Hans Moser (* 6. August 1880 in Wien; † 19. Juni 1964 ebenda) war ein österreichischer Volksschauspieler. Sein bürgerlicher Name war Johann Julier. Fälschlich werden oft auch Jean Julier oder Jean Juliet als amtliche Namen genannt.

Leben

Johann Julier war das dritte von vier Kindern des französischstämmigen Ungarn Franz Julier (1838–1898), eines akademischen Bildhauers, und seiner Frau Serafina (1852–1912), die ein Milchgeschäft am Wiener Naschmarkt betrieb. Er wuchs in Wien Margareten auf. Am nachfolgenden Haus Rechte Wienzeile 93–95, wo sich heute das Hotel Ananas befindet, ist eine Gedenktafel angebracht. Bereits als Kind träumte Moser von der Bühne, seine Eltern waren jedoch gegen eine Schauspielkarriere. Ihrem Wunsch entsprechend begann der spätere Darsteller eine Buchhalterlehre in einem Lederwarengeschäft.

Der junge Johann Julier erhielt Sprechunterricht beim Hofschauspieler Josef Moser, dessen Familiennamen er als Künstlernamen annahm. Anschließend zog er mit Wanderbühnen durch das Land. 1897 hatte er ein erstes Engagement am Stadttheater Reichenberg in Böhmen. Im Jahr 1903 folgte mit der Berufung an das angesehene Theater in der Josefstadt, das damals von Josef Jarno geleitet wurde, der scheinbare Durchbruch. Er scheiterte jedoch, da sein Aussehen und seine Körpergröße von 1,57 m ihn für die seinem Alter gemäßen Liebhaber-Rollen ungeeignet machten. Daher zog er 1907 erneut mit Wanderbühnen durch die Länder Österreich-Ungarns; ab 1910 hatte er kleinere Revue-, Kabarett- und Theaterengagements in Wien. Am 5. August 1911 heiratete er die aus einer jüdischen Familie stammende Blanka (später: Blanca) Hirschler (1890–1974). 1913 wurde ihre Tochter Margarete geboren. In diesem Jahr hatte er seine ersten Erfolge in Solorollen als Komiker in der Kellerbühne „Max und Moritz“ im St. Annahof (Wien).

Im Ersten Weltkrieg diente er an der Isonzo-Front bei den Deutschmeistern und lenkte seine Kameraden mit Späßen so vortrefflich vom grausamen Kriegsalltag ab, dass er von nun an seine Zukunft im komischen Fach sah. Nach dem Krieg hatte er regelmäßig Auftritte in den Wiener Kabaretts „Budapester Orpheum“, „Reklame“, „Hölle“, „Leopoldi-Wiesenthal“ und in Heinrich Eisenbachs „Intimem Theater“. Fritz Löhner-Beda schrieb 1922 für ihn den Solo-Einakter „Ich bin der Hausmeister vom Siebenerhaus“. 1923 wurde schließlich Robert Stolz auf ihn aufmerksam und engagierte ihn für eine Revue im Ronachertheater. Zwei Jahre später holte Max Reinhardt den Schauspieler zurück an das Theater in der Josefstadt, wo er in Stücken von Nestroy, Schnitzler und Horváth spielte. 1925 erschien auch der erste Artikel über Mosers Schaffen in der Neuen Freien Presse, wo man ihn als jüngsten und letzten wienerischen Hanswurst bezeichnete.

Er wurde sehr schnell Reinhardts Lieblingsschauspieler und begleitete diesen auf seiner USA-Tournee im Jahre 1927/28, wo er im „Sommernachtstraum“ unter anderem am New Yorker Broadway zu sehen war. In Wien nannte man ihn bald schon nur noch „Der Moser“ – so wie man einst vom beliebten Schauspieler und Komiker Alexander Girardi als „Der Girardi“ gesprochen hatte. Moser wurde zum vielbeschäftigten Schauspieler und Komiker an den Wiener Bühnen. Dort spielte er nuschelnd, polternd, raunzend (Wiener Eigenart des Lästerns und Jammerns) und mit kreisenden Bewegungen kauzige Typen, meistens Diener oder andere Kleinbürger wie Greißler, Schneider und Hausknechte, aber auch Zirkusfiguren. 1922 übernahm er die Rolle eines Notars in „Kleider machen Leute“, anschließend folgten auch kleinere Rollen in Stummfilmen. Große Bekanntheit erreichte er auch mit seiner Rolle als „stummer“ Dienstmann in „Die Familie ohne Moral“. Aber erst im Tonfilm konnte er seine ganze Originalität, wie er sie bereits im Theater gezeigt hatte, entfalten. Die erste Rolle in einem Tonfilm erhielt er 1930 als Nebendarsteller in „Geld auf der Straße“.

Hans Moser stellte in seinen Filmen häufig Personen dar, die im Laufe der Handlung eine starke Wandlung vollziehen. So spielt er in Das Gäßchen zum Paradies einen Hundefänger, der zum Hundefreund wird, in Anton, der Letzte einen grenzenlosen Bewunderer des Adels, der zum Anwalt des kleinen Mannes mutiert, in Das Ferienkind einen vergrämten Pensionisten, der einst seine eigene Tochter wegen der Wahl ihres Ehemannes verstoßen hatte und durch seinen Enkel zum liebevollen Großvater wird, und in Der Herr Kanzleirat einen alten Weiberfeind, der auf seine späten Tage einer jungen Frau verfällt.

