Mylène Farmer; eigentlich Mylène Jeanne Gautier (* 12. September 1961 in Pierrefonds, Montréal), ist eine in Kanada geborene französische Popsängerin und Schauspielerin. Ihr Künstlername ist eine Hommage an Frances Farmer. In Frankreich, Belgien, Luxemburg und der französischsprachigen Schweiz sowie in Russland und den osteuropäischen Ländern ist sie eine erfolgreiche Interpretin. Dagegen sind im deutschen Sprachraum die Coverversionen ihrer Lieder Libertine und Désenchantée von Kate Ryan sowie die Sängerin Alizée, für die sie Songtexte schrieb, mittlerweile bekannter als die Originale von Farmer.
Untypisch für das Musikgeschäft ist, dass Farmer nur selten in den Medien oder auf öffentlichen Veranstaltungen in Erscheinung tritt. Auch existiert kein offizieller oder dauerhafter Internetauftritt. Zu Vermarktungs- und Promotionszwecken wird vonseiten der Produktions- und Plattenfirmen vorübergehend eine Website eingerichtet. Zu ihrer enormen Popularität beigetragen haben ihre literarisch anspruchsvollen Songtexte und ihre spielfilmhaften Musikvideos. Ihre äußerst aufwendig produzierten Konzerte tragen das ihre dazu bei.
Dies hatte zur Folge, dass die Bühnenaufbauten ihrer «Avant Que L'Ombre»-Tournee im Januar 2006 (13 Auftritte) nur in Paris im Palais Omnisports de Paris-Bercy befestigt werden konnten. Zur Show gehörten u. a. eine Wassereffektanlage, die einen Vorhang aus Wasser erzeugte, eine zusätzliche Mittelbühne, eine Hebebrücke und eine Kranvorrichtung an der Hallendecke, welche Mylène Farmer zu Beginn in einem Glassarg liegend von der Decke senkte und sie später in einem überdimensionalen Kerzenleuchter über die Zuschauer zog. Ein Transport und der erneute Aufbau in einer anderen Halle war aufgrund der Größe und Komplexität der gesamten Bühne logistisch praktisch nicht zu realisieren.
Mit rund 25 Millionen verkauften Tonträgern zählt Farmer zu den erfolgreichsten französischen Musikkünstlern weltweit.
Mylène Farmer hat eine ältere Schwester und zwei Brüder, von denen allerdings nur noch einer lebt. Ihre Eltern sind Franzosen. In Kanada verbrachte sie die ersten acht Jahre ihrer Kindheit, weil ihr Vater dort als Ingenieur an einem großen Staudamm (Manicouagan-Stausee) arbeitete. Sie äußert sich kaum über diese Zeit und erklärt, nur wenig Erinnerungen daran zu haben. Die Rückkehr nach Frankreich, insbesondere die Gewöhnung an die hektische Hauptstadt Paris, fiel ihr schwer. Sie litt neben dem komplizierten Verhältnis zu ihren Eltern, insbesondere ihrem Vater, an einem Mangel an Akzeptanz und Selbstsicherheit. Mylène Farmers großes Interesse an Friedhöfen und die innere Nähe zu abgelegenen Plätzen stammen von der gemeinsamen Zeit mit ihrer Großmutter. Als Zwölfjährige erhielt sie Zugang zur École de Saumur, einer Reitschule bei Paris, an der sie zusätzlich eine Ausbildung zur Volksschullehrerin absolvieren sollte. Mit 17 Jahren verließ sie diese Schule, um das Abitur nachzumachen, was sie bereits nach wenigen Tagen zugunsten von Schauspielunterricht abbrach. Mylène Farmer geriet nun zunehmend in Konflikt und Streit mit den sie damals umgebenden Menschen. Um Geld zu verdienen, verkaufte sie nebenbei Schuhe, arbeitete als Werbemodel und Arzthelferin. Während dieser Zeit lernte sie im Rahmen eines Castings Laurent Boutonnat kennen, mit dem sie bis heute zusammenarbeitet. Er schreibt nicht nur die Musik für ihre Lieder, während sie meist für den Text verantwortlich ist, sondern führte auch bei einigen ihrer Musikvideos Regie.
