Konrad Hermann Joseph Adenauer (* 5. Januar 1876 in Köln; † 19. April 1967 in Rhöndorf; eigentlich Conrad Hermann Joseph Adenauer) war von 1949 bis 1963 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und von 1951 bis 1955 zugleich erster Bundesminister des Auswärtigen.

Bereits im Kaiserreich und in der Weimarer Republik absolvierte der Jurist und Angehörige der katholischen Zentrumspartei eine politische Karriere: Er war Oberbürgermeister von Köln, gehörte dem preußischen Herrenhaus an und war Präsident des preußischen Staatsrats. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er seiner Ämter enthoben und war zeitweise inhaftiert.

Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU, deren Partei­vorsitzender er von 1950 bis 1966 war. Als Präsident des Parlamentarischen Rates sowie als erster Bundeskanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland prägte er eine ganze Ära. Der zum Amtsantritt bereits 73-Jährige setzte sich für Bonn als Bundeshauptstadt ein, stand für eine Politik der Westbindung und der Europäischen Einigung und eine aktive Rolle der Bundesrepublik in der NATO. Adenauer stand wirtschaftspolitisch für das System der Sozialen Marktwirtschaft. Er verfolgte einen antikommunistischen Kurs im Inland wie gegenüber der Sowjetunion und deren Satellitenstaaten.

Leben und Wirken

Herkunft und Kindheit

Konrad Adenauer war das dritte von fünf Kindern des Sekretärs am Appellationsgericht (heute Oberlandesgericht Köln) und späteren Kanzleirats Johann Konrad Adenauer (1833–1906) und dessen Ehefrau Helene, geborene Scharfenberg (1849–1919). Seine Familie war römisch-katholisch geprägt. Seine Geschwister waren August (1872–1952), Johannes (1873–1937), Lilli (1879–1950) und Elisabeth (1882, dreieinhalb Monate nach der Geburt gestorben).

Kaiserreich, Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus

Studium und Beginn der Karriere

Adenauer legte am 5. März 1894 das Abitur am Apostelgymnasium in Köln ab. Nach einer nur 14-tägigen Banklehre beim Kölner Bankhaus Leopold Seligmann im April 1894 immatrikulierte er sich noch im selben Monat zunächst an der Universität Freiburg im Breisgau, danach in München und Bonn für die Fächer Rechts- und Staatswissenschaft, die er 1897 mit dem Staatsexamen abschloss.

In Freiburg trat er in die katholischen Studentenverbindung K.St.V. Brisgovia Freiburg im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) ein, danach in den K.St.V. Saxonia im KV zu München, den K.St.V. Askania-Burgundia Berlin und in den KStV Arminia im KV zu Bonn, denen er zeitlebens eng verbunden blieb. Sein erstes juristisches Staatsexamen legte er 1897 mit dem Prädikat „gut“ ab, sein zweites 1901 mit „ausreichend“. Anschließend wurde er 1902 Assessor beim Amtsgericht Köln. Von 1903 bis 1905 war er Vertreter von Justizrat Hermann Kausen, Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht Köln.

1906 trat Adenauer der katholischen Zentrumspartei bei, war bis 1933 Mitglied von deren Reichsvorstand und wurde am 7. März 1906 zum Beigeordneten der Stadt Köln gewählt. Am 22. Juli 1909 wurde er Erster Beigeordneter und damit erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters Max Wallraf, der der Onkel seiner ersten Frau war. Der Aufgeschlossenheit und Initiative Adenauers ist es zu verdanken, dass in Köln-Deutz 1914 die Kölner Werkbundausstellung eröffnet wurde.

Während des Ersten Weltkriegs war Adenauer für die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln zuständig, die auch aufgrund der britischen Seeblockade zunehmend schwieriger wurde. Da er – vor vielen anderen – den Krieg für Deutschland frühzeitig als verloren ansah, begann er, Nahrungsmittel zu horten. Außerdem führte er erfolgreich verschiedene Ersatzprodukte ein, so ein von ihm selbst erfundenes „Kölner Brot“ aus Reis- und Maismehl, Topinambur statt der Kartoffeln, die nach einer Kartoffelfäule-Epidemie 1916 Mangelware waren, und nicht zuletzt Graupen. Für dieses „Rheinische Schwarzbrot“ erhielt er am 2. Mai 1915 sogar ein Patent. Er erfand auch die sogenannte Kölner Wurst unter Verwendung von Sojamehl, die 1918 in Großbritannien patentiert wurde. Zwar konnte er so die bedrohlichsten Folgen des Steckrübenwinters 1916/17 mildern, doch wegen des unbefriedigenden Geschmacks der von ihm eingeführten Produkte bedachte ihn die Kölner Bevölkerung mit dem despektierlichen Spitznamen „Graupenauer“.

Oberbürgermeister Kölns

Am 18. September 1917 wählte ihn die Kölner Stadtverordnetenversammlung ohne Gegenstimme auf 12 Jahre zum damals jüngsten Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt; das Amt wurde offiziell am 21. Oktober 1917 durch Erlass des Königs von Preußen übertragen. Von 1917 bis 1933 und für einige Monate des Jahres 1945 war er Oberbürgermeister der Stadt Köln.

Am 12. Februar 1918 wurde Adenauer auf Lebenszeit in das Preußische Herrenhaus berufen, welches allerdings infolge der Novemberrevolution noch im selben Jahr abgeschafft wurde. In den zwanziger Jahren gehörte Adenauer den Aufsichtsräten der Deutschen Bank, der Deutschen Lufthansa, des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes, der Rhein AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabriken (Rheinbraun) und weiterer zwölf Unternehmen sowie dem Reichswirtschaftsrat an.

Vom 7. Mai 1921 bis 1933 war er mit Unterstützung von Zentrum, SPD und DDP Präsident des preußischen Staatsrats. In dieser Funktion stand er in einer politischen Dauerfehde mit dem sozialdemokratischen preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun, welche von Adenauer bis vor den Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich getragen wurde. Während Braun ein starkes zentralisiertes Preußen als Bollwerk der Demokratie begriff, stand Adenauer als Rheinländer dem preußischen Staat stark ablehnend gegenüber. Am 1. Februar 1919 fasste er in einer Rede die verbreiteten antipreußischen Ressentiments zusammen, die auch ihm nicht fremd waren: Danach war Preußen „der böse Geist Europas, […] der Hort des kulturfeindlichen, angriffslustigen Militarismus“, es trage die Schuld am Ersten Weltkrieg, es sei „von einer kriegslüsternen, gewissenlosen militärischen Kaste und dem Junkertum beherrscht“, und dieses Preußen „beherrschte Deutschland“.

Bestrebungen der Zentrumspartei, denen er nahestand, zielten in den Krisenjahren nach dem Ersten Weltkrieg 1918/19 und 1929 auf ein Rheinland ab, das autonom von Preußen sein sollte. Damals und später wurde daher der Vorwurf gemacht, Adenauer habe separatistischen Bestrebungen nahegestanden, das Rheinland auch von Deutschland abzutrennen (siehe auch: Rheinische Republik).

Außerdem war Adenauer als Verfechter des Kolonialgedankens von 1931 bis 1933 als Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft politisch tätig.

In der Weimarer Republik war er mehrfach (1921, 1926, 1928) als Kandidat für das Amt des Reichskanzlers im Gespräch. Am aussichtsreichsten war dies für den Kanzler des Westens und König des Rheinlands 1926, er konnte aber seine politischen Forderungen nicht durchsetzen. Ein Tausch des sicheren und persönlich befriedigenden Amtes in Köln mit der unsicheren Reichskanzlerschaft erschien ihm auch nicht als Gewinn.

1928 verspekulierte Adenauer sein Vermögen durch den Ankauf von Glanzstoff-Aktien, deren Kurs bald sank. Dadurch drohten ihm die Schulden, die er bei der Deutschen Bank hatte, über den Kopf zu wachsen, doch ließ er sich aus einem sogenannten Schwarzen Fonds vom Vorstandsvorsitzenden der Glanzstoff AG Fritz Blüthgen zwei Aktienpakete im Nominalwert von insgesamt 1,14 Millionen Reichsmark zur Verfügung stellen, die er unter Vermittlung seines Freundes Louis Hagen zum Ausgleich seines Kontos einsetzte. Im Februar 1931 berichtete die Kölner Lokalpresse von den Finanzschwierigkeiten des Oberbürgermeisters, Deutschnationale und Nationalsozialisten setzten sie in der Stadtverordnetenversammlung auf die Tagesordnung. Adenauer hatte sich aber im Voraus eine Erklärung der Deutschen Bank besorgt, die die umlaufenden „unzutreffenden Gerüchte und Behauptungen“ mit dem Hinweis dementierte, sein Konto sei „völlig ausgeglichen“. Ein Interessenkonflikt bestand darin, dass Adenauer bis 1931 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bank war.

Nach dem Krieg setzte er durch, dass aus dem alten preußischen Festungsring ein Grüngürtel wurde. Während seiner Amtszeit wurden 1919 die Universität zu Köln, 1924 die Messe, 1925 die Musikhochschule und 1926 die Kölner Werkschulen (nachdem er die Kunsthochschule „Das Bauhaus“ nicht nach Köln holen konnte) neu- beziehungsweise wieder eröffnet. Die heutige Autobahn 555, die von Köln nach Bonn führt, wurde durch Adenauer im Jahre 1932 eröffnet. Fritz Schumacher, von 1920 bis 1923 Stadtplaner unter Adenauer, sagte zu dessen Engagement in Zeiten der Inflation: „Je mehr zusammenzubrechen schien, mit desto größerer Energie trieb Adenauer die Arbeiten voran.“

Adenauer bemühte sich intensiv, ausländische Investoren nach Köln zu holen. 1927 hatte er bereits eine Zusage von Citroën für eine Automobilfabrik, das Projekt verlief dann aber doch im Sande. Nach intensiven Verhandlungen mit dem US-amerikanischen Autohersteller Ford gelang es ihm, das Unternehmen davon zu überzeugen, ein komplett neues Werk in Köln zu errichten, anstatt die schon bestehenden kleineren Anlagen in Berlin auszubauen. Allerdings konnte auch dieses Werk die wirtschaftlichen Probleme, in die Köln wie das gesamte Reich in der Spätphase der Weimarer Republik kam, nur kurzfristig aufhalten. Beim Bau der damals technisch einmaligen Mülheimer Brücke verhandelte er taktisch geschickt mit der KPD; anders war dieses Projekt im Rat nicht durchzubringen.

