Manuela (* 18. August 1943 in Berlin; † 13. Februar 2001 in Berlin, bürgerlich Doris Inge Wegener) war eine deutsche Schlagersängerin, die in den 1960er Jahren zu den Stars und Teenager-Idolen in der Bundesrepublik Deutschland gehörte.
Doris Wegener wuchs in bescheidenen Verhältnissen im Berliner Bezirk Wedding (Berlin-Gesundbrunnen) in einem Acht-Personen-Haushalt auf. Nach Abschluss der Volksschule arbeitete sie bei AEG als Löterin. Entdeckt wurde die Amateursängerin Anfang der 1960er Jahre während eines Auftritts im „Ufer-Eck“, einer Kneipe im Wedding (dort sang sie für 15 DM die Stunde), durch den Musikmanager Peter Meisel, der 1964 zusammen mit dem Komponisten Christian Bruhn zu den Gründungsvätern von Hansa Musik Produktion gehörte. Meisel nahm mit seiner Neuentdeckung zwei Titel auf: Morgen wird meine Hochzeit sein und Drei weiße Rosen. Diese Aufnahmen sind jedoch nie auf einem Tonträger veröffentlicht worden. Bald darauf gewann sie einen Nachwuchswettbewerb der Ariola, wo ihre erste Schallplatte erschien: Hula-Serenade/Candy (Musik von Christian Bruhn, Text von Georg Buschor). Davon wurden jedoch nur 6000 Stück verkauft. Mehr Erfolg hatte sie bei Polydor als Leadsängerin der von Peter Meisel produzierten ersten deutschen Mädchenband Tahiti Tamoures (dazu gehörten noch Charlotte Marian und Monika Grimm) mit Wini-Wini 1963.
Sowohl Produzent als auch Künstlerin strebten eine Solo-Karriere an und wechselten zu Teldec. Mit Schuld war nur der Bossa Nova, der deutschen Version von Blame It on the Bossa Nova von Eydie Gormé, hatte sie 1963 einen Nummer-eins-Hit, der zum Startschuss einer Karriere mit rund 20 Millionen verkaufter Tonträger wurde.
Über den Karriereverlauf berichtete die Sängerin auf dem Cover ihrer ersten LP Manuela!:
„Ich war noch keine 18 Jahre alt, als ich mich im Berliner Wedding mit ein paar Freunden zusammentat und mit ihnen ‚skiffelte‘. Tagsüber lötete ich hinter der Werkbank einer Berliner Elektrofabrik Radiokondensatoren, abends aber sang ich aus Liebhaberei Schlager. Bald hatte mich die Teldec entdeckt; es war bei einem Tanzabend. Ich durfte meine erste Schallplatte besingen – und sie wurde ein ganz dufter Erfolg … Bis in die späte Nacht hinein probte ich oft mit meiner Band, den 'Sechs Dops', ganz dufte Berliner Jungs.“
Mit Schuld war nur der Bossa Nova schaffte es Manuela, mit ihrer Stimmlage, die Connie Francis mitsamt ihrem amerikanischen Akzent so perfekt nachempfunden war, ihr großes Vorbild auf den dritten Platz (der BRAVO-Charts) zu verweisen.
Die Textzeilen „Doch am nächsten Tag fragte die Mama: ‚Kind, warum warst du erst heut’ morgen da?‘“ führten dazu, dass die Schallplatte auf den Index des Bayerischen Rundfunks gesetzt wurde.
Nach ihrem großen Single-Hit folgte sofort eine LP mit dem Titel Manuela!. Die junge Sängerin wagte sich an Hits großer Künstler heran wie Ein Schiff wird kommen, Spiel noch einmal für mich, Habanero, Diana, Ave Maria no morro oder Vaya con Dios.
Manuela schuf mit ihrem Gesangsstil einen neuen Trend:
„Sie war die erste, die in den 60er Jahren der populären ausländischen Konkurrenz ein Schnippchen schlug und rotzfrech in gebrochenem Deutsch sang. Aus ‚gefangen‘ wurde bei ihr ‚gefan – gen‘ und aus ‚Großstadt‘, ‚Grous – stadt‘, was ‚vorbei‘ war, das war bei Manuela ‚vor – bye‘ und nicht ‚lange‘, sondern ‚lan – ge‘ her. War es für Sprachästheten eine Vergewaltigung – das Publikum fand es todschick.“
Bald kamen Fernsehshows und ihr erster Film Im singenden Rößl am Königssee mit Waltraud Haas, Trude Herr, Peter Hinnen hinzu. Zudem nahm sie Tanz-, Schauspiel-, Gesangs- (laut Beilagezettel zur CD Manuela das Beste die Originalhits, Telefunken 1999, ist nachzulesen, dass Manuela sich angeblich zur Operettensängerin ausbilden lassen wollte, jedoch bald wieder das Vorhaben aufgab) und Gitarrenunterricht. 1971 war die Sängerin in der Komödie Zwanzig Mädchen und die Pauker: Heute steht die Penne kopf ein zweites Mal auf der Kinoleinwand zu sehen.