Den ersten Auftritt in den Medien hatte Farmer in einem Werbespot für das Waschmittel „CHAT machine“, bei der sie nur zwei Wörter sprach: „Chat alors!“ (ein Wortspiel, die eigentliche französische Redewendung lautet: „Ça alors!“ – dt.: Na sowas! oder: Ach du grüne Neune!) Die Werbung trug zur Erheiterung bei, aber nicht zum Bekanntwerden ihres Namens. Erst nach ihrem Debüt mit dem Lied Maman a tort (1984) kam der große Durchbruch mit dem Titel Libertine und ihrem ersten Album Cendres de lune (1986). In den Jahren 1986 bis 1991 reihte sie Erfolg an Erfolg, vor allem mit Sans contrefaçon, Pourvu qu'elles soient douces (Album Ainsi soit-je…, 1988) und Désenchantée (Album L’autre…, 1991). Bereits ihre zweite Platte, der 1988 erschienene Langspieler Ainsi soit-je…, erreichte Platz 1 der französischen Albumcharts und mit 1,8 Millionen verkauften Exemplaren Diamantstatus. Auch die drei folgenden Alben fanden jeweils mehr als eine Million Abnehmer. Die Kinoproduktion Giorgino (1994), in der Farmer an der Seite von Jeff Dahlgren die Hauptrolle spielte, floppte hingegen.
1995 veröffentlichte sie das Album Anamorphosée mit rockigeren und von elektronischen Musikinstrumenten erzeugten Klängen. 1999 kehrte sie mit Innamoramento zur musikalischen Stimmung ihrer ersten Alben zurück. 2002 erschien Les mots, ihr erstes Best-Of-Album, das eine gleichnamige, mit Seal aufgenommene Single enthielt. 1992 und 2003 veröffentlichte sie Alben mit Dance Remixes ihrer bekanntesten Titel. Im Februar 2005 erschien die Single Fuck Them All, die zahlreiche Käufer fand, gefolgt von dem Album Avant que l’ombre…, das sich innerhalb von zwei Wochen 300.000-mal verkaufte. Anschließend begann sie eine Serie von 13 Konzerten zum Album, bei denen sie sich auf Bercy im Südosten von Paris als einzigen Auftrittsort beschränkte, da es logistisch nahezu unmöglich gewesen wäre, die aufwändige Bühnenkonstruktion zu transportieren. Die Live-DVD dieser Konzerte wurde zu einer der erfolgreichsten DVDs in Frankreich.
Wie sich bereits in der Wahl ihres Künstlernamens andeutet, der eine Hommage an die in Psychiatrien misshandelte amerikanische Filmschauspielerin Frances Farmer ist, greift Mylène Farmer in ihren Liedern durchgängig ernsthafte, persönliche Themen wie Depression, Tod, Trauer, Religion, Liebe, Sex oder Gewalt auf. Als eine der ersten Frauen im Popgeschäft thematisierte sie bereits in den 1980er Jahren Probleme der sexuellen Identität (Sans contrefaçon …je suis un garçon – auf Deutsch svw.: Keine Fälschung …ich bin ein Junge!), wodurch sie auch zu einer Ikone der Lesben- und Schwulenbewegung wurde.
Die Musikvideos der Sängerin sind besonders sorgfältig produziert und mit einer großen Symbolik aufgeladen. Die Clips von Libertine und Pourvu qu’elles soient douces, beide produziert von Laurent Boutonnat, spielen zur Zeit des Siebenjährigen Krieges. Die Clips von L’âme-stram-gram und California beschäftigen sich mit einer Doppelgänger-Thematik. Einige Fernsehsender zensierten bestimmte Clips mit „zu expliziten“ Inhalten oder strahlten sie in bearbeiteten Fassungen bzw. gar nicht aus. Das ist etwa der Fall bei Beyond my control, einem Clip, der eine erotische und gewalttätige Liebesszene enthält, in der man die Sängerin buchstäblich ihren Liebhaber angreifen sieht. Im Clip zu Je te rends ton amour kann man sehen, wie die Sängerin sich in einer Kirchenruine gänzlich unbekleidet in einer Blutlache wälzt. Dieser Clip wurde von arte beispielhaft in der Zusammenstellung „Die 7 Videosünden“ 2006 im deutschen Sprachraum unzensiert gesendet.