Während seiner Kölner Zeit galt Adenauer jedoch bei aller partiellen Aufgeschlossenheit, zum Beispiel was Städtebau und Universitätsgründung betraf, als „der engstirnige katholische Zentrumspolitiker, für den es keine uneingeschränkte Freiheit von Wissenschaft und Kunst gab, sobald es um Fragen der katholischen Grundanschauung ging“ (Peter Koch, 1985). Dies ging so weit, dass er eigenhändig den Text in Brechts Dreigroschenoper änderte, Bartóks Tanzpantomime Der wunderbare Mandarin verbot und ein Gemälde des Expressionisten Otto Dix aus dem Wallraf-Richartz-Museum entfernen ließ. 1922 war er Präsident des 62. Deutschen Katholikentags in München.

1931 kam es zur ersten größeren Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten, als diese in einer nächtlichen Aktion die Rheinbrücken mit Hakenkreuzfahnen beflaggten. Adenauer ließ – nach seiner späteren eigenen Darstellung – die Fahnen mit Verweis darauf, dass die Brücken öffentliche Bauwerke seien, unverzüglich wieder entfernen. Durch seine Standhaftigkeit in dieser nur scheinbaren Bagatelle geriet Adenauer in das Visier der SA, die sogar öffentlich Geld für die Kugel Adenauers sammeln ließ. In Wirklichkeit hatte jedoch Adenauer mit der örtlichen NSDAP-Kreisleitung eine Absprache getroffen, deren Fahne von der stadteigenen Brücke – weil politisch neutrales Terrain – abzunehmen und vor der – gleichfalls der Stadt gehörenden – Messehalle wieder aufzuziehen. Dort sollte Hitler sprechen. Adenauer musste seine aufgebrachten Parteifreunde deshalb beruhigen. In einem späteren Schreiben an den Reichsinnenminister vom 10. August 1934 legte Adenauer demzufolge auch Wert darauf, dass er entgegen den restriktiven Erlassen des preußischen Innenministers Severing (SPD) der NSDAP „das Hissen ihrer Hakenkreuzfahnen an den städtischen Flaggenmasten“ gestattet habe.

Auch nach dem sogenannten Preußenschlag von 1932, als von Papen die preußische Staatsregierung absetzte, blieb Adenauer Mitglied im Dreimännerkollegium.

Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung

Erneut verbot Adenauer am 18. Februar 1933 jeglichen Flaggenschmuck beim Besuch Hitlers. Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten unterlag die Zentrumspartei in Köln bei den Kommunalwahlen vom 12. März 1933. Die NSDAP enthob Adenauer, der unter anderem einem nationalsozialistischen Führer bei dessen Besuch in Köln den Handschlag verweigerte, am 13. März 1933 seines Amtes als Oberbürgermeister und wenig später auch des Amtes als Präsident des preußischen Staatsrats. Kurz darauf, am 30. März 1933, wurde Adolf Hitler per Ratsbeschluss zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt.

Ohne die Berliner Dienstwohnung und in Köln bedroht von seinen nationalsozialistischen Gegnern, die auf Wahlkampfplakaten „Adenauer, an die Mauer!“ gefordert hatten und ihm Dienstvergehen vorwarfen, bat Adenauer einen ehemaligen Schulfreund um Hilfe: Der Abt der Abtei Maria Laach, Ildefons Herwegen, nahm Adenauer als „Bruder Konrad“ am 26. April 1933 vorübergehend in der Abtei auf. Der ehemalige Bürgermeister führte von hier aus das Dienststrafverfahren, das er gegen sich selbst beantragt hatte, und blieb, bis er im April 1934 ein Haus im Potsdamer Vorort Neubabelsberg bezog. Dort wurde er am 30. Juni 1934 im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch für zwei Tage festgenommen.

Um seinen Pensionsanspruch zu wahren, verwies Adenauer in einem zehnseitigen Brief vom 10. August 1934 an den preußischen Innenminister in Berlin auf sein bisheriges Verhalten gegenüber der NS-Bewegung: Er habe die NSDAP „immer durchaus korrekt behandelt“ und beispielsweise „jahrelang entgegen der damaligen Verfügung des preußischen Innenministers der NSDAP die städtischen Sportplätze zur Verfügung gestellt und ihr bei ihren Veranstaltungen auf diesen das Hissen ihrer Hakenkreuzfahnen an den städtischen Flaggenmasten gestattet“. Weiterhin habe er sich einer Anordnung des preußischen Staatsministeriums widersetzt, nationalsozialistische Beamte „zwecks Disciplinierung“ namhaft zu machen, „da (er) sie für unberechtigt und für ungerecht hielt“. Er sagte in diesem Brief auch, 1932 erklärt zu haben, „daß nach (s)einer Meinung eine so große Partei wie die NSDAP unbedingt führend in der Regierung vertreten sein müsse“.

Ende 1932 hatte sich Adenauer für eine Regierungsbildung von Zentrum und Nationalsozialisten in Preußen ausgesprochen. Am 29. Juni 1933, fünf Monate nach Hitlers Ernennung zum Kanzler, schrieb er in einem Brief: „Dem Zentrum weine ich keine Träne nach; es hat versagt, in den vergangenen Jahren nicht rechtzeitig sich mit neuem Geiste erfüllt. M.E. ist unsere einzige Rettung ein Monarch, ein Hohenzoller[,] oder meinetwegen auch Hitler, erst Reichspräsident auf Lebenszeit, dann kommt die folgende Stufe. Dadurch würde die Bewegung in ein ruhigeres Fahrwasser kommen.“ Er befürchtete, „wenn der revolutionäre Zustand nicht rechtzeitig in die Periode der neuen Ruhe und des neuen Aufbaus übergeht, dann kommt die Katastrophe“.

In einem als Reaktion auf Adenauers Eingabe verfassten Vermerk des Reichs- und Preußischen Ministeriums des Innern vom 8. November 1934 wird Adenauer zu „denjenigen Persönlichkeiten [gezählt], die als Träger des verflossenen politischen Systems in besonders ausgesprochener Weise hervorgetreten sind“. Minister Wilhelm Frick (NSDAP) lehnte die Eingabe noch am selben Tag ab.

Ab 1933 bekam Adenauer eine reduzierte Pension von ca. 1000 Reichsmark monatlich. In den Jahren nach 1934 wechselte er häufig seinen Aufenthaltsort und versteckte sich zeitweise, im Januar 1935 u. a. für kurze Zeit auch in der Abtei Herstelle. So lebte er bis 1945 als Pensionär.

Nach dem 20. Juli 1944

Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler wurde Adenauer im Rahmen der Aktion Gitter am 23. August verhaftet und nach einer Zwischenstation bei der Bonner Gestapo ins Messelager Köln gebracht. Konkrete Verdachtsmomente gegen ihn lagen nicht vor. Das ehemalige Zentrumsmitglied selbst war wiederholt von den Widerstandskämpfern angesprochen worden, lehnte jedoch jede Beteiligung strikt ab. Im Arbeitserziehungslager in den Messehallen in Köln-Deutz nahm ihn der Kölner Kommunist Eugen Zander, der als Kapo für die neuen Häftlinge zuständig war, unter seine Fittiche. Als dieser Adenauers Namen in der Gefangenenkartei mit dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ entdeckte, empfahl er Adenauer, sich krank zu stellen. Adenauer erreichte mittels einer ärztlich bescheinigten „perniziösen Anämie“ eine Überweisung ins Krankenhaus Köln-Hohenlind, von wo er floh. Er wurde später wieder gefasst, am 26. November 1944 aber aus dem Gefängnis Brauweiler vorzeitig entlassen.

Adenauers Biograph Henning Köhler hält diese Episode, die zuerst in Paul Weymars Adenauer-Biographie aus dem Jahr 1955 erschien, für unglaubwürdig: Die Nationalsozialisten hätten wohl kaum auf die Gesundheit eines Gefangenen, dessen Liquidierung sie wünschten, solche Rücksicht genommen. Das Lager von Köln-Deutz, das nicht der SS unterstand, sei eher ein „fideles Gefängnis“ gewesen.

Bundespolitische Karriere und Kanzlerschaft

Nach Kriegsende

Am 4. Mai 1945 ernannte ihn die US-Besatzungsmacht zum Oberbürgermeister von Köln. Kurz darauf, am 6. Oktober 1945, wurde er wegen angeblich unterlassener Pflichterfüllung von dem britischen Militärgouverneur der Provinz Nordrhein, John Ashworth Barraclough, aus diesem Amt wieder entlassen: Adenauer habe sich nicht energisch genug um die Ernährungsversorgung gekümmert. Binnen acht Tagen habe er Köln zu verlassen. Für die Zeit vom 6. Oktober bis 4. Dezember 1945 verhängte die britische Besatzungsmacht außerdem ein Verbot parteipolitischer Betätigung.

In einem Brief im Februar 1946 schrieb Adenauer an einen katholischen Geistlichen in Bonn:

„Nach meiner Meinung trägt das deutsche Volk und tragen auch die Bischöfe und der Klerus eine große Schuld an den Vorgängen in den Konzentrationslagern. Richtig ist, daß nachher vielleicht nicht viel mehr zu machen war. Die Schuld liegt früher. Das deutsche Volk, auch Bischöfe und Klerus zum großen Teil, sind auf die nationalsozialistische Agitation eingegangen. Es hat sich fast widerstandslos, ja zum Teil mit Begeisterung gleichschalten lassen. Darin liegt seine Schuld.“

Parlamentarischer Rat

Nun konzentrierte sich Adenauer auf die Parteiarbeit: Am 31. August 1945 trat er der Christlich Demokratischen Partei (CDP) bei. Die CDP war eine der vier Vorgänger-Regionalparteien der CDU in den einzelnen Besatzungszonen. Auf der ersten Zonenausschusstagung am 22./23. Januar 1946 in Herford übernahm er als Ältester die Führung der CDU in der britischen Zone, die als Union erst seit dem 16. Dezember 1945 bestand. Am 5. Februar 1946 folgte in Krefeld-Uerdingen die Wahl zum ersten Vorsitzenden der CDU Rheinland. Mit dieser politischen Rückenstärkung setzte er sich auf der zweiten Tagung des CDU-Zonenausschusses am 1. März 1946 in Neheim-Hüsten endgültig zum Vorsitzenden gegen den westfälischen Landesvorsitzenden Friedrich Holzapfel durch. Adenauer formulierte mit dem Neheim-Hüstener Programm ein erstes Parteiprogramm für die Zone maßgeblich mit.

