Hans Florian Zimmer (* 12. September 1957 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Filmkomponist, Arrangeur und Musikproduzent. Er arbeitet in Hollywood.
Er wurde elfmal für den Oscar, vierzehnmal für den Golden Globe Award und elfmal für den Grammy Award nominiert. Seine erste Oscar-Nominierung erhielt er 1989 für den Film Rain Man. 1995 wurde er für die Filmmusik zu Der König der Löwen mit einem Oscar ausgezeichnet. 2010 bekam er einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. 2011 folgte ein Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin. Zimmer wurde 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Hans Zimmers Soundtrack-Alben verkauften sich weltweit mehr als 25,4 Millionen Mal.
Zimmer wurde in Frankfurt am Main als Sohn des Chemieunternehmers Hans J. Zimmer geboren. Er erlernte als Kind das Klavierspiel im Elternhaus, in der Villa Gans in Kronberg, wobei er nur für kurze Zeit einen Klavierlehrer hatte, da er sich dessen Disziplin hinsichtlich der Grundregeln für einen Pianisten nicht unterwerfen wollte. In der Harald Schmidt Show am 15. Februar 2002 antwortete er auf die Frage, ob er Musikunterricht hatte: „Ja, den hatte ich für eine Woche. Das war so, entweder ich hätte den Lehrer umgebracht oder er hätte mich umgebracht.“ Er machte im englischen Internat Hurtwood House in Dorking, Surrey, Abitur und spielte Synthesizer in Gruppen wie Krisma und Helden (mit dem Schlagzeuger von Ultravox, Warren Cann). Eine akademische musikalische Ausbildung durchlief er nicht. Hans Zimmer ist verheiratet und hat vier Kinder. 1999 erklärte er auf einer Pressekonferenz zum Holocaust-Dokumentarfilm Die letzten Tage, jüdisch zu sein. Seine Mutter floh 1939 vor den Nationalsozialisten nach England.
Ende der 1970er Jahre war Hans Zimmer Komponist von Werbemusik-Jingles und wirkte im Videoclip des Buggles-Hit Video Killed the Radio Star am Modular-Synthesizer mit. Im Londoner Studio Air Edel komponierte er Werbe- und Radio-Jingles. Dort lernte er den bekannten englischen Filmmusik-Komponisten Stanley Myers kennen, dessen Assistent er 1980 wurde. Von ihm lernte Zimmer viel über das Komponieren für ein Orchester. Durch diese Zusammenarbeit bekam er erste kleinere Kompositionsaufträge für Filmmusik. Ende der 1980er Jahre machte er durch die Vertonung von Filmen wie Rain Man auf sich aufmerksam.
Zimmer wurde Anfang der 1990er Jahre vor allem wegen seiner innovativen Kombination von Orchester- und Synthesizer-Klängen bekannt. Mit Ridley Scotts Black Rain und Ron Howards Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen schuf er einen neuartigen Stil, Actionfilme zu vertonen. Besonders Backdraft gilt als Meilenstein der Filmmusikgeschichte: Zimmers Entscheidung, den Film mit einem sogenannten „Wall-to-Wall Score“ zu vertonen, also den Großteil des Films mit Musik zu unterlegen, schuf den Prototyp für viele Action-Filmmusiken, die danach in Hollywood produziert wurden. Die Stilistik, die grob auf einem mächtigen Hauptthema, rhythmischen Action-Motiven und behutsameren Passagen für die beiden Hauptfiguren (dargestellt von Kurt Russell und William Baldwin) basiert, findet sich in zahlreichen späteren Filmmusiken wieder.
