Die Schaumburger Märchensänger sind ein Kinder- und Jugendchor, der 1949 von Edith Möller und Erna Pielsticker in Obernkirchen gegründet wurde. Viele seiner Mitglieder in den Anfangsjahren waren Waisenkinder.
Schaumburger Märchensänger | |
---|---|
Sitz: | Bückeburg – Deutschland |
Gründung: | 1949 |
Gattung: | Kinder- und Jugendchor |
Gründer: | Edith Möller und Erna Pielsticker |
Leitung: | Nemanja Lukic |
Stimmen: | SATB |
Website: | http://www.maerchensaenger.de |
Der Laienchor erreichte bald nach seiner Gründung ein hohes musikalisches Niveau. Weltberühmt wurde er 1953 unter dem Namen Obernkirchen Children's Choir, als der Chor nach dem Sieg bei einem Chorwettbewerb in Wales die Zugabe „Der fröhliche Wanderer“ („Mein Vater war ein Wandersmann“) sang. Die BBC übertrug das Konzert und machte das Lied in der englischen Fassung „The Happy Wanderer“ sofort weltweit populär. Die Aufnahme stand ab 23. Januar 1954 für fünf Wochen auf Platz zwei der UK-Single-Charts und insgesamt zehn weitere Wochen unter den ersten fünf. Der Erfolg wurde zudem 1955 im Heimatfilm Der fröhliche Wanderer vermarktet, in dem die Schaumburger Märchensänger als Kinderchor auftraten.
Das volksliedartige Stück wurde vom Bruder der Chorleiterin, Friedrich Wilhelm Möller, komponiert und ist heute ein in viele Sprachen übersetzter Chorklassiker. Durch den damaligen Einfluss des BBC Auslandsprogramms wurde das Lied nach dem Festival über Nacht zu einem weltweiten Hit. So wurde das Lied zum Beispiel 1955 vom Publikum zum Carnival Roadmarch auf Trinidad gewählt (Proteste der einheimischen Musiker führten prompt zu einer Regeländerung zugunsten der Calypsomusik für die Folgejahre).
Für die Schaumburger Märchensänger folgten auf diesen überraschenden Erfolg zahlreiche internationale Tourneen, Auftritte in TV-Sendungen wie der „Ed Sullivan Show“ und in dem eigens um den Erfolg herum geschriebenen Heimatfilm „Der fröhliche Wanderer“. In den fünfziger Jahren zog der Chor in sein neues Heim nach Bückeburg.
1975 gründete sich aus den Reihen der Ehemaligen der Schütte-Chor. Nach dem Tod der Chorleiterin Edith Möller wurde im Jahr 1976 die Musikschule Schaumburger Märchensänger gegründet. Der Chor stützt sich heute noch auf seine Popularität aus den 1950er Jahren und bemüht sich um ausführliche Nachwuchsarbeit.
In den 1980 zerstritt sich der dann amtierende Chorleiter Denis Halikiopulos mit der Musikschulleitung und gründete mit einem Großteil seiner Chorkinder den Schaumburger Jugendchor, der lange die ungewöhnliche Stimmaufteilung Sopran/Mezzosopran/Alt/Bass der früheren Märchensänger bewahrte und damit ein Exot unter deutschen Jugendchören blieb.
Die Märchensänger unter der Leitung von Friedrich-Wilhelm Tebbe ihrerseits wechselten zur SATB-Aufteilung, wodurch es möglich wurde, andere Literatur wie zum Beispiel Motetten und Kantaten von Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms, Messen von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert sowie Perlen der Chormusik aus allen Stilbereichen aufzuführen und auf CD einzuspielen. Die Litaniae Lauretanae KV 109 von Wolfgang Amadeus Mozart führte Tebbe als erster 1983 mit den Schaumburger Märchensängern in Norddeutschland auf, wobei ihm der Verlag Breitkopf & Härtel bei der Erstellung der Partitur behilflich war. Konzertreisen in alle Länder der EU, nach Polen, Ungarn und Jugoslawien, aber auch in die USA und Japan führten die Schaumburger Märchensänger zu weiteren internationalen Erfolgen. Die Mitwirkung in über 50 Fernsehsendungen allein in Deutschland prägten von 1980 bis 1994 das Bild eines Chores, der stets überzeugend in den Medien präsent war, was auch daran lag, dass die Märchensänger sich mit weltberühmten Künstlern wie Anneliese Rothenberger, Rudolf Schock, René Kollo, Theo Altmeyer, Dantes Diwiak, Hermann Prey, Gerd Nienstedt und Gunther Emmerlich zu eindrucksvollen Interpretationen verbanden. Mit La Passeggiata von Gioacchino Rossini erlangten die Märchensänger 1985 unter dem Namen „Coro giovanile di Obernkirchen“ den zweiten Preis im weltberühmten Chorwettbewerb Guido d’Arezzo. Tonträger-Einspielungen aus dieser Zeit unter dem Label EUROPA, besonders die 137 Kinderlieder der Kleinsten der Schaumburger Märchensänger, sind bis heute durch Auflagen in Millionenhöhe erfolgreich.
Der Schaumburger Jugendchor berief sich allerdings darauf, das wahre musikalische Erbe Edith Möllers und Erna Pielstickers zu bewahren und beide Chöre trugen bis auf Farbnuancen quasi identische Chorkleidung.
Der „Bückeburger Sängerkrieg“ sorgte bis in die 1990er Jahre hinein für Schlagzeilen in den Lokalzeitungen und prägt bis heute die Geschichte beider Chöre.
Bis heute existieren beide Singschulen parallel.