Joni Mitchell, CC (* 7. November 1943 als Roberta Joan Anderson in Fort Macleod, Alberta) ist eine kanadische Musikerin und Malerin. Sie zählt zu den bedeutendsten Singer-Songwritern der 1970er und 1980er Jahre. Sie begleitet sich auf der Gitarre und am Piano, Anfang der 1970er Jahre spielte sie auch Dulcimer.

Leben

Kindheit

Joni Mitchell wuchs in einer kanadischen Kleinstadt als einziges Kind eines Ladenbesitzers und einer Dorfschullehrerin auf. 1951 gab es eine Polio-Epidemie, und mit acht Jahren erkrankte sie an Kinderlähmung, wie auch der fünfjährige Neil Young. Die Folge war eine leichte Lähmung der linken Hand, weshalb sie beim Gitarrenspiel bevorzugt Offene Stimmungen verwendete. Später sagte sie dazu:

„Meine linke Hand ist etwas ungeschickt wegen der Kinderlähmung. Ich musste die Akkorde für die linke Hand vereinfachen, aber ich sehnte mich nach Akkordfolgen, die ich nicht mit der Standard-Stimmung ohne extrem gelenkige linke Hand erreichen konnte.“

Joni Mitchell

Seit ihrem neunten Lebensjahr ist sie Raucherin. Als sie elf war, zog ihre Familie nach Saskatoon um. Lieder von Pete Seeger hatten großen Einfluss auf sie.

1960er Jahre

1962 begann sie in Calgary ein Kunststudium und kaufte eine Ukulele. Halloween 1962 hatte sie ihren ersten bezahlten Auftritt in einem Café in Saskatoon. Sie war sich ihrer optischen Wirkung bewusst. 2015 sagte sie dazu:

„Das Leben ist schwer, wenn du schön bist. Du bist besser dran, wenn du durchschnittlich aussiehst. Und du hast eine größere Chance, wahre Liebe zu finden.“

Joni Mitchell

Als sie schwanger wurde, brach sie ihr Studium ab. Vor ihrer konservativen Familie verheimlichte sie die Schwangerschaft und gab das am 19. Februar 1965 geborene Kind zur Adoption frei. 1997 fand sie ihre leibliche Tochter wieder, 2001 zerbrach die Beziehung jedoch.

1965 lernte Mitchell ihren künftigen Ehemann Chuck Mitchell kennen, einen Folksänger aus Michigan. Mit ihm zog sie nach Detroit in die USA, wo sie gemeinsam Musik machten. Das junge Ehepaar blieb jedoch nicht lange zusammen und in der Zeit der Trennung schrieb sie ihre ersten Lieder. 1968 wurde die Ehe geschieden.

Im Oktober 1965 traf sie in Winnipeg Neil Young, mit dem sie fortan eine Freundschaft verband. Sein Lied „Sugar Mountain“ gehörte bald zu ihrem Repertoire, ihr „Circle Game“ gilt als eine Antwort auf diesen Song. 1973 widmete ihr Young sein Lied „Sweet Joni“. Auf ihrem späteren Album Hejira spielte er Mundharmonika, 1976 gab es zudem einen überraschenden ersten gemeinsamen Live-Auftritt.

Die Künstlerin ging nach New York und wurde mit ihren Songs schnell zu einem Insidertipp in der dortigen Clubszene, die in den 1960er Jahren in Greenwich Village der Nabel der Folkmusik war. Hier fing sie mit ihrem Landsmann Leonard Cohen eine intensive Liebesbeziehung an, die kaum ein Jahr andauerte. Cohen machte sie mit den Werken von Federico García Lorca und Albert Camus bekannt, was sich auf ihr damaliges Songwriting auswirkte. Auch schrieb Joni Mitchell mehrere Songs über ihr Verhältnis zu Cohen, u. a. „Chelsea Morning“, „Rainy Night House“ und „A Case Of You“. David Crosby, der die Byrds verlassen hatte und nun Crosby, Stills, Nash and Young angehörte, bot sich an, ihr erstes Album zu produzieren, das 1968 erschien. Ihr Bekanntheitsgrad weitete sich auf die gesamten Vereinigten Staaten aus. In der Folkszene gewann sie schnell Kultstatus, der bis heute anhält.

1968 lebte sie in Laurel Canyon, wo sie Graham Nash traf, der sie als Songschreiberin bewunderte. Mit ihm führte sie zwei Jahre lang eine Beziehung, davon handelt das Lied My Old Man des Albums Blue. Nash seinerseits schrieb darüber an Jonis Piano das CSN&Y-Stück „Our House“, das auf dem Album Déjà Vu erschien.

1969 wurde sie eingeladen, auf dem legendären Woodstock-Festival aufzutreten. Sie konnte das Festivalgelände jedoch aufgrund des enormen Andrangs nicht erreichen. Aufgewühlt von der Energie, die von diesem Festival auf die gesamte Generation ausging, schrieb sie mit dem Song „Woodstock“ die Hymne auf das Festival. Matthews Southern Comfort (Platz 1 der britischen Single-Charts) und Crosby, Stills, Nash and Young hatten mit Coverversionen dieses Lieds jeweils einen großen Hit. Joni Mitchell beeinflusste auch andere Musiker. So landete etwa die schottische Rockband Nazareth 1974 einen Single-Hit mit einer Coverversion ihres Songs „This Flight Tonight“ vom Album Blue. Für Judy Collins schrieb sie 1967 den Hit „Both Sides Now“, den sie 1968 auch selbst mit Gitarren-Begleitung sang (Album Clouds).