Gemeinsam mit seinem Partner Jay Rifkin gründete er Mitte der 1980er-Jahre das Filmmusikstudio Media Ventures. Im Jahr 2003 übernahm Zimmer nach einem Rechtsstreit mit Rifkin mit seinem Unternehmen Remote Control Productions das Geschäft. Remote Control ist eine Art Talentschmiede, in der auch einige andere Filmmusik-Komponisten, wie z. B. Steve Jablonsky, James Dooley, Heitor Pereira und Geoff Zanelli arbeiten. Zu den bekanntesten ehemaligen Remote-Control-Komponisten gehören Klaus Badelt, John Powell, Nick Glennie-Smith, Mark Mancina und Harry Gregson-Williams.
Schon nach dem Abschluss der Arbeiten an Illuminati plante Zimmer, einige Konzerte zu geben, jedoch konnte dies bislang nur eingeschränkt verwirklicht werden, da er neue Aufträge annahm. In einem Interview mit der Internetseite Amazona.de sagte er, die meisten Regisseure, mit denen er zusammenarbeite, seien seine Freunde, daher falle es ihm schwer, einen Auftrag von ihnen abzulehnen.
2016 war Zimmer schließlich mit einem Orchester aus 70 Musikern auf einer großen Tournee durch Europa unterwegs. Verschiedene seiner Soundtracks wurden dabei live vor Publikum gespielt, verbunden mit kurzen Erzählungen Zimmers, u. a. über den Tod Heath Ledgers im Jahr 2008, der kurz nach den Dreharbeiten zu The Dark Knight starb. Die Premiere der Live-Tournee fand am 6. April 2016 in der Wembley Arena in London statt. Mit einem Konzert im antiken Theater von Orange wurde die Tournee am 5. Juni 2016 beendet. Johnny Marr begleitete Zimmer bei wenigen ausgewählten Konzerten in London, Berlin, Prag, Manchester, Dublin und Orange an der E-Gitarre. Große Beachtung erfuhr Zimmer nach seinem Konzert am 22. April 2016 in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen, als er nach dem Tod von Prince dessen Titel Purple Rain spielte.
Auch 2017 war Zimmer wieder auf einer Live-Tournee unterwegs, erstmals auch in den Vereinigten Staaten, Australien, Neuseeland und Südkorea. Die Konzerttour begann am 14. April 2017 im Microsoft Theater in Los Angeles und endete am 7. Oktober im Olympiastadion von Seoul.
Zimmer lebt und arbeitet heute in Los Angeles und zählt zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Filmkomponisten der Hollywood-Geschichte.
2018 wurde Hans Zimmer zum elften Mal für einen Oscar nominiert.
Im Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs 2008 engagierte sich Hans Zimmer als Botschafter in Deutschland. Ziel der Kampagne der Europäischen Kommission war es, die Menschen in allen 27 EU-Ländern über die Vorteile von Vielfalt zu informieren und sie für einen interkulturellen Austausch zu begeistern.
Als Reaktion auf den Anschlag von Aurora im Juli 2012 veröffentlichte er die Komposition „Aurora“. Der gesamte Erlös sollte den Opfern und ihren Familien gespendet werden.
Die Verwendung von ethnischen Instrumenten, wie z. B. das Duduk in Gladiator (gespielt vom armenischen Dudukspieler Djivan Gasparyan), Flöten in Rangoon – Im Herzen des Sturms oder Taikos in Last Samurai, ist eines seiner Markenzeichen. Dazu gehören auch Kompositionen mit afrikanischen Einflüssen, wie z. B. Zwei Welten, Im Glanz der Sonne, Der König der Löwen und Black Hawk Down, aber auch Musik zu Komödien wie Besser geht’s nicht oder Tricks oder auch zu dem Action-Film The Dark Knight Rises. Er arbeitet regelmäßig mit den Regisseuren Ridley Scott, James L. Brooks, Gore Verbinski, Penny Marshall und Christopher Nolan zusammen. Hans Zimmer selbst bezeichnet Ennio Morricone als sein großes Idol.
Zimmer arbeitet häufig mit denselben Musikern zusammen. So wird in vielen Musiken eine Gitarre von Heitor Pereira oder ein Cello von Martin Tillman gespielt.
