'''John L. Russell''', auch ''Jack Russell'' (* 15. Mai 1905 in den USA; † 22. Juli 1967 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Kameramann, dessen Nachruhm auf einem einzigen Kinofilm-Klassiker beruht.
== Leben und Wirken ==
Russell hatte sich am Pratt Institute zum Elektroingenieur ausbilden lassen und zunächst (30er Jahre) als Kameraassistent des äußerst produktiven B-Film-Fotografen Benjamin H. Kline gearbeitet. Im Jahrzehnt darauf diente er dem arrivierten Kollegen Russell Metty als einfacher Kameramann, u. a. 1947 bei Lewis Milestones Remarque-Verfilmung ''Triumphbogen''. Noch im selben Jahr engagierte Orson Welles Russell als Chefkameramann für seine eigenwillige Adaption ''Macbeth − Der Königsmörder'' von Shakespeares ''Macbeth''. Bei diesem Film erwies sich Russell, der in Filmvorspännen in jenen frühen Jahren meist noch als „Jack Russell“ firmierte, als ausgezeichneter Schwarz-Weiß-Kameramann mit einem sicheren Gefühl für Licht-und-Schatten-Effekte in stimmungsvollen Kulissen.
Dennoch musste er sich anschließend jahrelang mit Aufträgen für drittklassige Billigstproduktionen – Science-Fiction-Streifen, Melodramen, Krimis, Western – begnügen. Im Winter 1959/60 fotografierte John Russell seinen mit Abstand berühmtesten und optisch ausgereiftesten Film. Vom visuell denkenden Regisseur Alfred Hitchcock geleitet, sorgte Russell mit seiner Schwarz-Weiß-Fotografie zu dessen ''Psycho''-Thriller für eine Atmosphäre durchgehend subtiler, suggestiver Bedrohung. Vor allem seine Hell-Dunkel-Effekte und einige raffinierte Kameraperspektiven – legendär: die Duschvorhang-Szene – brachten dem bislang eher als gefälligen Konfektionär aufgefallenen Kameramann große Hochachtung ein.
Für Hitchcock hatte Russell in dieser Zeit auch als TV-Kameramann eine beträchtliche Anzahl an Folgen der Reihe ''Alfred Hitchcock Presents'' fotografiert. Weitere erwähnenswerte Arbeiten sind seine Kameraführung bei Welles' düsterem Grenzortkrimi ''Im Zeichen des Bösen'' und seine Chefkamera bei der inszenatorisch recht uninspiriert ausgefallenen US-Interpretation des Klassikers des deutschen Expressionismus' ''Das Cabinet des Dr. Caligari''. Auch hier ist Russells bereits bei ''Psycho'' gezeigte, suggestive Bildsprache eines der Hauptaktiva des Films.
Russell, der später eine Fülle von weiteren (auch in Deutschland populären) Fernsehserien wie ''Wagon Train'', ''Checkmate'' und ''Die Leute von der Shiloh Ranch'' kameratechnisch betreut hat, starb kurz nach der Vollendung der TV-Komödie ''Now You See it, Now You Don’t'' und dem in Fernsehmanier gedrehten Durchschnittskinokrimi ''Die nackte Tote''.