Anfang März 1965 trat sie in Leipzig für das Fernsehen der DDR auf, was damals für westdeutsche Künstler noch sehr außergewöhnlich war. 1966 erhielt Manuela, die inzwischen mit ihren eigenen Bands – (anfänglich) 6 Dops, dann 5 Dops, und Fleets (später ersetzt durch The Blizzards Four) – auftrat sowie weitere Hits produzierte, zusammen mit Drafi Deutscher den Goldenen Bravo-Otto. An der Wahl hatten sich zwei Millionen Bravo-Leser beteiligt, damals absoluter Rekord. Die Auszeichnung wurde den beiden Teenager-Idolen im Rahmen der seinerzeit erfolgreichen Fernsehshow (der zwölften) Der goldene Schuß – mit Lou van Burg als Moderator – überreicht.
Die Künstlerin erhielt noch einige OTTO-Wahltrophäen. Sie wurde achtmal in Folge von Bravo-Lesern zur beliebtesten Sängerin gewählt, zierte elfmal das Bravo-Titelblatt, hatte in Deutschland mehrere Top-Ten-Hits, war in den Niederlanden und in einigen Ländern Südamerikas erfolgreich, machte zwei Tourneen durch die damalige Tschechoslowakei, stand ferner – laut Angaben auf dem Cover zu ihrer LP Rund um die Welt – auch in Italien, England und Spanien vor dem Mikrofon und trat unter ihrem bürgerlichen Namen als Texterin sowie Komponistin einiger ihrer Schlager (beispielsweise Verliebt in Amsterdam oder – in späteren Jahren – Sehnsucht nach der Heimat) hervor. Ein Novum waren ihre Schallplattenaufnahmen für das ostdeutsche Label AMIGA: 1965 Küsse unterm Regenbogen und 1972 Ich hab’ mich verliebt in dich.
Am 14. März 1968 wurde die erste Starparade im ZDF ausgestrahlt. Rainer Holbe, der durch die Sendung führte, wurde von Manuela als Co-Moderatorin unterstützt. Die Künstlerin hatte noch mehrmals Auftritte in der Starparade. So beispielsweise am 22. März 1973. In der Sendung sang, tanzte und steppte sie zu Melodien aus dem Musical No, No, Nanette. Ab April 1968 war für Manuela eine Tour vereinbart, die sie nach New York, Las Vegas, Japan und Australien führen sollte. Im Mai bereiste sie die USA, um sich mit der Showbusiness-Szene vertraut zu machen sowie Auftritte im Fernsehen zu organisieren. Nach ihrer Rückkehr wurde sie im Juni von Teldec-Telefunken für vier Millionen verkaufte Platten mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Gegen Ende des Jahres kam mit Guantanamera einer ihrer nachhaltigsten Erfolge auf den Markt, zudem nahm sie in London auf Englisch auf und bereiste erneut die USA.
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere entwarf Manuela Mode. Diese vertrieb sie über ihre Star-Boutique Manuela GmbH, die seinerzeit in allen Häusern der großen Kaufhauskonzerne unter dem Motto Jung, sportlich, bequem und schick – und das alles mit Musik angeboten wurde. Die Cover ihrer Schallplatten wurden zu Werbeflächen ihrer Mini-Kleider, Hosenanzüge und Hot Pants.
Anfang der 1970er Jahre hatte die Sängerin, gerade von einer Amerika-Tournee zurückgekehrt, „Krach mit dem Deutschen Fernsehen“. Darüber berichtete die B.Z. Ende Februar 1970:
Doch Manuela und ihre Schallplattenfirma Telefunken-Decca „rächten“ sich, indem die Verschmähte die deutsche Version des Siegertitels von Dana, All Kinds of Everything einspielte. Die mit Alles und noch viel mehr betitelte Version erreichte Platz 26 der deutschen Charts und am 30. Mai 1970 wurde Manuela damit zudem die Nr. 1 der ZDF-Hitparade, womit sie die erste Interpretin war, der dies gelang.