Schon lange vor dem Start der Dreharbeiten komponiert Zimmer in der Regel Suiten, die alle wesentlichen Bestandteile der späteren Filmmusik enthalten. Die Suiten dienen gegen Ende der Produktion als Basis für die Musik, die direkt zum Bild geschrieben wird. Aber auch die Suiten selbst werden meistens im Film und auf dem Soundtrack verwendet – so z. B. sind die Titel 9 bis 13 aus dem Soundtrack zu The Da Vinci Code – Sakrileg die von Zimmer geschriebene Suite. Diese Arbeitsweise erklärt Zimmer in einem Interview folgendermaßen:
„Ich habe darüber nachgedacht, wie ich in letzter Zeit arbeite. Die Dinge schon vor den Dreharbeiten zu schreiben, ist der bessere Weg. Die Filmtechnologie hat sich in den letzten Jahren, insbesondere durch Computereffekte, so stark verändert, dass es nun möglich ist, auch noch etwas in letzter Minute am Film zu ändern. Ich glaube, der alte Weg zu warten, bis der Film fertig geschnitten ist, und dann die letzten sechs bis zwölf Wochen, oder wie lange auch immer, die Musik zu schreiben und aufzunehmen, funktioniert heutzutage nicht mehr. Deshalb ist es sinnvoll, einen Teil der Musik vor diesen zwölf Wochen zu schreiben. Damit hat man selbst und die Filmemacher dann etwas, mit dem man arbeiten kann, während man über die Musik zum Bild nachdenkt. So hat man möglicherweise mehr Einfluss auf den Stil des Films. Außerdem kann man so diese ärgerlichen Temp-Track-Probleme lösen.“
Häufig helfen andere Komponisten besonders gegen Ende der Filmproduktion Zimmer bei seinen Musiken, indem sie Teile für ihn auf Basis seiner Suiten und musikalischen Ideen orchestrieren, arrangieren oder komponieren. Diese gemeinschaftliche Arbeitsweise ist bei einigen Filmmusik-Fans umstritten, jedoch in Hollywood nicht völlig unüblich. Rupert Gregson-Williams sagt dazu in einem Interview folgendes:
„Hans ist eine Ikone und – meiner Meinung nach – ist die meiste Kritik gegen Media Ventures völlig unbegründet. Das häufigste Missverständnis ist, dass jeder an den Themen arbeitet, während Hans den Ruhm dafür bekommt. Nun, ich habe drei Monate mit Hans in Los Angeles an verschiedenen Szenen für ‚Der Prinz von Ägypten‘ gearbeitet – die Sandsturm-Sequenz, in der Moses von einem Kamel geweckt wird, und die Szene mit dem Tod der Erstgeborenen – und all die Themen wurden von Hans geschrieben. Meine Aufgabe war es, den thematischen Inhalt von Hans zu nehmen und es in meine Stücke für die Szene einzuarbeiten. Es gab eine Menge Diskussionen und Gespräche über die kontextuelle Bedeutung hinter dem Film und wie die Musik sich dazu verhält, aber die treibende Kraft dahinter war Hans. Ihm nur einmal bei der Arbeit zuzusehen, kreativ zu sein und einmal in dieser Atmosphäre zu sein war wunderbar. Außerdem ist Hans ein phänomenaler Orchestrator. Das ist etwas, was die Leute nicht verstehen.“
Hans Zimmer komponiert nicht nur, sondern übernimmt bei Filmen auch die Ausführung als verantwortlicher Musikproduzent, wie etwa 2006 bei Ab durch die Hecke und 2015 bei Terminator: Genisys.
Oscarverleihung
Grammy Awards
Golden Globe Award
Satellite Awards
Oscarverleihung
Grammy Awards
BAFTA Awards
Golden Globe Award
Satellite Awards
TV-Dokumentation: Hans Zimmer – Der Sound für Hollywood (2010, Laufzeit: 52 Minuten). Erstausstrahlung am 14. März 2011 auf arte.