Seine Beitrittserklärung (in die Union) erfolgte am 1. Juni 1946 an die Kreispartei der CDU für den Siegkreis. Im Oktober 1946 wurde er Fraktionsvorsitzender der CDU im ersten Landtag Nordrhein-Westfalen, der von der britischen Besatzungsmacht ernannt wurde.

Er nutzte die folgenden Jahre, um seine Hausmacht innerhalb der Partei auszubauen, sodass er 1948 Präsident des Parlamentarischen Rates wurde, der über die Verfassung für einen deutschen Weststaat beriet. Adenauer, der außerhalb der britischen Zone nicht annähernd so bekannt war wie seine Konkurrenten Kurt Schumacher (SPD) oder Ludwig Erhard (parteilos), nutzte das eigentlich machtlose Amt als Podium; die SPD hatte für ihren Mann, Carlo Schmid, den als viel wichtiger erachteten Hauptausschuss-Vorsitz gesichert. Dieser arbeitete aber eher im Verborgenen, während Adenauer in der Öffentlichkeit als eine Art Vertreter der Deutschen (auch gegenüber den Alliierten) auftrat. Er wurde somit laut Carlo Schmid „erster Mann des zu schaffenden Staates, noch ehe es ihn gab.“ Gleiches galt in seiner Partei, die Adenauer ab 1946 in der Britischen Zone führte. Bundesvorsitzender konnte er erst werden, als sich die CDU 1950 auch auf Bundesebene gegründet hatte. Er behielt dieses Amt bis 1966.

Dass Adenauer als Einwohner von Rhöndorf – in Sichtweite von Bonn – maßgeblich daran beteiligt gewesen sein soll, dass 1949 Bonn statt Frankfurt am Main Bundeshauptstadt wurde – Frankfurt war nicht nur SPD-regiert und stark zerstört, sondern vor allem Sitz des US-amerikanischen Militärgouverneurs – wird heute weitgehend als Verkürzung des Entscheidungsprozesses abgetan. Tatsächlich ging die Initiative dazu, den Parlamentarischen Rat nach Bonn zu holen, von dem Düsseldorfer Ministerialbeamten Hermann Wandersleb aus. Damit war bereits eine wichtige Vorentscheidung gefallen. Erst als dessen Präsident setzte sich Adenauer ab September 1948 dann mit erheblichem Geschick dafür ein, dass es auch Hauptstadt wurde.

Adenauers Verzicht auf West-Berlin als Bundesland

Konrad Adenauer intervenierte 1949 durch Johann Jacob Kindt-Kiefer beim französischen Ministerpräsidenten Georges Bidault, um zu verhindern, dass West-Berlin ein Bundesland wurde. Die Berliner Abgeordneten erhielten hierdurch nicht das volle Stimmrecht im Bundestag. Kindt-Kiefer war Zeuge eines Gesprächs zwischen Adenauer und Bidault:

„Es drehte sich darum, in welcher Weise von Frankreich aus Adenauer und seiner Partei Wahlhilfe geleistet werden könnte. […] Adenauer schlug vor, Frankreich möge sich dafür einsetzen, daß West-Berlin nicht der Bundesrepublik angeschlossen werden solle, weil sonst die Gefahr eines sozialdemokratischen Übergewichts in Westdeutschland entstünde…“

Johann Jacob Kindt-Kiefer

Das Grundgesetz und das Gesetz zur Bundestagswahl einschließlich Berlin-Klausel wurde im Jahre 1949 vom Parlamentarischen Rat angenommen.

Wahl zum Bundeskanzler

Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 wurde Konrad Adenauer als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Bonn Stadt und Land mit 54,9 Prozent der Stimmen in den Deutschen Bundestag gewählt. Er vertrat den Wahlkreis Bonn bis zu seinem Tod 1967 und wurde bei den fünf Bundestagswahlen 1949 bis 1965 mit Mehrheiten von bis zu 68,8 Prozent jeweils direkt gewählt.

Am 1. September 1949 wurde Adenauer zum Vorsitzenden der gemeinsamen CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt. Innerhalb der CDU setzte er die Regierungsbildung einer bürgerlichen Koalition von CDU/CSU, FDP und Deutsche Partei durch, weil diese bürgerlichen Parteien mit insgesamt 208 der insgesamt 402 stimmberechtigten Sitze im Bundestag über eine knappe Mehrheit verfügten. Allerdings zogen Teile der CDU angesichts des staatlichen Neuanfangs eine Große Koalition vor. Adenauer hielt jedoch die kleine Koalition für unumgänglich, um seine Ideen einer sozialen Marktwirtschaft und einer umfassenden Westbindung durchzusetzen. Dabei konnte er auf die gute Zusammenarbeit der Parteien im Wirtschaftsrat der britisch-amerikanischen Bizone zurückgreifen. Demgegenüber tendierte die SPD zur Planwirtschaft und strebte zudem ein neutrales Deutschland an, um auf diesem Weg die Wiedervereinigung zu erleichtern. Auch innerhalb der CDU hatte die Planwirtschaft Befürworter; wenige Jahre vorher hatte eine Mehrheit der CDU Nordrhein-Westfalen noch das Ahlener Programm durchgesetzt. Auf der Rhöndorfer Konferenz vom 21. August 1949 konnte Adenauer jedoch seinen Standpunkt durchsetzen und endgültig sicherstellen, dass er der Kanzlerkandidat der Unionsparteien wurde. Zu den anschließend zwischen CDU/CSU, FDP und DP getroffenen Absprachen zur Bildung einer Bundesregierung unter seiner Leitung gehörte auch die von den Koalitionsparteien unterstützte Wahl des FDP-Vorsitzenden Theodor Heuss zum Bundespräsidenten am 12. September 1949.

Der Bundestag wählte Adenauer am 15. September 1949 mit 202 Stimmen, und damit mit der denkbar knappsten Mehrheit der 402 stimmberechtigten Mitglieder des Hauses bei 142 Nein-Stimmen zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Zwei FDP-Abgeordnete waren nicht anwesend, fünf weitere Abgeordnete der Koalitionsparteien hatten nicht für ihn gestimmt, dafür hatte er die Stimme des Bayernpartei-Abgeordneten Johann Wartner bekommen und auch selbst für sich gestimmt. Erster Oppositionsführer wurde der SPD-Vorsitzende und -Fraktionsvorsitzende Kurt Schumacher.

Bundespräsident Theodor Heuss übergab Adenauer die Ernennungsurkunde am 16. September 1949. Adenauers erste Regierungserklärung folgte am 20. September und sein erster Besuch bei den Hohen Kommissaren der Alliierten am 21. September – demselben Tag, an dem das Besatzungsstatut in Kraft trat.

Adenauer wurde nach den Bundestagswahlen 1953, 1957 und 1961 dreimal als Kanzler wiedergewählt. Das Bundestagswahlergebnis von 1957 war einmalig in der bundesdeutschen Geschichte: die CDU/CSU errang die absolute Mehrheit der Stimmen und der Sitze des Bundestages und hätte ohne Koalitionspartner regieren können. Dennoch bildete Adenauer eine Koalitionsregierung mit der DP (bis Juli 1960), um mit deren Hilfe die CSU und widerspenstige CDU-Mitglieder in Schach halten zu können.

Politik der Westintegration

Die Bundesrepublik wurde mit dem Inkrafttreten der Pariser Verträge am 5. Mai 1955 und der Aufhebung des Besatzungsstatus ein innenpolitisch weitgehend souveräner Staat, unterlag jedoch weiterhin der Viermächte-Verantwortung. Die volle Souveränität erlangte Deutschland erst 1990 durch die deutsche Wiedervereinigung und den Zwei-plus-Vier-Vertrag. Für Adenauer war deshalb die Außenpolitik der bestimmende Faktor seiner politischen Strategie. Von 1951 bis 1955 besetzte er, einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik (abgesehen vom zweiwöchigen Intermezzo Helmut Schmidts nach dem Ausscheiden der FDP aus der Bundesregierung 1982), sowohl das Amt des Bundeskanzlers als auch das des Außenministers.

Seine Strategie war eine enge Anbindung an die westeuropäischen Staaten (Magnet-Theorie), eine wirtschaftliche Verflechtung mit Frankreich und Belgien und insbesondere eine gute politische Beziehung zu den USA. Adenauer setzte sich ein für das Vereinigte Europa, da aus seiner Sicht nur dieses einen langfristigen Frieden garantieren konnte. Er griff dabei sowohl auf seine politischen Vorstellungen aus der Weimarer Republik zurück als auch auf die Erfahrungen, die er mit dem Nationalsozialismus gemacht hatte.

Wirtschaftlich ging der bereits vor 1949 durch den Marshallplan angestoßene Prozess durch die Montanunion, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und Euratom weiter. Adenauer setzte sein Vertrauen in den Bankier Hermann Josef Abs, der Einfluss auf die Verteilung der Marshallplan-Gelder hatte. Er bat Abs gelegentlich, als Gast zum Kabinettstisch zu erscheinen, und lud ihn regelmäßig zu seiner sonntäglichen Rhöndorfer Kaffeetafel ein, an der er seine Ratgeber zusammenkommen ließ. Er ernannte ihn zum Verhandlungsführer der Londoner Schuldenkonferenz. Deutschland erlebte mit dem Wirtschaftswunder einen Aufstieg und integrierte sich in den europäischen Markt. Die wirtschaftliche Integration mündete in die europäischen Einigungsprozesse, auf denen die heutige Europäische Union beruht. Schon im Jahr 1954 wurde Adenauer mit dem Karlspreis ausgezeichnet.

