika und Kenia waren im Februar 1953 abgeschlossen. Für die Innenaufnahmen reiste das Team nach Europa und arbeitete bis Ende 1953 in den britischen Borehamwood-Studios. Kelly spielte Linda Nordley, die spröde Ehefrau eines Anthropologen (Donald Sinden), der die Dienste des Großwildjägers Victor Marswell (Clark Gable) für seine Studien in Anspruch nimmt. Auf der Reise in das weit entfernte Gebiet der Berggorillas werden sie von der temperamentvollen Ellinor Kelly (Ava Gardner) begleitet, die zuvor in Marswells Tierfängerstation gestrandet war. Zwischen Marswell und den beiden Frauen entwickelt sich eine von Verheimlichung und Eifersucht geprägte Dreiecksbeziehung. Am Ende bleibt Linda ihrem Mann treu, während Marswell und Kelly zusammenfinden. Ähnlich wie Zinnemann war Ford sparsam mit Regieanweisungen und überließ die Schauspieler mit seiner ungeschliffenen Art weitestgehend sich selbst. Kelly und Gable, der kurz vor der Scheidung von seiner vierten Frau stand und außerdem mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen hatte, gingen während des Aufenthaltes in Afrika oft gemeinsame Wege. Ob der Flirt in eine Romanze mündete, ist unter Zeitzeugen wie Biographen umstritten. Der Film wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen und spielte nach der Erstveröffentlichung respektable fünf Millionen US-Dollar ein. Kelly erhielt den Golden Globe sowie eine Oscarnominierung als beste Nebendarstellerin.

Das Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer lieh sie in der Folge wiederholt an andere Filmstudios wie Warner Bros. und Paramount Pictures für bis zu 50.000 US-Dollar pro Film aus. Für Ein Mädchen vom Lande nahm sie am 30. März 1955 den Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegen. Im Filmdrama von George Seaton spielte sie die Ehefrau eines Alkoholikers. Im selben Jahr war sie noch einmal in Grünes Feuer (1954) von Andrew Marton in den Kinos zu sehen.

“The thrill of this moment keeps me from saying what I really feel. I can only say thank you with all my heart to all who made this possible for me. Thank you.”

„Die momentane Aufregung hält mich davon ab, meine wirklichen Gefühle zu äußern. Ich danke allen von ganzem Herzen, die mir dies ermöglicht haben. Danke.“

Grace Kelly: Dankesrede bei der Oscarverleihung im RKO Pantages Theatre in Los Angeles, 30. März 1955

Alfred Hitchcock holte Grace Kelly innerhalb von nur zwei Jahren dreimal vor die Kamera. Ihre Zusammenarbeit begann 1954 mit Bei Anruf Mord. Die Handlung spielt fast ausschließlich in einem Raum. Regisseur und Kameramann experimentierten mit neuen 3D-Aufnahmemöglichkeiten. Der Regisseur schätzte die Qualitäten von Kelly und hielt sie für die Idealbesetzung seiner weiblichen Hauptrollen. Kelly zeigte hinter einer kühlen Fassade Sehnsucht, Hingabe und Leidenschaft, trat stets stilsicher und elegant auf und wurde zur idealtypischen Hitchcock-Heldin der 1950er Jahre. 1954 arbeiteten Hitchcock und Kelly für den Klassiker Das Fenster zum Hof erneut zusammen. Hier spielte Grace Kelly die elegante Geliebte des wegen seines Gipsbeins auf einen Rollstuhl angewiesenen Fotoreporters Jeff (James Stewart). Von den Kritikern wurde die Darstellung der Schauspielerin hoch gelobt. Über den Dächern von Nizza war ihre letzte Arbeit mit Alfred Hitchcock. Dort spielte sie 1955 die Millionärin Frances Stevens, die den nur scheinbar desinteressierten Meisterdieb John Robie (Cary Grant) lustvoll umgarnt. Da Kelly nach ihrer Heirat nicht mehr als Schauspielerin arbeitete, verpflichtete Hitchcock für seine folgenden Filme Darstellerinnen wie Vera Miles, Kim Novak, Eva Marie Saint oder Tippi Hedren, die ihr vom Typ her ähnelten.

In den USA entstand 1956 die Liebeskomödie Der Schwan unter der Regie von Charles Vidor. Kelly verkörperte eine Prinzessin, an der der zur Heirat auserkorene Kronprinz (Alec Guinness) scheinbar nicht interessiert ist. Beim Publikum erfolgreich war ebenfalls der Musikfilm Die oberen Zehntausend. Gelassen, humorvoll und mit Sinn für Tiefe spielte Grace Kelly die schöne Reiche Daisy Cord, die ihre wahren Gefühle erst entdecken muss. In dem Musical von Cole Porter sang sie das Duett True Love gemeinsam mit Bing Crosby. Es wurde auch als Single veröffentlicht und brachte beiden eine Goldene Schallplatte ein.

Hochzeit mit Fürst Rainier III.

“Of course I consider marriage. But I’ve considered my career longer. If I were to quit now to get married – and I’d have to quit because marriage is a full-time job to my way of thinking – then I’m afraid that all the rest of my life I’d be fretting about what a great actress I might have been.”

„Natürlich möchte ich heiraten. Aber meine Karriere liegt mir mehr am Herzen als der Gedanke an die Ehe. Wenn ich jetzt aufhörte – und aufhören müsste ich, weil die Ehe nach meiner Auffassung eine Frau ganz beansprucht – dann würde ich mich womöglich mein Leben lang mit dem Gedanken quälen, welch große Schauspielerin ich hätte werden können.“

