Patty Pravo (* 9. April 1948 in Venedig; eigentlich Nicoletta Strambelli) ist eine italienische Popsängerin. Ihre größten Erfolge waren die Lieder La bambola (1968) und Pazza idea (1973).
Nicoletta Strambelli wuchs in einer gutbürgerlichen venezianischen Familie auf. Zu ihrem Bekanntenkreis zählten unter anderem Ezra Pound und Angelo Roncalli (später Johannes XXIII). Ihre musikalische Ausbildung begann schon in ihrer Kindheit. Mit acht Jahren hatte sie ihre ersten Klavierstunden bei Mazzin Crovato sowie Tanzstunden. Mit 10 Jahren begann sie am Konservatorium Benedetto Marcello mit Klavierstunden bei Eugenio Bagnoli, bevor sie im Alter von 17 Jahren ihr Elternhaus verließ, um nach Rom zu ziehen, wo sie zunächst als Tänzerin arbeitete. Dort wurde sie von Alberigo Crocetta entdeckt. Dieser vermittelte sie an RCA Records. Sie nahm den Künstlernamen Patty Pravo an, eine Reminiszenz an Dante Alighieris Inferno. Pravo bedeutet dort „böse Seelen“. Patty war zu dieser Zeit ein beliebter Mädchenname.
1966 erschien ihre erste Single Ragazzo triste („Sad Boy“), die italienische Version des Songs But You’re Mine von Sonny & Cher. Es folgte Qui e là und Se perdo te. Die Singles machten sie in der italienischen Beat-Szene bekannt. 1968 erschien ihr wohl bekanntester Hit La bambola, mit dem sie zu Weltruhm gelangte. Das Lied verkaufte sich bis heute über 40 Millionen Mal. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum erschien schließlich 1968.
1970 trat sie erstmals auf dem Sanremo-Festival auf. Dort sang sie zusammen mit Little Tony das Duett La spada nel cuore. In den 1970er Jahren veröffentlicht sie eine Reihe von italienischen Coverversionen englischsprachiger Popsongs von Künstlern wie The Beatles, Neil Diamond oder Jacques Brel. Mit Pazza Idea erschien ihr zweiter Nummer-eins-Hit in Italien. 1976 arbeitete sie mit Vangelis zusammen und veröffentlichte das Album Tanto. 1979 erschien die Skandalsingle Pensiero stupendo, die von einer Dreiecksbeziehung beziehungsweise von einem Flotten Dreier handelt. Das ursprünglich für das Album Miss Italia geplante Lied musste vom Album genommen werden.
In den 1980er Jahren verließ sie Italien und tourte auf der ganzen Welt, unter anderem in den Vereinigten Staaten, wo sie eine Zeit lang ihren Lebensmittelpunkt hatte. Beim Sanremo-Festival 1984 gewann sie mit Per una bambola den Kritikerpreis. Musikalisch versuchte sie sich an Soft- und Synth-Rock. Sie veröffentlichte weiterhin eine Reihe von Alben und Singles, doch die großen Erfolge blieben aus.
In den 1990ern kam es zu einem Comeback. Zunächst geriet sie kurz in die Schlagzeilen, als bei ihr Haschisch gefunden wurde. Anschließend unternahm sie ihre ersten Reisen nach China. Dort nahm sie in einer Fernsehshow teil und trat vor einem Millionenpublikum auf. Mit dem Album Ideogrammi, das sie vor Ort aufnahm, wurde sie in China zum Star. Auch in Italien stellten sich wieder Erfolge ein. Ihre 1996er Tour war ausverkauft und die Single …e dimmi che non vuoi morire entwickelte sich zum Hit. 1997 gewann sie mit dem Lied, das von Stadio-Sänger Gaetano Curreri und Vasco Rossi geschrieben wurde, den Kritikerpreis des Sanremo-Festivals 1997 und erreichte den 8. Platz des Wettbewerbes. Das Livealbum Bye, bye Patty verkauft sich in Italien rund 300.000-mal. Wieder an der Spitze angekommen, spielte sie in Italien weitere ausverkaufte Tourneen und veröffentlichte neue Tonträger.
Für den Filmsong Com’è bello far l’amore zum Film Love Is in the Air erhielt sie 2012 den Globo d’oro für die Beste Filmmusik. 2014 spielte sie sich selbst in dem Film Xenia – Eine neue griechische Odyssee. 2016 gewann sie mit dem von Fortunato Zampaglione geschriebenen Lied Cieli immensi erneut den Kritikerpreis des Sanremo-Festival 2016; es handelte sich um Pravos neunte Teilnahme am Festival. Zum zehnten Mal versuchte es die Sängerin 2019, diesmal im Duett mit Briga; Un po’ come la vita landete jedoch abgeschlagen auf Platz 21.