Grobschnitt ist eine deutsche Rockband, die zwischen 1970 und 1989 bestand. Seit 2006 ist sie in einer neuen Formation wieder aktiv.

Anfänge

1970 verschmolzen in Hagen mehrere Schülerbands zu Grobschnitt. Namensgebend war die Kapelle Elias Grobschnitt, die sich im Ersten Weltkrieg aus Soldaten mit selbstgebastelten Musikinstrumenten gebildet hatte.

Viele Musiker und Roadies gaben sich Künstlernamen; so nannten sich die Gründungsmitglieder Eroc (Schlagzeug), Felix (ebenfalls Schlagzeug), Lupo (Solo-Gitarre), Wildschwein (Rhythmus-Gitarre, Gesang, Saxophon), Baer (Bass), Quecksilber (Tasteninstrumente), Toni Moff Mollo (Lichtanlage, später auch Gesang).

Musik und Auftritte der Band

Die Band Grobschnitt galt als innovative Gruppe, die sich mit einer Mischung aus Theater, optischen Effekten, Klamauk und langen musikalischen Improvisationen präsentierte. Die Improvisationen Solar Music oder Powerplay konnten über eine Stunde dauern.

Die Liedtexte der Band waren zunächst englisch, später kamen deutschsprachige Texte hinzu. In beiden Fällen äußerte sich die Band zu gesellschaftlich umstrittenen Themen wie der Friedensbewegung, der Fortschritts- und Technikgläubigkeit oder dem Protest gegen den Ausbau der Atomenergie. Ein Beispiel dafür ist der Text von Vater Schmidt's Wandertag auf dem Album Jumbo. Aber auch musikalische Märchen wie auf dem Konzeptalbum Rockpommel’s Land wurden gespielt. Die pyrotechnischen Anteile der Bühnenshow waren wegweisend. 1975 erschien das Album Jumbo erst mit englischen Texten und dann ein Jahr später auf Deutsch.

1989 löste sich die Band nach 19 Jahren mit ihrer Last Party Tour auf. 2006 gab es eine Wiedervereinigung, an der einige alte Mitglieder wie auch ihre Söhne beteiligt waren. Nach einem Testauftritt vor geladenen Fans im Mai 2007 fanden im Oktober des gleichen Jahres die ersten beiden öffentlichen Auftritte in Aschaffenburg statt. Seitdem tritt die Band wieder regelmäßig auf.

2012 wurde das Rockmärchen Rockpommel’s Land im Theater der Stadt Hagen mit einem Sinfonieorchester an vier ausverkauften Abenden aufgeführt.

Bandmitglieder

Im Laufe der Jahre änderte sich die Besetzung von Grobschnitt häufig:

  • 1970–1972 Eroc (dr), Felix (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Baer (b), Quecksilber (k), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1972–1974 Eroc (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Mist (k), Baer (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1974–1980 Eroc (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Mist (k), Popo aka Hunter (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1980–1982 Eroc (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Mist (k), Milla Kapolke (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1982–1983 Eroc (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Cramer (k), Milla Kapolke (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1983–1984 P. Jureit (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), J. Cramer (k), Milla Kapolke (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1985 P. Jureit (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Tarzan (k), Milla Kapolke (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1985–1988 Admiral Top Sahne (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Tarzan (k), Milla Kapolke (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 1988–1989 Admiral Top Sahne (dr), Lupo (lg), Wildschwein (rg, voc, sax), Sugar (k), Commodore Stulle (b), Toni Moff Mollo (voc, light)
  • 2007-heute Admiral Top Sahne (dr), Stefan Danielak jr. (lg,rg), Wildschwein (rg, voc), Deva Tattva (k), Milla Kapolke (b), Toni Moff Mollo (voc, light), Manu Kapolke (lg,rg), Demian Hache (perc)

Erläuterung zu den Abkürzungen, außerdem: lg=Solo-Gitarre, rg=Rhythmus-Gitarre.

Außerdem traten auch die Roadies der Band als Schauspieler auf. Die bekanntesten waren McPorneaux, Ballermann, Detlev Rohr, Geheimrat Günstig, El Blindo.

Bestimmend für den Werdegang der Band war trotz der Wechsel einzelner Mitglieder der Zusammenhalt. Bis zum Ende der aktiven Zeit der Gruppe waren von den Gründungsmitgliedern Gerd Otto Kühn (Lupo), Stefan Danielak (Willi Wildschwein) und Rainer Loskand (Toni Moff Mollo) dabei. Mit Joachim H. Ehrig (Eroc) und Volker Kahrs (Mist) waren zwei weitere tonangebende Leute mehr als zehn Jahre lang bei Grobschnitt.

Grobschnitt in den Medien

Die Beachtung durch die Medien war in der ersten Zeit relativ gering. Die Ursachen dafür waren vielfältig: Zum einen konnten die damaligen Medien wie Radio und Fernsehen mit dem ungewöhnlichen Live-Konzept der Gruppe nichts Konkretes anfangen. Weiterhin kam es zu Missverständnissen mit den Moderatoren von Live-Auftritten im Radio, die das musikalische Konzept von Grobschnitt nicht in ihre Sendungen einbauen konnten. Ab Anfang der 1980er Jahre änderte sich dann die Situation. Populäre Fernsehmagazine zum Thema Musik wie Rockpalast, Aspekte, Musikladen und andere kamen auf die Gruppe zu. Außerdem hatte die Band einige Auftritte im Radio, beispielsweise beim WDR zwischen 1975 und 1980 in der Radiothek. Bei diesen Auftritten kam die Band bis zu zweimal jährlich jeweils für über eine Stunde zu Wort und spielte dabei akustische Teile der eigenen Liveshow aus der für die Band typischen Mischung aus Musik, Spaß und Sprachkomik. 2009 kam Grobschnitt in der Aktion WDR 200 überraschend auf den 32. Platz und war somit erfolgreicher als viele Bands, die erheblich häufiger auf WDR 2 gespielt werden. Mit dem Titel "Wir wollen leben" belegten Grobschnitt den ersten Platz der Jahresauswertung 1982 der Schlagerrallye. Im März 2011 belegte Grobschnitt beim Leserpoll der Musikfachzeitschrift "Eclipsed" Platz 1 in den Rubriken "beste Band 2010" sowie "bester Live-Gig 2010" sowie Platz 6 in der Rubrik "bestes Album 2010"

Weitere Aspekte der Geschichte von Grobschnitt

Einer der musikalischen Köpfe der Band war Joachim H. Ehrig mit dem Spitznamen Eroc. Parallel zu seiner Tätigkeit als Schlagzeuger, Sänger und elektronischem Tüftler bei Grobschnitt brachte er mehrere Soloalben heraus. Auf der LP Eroc 3 (1979) findet sich das Stück Wolkenreise, das sich zu einem Hit entwickelte und auch heute noch im Radio gespielt wird. Eroc verließ bereits 1983 die Band, um sich ausschließlich seinen Soloproduktionen zu widmen; so spielte er gemeinsam mit Hans Reichel „The Return of Onkel Boskopp“ ein. Er betreibt heute in der Nähe von Hagen ein Studio zur Restaurierung und zur Digitalisierung von analog aufgenommenen Musiktiteln. Nach der Auflösung von Grobschnitt 1989 ist Eroc als Herausgeber für die weiteren Produktionen der Band aus ihrer aktiven Zeit verantwortlich.

Quelle: Wikipedia