Adenauer gelang es auch, das schwierige Verhältnis zum ehemaligen Kriegsgegner Frankreich zu verbessern. Noch auf der Londoner Neunmächtekonferenz 1954, auf der der Beitritt der Bundesrepublik zur NATO vorbereitet wurde, hielt Adenauer den französischen Ministerpräsidenten Pierre Mendès France offenbar für einen sowjetischen Einflussagenten. Bei dem tiefen Misstrauen, mit dem sich Deutsche und Franzosen zu jener Zeit begegneten, war später sein gutes persönliches Verhältnis zum Präsidenten der Französischen Republik, Charles de Gaulle, von großer Bedeutung. Anfangs war Adenauer eher skeptisch: Als de Gaulle 1958 Präsident wurde, sah Adenauer in ihm noch eine Art Hindenburg, einen ehemaligen General, der sich mit negativen Folgen in die Politik einmischte.

In der Öffentlichkeit weniger bekannt war, dass Adenauer schon 1949 auf die Beteiligung Deutschlands an einer europäischen Armee hinarbeitete. 1950 trat Innenminister Gustav Heinemann zurück, vor allem, da diese Politik auch vor Heinemann geheim gehalten worden war. Im April 1950 forderte Adenauer, nach dem Aufbau einer kasernierten Volkspolizei in der DDR, den Aufbau einer mobilen Polizeitruppe auf Bundesebene in der Bundesrepublik, was auch 1951 mit der Gründung des Bundesgrenzschutzes erfolgte. Die Öffentlichkeit erfuhr erst Jahre später, dass er schon 1957 ein Projekt genehmigte, mit Frankreich und Italien gemeinsam eine Atombombe zu entwickeln. Durch den Machtantritt Charles de Gaulles wurde das Projekt hinfällig, da Frankreich fortan auf ein eigenes Projekt hinsteuerte, die Force de frappe.

Die militärische Integration wurde nicht, wie von Adenauer erhofft, durch eine eigenständige Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), sondern durch die Aufnahme der Bundesrepublik in die NATO (1955) verwirklicht.

Seine Politik der entschiedenen Westbindung, die eine Wiederbewaffnung der Bundesrepublik in Kauf nahm oder sogar erwünschte, eine Wiedervereinigung Deutschlands aber in weite Ferne zu rücken schien, trug ihm heftige Kritik ein. So wurde er im Rahmen der Bundestagsdebatte vom 24./25. November 1949 über das Petersberger Abkommen und die Frage, ob die Bundesrepublik, wie von Adenauer gefordert, Vertreter in die Internationale Ruhrbehörde entsenden solle, vom SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher mit dem Zwischenruf „Der Bundeskanzler der Alliierten!“ verunglimpft. In der Wiederbewaffnungsdiskussion der frühen 1950er Jahre befürchteten Sozialdemokraten, dass dadurch alle Chancen auf eine baldige deutsche Einheit verspielt würden. Der Parteihistoriker Kurt Klotzbach schreibt von einer „nahezu manischen Fixierung auf das deutsche Wiedervereinigungsziel“. Die Ohne mich-Bewegung organisierte Demonstrationen gegen eine Wiederbewaffnung.

Am 23. Januar 1958 rechneten Gustav Heinemann (nunmehr SPD) und der ehemalige Justizminister Thomas Dehler (FDP) vor dem Bundestag mit Adenauers Politik ab: Dehler warf dem Bundeskanzler vor, er habe die Wiedervereinigung gar nicht „ernsthaft erstrebt“, er verzichte angesichts der Sachzwänge des Kalten Krieges im Grunde auf Politik, „die eigentlichen Entscheidungen gehen am Parlament, auch am Kabinett vorbei“. Daher schäme er sich, nicht wie Heinemann den Mut zum Rücktritt gehabt zu haben. Dieser warf in seiner Rede Adenauer vor, die Stalin-Noten als „belanglos“ abgetan zu haben, obwohl sie doch auf „weite Zustimmung“ auch innerhalb seiner eigenen Partei gestoßen seien. Die Reden wurde live im Radio übertragen und hatten ein Millionenpublikum, was in der CDU-Führung erhebliche Besorgnis auslöste. Fraktionsvorsitzender Heinrich Krone sah schon eine „neue Dolchstoßlegende, Adenauer wolle die Wiedervereinigung nicht“. Mit Blick auf den kommenden Wahlkampf riet er, nationale Themen deutlich stärker zu betonen als bislang. Schwarz weist hingegen darauf hin, dass man stets den historischen Kontext der Adenauerschen Positionen berücksichtigen müsse:

„Gewiß finden sich weiterhin einzelne Autoren, die von der Annahme ausgehen, die angebliche Wiedervereinigungspolitik dieses Bundeskanzlers sei eine einzige große Lüge gewesen, und er trage die Hauptschuld an den Leiden der Teilung. Wenn man mit dieser Gewißheit an Adenauer herangeht, werden sich immer wieder Dokumente finden, die diesen Verdacht bestätigen, sofern man nur Sorge trägt, den historischen Kontext auszublenden.“

Hans-Peter Schwarz

Adenauer bemühte sich auch tatkräftig um die Versöhnung mit den Juden. Ein anfänglicher, gemeinsam mit Hermann Josef Abs entwickelter Plan wurde wieder verworfen. Er hätte eine Spende von zehn Millionen DM als ausreichend betrachtet und die Errichtung eines Krankenhauses in Israel beinhaltet. Das 1952 abgeschlossene Luxemburger Abkommen mit dem neu gegründeten Staat Israel stellte eine erste Geste der Entschuldigung dar. Gegen den Widerstand seines Finanzministers setzte Adenauer die Zahlung einer Wiedergutmachung von 3,45 Milliarden DM (in heutiger Kaufkraft 8,22 Milliarden Euro) – 3000 DM für jeden israelischen Flüchtling – an Israel durch, die vorwiegend aus Warenlieferungen bestand, die aus deutscher Produktion stammten. In New York traf er 1960 mit dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion zusammen. Nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel 1965 reiste er im folgenden Jahr als erster hochrangiger deutscher Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel.

Attentat auf Adenauer

Am 27. März 1952 explodierte um 18:20 Uhr ein an Bundeskanzler Adenauer adressiertes Päckchen im Polizeipräsidium München und tötete den Polizeibeamten Karl Reichert. Zwei mit der Abgabe des Päckchens bei der Post beauftragten Jungen hatten es zur Polizei gebracht, weil sie von ihrem Auftraggeber verfolgt wurden. Als sich im Zug der Ermittlungen herausstellte, dass die Spuren zu Splittergruppen der 1948 aufgelösten jüdischen Partisanen- und Untergrundorganisation Irgun führten, entschloss sich die Bundesregierung, das Beweismaterial geheim zu halten, um keine antisemitischen Reaktionen in der Öffentlichkeit zu provozieren. Fünf Verdächtige wurden nach Israel abgeschoben; der mutmaßliche Drahtzieher, Jakob Farshtej, der Bombenbauer, Elieser Sudit, sowie der Überbringer der Bombe, Josef Kronstein, entkamen, woraufhin von deutscher Seite keine weiteren Schritte mehr unternommen wurden. Israels Premierminister David Ben-Gurion begrüßte diese Entscheidung und soll sich Adenauer zeitlebens dafür verbunden gezeigt haben. Um die allmählich neu erwachsenden bilateralen Beziehungen nicht noch zusätzlich zu belasten, stellten die deutschen Behörden die Ermittlungen ein.

Zur Urheberschaft des Anschlags veröffentlichte Elieser Sudit in späterer Zeit ein Buch, wonach als Drahtzieher für das Attentat auf Adenauer der ehemalige Kommandant des Irgun, Chef der Cherut-Partei und spätere israelische Ministerpräsident Menachem Begin fungiert habe. Laut Darstellung des Mittäters Elieser Sudit sei es nicht darum gegangen, Adenauer zu töten – allen Beteiligten sei klar gewesen, dass die Bomben ihr vorgebliches Ziel nicht erreichen würden –, sondern vor allem um öffentliche Aufmerksamkeit. Der Grund dafür sei in der nach Begins Ansicht verfehlten Reparationspolitik der Bundesregierung gegenüber Israel zu suchen. Begin habe die Meinung verfochten, die Wiedergutmachungszahlungen seien nicht an die israelische Regierung, sondern direkt an die Familien der Opfer zu leisten.

Deutschlandpolitik und Verhältnis zur Sowjetunion

Die enge Politik der Westbindung führte unter den damaligen Gegebenheiten zwangsläufig zum Konflikt mit der Sowjetunion. Die in der Folge des Zweiten Weltkriegs zu Tage getretenen ideologischen Gegensätze führten zur Teilung Europas und der Welt in zwei Blöcke: dem Ostblock unter der damals noch unstrittigen Führung der Sowjetunion und dem westlichen Lager unter der Führung der USA.

Obwohl er öffentlich anerkannte, dass in allen Staaten Osteuropas nach dem Zweiten Weltkrieg ein berechtigtes Misstrauen gegenüber Deutschland herrschte, weigerte sich Adenauer, auf die politischen Forderungen der Ostblockstaaten einzugehen. Für ihn war eine Wiedervereinigung nur möglich und anzustreben, wenn diese mit freien, demokratischen Wahlen einhergehen würde. Für ihn führte der Kurs der Stärke, zumindest öffentlichen Bekundungen nach, langfristig zur Wiedervereinigung unter freien Bedingungen. Kooperation mit der kommunistischen DDR war für ihn nur in sehr kleinen Schritten möglich. Auf damals häufige deutschlandpolitische Konzepte, die eine Neutralität und einen „dritten Weg“ zwischen westlichem und östlichem System in einem Gesamtdeutschland vorsahen, gab er zunächst nichts. Deutschland müsse sich, nach dem „von Deutschen vom Zaune gebrochenen Krieg“, das Vertrauen der freien Welt wieder verdienen und dürfe keine Schaukelpolitik treiben. Adenauer lehnte daher im Jahr 1952 die Stalin-Noten ab, in denen Stalin eine Wiedervereinigung und freie Wahlen unter der Bedingung der Neutralität des vereinigten Deutschlands vorschlug.