In der Zeit des Nationalsozialismus weigerte sich Moser, einer Scheidung von seiner jüdischen Frau zuzustimmen. 1939 musste sie nach Ungarn emigrieren, Mosers Tochter, die bereits verheiratet war, wanderte nach Argentinien aus. Nur aufgrund seiner Popularität konnte Moser trotz seiner Ehe weiterhin als Filmschauspieler in deutschen Filmen tätig sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte das Ehepaar wieder zusammen in der Villa in Wien-Hietzing, Auhofstraße 76–78.

Nach Kriegsende war Moser unter anderem am Wiener Burgtheater engagiert, wo er besonders für seine Verkörperung des Weiring in Arthur Schnitzlers Liebelei höchstes Lob von Kritik und Publikum errang.

Im Jahr 1961 spielte Moser für eine österreichische TV-Version noch einmal den Zauberkönig in Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald, den er bereits 1931 bei der Uraufführung in Berlin verkörpert hatte. 1964 starb Hans Moser an Lungenkrebs. Moser wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben, Trauergäste waren Franz Jonas, Paul Hörbiger, Paula Wessely mit Tochter Christiane Hörbiger. 1974 wurde seine Ehefrau Blanca ebenfalls auf dem Zentralfriedhof bestattet.

Häufige Filmpartner Mosers waren Theo Lingen und Paul Hörbiger, mit dem er auch befreundet war.

Moser war auch ein beliebter Sänger von Wienerliedern. Das bekannteste dürfte Die Reblaus sein. Seine markant nuschelnde Stimme wird auch heute noch von Stimmenimitatoren im Kabarett und zu Werbezwecken eingesetzt. Die zeitgenössische Presse sprach bisweilen von „Nuschel-Moser“.

Entgegen einer häufigen Vermutung leitet sich der Ausdruck „mosern“ bzw. „rummosern“ nicht von Hans Moser ab, sondern von dem jiddischen bzw. rotwelschen gleichbedeutenden „mossern“. Im wienerischen Dialekt ist der Ausdruck „mosern“ kaum gebräuchlich, hier heißt es stattdessen „raunzen“.

Erbschaftsstreit Mutter gegen Tochter

Die gemeinsame Tochter Margarete emigrierte, nachdem sie 1935 den rumänischen Kaufmann Martin Hasdeu geheiratet hatte, nach Argentinien. Im Juli 1948 reiste Hans Moser nach Südamerika zu seiner Tochter, wo er auch ein Gastspiel am deutschsprachigen Theater in Buenos Aires gab. Die Tochter bat ihre Eltern um einen Vorschuss auf ihr Erbe, um eine Existenz in Buenos Aires aufzubauen. Ihre Mutter verzieh ihr das nie. Als Margarete 1963 nach dem Tod ihres Kindes einen argentinischen Jungen adoptierte, vertiefte sich der Konflikt. 1971 enterbte ihre Mutter sie. Nach dem Tod der Mutter 1974 zog Margarete gegen die Enterbung vor Gericht. Erst nach 15 Jahren Gerichtsverhandlungen erhielt sie den Pflichtanteil des väterlichen Erbes von 12 Millionen Schilling, starb aber ein halbes Jahr später. Blanca Moser vermachte den größten Teil des Vermögens der „Hans und Blanca Moser-Stiftung“.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1950: Ehrenring der Stadt Wien für Mosers besondere künstlerische Leistungen und damit seine Verdienste um die Stadt. Die Verleihung des Ehrenrings wurde am 29. September 1950 vom Wiener Gemeinderat beschlossen. Am 13. Juni 1951 überreichte Bürgermeister Theodor Körner den Ring anlässlich von Mosers Vollendung des 70. Lebensjahres.
  • 1961: Kainz-Medaille
  • 1961: Ernennung zum Kammerschauspieler
  • 1962: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
  • 1998: Benennung des Hans-Moser-Parks sowie der Gasse Am Hans-Moser-Park in Wien Hietzing
  • 2014: Im Comicbuch Der Blöde und der Gscheite – Die besten Doppelconferencen (Amalthea Signum Verlag | Zeichnungen: Reinhard Trinkler | Text: Hugo Wiener) hat Hans Moser an der Seite seines langjährigen Filmpartners Paul Hörbiger als gezeichnete Figur eine Hauptrolle

Film über Moser

  • Hans Moser ganz Privat. BRD, 1961. 15 Min., Regie: Jacques Renard. ARD Ein Besuch von Peter Frankenfeld bei Hans Moser. Erstsendung 6. Juli 1961.
  • Das war Hans Moser – Erinnerungen an einen großen Komödianten. Dokumentarfilm, BRD/Österreich, 1969, 60 Min., Regie: Helmut Dimko. Sendung des ZDF/ORF zum 5. Todestag. Erstsendung: 26. Juli 1969 (ZDF)
  • Hans Moser, Reihe: Sterne die vorüberzogen, Erstsendung: 2. Mai 1977 (WDR)
  • Thema: Hans Moser, Reihe: Alles oder Nichts, Erstsendung: 28. Januar 1986 (ARD)
  • Der ewige Dienstmann – Hans Moser im Porträt. Dokumentarfilm, Österreich, 50, 2010, S. 50 Min., Buch und Regie: Wolfgang Liemberger, Produktion: Thalia-Film, ORF, 3sat, Reihe: zeit.geschichte, Erstsendung: 21. August 2010 bei ORF III, Inhaltsangabe von ORF, Video auf YouTube, 18. Dezember 2017, abgerufen am 4. März 2018. Unter anderem mit Senta Berger, Christoph Waltz, Otto Schenk, Waltraut Haas, Karl Merkatz, Lotte Michner (Hans Mosers Nichte).
Quelle: Wikipedia