1970er Jahre

Die erste Hälfte der 1970er Jahre hatte Mitchell große künstlerische und kommerzielle Erfolge, zuerst mit dem Album Ladies of the Canyon (1970). Vom Sommer 1970 bis zum Frühjahr 1971 hatte sie eine Beziehung zu James Taylor. Das Auseinanderbrechen dieser Beziehung aufgrund Taylors Erfolg behandelte sie auf Blue (1971), das wie For the Roses (1972) und Court and Spark (1974) erfolgreich war. Nach dem Scheitern ihrer Beziehung mit Jackson Browne versuchte sie 1972 sich das Leben zu nehmen. Die Songs Car On A Hill und Trouble Child behandeln diese Lebensphase.

Mit dem Album The Hissing of Summer Lawns (1975) kamen zur Folkmusik Jazzeinflüsse hinzu. Zu dieser Zeit hatte sie eine Beziehung mit John Guerin, die zur Verlobung führte.

1976 nahm sie mit ihrem Lied „Coyote“ am Abschiedskonzert The Last Waltz von The Band teil.

Auf dem 1976er Album Hejira mit Jaco Pastorius, dem 1977er Album Don Juan’s Reckless Daughter und dem 1979er Tribut-Album Mingus (für Charles Mingus) setzte sich der Jazz-Einfluss fort. Während dieser Zeit hatte sie eine Beziehung zu Don Alias.

1980er Jahre

Hatte Mitchell in den 1970er Jahren fast jährlich ein Album veröffentlicht, so geschah dies ab 1980 nur noch alle drei Jahre. In den 1980er Jahren kam es zu einem stärkeren Einfluss von Rockmusik, gefördert von David Geffen.

1982 heiratete sie den Bassisten Larry Klein, die Ehe hielt zwölf Jahre.

Das Album Dog Eat Dog (1985) wurde auf Vorschlag von Geffen Records von Thomas Dolby produziert. Mitchell fand es jedoch schwierig, ihre musikalischen Vorstellungen gegen Dolby durchzusetzen:

„Er mag in der Lage sein, es besser zu machen, aber Tatsache ist, dass es dann nicht wirklich meine Musik sein würde.“

Joni Mitchell

1990er Jahre

Am 21. Juli 1990 sang sie in Berlin beim Live-Konzert The Wall von Roger Waters den Part „Goodbye Blue Sky“.

Seit 2000

In ihren späteren Jahren widmete sich Mitchell fast ausschließlich der Malerei.

2002 erschien das Doppelalbum Travelogue, inspiriert von den Anschlägen vom 11. September 2001. Es enthält eine Sammlung von Liedern aus drei Jahrzehnten. Begleitet wurde Joni Mitchell bei den Aufnahmen von einem 70-köpfigen Orchester und Jazzmusikern wie Herbie Hancock oder Wayne Shorter. Sie kündigte an, dass dies ihr letztes Album und sie der Musikindustrie müde sei. Sie wolle sich nun voll und ganz der Malerei widmen, die sie zeit ihres Lebens nicht aus den Augen verloren habe.

Entgegen der Ankündigung nahm Joni Mitchell Anfang 2007 das Album Shine mit fast vollständig neuem Material auf, das im Herbst 2007 erschienen ist und musikalisch eine Wiederannäherung an die eigenen musikalischen Wurzeln bedeutet.

Im April 2010 machte sie in einem Interview öffentlich, dass sie unter der Morgellon-Krankheit leidet.

„Ich bin eine Malerin, die Lieder schreibt. Meine Songs sind sehr visuell. Die Wörter erschaffen Szenen – in Cafés und Bars – in düsteren kleinen Zimmern – an vom Mond beschienenen Ufern – in Küchen – in Krankenhäusern und auf Rummelplätzen. Sie ereignen sich in Fahrzeugen – Flugzeugen und Zügen und Autos.“

Joni Mitchell

2014 veröffentlichte Joni Mitchell mit 71 Jahren eine Box mit vier CDs, in der sie Stücke aus 40 Jahren neu geordnet hat. Die Sammlung heißt „Love Has Many Faces“, Untertitel: „A Quartet, A Ballet, Waiting To Be Danced“. Darstellen soll sie ein Ballett in vier Akten, das bislang noch nicht aufgeführt wurde.

Ende März 2015 erlitt Joni Mitchell einen Schlaganfall. Im Februar 2017 erschien sie zur jährlichen Clive Davis Pre-Grammy Gala in Los Angeles, begleitet von Cameron Crowe.

Trivia

Joni Mitchell lebt seit 1967 in Los Angeles, wo sie zunächst ein kleines Haus im Stadtteil Laurel Canyon bewohnte. Die dortige alternative Lebensweise inspirierte sie 1970 zu ihrem Album Ladies of the Canyon. 1974 erwarb sie im Stadtteil Bel Air eine Villa mit einem großen Garten. Das Haus wurde in den 1920er Jahren im spanischen Stil erbaut.

Auszeichnungen

  • Drei von Joni Mitchells Alben wurden mit einem Grammy ausgezeichnet.
  • 1981 wurde sie mit der Aufnahme in die Canadian Music Hall of Fame geehrt.
  • 1996 erhielt sie den Polar Music Prize.
  • 1997 wurde Joni Mitchell in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
  • 2000 Stern auf dem Canada’s Walk of Fame
  • 2002 erhielt sie als eine der herausragenden Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts einen Ehren-Grammy für ihr Lebenswerk (Lifetime Achievement Award).
  • 2015 bekam sie den SFJAZZ Lifetime Achievement Award.
  • Der Rolling Stone listete Mitchell auf Rang 62 der 100 größten Musiker, auf Rang 42 der 100 besten Sänger, auf Rang 75 der 100 besten Gitarristen und auf Rang neun der 100 besten Songwriter aller Zeiten.
  • 2018 Ehrendoktorwürde der University of Saskatchewan
Quelle: Wikipedia