Nachdem die Sowjetunion im Januar 1955 offiziell den Kriegszustand mit Deutschland beendete hatte, reiste Adenauer im September 1955 mit einer großen Delegation nach Moskau und erreichte die Freilassung der letzten 9626 deutschen Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg, welche sich noch – als „Kriegsverbrecher“ verurteilt – in sowjetischer Gefangenschaft befanden. Als nach dem Tod Adenauers (1967) in einer Umfrage nach dessen größter Leistung gefragt wurde, wurde die so genannte Heimkehr der Zehntausend am häufigsten genannt. Gleichzeitig vereinbarte er die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten. Wenige Tage nach seiner Rückkehr nach Bonn setzte Adenauer die Hallstein-Doktrin durch, die den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik für Deutschland festschrieb und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den übrigen Ostblock-Staaten bis zur „Ostpolitik“ Willy Brandts blockierte. Einen ersten Ansatz zur Ostpolitik probierte Adenauer im März 1958 aus: Ohne Beachtung der Öffentlichkeit sondierte er bei Botschafter Andrei Andrejewitsch Smirnow, ob die Sowjetunion nicht der DDR den Status Österreichs gewähren könne, das heißt, freie Selbstbestimmung bei international garantierter Neutralität. Von der Möglichkeit einer Wiedervereinigung war keine Rede, Adenauer betonte, er betrachte die Sache „nicht vom Standpunkt des deutschen Nationalismus“. Offenkundig war er bereit, das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes hintanzustellen, wenn sich nur die Lebenssituation der DDR-Bürger verbessern ließe. Der Versuch blieb ohne Erfolg.

In Adenauers politischem Denken war der expansionistische Charakter der Politik der Sowjetunion, die er in seinen Reden gerne als „Sowjetrußland“ oder „Moskau“ umschrieb, eine feste Größe: „Moskaus Ziel ist auch heute noch ohne jegliche Einschränkung die Eroberung der Welt und die Herrschaft des Kommunismus.“ Später differenzierte er diese Sicht der Dinge, als er auf seinem letzten CDU-Bundesparteitag im März 1966 die Meinung äußerte, „[…] daß die Sowjetunion in die Reihe der Völker eingetreten ist, die den Frieden wollen.“ Anlass dafür war die erfolgreiche sowjetische Vermittlung im Indisch-Pakistanischen Krieg von 1965/1966. Mit dieser Äußerung irritierte Adenauer viele seiner Anhänger.

Wirtschafts- und Sozialpolitik

Nachdem die Grundsatzentscheidung für die Soziale Marktwirtschaft gefallen war, überließ Adenauer die Wirtschafts- und Sozialpolitik weitgehend seinen Fachministern, insbesondere dem Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Er selbst konzentrierte sich auf die Außenpolitik. „Von der Außenpolitik, der außenpolitischen Entwicklung hängt alles ab, hängt die ganze Wirtschaft ab, hängt ab, was wir auf sozialem Gebiet machen“, so seine Begründung.

Allerdings war Adenauer, im Vergleich zu Erhard, wesentlich aufgeschlossener gegenüber Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Auch in die Sozialpolitik mischte er sich ein: Im Jahr 1957 beispielsweise setzte Adenauer – gegen den Rat von Ludwig Erhard – die Umstellung der gesetzlichen Rentenversicherung auf eine Umlagefinanzierung durch. Dadurch wurde es möglich, die Renten einmalig erheblich anzuheben und sie fortan jedes Jahr proportional zur Entwicklung der Bruttolöhne zu erhöhen. Die früher alltägliche Altersarmut als Folge steigender Verbraucherpreise bei stagnierenden Renten verschwand dadurch für Jahrzehnte. Über Warnungen seines Wirtschaftsministers soll sich Adenauer mit dem Hinweis „Kinder kriegen die Leute immer“ hinweggesetzt haben. Befürworter des Umlageverfahrens beriefen sich auch auf das sogenannte Mackenroth-Theorem, nach dem die Finanzierung der Renten immer aus dem laufenden Volkseinkommen erfolgen müsse.

Neben seinem Engagement für das Umlageverfahren setzte sich Adenauer auch dafür ein, die Kriegsfolgen sozial aufzufangen. Dies führte zu Gesetzen zur Versorgung von Kriegsbeschädigten und -hinterbliebenen, zu Eingliederungsgesetzen für Vertriebene und Flüchtlinge und dem sogenannten Lastenausgleich. Darüber hinaus trat Adenauer dafür ein, möglichst viele Menschen am Wirtschaftswunder und seinen Erfolgen teilhaben zu lassen. Dies führte zum Betriebsverfassungsgesetz (u. a. Mitbestimmung), dem Montan-Mitbestimmungsgesetz, der Teilprivatisierung von Firmen wie Preussag und Volkswagen mit sogenannten Volksaktien sowie zum Vermögensbildungsgesetz.

Gesellschaftspolitik

In Adenauers Amtszeit war die Außenpolitik am heftigsten umstritten. Im Nachhinein wird er aber häufig für seine gesellschaftspolitischen Maßnahmen kritisiert. Während es ihm gelang, die Bundesrepublik außenpolitisch bis zur Wiedervereinigung in ihren Grundzügen festzulegen, versuchte Adenauer gesellschaftspolitisch eine konservative Politik aus Kaiserreich und Weimarer Republik weiterzuverfolgen. Der Slogan „Keine Experimente“, eigentlich nur auf die Außenpolitik bezogen, wurde im öffentlichen Verständnis zum charakterisierenden Begriff der Politik Adenauers.

Die Besetzungen für die Ressorts Innenpolitik und Justiz glückten ihm jedoch nur mäßig. Sein Wunschkandidat für das Innenministerium Robert Lehr (CDU) scheiterte 1949 am Widerspruch der Fraktion und nach nur einer Amtszeit wurde das ehemalige DNVP-Mitglied von der CDU nicht einmal mehr für den Bundestag nominiert. Der erste Justizminister Thomas Dehler (FDP) musste nach nur einer Amtszeit gehen, da Bundespräsident Theodor Heuss sich weigerte, seine Ernennungsurkunde zu unterschreiben, und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hermann Höpker-Aschoff mit Rücktritt drohte, sollte Dehler wieder Minister werden.

Adenauer setzte auf einen konfrontativen Kurs gegenüber den Kommunisten, aber auch den Sozialdemokraten. Die Sozialdemokraten waren seiner Rhetorik nach ideologisch eng mit den Kommunisten verwandt; besonders misstrauisch war er gegenüber Herbert Wehner. In seine Amtszeit fielen 1950 der sogenannte Adenauer-Erlass zur Verfassungstreue der öffentlich Bediensteten und das von der Bundesregierung beantragte und vom Bundesverfassungsgericht 1956 ausgesprochene KPD-Verbot, wenige Jahre nach dem Verbot der NSDAP-Nachfolgepartei Sozialistische Reichspartei (SRP). Die 1952 gegründete Bundeszentrale für Heimatdienst, Vorläufer der Bundeszentrale für politische Bildung, verfolgte im Kalten Krieg einen strikt antikommunistischen Kurs.

Während Adenauer vehement versuchte, jeden Ansatz kommunistischer Politik im Zweifel auch strafrechtlich zu unterbinden, verfolgte er die Strategie, auch ehemalige Amtsträger des NS-Staats einzugliedern, sofern sie sich zur Bundesrepublik und zur Demokratie bekannten. Am symbolträchtigsten geschah dies mit Hans Globke. Der ehemalige Herausgeber des Kommentars zu den Nürnberger Rassegesetzen und Hauptverantwortliche für die antisemitische nationalsozialistische Namensänderungsverordnung leitete seit Oktober 1953 für Adenauer das Bundeskanzleramt. Adenauer ließ sich durch alle Kritik nicht davon abbringen, ihm die Stelle zu erhalten. Die Organisation Gehlen, deren Chef und zahlreiche Mitarbeiter ebenfalls schon in ähnlichen Aufgaben für das NS-Regime gearbeitet hatten, ging im Wesentlichen unverändert im Bundesnachrichtendienst auf. Ebenso 1953 berief Adenauer Theodor Oberländer zum Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Noch wirkungsreicher aber war, dass FDP-Justizminister Thomas Dehler mit Adenauers Zustimmung in das neu aufzubauende Justizministerium und die Gerichtsbarkeit viele Juristen aus der Zeit des Nationalsozialismus übernahm. Adenauer sprach sich für ein Ende der Entnazifizierung aus. Adenauer, der immer wieder betont hatte, dass man beim Aufbau des Außenministeriums auf erfahrene Diplomaten zurückgreifen müsse, sagte in der Bundestagsdebatte über den Ausschussbericht im Oktober 1952 unter anderem:

Wir sollten jetzt mit der Naziriecherei einmal Schluss machen, denn, verlassen Sie sich darauf, wenn wir damit anfangen, weiß man nicht, wo es aufhört.

In die frühen Jahre der Regierung Adenauer fielen umfangreiche Revisionen der Kriegsverbrecherprozesse direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, ein Straffreiheitsgesetz für NS-Minderbelastete.

Adenauer und die katholische Kirche

Da Adenauer bekennender und praktizierender Katholik war, argwöhnten viele Zeitgenossen, seine Politik sei von der Kirche beeinflusst. Soweit es um weltanschauliche Dinge ging, bemühte er sich, Ansichten zu vertreten, die von gläubigen Christen beider Konfessionen unterstützt wurden. Adenauer erreichte, dass im traditionell konfessionell zerstrittenen Deutschland eine Partei mit christlichen Grundsätzen entstand, die für beide Konfessionen wählbar war. Zum Ende seiner Regierungszeit spielten denn auch konfessionelle Motive bei den Wahlen nur noch eine geringere Rolle.

Dennoch wurde ihm oft unterstellt, er habe die Wiedervereinigung nicht gewollt, um eine protestantische Wählermehrheit oder eine der Sozialdemokraten zu verhindern. Er hatte schon 1946 vor dem Zonenausschuss der CDU davor gewarnt, dass bei politischer und wirtschaftlicher Gleichstellung der sowjetisch besetzten Zone die Sozialdemokraten bei Wahlen die Mehrheit bekämen.