Grace Kelly: März 1955

Grace Kelly lernte Fürst Rainier III. von Monaco am 6. Mai 1955 am Rande der Filmfestspiele von Cannes kennen. Erschöpft nach sechs Filmen in anderthalb Jahren, war sie nur zögernd einer Einladung der Organisatoren des Festivals gefolgt, um als Repräsentantin der Vereinigten Staaten den Oscar-prämierten Film Ein Mädchen vom Lande zu zeigen. Anlässlich des Besuches organisierte die französische Zeitschrift Paris Match unter der Federführung des Filmredakteurs Pierre Galante – damaliger Ehemann der ebenfalls in Cannes anwesenden Schauspielerin Olivia de Havilland – ein Zusammentreffen zwischen dem Fürsten und dem Hollywoodstar im Fürstenpalast von Monaco als Titelstory. Die erste Begegnung fand unter erschwerten Bedingungen statt: Ein landesweiter Stromausfall nach einem Streik beeinträchtigte die Vorbereitungen auf den Anlass ebenso wie ein Verkehrsunfall bei der Anfahrt sowie die fast einstündige Verspätung des Fürsten aufgrund anderer Verpflichtungen. Allen Widrigkeiten zum Trotz entwickelte sich Beobachtern zufolge beim anschließenden von Fotografen begleiteten Rundgang durch den Privatzoo und die Palastgärten eine gegenseitige Sympathie. Während Kelly den Fürsten nach dem Besuch als „so charmant“ bezeichnete, verkündete Rainier seinerseits Pläne für eine Reise nach Manhattan zum Wohltätigkeitsball Eine Nacht in Monte Carlo im Januar 1956. In den Folgemonaten hielten beide regen Briefkontakt und Rainier begann, seine Absichten zu konkretisieren. Der Junggeselle reiste nach Beendigung der Dreharbeiten zu Der Schwan am 15. Dezember 1955 nach Philadelphia und machte den Kellys am ersten Weihnachtsfeiertag seine Aufwartung. Drei Tage später folgte der formelle Heiratsantrag nach einem privaten Abendessen im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria. Etwa zur selben Zeit beendete Kelly die lose Beziehung zum Modeschöpfer Oleg Cassini. Am 5. Januar 1956 wurde die Verlobung mit Fürst Rainier im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus der Kellys offiziell bekanntgegeben. Die nach langwierigen Gesprächen ausgehandelte Mitgift der Braut betrug zwei Millionen US-Dollar und wurde jeweils zur Hälfte von Kelly und ihrem Vater aufgebracht.

Kelly kehrte Mitte Januar 1956 nach Hollywood zurück, um den Musicalfilm Die oberen Zehntausend zu drehen. Bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt vor der Abreise aus den Vereinigten Staaten überreichte sie Ernest Borgnine anlässlich der Oscarverleihung am 21. März 1956 die Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller. Als Gegenleistung dafür, Kelly aus den Verpflichtungen für die geplante Filmkomödie Warum hab’ ich ja gesagt? zu entlassen, erhielt das Studio MGM die exklusiven Filmrechte an der Hochzeit. Der Dokumentarfilm The Wedding in Monaco kam kurz nach dem Ereignis in die US-amerikanischen Kinos. Darüber hinaus übernahm das Filmstudio die Kosten für das von der Kostümdesignerin Helen Rose aus Brüsseler Rosalinenspitze gefertigte, knapp 8000 US-Dollar teure Hochzeitskleid.

Am 4. April 1956 ging Kelly in New York an Bord des Passagierdampfers Constitution. Neben Familienangehörigen und Freunden begleiteten über 100 Journalisten die zukünftige Landesmutter auf der acht Tage dauernden Seereise nach Monaco. Bei der Ankunft in der Herkulesbucht vor dem Fürstentum wurde Kelly von Rainier auf seiner Yacht Deo Juvante II in Empfang genommen und später von etwa 20.000 Einheimischen und Touristen an Land begrüßt. Am Morgen des 18. April erfolgte die standesamtliche Trauung im Thronsaal des Palastes im Beisein von etwa 100 Gästen, darunter Würdenträger und Repräsentanten aus 25 Ländern. Die halbstündige Zeremonie wurde von einem Fernsehteam europaweit übertragen. Nach einem Empfang der 3000 monegassischen Bürger im Ehrenhof des Palastes endeten die Feierlichkeiten am Abend mit einer Gala und einer Ballettvorführung im Opernhaus. Einen Tag nach der standesamtlichen Eheschließung wurden Grace und Rainier am 19. April gegen 10:00 Uhr in der Kathedrale von Monaco durch Bischof Gilles Barthe getraut. Zu den 600 Gästen gehörten der frühere ägyptische König Faruq, Aga Khan III., Aristoteles Onassis mit Tochter Christina, die US-amerikanischen Schauspielerinnen Gloria Swanson und Ava Gardner sowie der britische Schauspieler David Niven. Eine der sechs Brautjungfern war Kellys langjährige Freundin Rita Gam. Sowohl der europäische Hochadel als auch hochrangige Politiker blieben der Veranstaltung jedoch fern. Mehr als 30 Millionen Fernsehzuschauer in neun Ländern verfolgten, wie aus der US-amerikanischen Filmschauspielerin Grace Kelly Fürstin Gracia Patricia von Monaco wurde. Noch am selben Tag brach das frisch vermählte Ehepaar zu einer siebenwöchigen Hochzeitsreise im Mittelmeer an Bord der fürstlichen Yacht auf.

Fürstin von Monaco

Familienglück und Krisen

Am 23. Januar 1957 brachte Fürstin Gracia Patricia ihre Tochter Caroline Louise Marguerite zur Welt. Gemäß bilateralem Vertrag mit Frankreich aus dem Jahr 1918 über das Protektoratsverhältnis beider Staaten blieb die Souveränität Monacos durch die Sicherung der Erbfolge garantiert. Fünf Monate später wurde die Fürstin erneut schwanger und gebar am 14. März 1958 den Sohn Albert Alexandre Louis Pierre, der seine Schwester als Erbin verdrängte. Dem damaligen konstitutionellen Gesetz Monacos zufolge trat bis zur Geburt eines männlichen Nachkommen zunächst das älteste Kind die Nachfolge des Fürsten an. Gracia Patricia nahm die Erziehung ihrer Kinder weitestgehend selbst in die Hand und richtete nach dem Vorbild der US-amerikanischen Präsidentengattin Jacqueline Kennedy einen Kindergarten im Palast ein. Während Caroline in ihrer Sprunghaftigkeit und Willensstärke überwiegend Charaktermerkmale ihres Vaters geerbt hatte, legte Albert wie seine Mutter Ruhe und Zielstrebigkeit an den Tag. Die frühen Kindheitsjahre des zukünftigen Thronfolgers waren bereits geprägt von der Perspektive, in späteren Jahren Rainiers Platz als Staatsoberhaupt einzunehmen.