Als Inspirationsquellen Farmers gelten Schriftsteller wie Amélie Nothomb, Edgar Allan Poe, Oscar Wilde oder Francesco Alberoni.
In den deutschen Singlecharts erreichten ihre Titel folgende Bestplatzierungen:
Im September 2006 nahm Mylène Farmer zusammen mit dem US-amerikanischen Künstler Moby die Single Slipping Away (Crier la vie) auf, die im Januar 2007 auch in Deutschland veröffentlicht wurde, mit Platz 63 jedoch wiederholt weit hinter dem Erfolg in Frankreich zurückblieb.
Am 20. August erschien das siebte Studio-Album Point de Suture in digitaler Version, die CD folgte wenige Tage später am 25. August. Die erste, elektronische Single-Auskopplung Dégénération erschien am 19. Juni 2008. Das Album erreichte in der ersten Woche Platz 1 der französischen Download- und Album-Charts und legte den drittbesten Start eines Albums in Frankreich im Jahr 2008 hin.
Im Sommer 2009 stand eine große Europa-Tournee mit Auftritten in Frankreich, Russland, der Schweiz und Belgien an, welche erstmals auch Open-Air-Stadionkonzerte mit bis zu 90.000 Zuschauern (Stade de France) umfasste, von denen im März und April 2008 die beiden Auftritte im Stade de France in Paris bereits nach jeweils zwei Stunden ausverkauft waren. Das Online-Ticketsystem brach zum Vorverkaufsstart der Eintrittskarten bereits nach wenigen Minuten zusammen. Das zweite Konzert im Stade de France fand an Mylène Farmers 48. Geburtstag, am Samstag, den 12. September 2009, statt. Das letzte Konzert dieser Tournee fand eine Woche später am 19. September 2009 in Brüssel (Belgien) im Stade du roi Baudouin statt.
Am 6. Dezember 2010 erschien das Album Bleu Noir, das zum ersten Mal in Mylène Farmers Karriere nicht in Zusammenarbeit mit Laurent Boutonnat produziert wurde.
Das neue Album Monkey Me wurde von Mylène Farmer und Laurent Boutonnat komponiert und erschien am 3. Dezember 2012. Die Tournee trug den Namen Timeless 2013 und begann am 7. September 2013 mit einem von insgesamt zehn Konzerten in Paris im Palais Omnisports de Paris-Bercy. Danach folgten weitere Hallenkonzerte in Frankreich, der Schweiz, Weißrussland, Russland und Belgien.
Am 28. August 2015 veröffentlichte Farmer das Duett Stolen Car mit dem britischen Musiker Sting. Am 6. November 2015 erschien das Album Interstellaires.
Am 28. September 2018 erschien das Album Désobéissance. Zwischen dem 7. und 22. Juni 2019 fanden in Paris in der Paris La Défense Arena insgesamt neun Konzerte statt. Paris war, wie auch schon im Jahre 2006, der einzige Auftrittsort der gesamten Tournee.
Im Jahr 2000 schrieben und produzierten Farmer und Boutonnat den Song Moi… Lolita. Die beiden waren der Ansicht, dass dieses Lied besser zu einer jungen Sängerin passen würde und veranstalteten ein Casting. Die damals 15-jährige Korsin Alizée passte am besten in das Konzept, Moi... Lolita wurde mit ihr produziert und veröffentlicht. Aufgrund des europaweit großen Erfolges der Single nahmen Farmer und Boutonnat mit Alizée das Album Gourmandises auf, das ebenfalls hohe Chartpositionen erreichte. Auch der Nachfolger Mes courants électriques, 2003 erschienen, entstand unter der Ägide von Mylène Farmer und ihrem Partner.