Paco de Lucía (* 21. Dezember 1947 in Algeciras, Provinz Cádiz als Francisco Sánchez Gómez; † 25. Februar 2014 in Cancún, Mexiko) war ein spanischer Gitarrist. Er galt als Großmeister der Flamenco-Gitarre. Er pflegte den traditionellen Flamenco und bereicherte diesen um neue Elemente, vorrangig aus Klassik und Jazz. Seine Brüder Ramón de Algeciras und Pepe de Lucía waren bzw. sind ebenfalls Flamenco-Musiker.
Paco de Lucía, Sohn eines Gitarristen aus Algeciras und einer Portugiesin, erhielt mit fünf Jahren von seinem Vater die erste Gitarre. Dieser brachte ihm wie auch Pacos Geschwistern die ersten Griffe auf dem Instrument bei. Später erhielt Paco Unterricht von seinem ältesten Bruder Ramón. Mit etwa elf Jahren hatte Paco de Lucía seinen ersten öffentlichen Auftritt, ein Jahr später erhielt er auf dem Festival von Jerez de la Frontera einen Spezialpreis. Mit 15 Jahren nahm er als Mitglied des Ensembles von José Greco an der ersten Auslandstournee teil. Mit 17 nahm er zusammen mit Ricardo Modrega die erste Schallplatte auf und mit 20 Jahren brachte er seine erste Soloplatte heraus.
Mit dem Jazzsaxophonisten Pedro Iturralde kam es zu frühen Fusionsversuchen mit dem Jazz, an denen auch der Bassist Erich Peter und der Schlagzeuger Peer Wyboris mitwirkten. Nach einem von der BBC übertragenen Mitschnitt eines Konzerts in London lud Joachim Ernst Berendt die Gruppe 1967 zu den Berliner Jazztagen ein und produzierte mit ihr die LP Jazz Flamenco.
In dieser Zeit begann er seine langjährige Zusammenarbeit mit dem populären Flamencosänger Camarón de la Isla, die großen Einfluss auf das Werk und die Popularität von Paco de Lucía haben sollte. Einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte Paco de Lucía durch die von Horst Lippmann und Fritz Rau veranstaltete Tournee Festival Flamenco Gitano. Zwischen 1969 und 1984 entstanden zwölf Produktionen der beiden.
Parallel dazu entstanden jedoch auch elf Produktionen mit dem eher traditionell orientierten Sänger Fosforito. Weitere Sänger, mit denen de Lucía auftrat: Bambino, Chato de la Isla, Enrique Montoya, Juan el de la Vara, Antonio Mairena und El Sevillano.
Seinen internationalen Durchbruch schaffte der 26-jährige de Lucía 1973 mit der Einspielung Fuente y caudal und dem Hit Entre dos aguas.
Ab 1977 unternahm er mit den Jazzgitarristen Al Di Meola und John McLaughlin zahlreiche Tourneen. Sie spielten 1980 das Livealbum Friday Night in San Francisco ein, das sich weltweit über zwei Millionen Mal verkaufte. 1982 folgte das Studioalbum Passion, Grace & Fire. 1996 endete die Zusammenarbeit mit dem Studioalbum The Guitar Trio.
1983 lieferte er die Filmmusik zu Carlos Sauras Musik- und Flamenco-Film Carmen, wobei er sich in dem Film selbst darstellte.
Durch den Kontakt mit den vielseitigen Weltgitarristen bewies de Lucía seine Offenheit und Experimentierfreude, blieb jedoch nach wie vor dem Flamenco treu. In einem Interview erklärte er: „Ich habe nicht die Stile vermischt, sondern einfach mit Musikern anderer Sparten zusammengespielt.“ Bis kurz vor seinem Tod gab er noch Konzerte zusammen mit dem Fingerstyle-Gitarristen Tommy Emmanuel. Er beschäftigte sich zudem mit klassischer Musik; bekannte Interpretationen sind beispielsweise Interpreta a Manuel de Falla, Doce canciones de García Lorca oder das Concierto de Aranjuez, das er im Beisein des Komponisten Joaquín Rodrigo aufnahm.
Paco de Lucía erlag am 25. Februar 2014 in Cancún einem Herzinfarkt. Er hinterließ die Kinder Casilda, Lucía und Francisco aus seiner ersten sowie Antonia und Diego aus der zweiten Ehe.
Paco de Lucía pflegte die Flamenco-Tradition, entwickelte jedoch gleichzeitig seinen eigenen Stil. Sein perlender, harmonischer und glasklarer Gitarrenklang hat viele heutige Flamenco-Gitarristen beeinflusst. Bei der Begleitung des cante bereicherte er die Liedmelodien durch neue Akkorde auf der Gitarre.
Seine Platten aus den 1970er und 1980er Jahren mit dem vielseitigen Sänger Camarón de la Isla und mit Fosforito gelten heute als Klassiker.
Er probierte gern neue Stile aus und spielte mit Musikern anderer Richtungen zusammen. Sehr bekannt wurde die 1995 veröffentlichte, spanisch anmutende Komposition Have You Ever Really Loved a Woman? von Bryan Adams aus dem Film Don Juan DeMarco, bei der de Lucía als Begleitgitarrist mitwirkte. Auch im deutschsprachigen Sektor hat er Kooperationen ausprobiert. Auf dem Album Sphinx der deutschsprachigen Künstlerin Julia Neigel ist er bei dem Lied Paradies als Solist zu hören. Im Zusammenspiel mit Christoph von Haniel: Grand Piano und Robert Wolf: Guitar, ist Paco de Lucia im Titel "Dedicated To..." auf der Solo-CD "together" von Gitarrist Robert Wolf (Quadro Nuevo), ebenfalls zu hören.
Paco de Lucía wurde 2004 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis, der alljährlich in mehreren Kategorien wie Sport, Geisteswissenschaften, Eintracht oder internationale Kommunikation vergeben wird, in der Kategorie „arte“ ausgezeichnet. In derselben Kategorie wurden auch schon Pedro Almodóvar, Woody Allen und 2007 Bob Dylan geehrt. Al Verte Las Flores Lloran mit Camarón de la Isla (1969) wurde in die Liste The Wire’s “100 Records That Set The World On Fire (While No One Was Listening)” aufgenommen.
13 Monate nach seinem Tod eröffnete die Station Paco de Lucía der Metro Madrid, diese wurde ihm zu Ehren benannt und gestaltet.
Goldene Schallplatte
Platin-Schallplatte
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