Trotz der Geburt der Kinder gestaltete sich das Leben im Palast für die Fürstin in den ersten Jahren schwierig. Die neue Rolle als Ehefrau nach der Beendigung ihrer Karriere als Schauspielerin hatte einen Orientierungsverlust zur Folge, der auch durch Aufgaben wie die Modernisierung des Krankenhauses, des Altersheimes sowie der Palasträume und des Feriendomizils Roc Agel kaum kompensiert werden konnte. Darüber hinaus kam sie mit dem Zwang zur Beachtung höfischer Etikette und der Autorität Rainiers anfangs nicht zurecht. Der Fürst war in seiner Rolle als Monarch nicht an Kompromisse gewöhnt und machte auch bei Meinungsverschiedenheiten mit seiner Ehefrau keine Ausnahme. Da Gracia Patricia die französische Sprache nur schlecht verstand und sprach, hielt sie sich bei Veranstaltungen wie Audienzen und Empfängen zurück. Beobachter deuteten dieses Verhalten als hochmütig und schroff. Hinzu kamen finanzielle und politische Probleme, die das Fürstentum seit Anfang der 1950er Jahre in seiner Existenz bedrohten. Die wichtigen Einnahmen aus den Casinos gingen aufgrund zunehmender Konkurrenz an der französischen Riviera zurück. Konflikte mit dem monegassischen Nationalrat sowie dem Reeder Aristoteles Onassis sorgten für Verunsicherung. Der griechische Geschäftsmann erwarb 1955 durch Aktienkäufe eine Mehrheitsbeteiligung an der Société des bains de mer (SBM), dem staatlichen Hotel- und Casinokonzern, und rettete später die größte Bank des Landes vor dem Konkurs. Mit der Kontrolle über die SBM als mächtigster Organisation Monacos leitete Onassis zwar den wirtschaftlichen Aufschwung des Fürstentums ein, auf der anderen Seite stritt er jedoch unablässig mit Rainier, der die Befürchtung hatte, an Macht einzubüßen, um strategisch wichtige Entscheidungen. Erst 1966 gelang es dem Fürsten, durch eine Kapitalaufstockung der SBM Onassis wieder zu entmachten, um die Zukunft Monacos nach seinen Wünschen gestalten zu können. Zuvor hatte er Onassis gedroht, dessen Besitz zu verstaatlichen. Dennoch sorgte der Umfang der Erneuerungsprogramme zuweilen bei seiner Frau für Unmut, die den Wandel des Fürstentums unter ästhetischen Gesichtspunkten mit Argwohn verfolgte.

Im Sommer 1960 erkrankte John B. Kelly an Magenkrebs und verstarb kurz darauf. Der Tod des Vaters sowie zwei Fehlgeburten ließen Gracia Patricia in Depressionen verfallen, die Rainier dazu bewogen, seiner Frau eine vorübergehende Rückkehr in das Filmgeschäft zu ermöglichen. Nachdem sie schon vier Jahre zuvor in der Produktion Glück und Liebe in Monaco unter der Regie von Hermann Leitner einen Gastauftritt hatte, plante Alfred Hitchcock für den Sommer 1962 ein Filmprojekt namens Marnie. Das Drehbuch über eine Kleptomanin, deren krankhaftes Handeln gleichzeitig von einer Angst vor Intimitäten begleitet wird und auf prägende Erlebnisse in ihrer Kindheit zurückgeht, galt jedoch als heikel. Die offizielle Verlautbarung über das bevorstehende Comeback der Fürstin hinterließ zudem offene Fragen und provozierte Widerstand bei der lokalen Presse. Auch nachträgliche Klarstellungen änderten nichts daran, dass das monegassische Volk der Ansicht war, die Schauspielerei vertrage sich grundsätzlich nicht mit den Aufgaben einer Landesmutter. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung sah sich Gracia Patricia gezwungen, ihre Pläne aufzugeben. Die Resignation wich nun endgültig der Erkenntnis, dass ihre wiederkehrenden Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Karriere unberechtigt waren.

“Dear Hitch, It was heartbreaking for me to have to leave the picture. I was so excited about doing it and particularly about working with you again. When we meet I would like to explain to you myself all of the reasons which is difficult to do by letter or through a third party. It is unfortunate that it had to happen this way and I am deeply sorry. Thank you dear Hitch for being so understanding and helpful I hate disappointing you. I also hate the fact that there are probably many other ‘cattle’ who could play the part equally as well. Despite that I hope to remain one of your ‘sacred cows’.”

„Lieber Hitch, es zerreißt mir das Herz, das Filmprojekt aufgeben zu müssen. Ich hatte mich sehr auf die Mitwirkung und insbesondere auf die erneute Zusammenarbeit mit Dir gefreut. Beim nächsten Treffen werde ich Dir persönlich die vielen Beweggründe erklären, was in einem Brief oder über Dritte schwierig ist. Schade, dass es so kommen musste, ich bedauere es sehr. Lieber Hitch, danke für Dein Verständnis und Deine Unterstützung, ich enttäusche Dich nur ungern. Außerdem ist mir die Tatsache zuwider, dass viele andere ‚Rindviecher‘ die Rolle vermutlich ebenso gut spielen können. Trotzdem hoffe ich, eine Deiner ‚heiligen Kühe‘ zu bleiben.“

Fürstin Gracia Patricia: Brief an Alfred Hitchcock, 18. Juni 1962

Rainier musste zur selben Zeit eine neue Krise in Form eines Steuerstreits mit dem Nachbarland bewältigen. Zahlreiche französische Unternehmen hatten ihren Hauptsitz in die Steueroase Monaco verlegt. Staatspräsident Charles de Gaulle forderte ultimativ die Einführung von Einkommens- und Körperschaftssteuern und stationierte Zöllner an den Landesgrenzen. Da Monaco wirtschaftlich vom Tourismus und versorgungstechnisch von Frankreich abhängig war, wendete der Fürst den Angriff auf die Steuerfreiheit und den drohenden Verlust an Autonomie mit einem Kompromiss ab.

Anerkennung als Landesmutter

“I don’t look for happiness. So perhaps I am very content in life, in a way. […] I suppose being at peace with yourself. Not anxiously seeking for something, not being frantic about not having something. […] But I argue with myself all the time, so I guess I’m not really at peace.”