Adenauer als Wahlkämpfer

Konrad Adenauer galt bei seinen Anhängern als unübertrefflicher Wahlkämpfer. Für ihn begann die nächste Wahl am Tag nach der Wahl. Neben seinem Sinn für wichtige Themen zeichneten ihn Schlagfertigkeit und eine für sein Alter ungewöhnliche Leistungsfähigkeit aus. Trotz einer ihm früher unterstellten schwachen Gesundheit – vom Militärdienst war er wegen schwächlicher Konstitution befreit worden, später wollte ihn aus dem gleichen Grund keine Lebensversicherung haben und auf zwei schwere Grippe-Erkrankungen ihres Chefs musste seine Umgebung sich jedes Jahr einstellen – konnte er mehrere Veranstaltungen pro Tag bestreiten, nebenher die Regierungsgeschäfte erledigen, bis in die Nacht mit Journalisten diskutieren und am nächsten Tag in voller Frische antreten. Dem widersprechen allerdings teilweise Berichte, dass er seit einem Autounfall 1933 nicht mehr ohne Tabletten schlafen konnte und mittags oft Schlaf brauchte. Als Bundeskanzler nahm er gelegentlich das Aufputschmittel Pervitin. Herz und Blutgefäße waren bemerkenswert gesund, was auch daran lag, dass Adenauer nicht rauchte und bei einer für die damalige Zeit ungewöhnlichen Körpergröße von 186 cm keine 70 Kilo wog.

Der damals 73-jährige Adenauer hatte bereits auf der Rhöndorfer Konferenz 1949 seinen Arzt Paul Martini zitiert, der meinte, Adenauer könne gesundheitlich problemlos noch ein oder zwei Jahre Kanzler bleiben. Tatsächlich erreichte er eine Amtszeit von 14 Jahren, was erst von Helmut Kohl und Angela Merkel übertroffen wurde.

Späte Zeit als Bundeskanzler

1959 brachte sich Adenauer als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ins Gespräch, nachdem er vorher vergeblich versucht hatte, Ludwig Erhard auf diesen Posten wegzuloben. Das Amt stand zur Disposition, weil laut Grundgesetz nur eine einmalige Wiederwahl möglich war und Theodor Heuss’ zweite Amtszeit am 12. September 1959 endete. Adenauer hatte den Plan, in die Villa Hammerschmidt zu wechseln, bereits 1957 ins Auge gefasst und beabsichtigte, als Bundespräsident weiter aktiv Einfluss auf die Regierungspolitik zu nehmen, das heißt das politische Gewicht des Amts des Bundespräsidenten spürbar zu stärken.

Nach einigen Wochen zog Adenauer seine Kandidatur wieder zurück, nachdem sowohl Heuss als auch einflussreiche Parlamentarier ihren Widerstand gegen Adenauers Absicht, die Machtgewichtungen im politischen System zu verändern, deutlich gemacht hatten. Hinzu kam, dass Adenauer die Wahl Erhards zum Bundeskanzler verhindern wollte. Seinen Verzicht auf die Kandidatur begründete Adenauer am 5. Juni 1959 damit, dass sich inzwischen die außenpolitische Situation verschlechtert hätte und er bei dieser Entwicklung es nicht verantworten könnte, den jetzigen Posten als Bundeskanzler zu verlassen. Zum Bundespräsidenten wurde am 1. Juli 1959 der bisherige Landwirtschaftsminister Heinrich Lübke gewählt.

An dem langanhaltenden Streit um seine Nachfolge war er nicht unbeteiligt. Seiner Meinung nach verfügte Erhard weder über genug Führungsqualitäten noch über eine Hausmacht in der CDU. Adenauer unternahm aber nichts, einen besseren Kandidaten aufzubauen. Die zwischenzeitlichen Favoriten Adenauers, die Bundesminister Franz Etzel, Heinrich Krone und Gerhard Schröder, bekamen nie genug Unterstützung von ihm, als dass sie wirklich ernsthafte Herausforderer des populären Erhard hätten werden können.

Adenauers Versuch, ein vom Bund kontrolliertes Deutschland-Fernsehen als Konkurrenz zu der von den Ländern kontrollierten ARD aufzubauen, scheiterte im Februar 1961 am 1. Rundfunk-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. In die Zeit des Wahlkampfs zur Bundestagswahl 1961 fiel der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961. Mit seiner Entscheidung erst zwei Wochen später Berlin zu besuchen, erntete er Unverständnis, ebenso mit seiner deutlichen Kritik am Berliner Bürgermeister Willy Brandt.

Nachdem bei dieser Wahl die Unionsparteien die absolute Mehrheit verloren hatten, gelang es ihm, mit Hilfe der FDP, die sich im Wahlkampf für seine Ablösung ausgesprochen hatte, sowie Teilen der CDU/CSU nochmals zum Kanzler gewählt zu werden. Dafür versprach er, rechtzeitig vor der nächsten Wahl zurückzutreten, um einem Nachfolger Platz zu machen – einen verbindlichen Termin zu nennen weigerte er sich. Nach der Spiegel-Affäre 1962, die den Verteidigungsminister Franz Josef Strauß wegen dessen Handlungsweisen zu Fall brachte, legte er sich auf den Herbst 1963 fest.

Ein weiteres langfristiges Ergebnis Adenauers Politik betraf die Aussöhnung mit Frankreich. Im Juli 1962 nahmen Adenauer und De Gaulle an einer symbolträchtigen Versöhnungsmesse in der Kathedrale von Reims teil. Ein Höhepunkt in seiner letzten Amtszeit war im Januar 1963 der Abschluss des Élysée-Vertrags zwischen der Französischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland. Mit diesem Vertragswerk besiegelten Adenauer und De Gaulle offiziell das Ende der langdauernden, sogenannten „Erbfeindschaft“ zwischen beiden Ländern. Beide Regierungen vereinbarten eine enge Zusammenarbeit beider Länder mit regelmäßigen Regierungskonsultationen.

Seine letzten Jahre als Kanzler wurden durch seinen hartnäckigen Kampf, so lange wie möglich im Amt zu bleiben, und durch den – vergeblichen – Versuch, die Wahl Ludwig Erhards als Nachfolger zu verhindern, überschattet. Häufig wurde er in dieser Zeit als „der Alte“ bezeichnet.

Adenauers Verabschiedung durch die Bundeswehr fand am 12. Oktober 1963 auf dem Fliegerhorst Wunstorf statt. Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier sagte am 15. Oktober 1963, dem letzten Tag seiner offiziellen Kanzlerschaft, zur Würdigung des scheidenden Kanzlers: „Konrad Adenauer hat sich um das Vaterland verdient gemacht.“

Späte Jahre und Tod

Auch nach seinem Rückzug aus der Politik kritisierte Adenauer als CDU-Vorsitzender seinen ungeliebten Nachfolger. Er griff durch Zeitungsartikel, Reden und Interviews noch ins politische Geschehen ein und äußerte sich vor der Bundestagswahl 1965 positiv über eine mögliche große Koalition. Kurz vor seinem Tod erlebte er das Scheitern Erhards als Bundeskanzler – „Der eine is wech!“ war sein Kommentar. Nach dem Beginn der Großen Koalition am 1. Dezember 1966 unter Kurt Georg Kiesinger vertrat Adenauer die Meinung, dass diplomatische Beziehungen zu Staaten Osteuropas möglich seien, was eine grundsätzliche Abkehr von der Hallstein-Doktrin bedeutete.

In den Jahren nach seiner Kanzlerschaft schrieb Adenauer seine in mehreren Bänden erschienenen Memoiren über seine politische Tätigkeit nach 1945, die in Teilen ins Englische, Französische, Italienische und Russische übersetzt wurden.

Er unternahm mehrere international beachtete Auslandsreisen. Bis zu seinem Tode war er Mitglied des Bundestages und dadurch mit 91 Jahren und 312 Monaten der bisher älteste Bundestagsabgeordnete. Noch vom Sterbebett aus unterstützte er Kiesinger mit Ratschlägen.

Am 13. April 1967 – sechs Tage vor seinem tatsächlichen Tod – saß der Westdeutsche Rundfunk einer Falschinfo auf und unterbrach das Live-Programm des WDR-2-Mittagsmagazins. Über den bedrohlichen Gesundheitszustand Adenauers, der zuletzt am 24. Februar im Bundestag aufgetreten war, hatten Medien zuvor seit Tagen spekuliert. Der Moderator der Sendung beendete ein Telefon-Interview mit dem Hinweis an die Zuhörer, dass eine „traurige Nachricht aus Rhöndorf“ erwartet werde, und es wurden mehrere Stücke mit Trauermusik eingespielt. In Bonn ordnete das Verteidigungsministerium daraufhin Trauerbeflaggung an. In München erhoben sich die Abgeordneten des Bayerischen Landtags zu einer Schweigeminute, das Kabinett wurde zu einer Sondersitzung einberufen. In London wurden Außenminister Willy Brandt und eine deutsche Parlamentarierdelegation mit Beileidsbekundungen überhäuft – der gerade in Bonn weilende britische Verteidigungsminister hatte Meldung von einem Tod Adenauers nach London erstattet. Andere Medien und Nachrichtenagenturen verbreiteten die Falschmeldung weltweit. Der spätere Vorwurf anderer Medien, der WDR habe eine Falschmeldung verbreitet, traf insoweit nicht zu, als dass Worte wie etwa „Konrad Adenauer ist tot“ nicht fielen. Durch ein Missverständnis hatte 1956 die schwedische Zeitung Dagens Nyheter schon einmal Adenauers Tod gemeldet.

Adenauer starb am 19. April 1967 nach kurzer Grippe und drei Herzinfarkten im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Rhöndorf. Den ersten Herzinfarkt hatte er bereits Ende 1962 erlitten, den zweiten am 29. März 1967 und den dritten wenige Tage später. In Familie und Freundeskreis verbürgt sind seine letzten Worte: „Da jitt et nix zo kriesche!“ („Da gibt es nichts zu weinen!“, gerichtet an seine Tochter Libet, die in Tränen ausgebrochen war).

