Paul Henri de Leeuw (* 26. März 1962 in Rotterdam) ist ein niederländischer Moderator, Komiker, Schauspieler und Sänger. Er wird als überaus talentiert angesehen und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, ist andererseits jedoch wegen seiner außergewöhnlichen Grobheit auch stark umstritten.

Leben

De Leeuw wurde in Rotterdam-IJsselmonde geboren, wuchs innerhalb einer gläubigen protestantischen Familie mit 2 Geschwistern auf und lebte in seiner Kindheit in Rotterdam, Lekkerkerk und Krimpen aan den IJssel. Er beendete seine Schulausbildung mit dem HAVO-Abschluss und begann ein Studium der Niederlandistik und Gesellschaftslehre auf Lehramt in Delft.

De Leeuw lebt in einer gleichgeschlechtlichen Ehe mit Stephan Nugter. Sie haben als Regenbogenfamilie zwei Kinder adoptiert.

Karriere

1983 trat er auf dem Cameretten-Kabarettfestival in Delft zum ersten Mal auf. Im darauf folgenden Jahr moderierte er das Festival.

1985 trat er im Koninklijk Theater Carré mit seinem eigenen Theaterstück Stel moeder niet teleur auf und sang unter anderem sein – heute bekanntestes – Lied Vlieg met me mee (Flieg mit mir), das später als Single veröffentlicht wurde.

1986 war er Radiomoderator beim KRO und löste als Kummerkastentante Lieve Paul Beziehungsprobleme seiner Zuhörer.

Seit 1986 bis heute tritt er regelmäßig im niederländischen Fernsehen mit verschiedenen Formaten auf, zuerst bei NCRV als Co-Moderator in den Sendungen Snelbinder und Sterrenslag.

Ab 1990 moderierte er seine eigene Show De schreeuw van de Leeuw (ndl. Gebrüll des Löwen) beim Rundfunksender VARA. Besondere Bekanntheit erlangte seine Sendung über AIDS mit René Klijn. Diese Sendung wurde später auch in Montreux mit der Rose d’Or ausgezeichnet. Auch seine Sendung rund um seine behinderte Nichte Margrietje wurde öffentlich viel diskutiert und mit dem J.B. Broekzprijs ausgezeichnet.

Anfang der 1990er-Jahre wurde viel über seinen Stil und seinen Humor diskutiert, da er vielen Niederländern als zu grob und unpassend für das Fernsehen galt. Viele niederländische TV-Kommentatoren sprachen von „afzeiktelevisie“ (ndl. „afzeiken“ bedeutet im Niederländischen „fertigmachen, zusammenstauchen“)

1991 wurde sein Album Voor U Majesteit (ndl. Für Sie, Majestät) veröffentlicht, das auch die Single Vlieg met me mee enthielt. 1994 veröffentlichte er seinen bislang größten Erfolgshit Ik wil niet dat je liegt (ndl. Ich will nicht, dass Du lügst), welcher 9 Wochen lang auf Platz 1 stand und in diesem Jahr die meistverkaufte Single war. Ebenfalls 1994 spielte er die Hauptrolle in der Comedy-Serie Seth & Fiona und war Moderator der Sendung Muilen dicht! (ndl. Maul halten).

1995 kam sein erster Spielfilm Filmpje (Filmchen) in die Kinos. 1996 wurde das Album Encore veröffentlicht.

Als einer der wenigen niederländischen Künstler trat De Leeuw an fünf Abenden nacheinander im ausverkauften Ahoy zusammen mit Simone Kleinsma, Willeke Alberti, Bassie en Adriaan und Keesje auf.

2002 wechselte Paul de Leeuw vom Sender VARA zum NCRV, wo er mit einer überarbeiten Version der Spielshow Zo Vader, zo Zoon (ndl. Wie der Vater, so der Sohn) und Herberg De Leeuw (ndl. Herberge De Leeuw) zu sehen war. Die Moderation beider Sendungen entsprach nicht den Wünschen des Senders, sie wurden eingestellt. Im folgenden Jahr wechselte er wieder zurück zu VARA und moderierte PaPaul (ndl. Vater Paul), eine täglich ausgestrahlte Talkshow.

Von Ende 2003 bis 2005 zog sich De Leeuw aus dem Fernsehgeschäft zurück.