„Ich suche nicht nach Glück. Also bin ich auf gewisse Weise vielleicht sehr zufrieden im Leben. […] Ich nehme an, mit sich im Frieden zu sein, nicht mit aller Macht etwas zu begehren und nicht zu verzweifeln, weil man etwas nicht erreicht hat. […] Ich liege im Dauerstreit mit mir selbst, also bin ich wohl nicht im Frieden mit mir.“

Fürstin Gracia Patricia: Interview mit dem Playboy anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages auf die Frage, wie Glück zu definieren ist, Januar 1966

Mitte der 1960er Jahre begann die Einsicht in die Unabänderlichkeit ihrer Lebensumstände über die Zweifel zu siegen. Gracia Patricia beherrschte um 1963 die französische Sprache fließend und gewann Sicherheit im Umgang mit ihren Untertanen und Bediensteten. Auch an das Hofzeremoniell und die südländische Mentalität der Monegassen hatte sie sich gewöhnt. Ihre Ausstrahlung erreichte zwar kein Kinopublikum mehr, hatte aber für die wirtschaftliche Entwicklung des Fürstentums zentrale Bedeutung. Da Monaco über keine Reichtümer wie Bodenschätze oder einen bedeutenden Seehafen verfügte, musste die Anziehungskraft für Touristen und Investoren auf eine andere Art vermittelt werden. Durch die Anwesenheit der Fürstin hatte das unter der Nachkriegszeit leidende Land einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Menschen aus aller Welt verbrachten dort ihren Urlaub, Banken- und Immobiliengeschäfte trugen ihren Teil zu einem sprunghaften Anstieg der Einkünfte des Fürstentums bei. Ende der 1960er Jahre hatte sich das Fremdenverkehrsaufkommen von jährlich etwa 77.000 Besuchern aus der Zeit vor der Hochzeit verzehnfacht. Die Abhängigkeit vom Glücksspiel wurde auf weniger als vier Prozent gegenüber 95 Prozent aus dem Jahr 1954 reduziert. Die Pflege der Freundschaften Gracia Patricias zu früheren Kollegen aus dem Showbusiness taten ihr Übriges. Filmstars kamen nach Monte-Carlo und zogen den internationalen Jetset, die Reichen und Berühmten aus aller Welt nach Monaco. Das gesellschaftliche Leben kulminierte im alljährlich stattfindenden Rotkreuz-Ball und brachte der Organisation im Laufe der Jahre viele Spendengelder ein.

Am 1. Februar 1965 kam das dritte Kind Stéphanie Marie Elisabeth zur Welt. Die Geburt der zweiten Tochter half der Fürstin über vergangene und kommende Krisen hinweg. Von den drei Kindern war Stéphanie mit ihrem Eigensinn aus erzieherischer Sicht die größte Herausforderung. Gracia Patricia bekannte später, dass ihre Nachsichtigkeit dem rebellischen Wesen des jüngsten Kindes Vorschub leistete. 1967 sorgte die dritte Fehlgeburt während des Besuches der Weltausstellung in Montreal für einen erneuten Schicksalsschlag, nachdem im November 1964 bereits Rainiers Vater Pierre de Polignac gestorben war.

Das Fürstenpaar feierte am 8. Mai 1974 den 25. Jahrestag der Herrschaft Rainiers. Das silberne Thronjubiläum gilt als Wendepunkt im Verhältnis der Monegassen zu ihrer Landesmutter. Gracia Patricia, die kurz zuvor ihre US-amerikanische Staatsbürgerschaft aufgegeben hatte, trug erstmals die Nationaltracht und wirkte zugänglicher als bei früheren Anlässen. Durch zahlreiche Wohltätigkeitsveranstaltungen zum Wohle Monacos hatte sie das Volk während der vergangenen Jahre für sich eingenommen. Bei ihrer humanitären Arbeit orientierte sie sich auch an der britischen Königsfamilie. Sie rief unter anderem Gesundheitsvorsorgeprogramme sowie einen Freiwilligendienst zur Betreuung der Senioren im Altersheim ins Leben und intensivierte ihre Arbeit als Präsidentin des Roten Kreuzes, dem sie seit 1958 vorstand. Ferner legte sie mit der Gründung eines Symphonieorchesters und einer Ballettschule den Grundstein für die Aufwertung Monacos als Standort kulturellen Schaffens.

1966 feierte Monte-Carlo mit einer Aufführung des Balletts Romeo und Julia unter der Beteiligung von Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn sein hundertjähriges Bestehen. Am 16. November 1970 sprach Gracia Patricia die Einführungsworte bei einem Benefizkonzert von Frank Sinatra in der Londoner Royal Festival Hall. Mit Josephine Baker verband sie eine langjährige Freundschaft. Der US-amerikanisch-französischen Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin wurde 1969 nach dem Verlust ihres Vermögens mit Unterstützung des Fürstenpaares ein neues Zuhause an der französischen Riviera vermittelt und die Rückkehr auf die Bühne durch die Einrichtung eines Fonds ermöglicht. Baker fand im April 1975 auf dem Cimetière de Monaco ihre letzte Ruhestätte.

Im Spätsommer 1974 zog Prinzessin Caroline in eine Wohnung nach Paris, um das französische Abitur in einer Privatschule abzulegen und danach wie ihr Vater ein Studium an der École libre des sciences politiques zu beginnen. In Sorge um die freizügige Berichterstattung der Paparazzi folgte Gracia Patricia im Herbst 1974 zusammen mit Tochter Stéphanie in die Pariser Wohnung an der Avenue Foch. Die französische Hauptstadt sollte für viele Jahre zum Zweitwohnsitz der Fürstin werden, da auch Prinzessin Stéphanie später an einem dortigen Institut zur Schule ging. Nach dem Abbruch des Studiums und der Rückkehr nach Monaco lernte Caroline im Sommer 1976 den als Playboy verrufenen Finanzmakler Philippe Junot kennen. Wegen dessen zweifelhafter Herkunft beriet das Fürstenpaar eine Zeit lang über ein offizielles Hochzeitsverbot. Gleichwohl heiratete Caroline am 28. Juni 1978 den 17 Jahre älteren Geschäftsmann. Die Ehe wurde zwei Jahre später geschieden und 1992 von der römisch-katholischen Kirche annulliert. Die Fürstin gab rückblickend zu, dass die Einschränkung des Freiheitsdranges und Kontrollsucht für das kapriziöse Verhalten ihrer ältesten Tochter mitverantwortlich war.