Bei der Weltpremiere einer damals sensationellen Hör- und Sehplatte, die AEG zusammen mit Telefunken und Teldec Mitte 1970 in Berlin vorstellten, wurde eine Aufnahme von Manuela mit Alles und noch viel mehr zur Einführung verwendet. Die Sängerin war die erste Künstlerin, mit der die technische Errungenschaft ausprobiert wurde. Zum Abspielen der Hör- und Sehplatte benötigte man einen Spezialplattenspieler, der an die Antennenbuchse eines jeden Fernsehgeräts angeschlossen werden konnte.
Ende 1972 wechselte Manuela von der Teldec zum BASF Plattenlabel – für die damals höchste Summe, die je ein Schlagersänger in der Bundesrepublik Deutschland bekommen hatte – über 1,3 Millionen DM. Doch dem neuen Produzententeam um Werner Twardy, der auch Roy Black produzierte, gelang kein neuer Hit mehr für Manuela. Hinzu kam die Krise um die Bestechungsanzeige Manuelas gegen das ZDF (siehe unten). Manuela wurde mit einem Medien-Boykott belegt, die Plattenverkäufe sanken dramatisch, verkaufte sie früher im Schnitt 100.000 bis 300.000 Platten pro Titel, waren es jetzt nur noch 20.000 bis 40.000 Stück – was allerdings schon als Erfolg gewertet würde. Manuela wechselte mehrmals die Plattenfirma, ohne an den vorhergehenden Erfolg anknüpfen zu können: Hansa Records, Jupiter-Records, Koch-Records, Zett Records, Tyrolis Records.
Als es in Deutschland um Manuela ruhiger wurde, versuchte sie ihr musikalisches Glück in den USA. Sehr unterschiedlich wird ihre dortige Karriere interpretiert. Während einerseits die Fans der Künstlerin von einem großen Erfolg sprechen, immerhin trat sie mehrmals in der Joey Bishop-Show auf, ferner hatte sie über 50 eigene Shows im Hotel Dunes in Las Vegas und trat in einigen Fernsehshows auf, wird andererseits berichtet, dass ihr letztlich eine erfolgreiche Karriere versagt blieb, deren angeblicher Höhepunkt, wie die Radio- und Fernsehillustrierte Hörzu feststellte, einzig und allein darin bestand, „[…] dass Manuela Nancy Sinatra vorgestellt wurde und zusammen mit vielen anderen an einer Party von Perry Como teilnahm“.
1976 behauptete die Schlagersängerin, dass ein Redakteur der ZDF-Hitparade insgesamt 20.000 DM Bestechungsgelder für Auftritte in der Starparade und Hitparade verlangt habe. Bei der letzten Bestechungsgeldübergabe an den ZDF-Redakteur auf dem Herrenklo in der Essener Gruga-Halle übergab die Sängerin statt der geforderten 5000 DM jedoch nur einen Allgäuer Rundkäse – Manuela wohnte damals auf einem Berghof im Allgäu. Manuela wurde nun wegen Verleumdung verklagt. Sie gewann in der 1. Instanz und verlor in der 2. Instanz schließlich den sich lange hinziehenden Prozess und die Sender boykottierten sie, allen voran das ZDF. Die Boulevardpresse, von der die Künstlerin bis zu ihrem Karriereknick mächtig profitierte, hatte sie nun regelrecht niedergeschrieben. Die „Versöhnung“ mit dem ZDF erfolgte durch Bernd Schadewald. Manuela erhielt 1992 die kleine Rolle der Mutter eines Jugendlichen in dem ZDF-Film Schuld war nur der Bossa Nova, u. a. mit Jürgen Vogel und Muriel Baumeister in den Hauptrollen. Als Kulisse der Handlung diente eine Kleinstadt im Ruhrgebiet der frühen 1960er Jahre.
1980 gründete die Künstlerin ein eigenes Plattenlabel: „Manuela Sound Music Produktion“. Hier erschienen unter anderem ihre LPs Manuela – The golden Hits, Manuela 80, Manuela ein musikalisches Porträt und Manuela singt Manuela. Auf diesem Label wurden ferner 1980 von Manuela die deutsche Originalaufnahme des ABBA-Hits Happy Hawaii sowie 1988 von Hans Freistadt Mit 17 fängt das Leben erst an/Der neue Bundeskanzler veröffentlicht.
