Gunter Gabriel (* 11. Juni 1942 in Bünde/Westfalen, eigentlich Günter Caspelherr; † 22. Juni 2017 in Hannover) war ein deutscher Country- und Schlagersänger, Komponist, Texter, Produzent, Synchronsprecher und Fernsehmoderator. Zu seinem Künstlernamen „Gabriel“ kam er durch den Vornamen seiner ersten Ehefrau.
Gunter Gabriel wuchs mit seiner jüngeren Schwester in Bünde und Kirchlengern auf. Seine Mutter starb, als er vier war, nachdem der Vater sie zu einer Abtreibung mit einer Stricknadel gedrängt hatte. Gabriels Vater heiratete nach einem Jahr neu; er schlug seinen Sohn oft. Die Volksschule brach Gabriel vorzeitig ab, um Geld zu verdienen. Er schlug sich mit verschiedenen Arbeiten in verschiedenen Ländern Mitteleuropas durch. Schließlich machte er das Fachabitur und studierte Maschinenbau an der FH Hannover, brach das Studium aber ohne Abschluss ab. Er widmete sich in der Folge ganz der Musik, war DJ und wurde schließlich Promoter bei einer Plattenfirma. So kam er in Kontakt mit verschiedenen Künstlern, für die er Lieder zu schreiben begann. Seinen ersten Song komponierte er 1970 für Norman Ascot.
Sein erster eigener Hit war 1974 der Fernfahrersong Er ist ein Kerl (der 30 Tonner Diesel), für den er die Goldene Europa bekam und der die Bahn ebnete für deutschsprachige Schlager im Country-Musikstil mit Interpreten wie Truck Stop, Tom Astor oder Linda Feller, die bis heute erfolgreich sind. Ein weiterer großer Hit für Gabriel war Hey Boss, ich brauch’ mehr Geld. Viele seiner Songs waren Übertragungen, die sich sehr eng an ihre US-amerikanischen Originale hielten, unter anderem Johnny Cashs Wanted Man (Ich werd gesucht in Bremerhaven) oder Shel Silversteins The Winner (Der Sieger).
Daneben schrieb er weitere Hits für andere Künstler, etwa für Juliane Werding (Wenn du denkst, du denkst), Frank Zander (Ich trink auf dein Wohl, Marie), Wencke Myhre (Das wär John nie passiert, Ein Sonntag im Bett), Siw Inger, Peter Alexander, Tom Astor und die Zillertaler Schürzenjäger. Schließlich bekam er mit „Country-Musik mit Gunter Gabriel“ eine eigene Fernsehshow beim Bayerischen Rundfunk.
Mitte der 1980er Jahre folgte der wirtschaftliche Ruin. Er verlor Millionen mit Immobilieninvestitionen, seine Ehen scheiterten und die beruflichen Erfolge blieben aus. 1993 erhielt er zusammen mit Tom Astor für den Song Sturm und Drang den Award der German American Country Music Federation (GACMF), den er 2002 erneut für sein Album Gunterwegs erhielt. 1993 nahm ihn die GACMF in die deutsche „Country Music Hall of Fame“ auf.
2003 nahm er im Studio von Johnny Cash in Hendersonville (Tennessee) ein Album mit Cash-Liedern auf Deutsch auf, Gabriel singt Cash – Das Tennessee-Projekt, das von dessen Sohn John Carter Cash produziert wurde. Bereits von einer schweren Krankheit gezeichnet, trug Cash ein gesprochenes Intro bei, das auf Liebe, Autos, Abenteuer erschienen ist – an diesem Tributalbum beteiligten sich insgesamt 54 Künstler aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen. Johnny Cash starb kurze Zeit später. Gabriels 2009 erschienenes Album Sohn aus dem Volk war eine weitere Hommage an Johnny Cash und trägt den Untertitel German Recordings, ein Pendant zu Cashs American Recordings. Das Album war – genauso wie die 2007 begonnene „Wohnzimmertour“, auf der er für anfangs 1000 Euro für jedermann spielte, der ihn anfragte – ein Wendepunkt in Gabriels Karriere. Es wurde in den Feuilletons der seriösen Presse thematisiert, ebenso wie Gabriels Fähigkeit, seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden.
Für negative Schlagzeilen sorgte Gabriel, als er Alkoholprobleme bekam und angeblich seine Frau misshandelt hatte. Bei einem Auftritt in Eisleben im September 2004 sorgte er mit Äußerungen für einen Eklat, die als Beschimpfung von Arbeitslosen empfunden wurden („Ihr habt ja so viel Zeit, sonst wärt ihr ja nicht am Nachmittag schon hier. Ich hab leider keine Zeit, ich muss meinen Arsch immer in Bewegung halten, damit die Knete stimmt.“). Das Publikum hatte vorher mit Unmut auf Gabriels Verspätung reagiert. Dieser Satz wurde auch in Form eines Samples zur Grundlage eines Liedes von DJ Koze.
Im August und September 2010 spielte Gabriel seine erste große Theaterrolle als Titelfigur im Bühnenstück Hello, I’m Johnny Cash (Regie und Buch: Volker Kühn), an der Seite der Sängerin Helen Schneider, die die Rolle von Cashs Ehefrau June Carter Cash übernahm. Anfang 2012 spielte er in einer Folge des Großstadtreviers mit (Folge: Wann hast du Zeit für die Liebe?).
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 2. September 2012 zog Gabriel zum 70. Geburtstag Bilanz. Auf die Frage, ob er Angst vor dem Tod habe, antwortete der Sänger: „Keinesfalls. Ich sag’ dir auch warum: weil ich einen Haufen Zeugs gut gemacht habe in meinem Leben. Nicht Kinder zeugen. Das kann jeder. Und als Vater war ich schließlich ein Totalversager. Viermal verheiratet, da hab’ ich mich auch nicht mit Ruhm bekleckert. Aber ich hab’ ein paar geile Songs geschrieben. Und ich habe ein superinteressantes Leben gelebt mit allen Amplituden.“ Persönlich sehe er sich als Außenseiter. „Aber natürlich möchte ich auch Teil der Gesellschaft sein.“ Er selbst allerdings sei gar nicht so wichtig. Was zähle, das sei die Philosophie seiner Lieder.
Gabriel war viermal verheiratet. Er hatte vier Kinder und drei Enkelkinder.
Gabriel lebte 20 Jahre auf dem ehemaligen DDR-Arbeiterschiff Magdeburg. Das rund 400 Quadratmeter große Hausboot, das er 1995 für 80.000 DM gekauft hatte, lag zuletzt im Harburger Binnenhafen in Hamburg vor Anker.
Gabriel war Erzählstimme der Fernsehsendung Asphalt Cowboys auf DMAX. Im Januar 2016 war er Kandidat in der Sendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, aus der er nach fünf Tagen auf eigenen Wunsch vorzeitig ausschied.
Gabriel starb am 22. Juni 2017 im Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover an den Folgen von Operationen eines dreifachen Bruchs des ersten Halswirbels, den er sich elf Tage zuvor – an seinem 75. Geburtstag – in Herford bei einem Treppensturz zugezogen hatte. In der Hamburger Flussschifferkirche wurde am 22. Juli 2017 eine Trauerfeier für Gabriel abgehalten. Er wurde am Tag nach der Trauerfeier in der Ostsee vor Travemünde im engen Familienkreis seebestattet. Auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin befindet sich ein Gedenkstein.