Am 29. Juli 1981 war Gracia Patricia zur Hochzeit des britischen Thronfolgers Prinz Charles und Diana Spencer in der St Paul’s Cathedral geladen und führte die königliche Prozession ausgehend vom Buckingham Palace an. Rainier musste wegen Krankheit absagen und wurde von Prinz Albert vertreten. Die Fürstin hatte die Prinzessin von Wales vier Monate zuvor bei deren ersten öffentlichen Auftritt kurz nach der Verlobung anlässlich einer Gala in London kennengelernt. Am 31. März 1982 wurde sie am Annenberg-Institut für Kommunikationswissenschaften der University of Pennsylvania in Anwesenheit früherer Filmpartner wie James Stewart und Stewart Granger für ihre schauspielerischen Leistungen geehrt.

Anfang der 1980er Jahre hatte Gracia Patricia zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Wegen Beschwerden in den Wechseljahren nahm sie hochdosierte Hormone ein und legte infolgedessen an Gewicht zu. Die äußerlichen Veränderungen wurden von einigen Biographen auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt, obgleich zu diesen Gerüchten nur Indizien und kaum verbürgte Aussagen von Personen aus ihrem Umfeld existieren. Im August 1982 kamen eine Bronchitis sowie Migräneanfälle nach einer Norwegen-Kreuzfahrt hinzu.

Künstlerisches Wirken

1976 unterbreitete Jay Kanter, Kellys früherer Agent und damaliger Leiter der Studio- und Produktionsabteilung, der Fürstin das Angebot, einen vakanten Posten im Vorstand des US-amerikanischen Filmstudios 20th Century Fox zu übernehmen. Als erste Frau im Führungsgremium reiste sie fortan mehrmals im Jahr nach New York und Los Angeles und kümmerte sie sich unter anderem um Aktionärsangelegenheiten sowie Budgetgenehmigungen. Nach fünf Jahren endete ihr Mandat mit dem partiellen Verkauf des Studios an das von Rupert Murdoch kontrollierte Medienunternehmen News Corp. Kanter versuchte 1976 ebenfalls, Gracia Patricia zu einem Comeback im Filmdrama Am Wendepunkt von Herbert Ross zu überreden. Sie sollte die Rolle der Deedee Rodgers verkörpern, eine ehemalige Balletttänzerin, die ihre Karriere zugunsten des Privatlebens aufgegeben hat und mit ihrem Schicksal hadert. Trotz oder wegen offensichtlicher Parallelen zu ihrer eigenen Biographie zeigte sich die Fürstin interessiert. Sechs Jahre zuvor hatte sie die Mitwirkung im Historienfilm Nikolaus und Alexandra abgelehnt, weil ihr das Drehbuch nicht zusagte. Andere Vorhaben zerschlugen sich bereits in der Frühphase aus unterschiedlichen Gründen oder waren wie die Minirolle im 1966 erschienenen Antidrogenfilm Mohn ist auch eine Blume wenig bedeutsam. Das neue Projekt scheiterte diesmal nicht nur an den Einwänden Rainiers, sondern auch an der persönlichen Einsicht, den familiären Sorgen insbesondere um das Privatleben ihrer Tochter Caroline volle Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Shirley MacLaine spielte später die Rolle der Deedee Rodgers.

Nach den Enttäuschungen beim Versuch, zu ihren schauspielerischen Wurzeln zurückzukehren, bot sich der Fürstin im selben Jahr eine weitere Gelegenheit der künstlerischen Betätigung. Nach Vermittlung durch ihre Freundin und spätere Biographin Gwen Robyns nahm Gracia Patricia ein Engagement beim Edinburgh International Festival anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten an. Im September 1976 hielt sie zusammen mit den Schauspielern Richard Kiley und Richard Pasco vier Lyriklesungen vor etwa 200 Zuschauern und gewann für die Rezitation des Werkes Wild Peaches der US-amerikanischen Dichterin Elinor Wylie die Auszeichnung der BBC als eine der besten poetischen Darbietungen des Jahres. 1977 trat sie im Geburtsort von William Shakespeare in der Holy Trinity Church mit Szenen aus der Komödie Was ihr wollt und einer Auswahl von Shakespeares Sonetten auf. In den Folgejahren setzte sie die Aufführungsreihe mit wechselndem Programm auf weiteren Festivals in Europa und den Vereinigten Staaten fort, darunter 1978 im St James’s Palace vor der britischen Königinmutter und 1980 im Vienna’s English Theatre in Wien.

Ende der 1970er-Jahre entdeckte Gracia Patricia als Naturliebhaberin eine neue Passion und begann mit der Anfertigung von Collagen aus getrockneten und gepressten Blumen. Ihre Arrangements wurden im selben Jahr in der Pariser Galerie Drouant ausgestellt und dienten 1978 als Musterserie für Bettbezüge eines US-amerikanischen Textilherstellers. Obwohl die Fürstin das Honorar ihrer Stiftung überließ, kritisierten Zeitungen wie The Village Voice die kommerzielle Vermarktung und bezeichneten Blumenpressen als „die deprimierendste Kunstform, die das Menschengeschlecht je erfunden hat“. 1980 veröffentlichte sie zusammen mit Gwen Robyns eine My Book of Flowers genannte Sammlung ihrer Kreationen und warb auf einer anschließenden Promotionstour durch die Vereinigten Staaten für das Buch.

1976 lernte die Fürstin den österreichischen Regisseur Robert Dornhelm kennen, der einen Dokumentarfilm mit dem Titel The Children of Theatre Street über die Waganowa-Ballettakademie im früheren Leningrad gedreht hatte. Dornhelm suchte eine bekannte Persönlichkeit als Erzähler und fand in Gracia Patricia nicht zuletzt wegen der langjährigen Kooperation zwischen der monegassischen und der russischen Ballettschule die ideale Besetzung. Der Film erhielt gute Kritiken und im Jahr darauf eine Oscar-Nominierung als bester Dokumentarfilm, war kommerziell aber nur mäßig erfolgreich. Dornhelm und die Fürstin blieben danach freundschaftlich eng verbunden und arbeiteten in weiteren Projekten zusammen. 1981 sollte der jährlich im Mai stattfindende Blumenbindewettbewerb in Monaco als Rahmen für eine Filmkomödie und Grundstein für die Fortsetzung der Filmkarriere von Gracia Patricia genutzt werden. Die französische Romanautorin Jacqueline Monsigny erdachte eine Handlung, bei der ein von Edward Meeks gespielter Astrophysiker durch eine Reihe von Missverständnissen eine wissenschaftliche Konferenz verpasst und stattdessen beim Blumenbindewettbewerb landet. Der 33-minütige Kurzfilm Rearranged wurde einem ausgewählten Personenkreis in einer Rohfassung gezeigt und kam nie in die Kinos. Bevor das Werk im Jahr darauf um zusätzliche Szenen auf eine Länge von einer Stunde erweitert werden konnte, verstarb die Fürstin. Als Folge scheiterte auch die geplante Verfilmung des 1950 von Gore Vidal publizierten Romans A Search for the King unter Dornhelms Regie mit Gracia Patricia in der Hauptrolle. Das originale Filmnegativ von Rearranged wurde auf Betreiben Rainiers in den Tresoren des Palastes eingelagert. 2007 wurde das englischsprachige Fragment von den Archives Audiovisuelles de Monaco restauriert, mit französischen Untertiteln versehen und seitdem nur einmal im Garden Club in Monaco vorgeführt. Kurze Auszüge waren auch in der 2010 ausgestrahlten ARD-Dokumentation Die Grimaldis – Adel verpflichtet zu sehen.