Mitte der 1980er Jahre hatte sie nach längerer Zeit mit Auf den Stufen zur Akropolis und Rhodos bei Nacht wieder zwei beachtenswerte Erfolge. Sie kam damit zwar nicht in die Singlecharts, aber in die Hitparaden. Lange Zeit belegte sie obere Plätze mit diesen beiden Schlagern in der Deutschen Schlagerparade von NDR 2. 1991 und 1992 erhielt sie für ihre Hits Schuld war nur der Bossa Nova und Schwimmen lernt man im See die von 1981 bis 2007 vergebene Goldene Stimmgabel, einer Veranstaltung von Dieter-Thomas Heck und dem ZDF. Mit der 1992 produzierten CD Jive Manuela – Die Original Schlager-Tanz-Party, die auch ihre erste Aufnahme Die Hula-Serenade beinhaltet, konnte sie sich in den Charts platzieren. Doch Manuela konnte mit späteren Aufnahmen wie Wenn ich erst wieder Boden spür’ nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen, obwohl sie noch einige Auszeichnungen erhielt und umjubelter Stargast einiger Oldiepartys war.
Manuelas 13 Jahre älterer Manager Werner Fey († 1993) brachte sie durch Missmanagement um ihr Vermögen. In der Folge musste die Sängerin „über Betriebs-, Volks- und Oldiefeste“ tingeln, „um sich über Wasser zu halten“.
Telefunken brachte 1999 und 2000 (Teil 2) je eine CD "Das Beste - Die Original-Hits 1963 - 1972" heraus, auf denen die meisten Schlager von Manuela präsentiert werden.
Manuela – Doris Inge Wegener – starb am 13. Februar 2001, nachdem sie jeweils ein Jahr zurückgezogen im niederländischen Linne und in der belgischen Kleinstadt Welkenraedt gelebt hatte, im Alter von 57 Jahren in Berlin an einem Mundhöhlenkarzinom. Sie ist in der Grabstätte der Familie ihres Bruders Klaus Dittmer auf dem Martin-Luther-Friedhof, Barnabasstraße 5–19 in Berlin-Tegel beigesetzt.
Auf der Kurpromenade von Grömitz (Ostsee) sind ähnlich dem Hollywood Walk of Fame Gedenksteine in das Pflaster eingefügt. Am 22. August 2003 wurde dort zu Ehren von Manuela eine Messing-Gedenkplatte eingesetzt.
2005 drehte Bernd Schadewald eine Dokumentation über das Leben der Sängerin, die u. a. auch auf die Bestechungsvorwürfe gegen das ZDF einging.
Im August 2007 wurde am Geburtshaus des einstigen Teenager-Idols in der Thurneysserstraße 3 in Berlin-Gesundbrunnen eine Gedenktafel enthüllt. Zugleich gab Christian Bruhn unter dem Pseudonym Chris Brown die CD Manuela – Erinnerungen (ihres Komponisten) heraus.
Das Haus der Geschichte in Bonn präsentierte Manuela in der Ausstellung Melodien für Millionen. Das Jahrhundert des Schlagers (9. Mai 2008 bis 12. Oktober 2008 in Bonn; 20. November 2008 bis März 2009 in Leipzig) umfangreich als einen der Topstars der 1960er Jahre.
Der Schlager Monsieur Dupont wurde 2008 in die Liste der 100 Schlager des Jahrhunderts aufgenommen.
Im „Kleinen Theater“ am Berliner Südwestkorso wurde am 2. Oktober 2008 das Pop-Märchen Vom Wedding nach Las Vegas – Die Manuela Story, mit Camilla Kallfaß in der Hauptrolle, uraufgeführt. Das musikalische Werk berichtet von entscheidenden Momenten aus Manuelas Leben in schlaglichtartigen Szenen, untermalt von zahlreichen ihrer Hits. Die Presse schrieb:
„Nun hat der Regisseur Norman Zechowski dem ersten Girlie der Nation mit seinem Pop-Märchen … ein quietschbuntes Denkmal gesetzt … Immer wieder schrammt die Inszenierung mit augenzwinkerndem Charme haarscharf am Trash vorbei und zeigt, dass Showbiz oft genug nicht mehr als Pappmaché ist.“
Im Jahr 2008 kam die CD Wenn Augen sprechen. Erinnerungen an eine unvergessene Sängerin, mit drei bisher noch nicht veröffentlichten Liedern auf den Markt. Ebenfalls drei bisher unveröffentlichte Songs enthält die 2010 in englischer Sprache erschienene Doppel-CD Manuela Special Edition. Es folgten noch drei weitere CDs mit zum größten Teil unveröffentlichten Titeln.
Im Jahr 2011 wurde in Berlin-Kladow eine Straße, der Manuelaweg, nach ihr benannt.
2015 publizierte Joachim Kuhrig einen Biographischen Roman über die Schlagersängerin und Komponistin: Manuela - Das Mädchen mit der Träne in der Stimme und 2019 die Romanhafte Dokumentation: Zahl Dich Frei - Manuela.