Sechs Tage nach seinem Tod, am Morgen des 25. April 1967, fand im Plenarsaal des Deutschen Bundestags ein Staatsakt zu Ehren Adenauers statt. Daran schloss sich das Staatsbegräbnis an, an dem neben Frankreichs Staatspräsident de Gaulle und US-Präsident Johnson 12 Regierungschefs sowie Außenminister und Botschafter aus insgesamt 180 Staaten teilnahmen. Die Verabschiedung Adenauers erfolgte mit einem Requiem im Kölner Dom. Erzbischof Joseph Kardinal Frings zelebrierte das Pontifikalamt. Am Sarg hielten hochrangige Offiziere der Bundeswehr, allesamt Ritterkreuzträger, abwechselnd die Ehrenwache. Anschließend überführte die Bundesmarine den Sarg mit dem Schnellboot Kondor in einem Schiffskonvoi auf dem Rhein nach Bad Honnef/Rhöndorf. Dort wurde Adenauer auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

Familie und Privates

Am 28. Januar 1904 heiratete Adenauer, in der Pfarrkirche St. Stephan, Emma Weyer (1880–1916), die Tochter eines angesehenen Kölner Galeristen und Nichte des späteren Reichstagspräsidenten Max Wallraf. Aus dieser Ehe erwuchsen die Kinder Konrad (1906–1993), Max (1910–2004) und Maria (Ria, 1912–1998). Nach seiner Hochzeit wohnte er in der Klosterstraße 71 in Köln-Lindenthal zur Miete. Nach der Geburt der Kinder erwarb er 1910 das Haus Max-Bruch-Straße 6 in Köln-Lindenthal, in das die Familie 1911 einzog. Am 6. Oktober 1916 starb seine erste Frau.

Am 26. September 1919 heiratete Adenauer Auguste Zinsser (genannt Gussie, 1895–1948), Tochter des Dermatologen Ferdinand Zinsser und Schwester von Ernst Zinsser. Mit ihr hatte er weitere fünf Kinder: Ferdinand (* 1920, bald nach der Geburt verstorben), Paul (1923–2007), Charlotte (Lotte, 1925–2018), Elisabeth (Libet, 1928–2019) und Georg (1931–2020). Auguste Adenauer starb 1948. In der Forschung ist umstritten, ob die Todesursache Leukämie war oder die Folge eines Selbstmordversuchs, den sie 1944 in Gestapo-Haft unternommen hatte, aus Reue, weil sie dem Vernehmungsbeamten unter der Drohung, die Töchter im Appellhofkeller in Haft zu nehmen, Adenauers Aufenthaltsort verraten hatte.

Adenauers Enkel Sven-Georg Adenauer (Sohn von Georg) ist Landrat im Kreis Gütersloh. Ein anderer Enkel, Patrick Adenauer (Sohn von Konrad), war von 2007 bis 2011 Präsident der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer.

Zwischen Mai 1934 und April 1935 mietete er von seinem jüdischen Freund Paul Wiener die „Villa Wiener“, ein möbliertes Eckhaus in Neubabelsberg, Rosa-Luxemburg-Straße 40 (früher Augustastraße). Im Mai 1935 erfolgte der Umzug nach Rhöndorf zunächst in ein Mietshaus in der Löwenburgstraße 76, dann ab Dezember 1937 in sein neues Haus im Zennigsweg 8, das sein Schwager, der Architekt Ernst Zinsser, entworfen hatte. Die Finanzierung ergab sich vor allem aus einer Nachzahlung seiner Pension und einer Entschädigung für sein Kölner Haus, für das er von der Stadt Köln 153.886,63 Reichsmark erhielt. Sein Haus in Köln-Lindenthal wurde ihm nach 1945 rückübertragen. In seinem Rhöndorfer Wohnsitz verstarb er im April 1967.

Nie zu Ende gebaut wurde die als Geschenk der Wirtschaft an Adenauer geplante Adenauervilla mit 600 m² im Eifler Kammerwald. Den Bauantrag vom 11. Juli 1955 für den „Neubau eines Jagd-, Wochenend- und Gästehauses bei Duppach“ auf einem 2000 Quadratmeter großen Grundstück hatte Baurat Friedrich Spennrath unterschrieben, damals Vorsitzender des Vorstandes der AEG und Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin. Als bekannt wurde, dass Adenauer bei einem Berlinbesuch in dessen Grunewald-Villa Quartier genommen hatte und der am Bau der Villa beteiligte Architekt, Heribert Multhaupt, Adenauers Schwiegersohn war, wurden um das Vorhaben Korruptionsspekulationen laut. Nachdem sie öffentlich wurden, stoppten die Arbeiten nach wenigen Monaten. Adenauer hatte das Geschenk abgelehnt und war noch drei Jahre später über die laufende „vernünftige Bereinigung“ informiert worden.

Um sein Wohnhaus in Rhöndorf pflegte er einen großen Garten mit einer südländisch anmutenden Vielfalt von Pflanzen, Plastiken und Brunnen sowie vor allem Rosen, die Adenauer liebte, aber entgegen einer weit verbreiteten Legende nicht züchtete. Der Garten erinnert an das nördliche Italien, das Adenauer schätzen und lieben lernte. In Cadenabbia am Comer See, wo er in den letzten zehn Jahren seines Lebens regelmäßig seinen Urlaub verbrachte, lernte er auch das Boccia-Spiel kennen, das ihn so sehr faszinierte, dass er sich in seinem Garten in Rhöndorf sowie im Park des Palais Schaumburg in Bonn eine Bahn dafür bauen ließ.

Konrad Adenauer war Gründungsmitglied im Rotary Club Köln und im Deutschen Werkbund. In seinem langjährigen Wohnort Rhöndorf war er Ehrenmitglied des Katholischen Bürgervereins sowie Mitglied des Ortsvereins Rhöndorf, die 1974 zum Bürger- und Ortsverein Rhöndorf fusionierten.

Adenauer als Erfinder

Als Erfinder sicherte sich Adenauer drei Patente, so etwa das für ein Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes (Kölner Brot, zusammen mit Jean und Josef Oebel). Eine weitere Erfindung war die „von innen beleuchtete Stopfkugel“. Da aber bereits die AEG ein Patent angemeldet hatte, wurde das Stopfei Adenauers nur von seiner Frau eingesetzt. Außerdem meldete er kurz nach dem Ersten Weltkrieg eine neue Tülle für Gartengießkannen an, die mit einer beweglichen Klappe abgedeckt werden konnte; entsprechende Patente wurden jedoch nicht veröffentlicht.

Außerdem erfand er 1916 eine Sojawurst (Kölner Wurst), da in diesen Zeiten Fleisch knapp war. Der Patentantrag wurde jedoch wegen eines Formfehlers in Deutschland nicht anerkannt und stattdessen nur in England angemeldet.

Nachdem er in der Zeit des Nationalsozialismus sein Amt verloren hatte, verbrachte er die freigewordene Zeit auch damit, an weiteren Erfindungen zu arbeiten. In dieser Zeit entstand die „Einrichtung zum Schutz gegen Blendung durch Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge, bestehend aus einem Kopfschirm oder einer Brille“. Diese wurde jedoch am 22. September 1937 vom Patentamt abgelehnt mit der Begründung, dass dies nichts Neues sei. Weitere kuriose Erfindungen waren die „Elektrobürste zur Schädlingsbekämpfung“ und der „ortsfeste Brausekopf für Gießkannen“. Da ihm bei den Anmeldungen solcher Erfindungen zum Patent vielfach kein Erfolg beschieden war, erwähnte Adenauer diese Aktivitäten in seinen Memoiren nicht.

Ehrungen und Nachwirkung

Adenauer erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche staatliche und nichtstaatliche, nationale und internationale Auszeichnungen und Orden, die die Wertschätzung besonders seines Wirkens als Bundeskanzler ab 1949, und damit international auch die Anerkennung seiner Politik für die noch junge Bundesrepublik Deutschland, widerspiegeln.

Ehrenbürgerschaften

Adenauer war unter anderem Ehrenbürger seines letzten Wohnortes Bad Honnef sowie von Baden-Baden, Berlin, Bonn, Griante Cadenabbia, der Stadt Köln, der Universität zu Köln und von Trier.

Ehrendoktortitel

Adenauer erhielt insgesamt 23 Ehrendoktortitel, darunter gleich fünf der Fakultäten der Universität zu Köln und acht in den USA. Die ungewöhnlichen fünf Ehrendoktoren aller damaligen Fakultäten sind damit begründet, dass die Wiedergründung der Universität nicht ohne Adenauers Zutun zustande gekommen wäre. Die beiden ersten wurden von den übergeleiteten Fakultäten der Vorgängerhochschulen Handelshochschule Köln und Akademie für praktische Medizin verliehen. Die übrigen kamen nach der Konstituierung und Konsolidierung der folgenden Fakultäten dazu. Die Math.-Nat.-Fakultät wurde erst 1955 aus der Phil.-Fak. ausgegliedert. Die Ehrungen nach 1950 sind seiner Politik im Nachkriegsdeutschland geschuldet.

  • 1919, 20. Juni, Dr. rer. pol., Universität Köln
  • 1919, 20. Juni, Dr. med., Universität Köln
  • 1922, 17. Juli, Dr. jur., Universität Köln
  • 1923, 26. Mai, Dr. phil., Universität Köln
  • 1951, 29. Mai, Dr. jur., Universität Maryland, USA
  • 1953, 7. April, Dr. jur., Universität Georgetown, Washington (D.C.), USA
  • 1953, 18. April, Dr. jur., Universität Ottawa, Kanada
  • 1954, 19. Juli, Dr.-Ing., Technische Universität, Berlin-Charlottenburg
  • 1954, 31. Oktober, Dr. jur., Columbia-Universität, New York, USA
  • 1955, 16. Juni, Dr. jur., Harvard-Universität, Cambridge/Massachusetts, USA
  • 1956, 5. Januar, Dr. rer. nat., Universität Köln
  • 1956, 11. Juni, Dr. jur., Yale-Universität New Haven/Connecticut, USA
  • 1956, 15. Juni, Dr. jur., Marquette-Universität Milwaukee/Wisconsin, USA
  • 1956, 15. Juni, Dr., Boswell-Institut, Chicago/Illinois, USA
  • 1957, 30. März, Dr. jur., Universität Teheran, Iran
  • 1957, 24. Juni, Dr. med., Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg/Br.
  • 1958, 10. Januar, Dr. rer. pol., Universität Löwen
  • 1960, 18. März, Dr. jur., Universität von Kalifornien, Los Angeles (UCLA), USA
  • 1960, 21. März, Dr. jur., Universität von Kalifornien, Berkeley, USA
  • 1960, 31. März, Dr. jur., Waseda-Universität, Tōkyō, Japan
  • 1960, 1. April, Dr. jur., Keiō-Universität, Tōkyō, Japan
  • 1960, 31. Juli, Dr. phil., Päpstliche Katholische Universität Rio de Janeiro, Brasilien
  • 1966, 3. Mai, Dr., Weizmann-Institut, Rehovoth, Israel

Orden und Auszeichnungen

Adenauer wurde kurz vor dem Ende des Königreichs Preußen mit einigen preußischen Orden geehrt, darunter dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe (Preußen) (1917), dem Eisernen Kreuz am weißen Bande (1918) und dem Roten Adlerorden (4. Klasse) (1918).