Unfall und Tod

Am Vormittag des 13. September 1982 kamen Gracia Patricia und ihre Tochter Stéphanie bei der Heimfahrt aus der Sommerresidenz Roc Agel mit ihrem zehn Jahre alten Rover 3500 auf der Route de La Turbie am Ortseingang von Cap-d’Ail in einer Haarnadelkurve aus ungeklärten Gründen von der Straße ab und stürzten 40 Meter tief einen Abhang hinunter (43° 43′ 35″ N,  24′ 10″ O). In diesem Gebiet fand auch die Verfolgungsjagd im Hitchcock-Film Über den Dächern von Nizza statt, in der Grace Kelly ein saphirblaues Sunbeam-Alpine-Mark-III-Cabriolet fuhr.

Zusammen mit ihrer Tochter wurde die Fürstin in das nach ihr benannte Krankenhaus Centre Hospitalier Princesse Grace gebracht. Die medizinischen Untersuchungen ergaben zunächst neben Schnittwunden einen Schlüsselbeinbruch, eine Beinfraktur sowie Quetschungen des Brustkorbes. Prinzessin Stéphanie erlitt eine Gehirnerschütterung und einen Wirbelbruch. Nach einer mehrstündigen Operation fiel die Fürstin in ein Koma. Weiterführende diagnostische Abklärungen unter Einsatz eines Computertomographen außerhalb des Krankenhauses offenbarten zwei Hirnverletzungen. Die Ärzte folgerten, dass die kleinere der beiden Blutungen im Bereich des Schläfenlappens aus einem leichten Schlaganfall resultierte, der kurz vor dem Unfall eintrat und das Bewusstsein einschränkte, während die große inoperable Verletzung erst beim Aufprall am Hang entstand. Am Abend des Folgetages erlag Fürstin Gracia Patricia im Alter von 52 Jahren ihren schweren Verletzungen, nachdem die engsten Angehörigen ihr Einverständnis gegeben hatten, die lebenserhaltenden Geräte abzuschalten.

Drei Tage lang konnten die Monegassen am offenen Sarg in der Schlosskapelle Abschied von ihrer Landesmutter nehmen, bevor Gracia Patricia am 18. September 1982 in Anwesenheit von rund 800 geladenen Trauergästen – darunter ihre Geschwister, ehemalige Filmkollegen sowie Vertreter der meisten Adelshäuser – in der Kathedrale Notre-Dame-Immaculée beerdigt wurde. Rund 100 Millionen Zuschauer verfolgten die weltweite Fernsehübertragung der Trauerfeier.

Über den genauen Unfallhergang entstanden mehrere Spekulationen, unter anderem die oft zitierte Theorie, die seinerzeit noch minderjährige Prinzessin Stéphanie habe am Steuer des Wagens gesessen. Diese Behauptung wurde wiederholt von ihr bestritten und von weiteren Personen entkräftet. Sie stützte sich auf die Aussagen von Grundstücksbesitzern und angeblichen Augenzeugen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in unmittelbarer Nähe aufhielten und berichteten, die Prinzessin sei über die Fahrerseite des schwer beschädigten Fahrzeuges ausgestiegen. Weitere von der Presse in Umlauf gebrachte Mutmaßungen über die Todesumstände wie ein vorausgegangener Streit zwischen Mutter und Tochter, Suizidabsichten der Fürstin, politisch motivierte Verstrickungen der südfranzösischen Mafia oder Behandlungsfehler der Ärzte konnten ebenfalls nicht bewiesen werden.

Wirkung und Nachwirkung

“I would like to be remembered as trying to do my job well, of being understanding and kind. […] I’d like to be remembered as a decent human being and a caring one.”

„Man möge mich als eine Frau im Gedächtnis behalten, die ihre Aufgabe getreulich zu erfüllen versuchte, die verständnisvoll war und gütig. […] Ich möchte, dass man sich meiner als eines anständigen und fürsorglichen Menschen erinnert.“

Fürstin Gracia Patricia: Interview mit Pierre Salinger für die ABC-Magazinsendung 20/20, 22. Juni 1982

Stiftungen

Fürstin Gracia Patricia war für ihr vielfältiges philanthropisches und karitatives Engagement bekannt. Sie rief eine Reihe von Wohltätigkeitsveranstaltungen ins Leben und war Vorsitzende diverser Organisationen, deren Unterstützung nach ihrem Tod von ihren Kindern fortgeführt wurde.

1958 übernahm sie die Präsidentschaft des monegassischen Roten Kreuzes von Fürst Rainier. Sie entwickelte Vorsorgeprogramme für werdende Mütter und war an den Planungen für den Bau von Kindertagesstätten sowie Waisenhäusern beteiligt. Die jährlich im Sporting Club Monte Carlo stattfindende Gala zog seit 1948 viele Prominente an und sicherte die Ausstattung der Einrichtung mit finanziellen Mitteln.

Im Jahr 1962 setzte sich Fürstin Gracia Patricia für das Frauenwahlrecht in Monaco ein. Ein Jahr später begann sie als eines der Gründungsmitglieder der Association Mondiale des Amis de l’Enfance (AMADE), weltweit humanitäre Hilfsprojekte für Kinder zu fördern. Die politisch unabhängige und von der UNESCO mit Konsultativstatus ausgestattete Non-Profit-Organisation wurde im Laufe der Jahre zu einem internationalen Netzwerk ausgebaut und verfügt gegenwärtig über lokale Vertretungen in Europa, Asien, Südamerika und Afrika. Am 14. Mai 1993 wurde Prinzessin Caroline zur Präsidentin gewählt.