Seit August 2005 ist de Leeuw zurück und moderiert die Samstagabendshow Mooi! Weer de Leeuw (ndl. Klasse! Wieder de Leeuw) bzw. die Sommervariante Mooi Weer! de Leeuw (ndl. Klasse Wetter! de Leeuw). Ebenfalls 2005 kam seine Musik-DVD De Leeuw brult (ndl. De Leeuw brüllt, wörtlich Der Löwe brüllt).

Sein Best-of-Album Mooi! Weer een CD wurde im Jahr 2006 veröffentlicht. Die Show Mooi! Weer de Leeuw wurde auf den Prime-Time-Platz von Nederland 1 gelegt. Im Jahr 2006 moderierte er auch zum ersten Mal die Silvestershow Mooi jaar! De Leeuw op oudejaarsavond, welche über 2,2 Millionen Zuschauer sahen.

Im August 2007 moderierte er für den Sender VPRO die zweihundertste Ausgabe der populären Sendung Zomergasten (ndl. Sommergäste).

Sein 25-jähriges Bühnenjubiläum im November 2008 wurde unter anderem durch einen 12-Stunden-Marathon von Mooi! Weer De Leeuw gefeiert. Während des Programms wurde de Leeuw durch viele Kollegen überrascht, mit denen er in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet hatte. Die Sendung hatte eine Einschaltquote von 36,1 %. Auch kam eine DVD-Box unter dem Titel Een Kwart Eeuw De Leeuw (ndl. Ein Vierteljahrhundert De Leeuw) in den Handel.

Die letzte Sendung von Mooi! Weer de Leeuw wurde am 31. Mai 2009 ausgestrahlt. Am 12. September 2009 moderierte er zum ersten Mal seine neue Samstagabendshow Lieve Paul (ndl. Lieber Paul), in der er als „Kummerkastentante“ Fragen von Zuschauern allein oder mit Hilfe von Experten beantwortete. Sonntags lief eine Zusammenfassung unter dem Titel Lieve Paul PS.

Als Flop galt seine Sendung De Tafel van 5 im Jahre 2009.

Eurovision Song Contest

Seit Mitte der 1990er-Jahre ist De Leeuw als Liebhaber des Eurovision Song Contest bekannt. In den Jahren 1993, 1994, 1998, 1999, 2000, 2001, 2006 und 2007 moderierte er die Sendung zum niederländischen Nationalen Vorentscheid.

Trotz der Kritik, die er für seinen Auftritt bekam, durfte er 2007 wieder moderieren und die Punkte präsentieren.

Kritik

Der talentierte Moderator und Entertainer hat nicht nur eine große Fangemeinde, sondern erntete auch überaus viel Kritik. Trouw schrieb über ihn: „Er ist humoristisch, direkt, erfinderisch, manchmal überraschend sanft, aber meistens scharf und unverfroren grob.

