Haftbefehl (* 16. Dezember 1985 in Offenbach am Main; bürgerlich Aykut Anhan) ist ein deutscher Rapper, der zurzeit bei Urban/Universal Music unter Vertrag steht.
Anhan wurde als Sohn türkeistämmiger Eltern im hessischen Offenbach geboren. Sein zazaisch-kurdischer Vater stammt aus dem osttürkischen Dersim, seine türkische Mutter aus Giresun am Schwarzen Meer. Seine Schullaufbahn beendete er nach eigenen Angaben ohne Abschluss und flüchtete 2006 vor einer Freiheitsstrafe wegen Betrugs nach Istanbul. Von dort aus zog er in die Niederlande weiter, wo er in Amsterdam und Arnheim lebte. In dieser Zeit schrieb er seine ersten Texte. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Offenbach begann er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, die er jedoch nach drei Wochen abbrach. Anschließend betrieb er ein Wettbüro in der Offenbacher Kaiserstraße und begann mit der Aufnahme seiner ersten Lieder.
Im Jahr 2016 wurde er Vater eines Sohnes.
Als der Inhaber des Labels Echte Musik, Jonesmann, die Musik von Haftbefehl hörte, war er von dessen Fähigkeiten überzeugt und nahm ihn unter Vertrag. Haftbefehl war mit acht Beiträgen an dem Label-Sampler Kapitel 1: Zeit für was Echtes beteiligt, außerdem erlangte er durch Beiträge auf dem Sampler La Connexion und auf den Soloalben von Kollegah und Manuellsen Aufmerksamkeit.
Am 29. Oktober 2010 erschien sein erstes Soloalbum Azzlack Stereotyp, das auf Platz 59 der deutschen Album-Charts einstieg. Nach der Schließung des Labels Echte Musik gründete Haftbefehl sein eigenes Label Azzlackz , bei dem neben den Frankfurtern Celo & Abdi sein Bruder Capo, Milonair, Hanybal, Dú Maroc und Veysel unter Vertrag stehen. Veysel verließ es jedoch im März 2015 wieder.
Im Frühjahr 2012 erschien Haftbefehls zweites Album Kanackiş, das die Top Ten der deutschen Album-Charts erreichte und unter anderem Gastbeiträge von Künstlern wie Jan Delay und Sido beinhaltet. Anlässlich des 15. Todestages des amerikanischen Rappers The Notorious B.I.G. veröffentlichte das splash! Magazin im Februar 2012 das Mixtape The Notorious H.A.F.T., auf dem namhafte Produzenten (z. B. Shuko, Brenk) verschiedene Acapellas von Haftbefehl im musikalischen Gewand der neunziger Jahre präsentierten.
In den Single-Charts landete Haftbefehl erstmals mit der Single Chabos wissen wer der Babo ist, die sich insgesamt acht Wochen in den Charts hielt und mit Platz 30 ihre höchste Platzierung erreichte. In der Szene wurde dem Lied durchaus größere Bedeutung zugemessen, wie an den zahlreichen Remixen und Referenzen deutlich wurde. Aber auch über die Szene hinaus hinterließ der Song und insbesondere das Wort Babo (zazaisch für Vater oder auch Chef) bleibenden Eindruck: Babo fand Eingang in die deutsche Jugendsprache und wurde im November 2013 von einer Jury unter Leitung des Langenscheidt-Verlags zum Jugendwort des Jahres 2013 gewählt.
Im September 2013 unterschrieb er einen Vertrag mit Universal Music. Für sein erstes Geld von Universal kaufte er sich einen Jaguar, obwohl er selbst keinen Führerschein besitzt. 2014 erschien sein Album Russisch Roulette. Es sei „ein beeindruckendes Werk, das zwischen einer düsteren Traurigkeit wie bei seinem Vorbild Notorious B.I.G. und überzeichneter Mafia-Rhetorik im Scarface-Stil schwankt“, urteilte Florian Lütticke von der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten Beats auf dem Album stammen von Bazzazian (ehemals Benny Blanco).
2015 ist Haftbefehl im Song Mama des gleichnamigen Albums von MoTrip zu hören. Nach den Single-Veröffentlichungen CopKKKilla am 1. Dezember 2015 und Depressionen im Ghetto am 16. Dezember, erschien am 18. Dezember Haftbefehls Mixtape Unzensiert. Den Release kündigte er wenige Stunden zuvor auf dem Soundclash, den er gegen Sido bestritt, an.
Am 12. August 2016 erschien das Kollabo-Album Der Holland Job mit Xatar. Auf dem ebenfalls im August 2016 erschienenen Album Advanced Chemistry der Hamburger Band Beginner ist er zudem im Song Macha Macha zu hören.
In der Dezember 2018 erschienenen Netflix-Serie Dogs of Berlin hatte Haftbefehl einen Cameoauftritt.
Die Tageszeitung Die Welt kritisierte Haftbefehl wegen einiger antisemitischer Textstellen wie „ticke Kokain an die Juden von der Börse“ (aus dem Lied Psst), des Lieds Free Palestine sowie eines Auftritts in einem Video, wo einer seiner Mitstreiter mit einer Bazooka-Attrappe in der Hand Freiheit für Palästina forderte. Zudem kritisierte der Welt-Artikel auch weitere Aussagen der von ihm unter Vertrag genommenen Rapper Celo & Abdi. Haftbefehl gebe aber auch zu verstehen, dass er jede Kultur respektiere und nichts „gegen Juden habe“. Weitere Kritik kam von Marcus Staiger, der in einem Artikel für die Zeitschrift Spex ebenfalls aus Free Palestine zitierte und gleichzeitig darauf aufmerksam machte, dass Haftbefehl „sich gern als jüdischer Teppichhändler Jakob Goldstein ausgibt, um bei der Zimmerreservierung in Hotels eine bevorzugte Behandlung zu bekommen“. Diese Witze seien „im Verein mit einer Fangemeinde, die gerne nach einfachen Lösungen sucht, (…) eben ganz und gar nicht ungefährlich.“ Kritik wurde auch an der dauerhaften Erwähnung des Namens der jüdischen Familie Rothschild im Lied Haram para geübt.
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Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.