Die Fondation Princesse Grace de Monaco wurde 1964 zunächst mit dem Ziel gegründet, einen Fonds zugunsten heimischer Kunsthandwerker einzurichten, um den Verkauf regionaler Produkte zu ermöglichen. Später dehnte die Stiftung ihre Tätigkeit auf die Sozialfürsorge und kulturelle Aktivitäten aus. Mit der Umbenennung der internationalen Ballettschule in Académie de danse classique Princesse Grace sollte Monte Carlo als eines der führenden Ballettzentren in Europa etabliert werden. 1982 übernahm Prinzessin Caroline den Kuratoriumsvorsitz und setzte den Schwerpunkt auf die Betreuung behinderter Kinder. 1982 wurde die Princess Grace Foundation-USA als Pendant in den Vereinigten Staaten mit Sitz in New York geschaffen. Etwa 500 Künstler aus den Bereichen Theater, Tanz und Film profitierten seitdem von Zuwendungen für Ausbildungen und Partnerschaften in Höhe von etwa fünf Millionen US-Dollar.

Als Ehrenpräsidentin der monegassischen Sektion der La Leche Liga war Fürstin Gracia Patricia Verfechterin der natürlichen Säuglingsernährung durch das Stillen. 1971 referierte sie anlässlich der Vollversammlung in Chicago über die Vorteile für die körperliche und seelische Entwicklung des Kindes. Anfang August 1976 trat sie in Begleitung ihres Ehemannes und ihrer beiden Kinder Caroline und Albert als Rednerin beim 41. Eucharistischen Weltkongress in ihrer Heimatstadt Philadelphia auf und betonte die Bedeutung der christlichen Werte für die Entwicklung der Gesellschaft und die Erziehung der Kinder.

Mode, Kunst und Musik

Zeit ihres Lebens galt Grace Kelly weltweit als Stilikone und modisches Vorbild für die Frauen ihrer Generation. Als Folge der Berichterstattung über den Besuch des Fürstenpaares in den Vereinigten Staaten im Herbst 1956, bei dem die Fürstin versucht haben soll, die Schwangerschaft mit Hilfe ihrer Handtasche vor Fotografen zu verbergen, benannte die französische Lederwarenfirma Hermès das betreffende Modell nach Grace Kelly. Schon während ihrer Filmkarriere und zur Verlobung mit Fürst Rainier trug sie Handtaschen ähnlichen Designs. Der Kelly Bag erschien in seiner ursprünglichen Form bereits in den 1930er-Jahren unter der französischen Bezeichnung petit sac haut à courroies (deutsch: kleine Tasche mit Trageriemen, auch sac à dépêches pour dames) und wurde zum Handtaschenklassiker. Die Produkte sind gegenwärtig als Standardmodell ab 4000 Euro im Handel erhältlich. Auf Auktionen erzielen Exemplare aus Krokodilleder der frühen 1960er-Jahre Preise zwischen 3000 und 6000 US-Dollar. Namensgeberin war Kelly auch für eine besondere Trageweise eines Kopftuches, wobei die Tuchenden unter dem Kinn verkreuzt und im Nacken verknotet werden. Dies wird noch heute als Kelly Style bezeichnet, da sie die Tücher sowohl in ihren Filmen als auch später in ihrer Rolle als Fürstin häufig in dieser Form trug.

Der US-amerikanische Pop Art-Künstler Andy Warhol gestaltete im Jahr 1984 ein Porträt von Grace Kelly für das Institute of Contemporary Art in Philadelphia als Siebdruck in limitierter Auflage. Auch bei anderen Pop Art-Künstlern finden sich verschiedene Darstellungen der früheren Schauspielerin, so etwa bei James Gill ein Porträt als Seitenprofil. Der flämische Maler Peter Engels erstellte anlässlich ihres 80. Geburtstages ein „Vintage Porträt“, das am 9. Mai 2009 von Fürst Albert II. ersteigert wurde. Zu Promotionszwecken nutzte ein französischer Champagnerproduzent ein Bild von Kelly mit schwarzem Abendkleid und -handschuhen hinter einem Schaumweinglas auf einem Werbeplakat von 1988.

Die deutsche Punkrock-Band Die Ärzte veröffentlichte 1983 auf ihrer EP-Single Zu schön, um wahr zu sein! einen Song mit dem Titel Grace Kelly, der von einer fiktiven Affäre mit einem Bandmitglied handelt. Auch andere Künstler wie die US-amerikanischen Rockbanks Piebald (Grace Kelly With Wings, 1999) und Eels (Grace Kelly Blues, 2000) sowie der britische Musiker Mika (Grace Kelly, 2007) setzten Kelly ein musikalisches Denkmal. Ihr Name wurde zudem in den Popsongs We Didn’t Start the Fire (1989) von Billy Joel und Vogue (1990) von Madonna erwähnt. Prinzessin Stéphanie widmete das Lied Words upon the Wind (1991) vom zweiten Album Winds of Chance ihrer Mutter.

Am 22. Oktober 2009 erhielt Grace Kelly posthum den Rodeo Drive Walk of Style Award. Die 2003 eingeführte Auszeichnung wurde von Fürst Albert entgegengenommen und ehrt Persönlichkeiten für ihre Verdienste um die Welt der Mode und Unterhaltung. Zu den früheren Preisträgern gehören Giorgio Armani, Tom Ford und Valentino Garavani.

Der Schreibwarenhersteller Montblanc legte 2011 die exklusive Schmuck-, Uhren- und Schreibwarenkollektion Princess Grace de Monaco – A tribute to grace and elegance auf. Das Unternehmen unterstützte gleichzeitig die Princess Grace Foundation mit einer Spende von einer Million US-Dollar. Die Vorstellung der Kollektion fand am 8. September 2011 in Anwesenheit des Fürstenpaares und Prinzessin Carolines statt.