1927 erhielt Adenauer als Präsident des preußischen Staatsrates und Kölner Oberbürgermeister das Große Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich der Ersten Republik. Dabei war für Adenauer zunächst eine höhere Ehrenstufe, das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande, vorgesehen; diese wurde jedoch herabgesetzt, um den gleichzeitig, aber nur für die niedrigere Stufe vorgeschlagenen Düsseldorfer Oberbürgermeister Robert Lehr nicht zu brüskieren. 1956 wurde Adenauer dann auch das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich der Zweiten Republik verliehen, jedoch wiederum nicht ohne Irritationen.

Im Januar 1954 war Adenauer der erste Träger des Großkreuzes in besonderer Ausführung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Im Mai 1958 wurde ihm der bayerische Verdienstorden verliehen.

Vom Heiligen Stuhl erhielt Adenauer durch Papst Pius XII. im Dezember 1955 den Orden vom Goldenen Sporn; als Träger dieses Ordens hatte er theoretisch das Recht, auf einem Pferd in eine Kirche einzureiten. Im September 1963 verlieh ihm Papst Paul VI. zusätzlich den Christusorden, die höchste Auszeichnung des Heiligen Stuhls. Neben Antonio Segni ist Adenauer damit bislang die einzige Persönlichkeit, die beide päpstlichen Orden erhalten hat.

1965 wurde er von Kardinal-Großmeister Eugène Tisserant zum Großkreuz-Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 29. Juli 1965 im Bonner Münster durch Lorenz Kardinal Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, und den deutschen Statthalter Friedrich August von der Heydte investiert. 1964 nahm ihn die Académie des Sciences Morales et Politiques auf.

Adenauer war seit 1951 Ritter des Souveränen Malteserordens; die Auszeichnung (seine erste außerhalb Deutschlands nach 1945) wurde ihm anlässlich seines ersten Staatsbesuchs in Italien zuerkannt. Außerdem war Adenauer Ehrenritter im Deutschen Orden.

Unter den internationalen staatlichen Ehrungen in seiner Zeit als Bundeskanzler machte der Orden vom Kreuz des Südens in Brasilien im Juli 1953 den Anfang; Tammann zufolge sei das bemerkenswert, weil Brasilien im Zweiten Weltkrieg als einziges südamerikanisches Land Truppen gegen das Deutsche Reich entsandt habe, und die Auszeichnung somit als Aussöhnung zu verstehen war. Im selben Jahr wurde Adenauer in Südamerika auch in Peru mit dem Orden El Sol del Perú, in Argentinien mit dem Großkreuz des Orden de Mayo al Mérito und Kolumbien mit dem Orden de Boyacá ausgezeichnet. 1955 kam Mexiko mit dem Großkreuz des Ordens vom Aztekischen Adler hinzu.

Die erste staatliche Ehrung in Europa bekam Adenauer Ende 1953 in Italien durch das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik; es folgten 1954 Griechenland mit dem Großkreuz des Königlichen Ordens von Georg dem Ersten, 1955 Island mit dem Großkreuz des Falkenordens, 1956 Portugal mit dem Christusorden, Belgien mit dem Großkreuz des Leopold-Ordens, und Großbritannien mit dem Großkreuz des Order of St. Michael and St. George. 1957 kam Luxemburg hinzu mit dem Großkreuz des Ordens der Eichenkrone. 1960 verlieh ihm die niederländische Königin Juliana den Orden vom Niederländischen Löwen als Großkreuz. 1962 wurde er in die französische Ehrenlegion aufgenommen.

In Japan erhielt Adenauer von Kaiser Hirohito 1960 den Orden der Aufgehenden Sonne 1. Klasse; drei Jahre später bekam er auch dessen höchste Stufe, den Orden der Aufgehenden Sonne mit Paulownien-Blüten, „aufgrund seines langjährigen Engagements zur Verständigung der japanisch-deutschen Freundschaft sowie für den Frieden und die Wohlfahrt in der Welt.“

Im Mai 1954 erhielt er den Karlspreis der Stadt Aachen als „kraftvollen Förderer eines einigen Europa“.

Das TIME-Magazin kürte Adenauer 1953 zum Man of the Year („Mann des Jahres“).

Für sein Talent als „Meister der Vereinfachung“ erhielt Adenauer 1959 (zum 100. Jubiläum des Aachener Karnevalsvereins) den Orden wider den tierischen Ernst; bei der Preisverleihung ließ er sich allerdings, als bislang einziger neben Helmut Schmidt 1972 und Karl-Theodor zu Guttenberg 2011, vertreten. Adenauers Fähigkeit (für die er den Orden bekam), auch komplizierte Sachverhalte vereinfacht und allgemeinverständlich darzustellen, wird von seinen Biographen mehrfach hervorgehoben.

1965 wurde ihm der Schlesierschild durch die Landsmannschaft Schlesien verliehen.

Zur Internationalen Gartenbauausstellung 1953 wurde eine von Adenauer selbst ausgesuchte Rosensorte nach ihm benannt.

Denkmäler und Bauwerke

Nach Adenauer wurden verschiedenste Bauwerke benannt. Der Flughafen Köln/Bonn trägt seinen Namen; ebenso die Berliner Parteizentrale der CDU (das frühere Bonner Gebäude wurde im Jahre 2003 abgerissen). Neben zahlreichen Plätzen, Straßen und Alleen sind auch mehrere Brückenbauwerke nach ihm benannt (siehe Konrad-Adenauer-Brücke).

Eine der beiden Regierungsmaschinen Airbus A340 der Luftwaffen-Flugbereitschaft trägt den Namen des ersten deutschen Bundeskanzlers. In der Kölner Konrad-Adenauer-Kaserne sind der Militärische Abschirmdienst und das Amt für Heeresentwicklung stationiert.

Im Mai 1982 wurde vor dem Bundeskanzleramt in Bonn eine von Hubertus von Pilgrim geschaffene Plastik seines Kopfes aufgestellt. Sie war anschließend als Symbol der Bonner Republik oft im Fernsehen zu sehen, denn viele Kameraleute schwenkten auf das Porträt, wenn sie das Bundeskanzleramt zeigten.

Ein weiteres Denkmal wurde Adenauer 1998 mit einer Büste in der Walhalla bei Regensburg gesetzt.

Der Mercedes-Benz 300, eine typische deutsche „Staatskarosse“ der 1950er-Jahre, ist noch heute nach seinem prominenten Benutzer als Adenauer-Mercedes bekannt. Der originale Adenauer-Mercedes ist im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn ausgestellt.

Adenauer-Stiftungen

Zwei bedeutende Stiftungen tragen Adenauers Namen: Zum einen die parteinahe Stiftung der CDU in Sankt Augustin, die seit 1964 Konrad-Adenauer-Stiftung heißt und auf die 1955 gegründete Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit zurückgeht, und zum anderen die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus Rhöndorf, die noch im Todesjahr 1967 eingerichtet und 1978 in ihrer heutigen Form errichtet wurde.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung setzt sich national und international für politische Bildung sowie die Förderung der europäischen Einigung ein, unterstützt Kunst und Kultur, fördert begabte Studenten und Doktoranden mit Stipendien und dokumentiert und erforscht die geschichtliche Entwicklung der christlich-demokratischen Bewegung.

Die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, die zu den fünf Politikergedenkstiftungen des Bundes gehört, finanziert und organisiert die Erhaltung des früheren Wohnhauses Konrad Adenauers in Rhöndorf und dessen Zugänglichkeit im Rahmen öffentlicher Führungen. Ferner obliegen ihr Pflege und Ausbau des seit 1967 stetig wachsenden umfangreichen Adenauer-Archivs, aus dessen Beständen in Zusammenarbeit mit regelmäßig wissenschaftliche Editionen und Veröffentlichungen zu Leben und Werk Adenauers hervorgehen. Ferner gehört die Pflege des Adenauer-Grabs auf dem Rhöndorfer Friedhof zu den Aufgaben der Stiftung.

Adenauer-Preise

Etwa 20 Institutionen, darunter auch ausländische, vergeben Konrad-Adenauer-Preise. Seine Vaterstadt Köln ehrte ihn 2002 mit der Stiftung ihres Konrad-Adenauer-Preises, der alle zwei Jahre (undotiert) verliehen wird.

Ausstellungen

  • 2017: Konrad der Große. Die Adenauer-Zeit in Köln 1917–1933, Kölnisches Stadtmuseum, Köln. Katalog.

Sonstiges

Die vor allem in der Zwischenkriegszeit im Leistungssport erfolgreiche Kölner Rudergesellschaft 1891 taufte in Anwesenheit Adenauers eines ihrer Rennboote auf den Namen Oberbürgermeister Dr. Adenauer.

1966 wurde Adenauer von Oskar Kokoschka porträtiert. 1967 entstand das Bild Konrad Adenauer von Wolf Vostell, eine Verwischung einer Fotografie von Konrad Adenauer bei der Ankunft von John F. Kennedy am 23. Juni 1963 am Flughafen Köln/Bonn. Das Bild ist Bestand der Kunstsammlung im Museum Ludwig in Köln.

Einer der ersten neuen Intercity-Express-Züge (ICE 4) wurde nach Konrad Adenauer benannt.

Filme

  • Historisches Archiv der Stadt Köln (Hrsg.): Konrad Adenauer, Köln – die zwanziger Jahre, DVD (33 Min.), Köln 2007
  • Konrad Adenauer – Stunden der Entscheidung. TV-Dokudrama, ARD 2012. Drehbuch: Werner Biermann; Regie: Stefan Schneider; mit Joachim Bißmeier in der Titelrolle.
  • Rainer Hagen, Karl-Ernst Moring (beide NDR): 7-teiliger (je 45 min) Film über Adenauer.
Quelle: Wikipedia