  • Der ehemalige christdemokratische Politiker Willem Aantjes berichtete aus der Sendung Laat de Leeuw, de Leeuw habe dort ein ungefähr dreizehnjähriges Mädchen gefragt, ob sie schon einen Freund habe und sie mit Zunge geküsst hätten.
  • De Leeuw hatte in seine Sendung eine Frau eingeladen, deren unehelicher Vater der deutschen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg angehört hatte. Er machte sich über ihr Schicksal lustig und fragte sie, ob sie schon mal erschrocken deutsche Eigenschaften an sich festgestellt habe.
  • Anlässlich des Todes von Prinz Claus soll de Leeuw sich unangemessen über den Verstorbenen ausgelassen haben. De Leeuw selbst bestreitet dies. Die Sendung wurde nicht ausgestrahlt.
  • 2002 imitierte er Anneke Grönloh und stellte sie als Alkoholikerin und Prostituierte mit Geschlechtskrankheiten dar. Grönloh war so schockiert, dass sie sich aus dem Showgeschäft zurückzog. Die mit Texten wie „Ich bin in Singapur gewesen, und Singapur ist auch in mir gewesen“ konfrontierte Sängerin fühlte sich an ihre schwierige Kindheit im Asien des Zweiten Weltkriegs und an die Diskriminierungen erinnert, die sie zeitlebens als „Halbblut“ erlitten habe.
  • 2006 sorgte er für einen Eklat beim Eurovision Song Contest. De Leeuw versuchte während der Live-Sendung den männlichen Moderator Sakis Rouvas aus der Ruhe zu bringen und spielte, durch Andeutungen, auf seine von der Boulevardpresse diskutierte, angebliche Homosexualität an. Unter anderem versuchte er ihm seine Mobiltelefonnummer zu geben und meinte, ihn würde das Moderatoren-Duo Sakis Rouvas und Maria Menounos an Will & Grace erinnern. Rouvas nahm es mit Humor und scherzte mit.
  • Ein nur mit einem String-Tanga bekleideter Demonstrant drängte sich 2008 in eine Live-Sendung von de Leeuw. Der Demonstrant mit dem Pseudonym vegan streaker wollte auf Tiermisshandlung aufmerksam machen. De Leeuw wurde handgreiflich, zog den Demonstranten auf seinen Schoß und riss schließlich den Tanga weg.
  • De Leeuw twitterte anlässlich einer Sendung über Sexualität im Alter, die dort begleitete Frau sähe aus wie ein zu oft gebrauchter Dildo. Frauen, die in der Sendung Boer zoekt vrouw einen Partner gesucht hatten, nannte er „hoffnungslose Dirnen“.
  • 2010 twitterte er anlässlich der seiner Meinung nach langweiligen Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin, er sehne sich einen schwarzen Saab herbei. In einem schwarzen Suzuki hatte beim Königinnentag 2009 ein verwirrter Mann versucht, die niederländische Königsfamilie anzufahren. Er tötete dabei sieben Menschen.

Weitere Werke

Theaterstücke

  • Stel moeder niet teleur (1985)
  • De rozebotteltijd (1987)
  • Beste maatjes (1989)
  • Les Misérables (1991)
  • Wie plukt mij? (1992)
  • Torch Song Trilogy (1996)
  • Heerlijk duurt het langst (1998–1999)
  • Art (2001)
  • Foxtrot (2001)
  • Aan het einde van de regenboog (2006–2007)
  • VARA roodshow, 80 jaar VARA (2006)

Filme

  • Jan Rap en z'n maat (1989)
  • Filmpje! (1995)
  • Heerlijk duurt het langst (1998)
  • De Pijnbank (1998)
  • Max Lupa (1999)
  • Yes Nurse! No Nurse! (2002)
  • K3 en het magische medaillon (2004)
  • Alles is liefde (2007)
  • Spion van Oranje (2008)
  • Alle tijd (2011)

Bücher

  • De Kleine Heks 1 (2001) (Kinderbuch)
  • De Kleine Heks 2 (2002) (Kinderbuch)
  • Boos op de lucht (2009)

Auszeichnungen

Künstlerauszeichnungen

  • 1993 – Zilveren Nipkowschijf für De Schreeuw van de Leeuw
  • 1993 – Nominierung für einen Emmy Award
  • 1993 – Edison für die CD Voor U wil ik zingen
  • 1993 – Goldene Rose für De Schreeuw van de Leeuw
  • 1993 – Medienpreis der Stadt Amsterdam für die Schreeuw-Folge über den Islam.
  • 1995 – Filmpje! wurde mit der Bob Angelo Medaille und dem Rembrandt Award für den besten niederländischen Spielfilm ausgezeichnet
  • 1995 – Den flämischen Geuzenprijs
  • 2000 – Gay-Krant-Preis
  • 2000 – Einen Edison für den Besten niederländischsprachigen Sänger
  • 2004 – Zilveren Nipkowschijf für PaPaul.
  • 2005 – De Leeuw wird in Belgien als Bekwaamste Buitenlandse tv-figuur (Bekannteste ausländische TV Persönlichkeit) ausgezeichnet
  • 2006 – Gewinner des Zilveren Televizier-ster
  • 2007 – Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen (Orde van de Nederlandse Leeuw) für „sein Niveau, seine große Ausstrahlung und seine Verdienste für die Entwickelung im Bereich Fernseh- und Theaterhumor“
  • 2007 – Gewinner des Zilveren Televizier-ster
  • 2008 – Gewinner des Gouden Televizierring für das Programm Mooi! Weer De Leeuw
  • 2008 – Gewinner des Zilveren Televizier-ster

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Quelle: Wikipedia