Filmbiografien

Im Januar 2012 übernahm der französische Regisseur Olivier Dahan die Inszenierung des Biopic Grace of Monaco. Das Projekt beschränkt sich inhaltlich auf die Staatskrise im Jahr 1962, die durch einen Steuerstreit zwischen dem Fürstentum und Frankreich ausgelöst wurde. Die US-amerikanisch-australische Schauspielerin Nicole Kidman und der britische Darsteller Tim Roth übernahmen die beiden Hauptrollen. Der Film eröffnete die 67. Internationalen Filmfestspiele von Cannes am 14. Mai 2014 außerhalb des Wettbewerbs. Das Fürstenhaus distanzierte sich bereits im Vorfeld von der Einstufung als Filmbiografie und bezeichnete die Produktion als „unnötig glamourisierte“ Geschichte und „pure Fiktion“.

Anfang Oktober 2011 kündigte Filmproduzent Jan Mojto auf der Programm-Messe MIPCOM in Cannes eine weitere Verfilmung der Lebensgeschichte von Grace Kelly an. Für die internationale Produktion steht ein Budget von zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Regie soll der Österreicher Robert Dornhelm führen, der mit der Fürstin von 1977 bis 1982 künstlerisch zusammengearbeitet hatte. Der Fokus liegt auf der Schauspielkarriere Kellys von Ende der 1940er-Jahre bis Mitte der 1950er-Jahre.

Weitere Ehrungen

Am 18. Juni 1984 übergab Fürst Rainier III. die Roseraie Princesse Grace im Stadtbezirk Fontvieille der Öffentlichkeit (43° 43′ 38″ N,  25′ 9,2″ O). Der im Andenken an die Vorliebe seiner Frau für Blumen angelegte Rosengarten mit etwa 150 verschiedenen Arten ist eine von mehreren Sehenswürdigkeiten in Monaco, die den Namen der Fürstin tragen. Die Bronzestatue in Lebensgröße wurde 1983 vom niederländischen Bildhauer Kees Verkade geschaffen. Eine weitere 2004 von der belgischen Gemeinde in Monaco gestiftete Statue der Künstler Livia Canestraro und Stephaan Depuydt befindet sich in einem kleinen Garten in der Nähe des Grimaldi Forums.

Die Vereinigten Staaten und Monaco brachten im Jahr 1993 gleichzeitig eine Gedenkbriefmarke heraus, die der polnische Graveur Czesław Słania nach Vorbild eines Publicity-Fotos aus dem Film Ein Mädchen vom Lande entwarf. Da es nach US-amerikanischem Bundesrecht verboten war, ausländische Staatsoberhäupter auf Briefmarken abzubilden, wurde in den USA der Name Grace Kelly und in Monaco der Titel Princess Grace abgedruckt. Kelly war die erste Schauspielerin, deren Bild auf einer US-Briefmarke erschien.

Vom 1. April bis 21. Mai 2006 zeigte das Philadelphia Museum of Art eine Ausstellung zum 50. Jahrestag der Hochzeit des Fürstenpaares. Die Fit for a Princess: Grace Kelly’s Wedding Dress genannte Sammlung ihrer Heimatstadt umfasste unter anderem das Brautkleid der Fürstin und weitere Accessoires.

Aus Anlass ihres 25. Todestages wurde am 12. Juli 2007 die erste 2-Euro-Gedenkmünze Monacos mit einem Porträt der Fürstin veröffentlicht. Mit einer Prägung von nur 20.001 Stück besitzt diese Münze eine der geringsten Auflagen aller 2-Euro-Gedenkmünzen. Aufgrund der Seltenheit steigerte sich der Sammlerwert innerhalb kurzer Zeit kontinuierlich und erreichte Anfang 2014 Spitzenwerte von bis zu 2000 Euro.

Seit 2007 führt der Parcours Princesse Grace über 25 Etappen an Orte in Monaco, die im Leben der Fürstin eine Rolle gespielt haben und für die Entwicklung des Fürstentums prägend waren.

Vor demselben zeitlichen Hintergrund eröffnete Fürst Albert II. eine umfangreiche Ausstellung mit dem Titel Les années Grace Kelly – Princesse de Monaco als Hommage an seine Mutter. Vom 12. Juli bis 23. September 2007 wurden im Grimaldi Forum Monaco erstmals persönliche Gegenstände und Schriftdokumente aus den Archiven des Fürstenpalastes gezeigt. Nach mehr als 135.000 Besuchern gastierte die Veranstaltung in den Folgejahren weltweit in mehreren Städten, darunter bei Sotheby’s in New York, im Rathaus von Paris, im Gebäude der Ekaterina Cultural Foundation in Moskau, im Palazzo Ruspoli in Rom sowie im Kulturzentrum Fundação Armando Alvares Penteado in São Paulo. Bei der Eröffnung der Exposition Grace Kelly: Style Icon in der australischen Bendigo Art Gallery wirkte Charlène von Monaco im Frühjahr 2012 als Ehrengast mit. Zuletzt besuchte Fürst Albert zur Fortsetzung der Ausstellungsreihe im Paleis Het Loo Anfang Juni 2014 die Niederlande.

Seit Ende Oktober 2012 befindet sich ein sogenannter Historical Marker vor dem früheren Wohnhaus der Kellys in der Henry Avenue in Philadelphia, der auf die geschichtliche Bedeutung des Ortes hinweist. Im September 2016 wurde das Haus von Fürst Albert gekauft, nachdem die vorherige Besitzerin verstorben war.

Auszeichnungen

  • 1954: Golden Globe Award als beste Nebendarstellerin: Mogambo (Mogambo, 1953)
  • 1954: Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin: Mogambo
  • 1954: NBR Award als beste Hauptdarstellerin: Bei Anruf Mord (Dial M for Murder, 1954), Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954), Ein Mädchen vom Lande (The Country Girl, 1954)
  • 1954: NYFCC Award als beste Hauptdarstellerin: Bei Anruf Mord, Das Fenster zum Hof, Ein Mädchen vom Lande
  • 1955: Golden Globe Award als beste Hauptdarstellerin – Drama: Ein Mädchen vom Lande
  • 1955: Oscar als beste Hauptdarstellerin: Ein Mädchen vom Lande
  • 1955: BAFTA-Nominierung als beste ausländische Darstellerin: Bei Anruf Mord
  • 1956: BAFTA-Nominierung als beste ausländische Darstellerin: Ein Mädchen vom Lande
  • 1956: Henrietta Award als beliebteste Darstellerin
  • 1960: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame in der Kategorie Film (6329 Hollywood Blvd.)
Quelle: Wikipedia