'''Peter Seamus O’Toole''' (* 2. August 1932 in Connemara, Irland) ist ein irischer Schauspieler. Neben der Arbeit im Theater trat er ab Mitte der 1950er Jahre in mehr als 90 Film- und Fernsehrollen in Erscheinung, die ihm unter anderem vier Golden Globe Awards, einen Emmy sowie acht Oscar-Nominierungen einbrachten. Den größten Erfolg feierte er mit ''Lawrence von Arabien''. 2003 wurde er von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) mit dem Ehrenoscar für sein Lebenswerk geehrt.
== Leben ==
=== Kindheit und Ausbildung ===
Peter O’Toole wurde im westirischen County Galway als Sohn des Buchmachers Patrick Joseph O’Toole und von Constance Ferguson, einer Krankenschwester, geboren. Er wuchs größtenteils im englischen Leeds unter ärmlichen Verhältnissen in einem irischen Einwandererviertel auf. Erst ab seinem elften Lebensjahr begann für O’Toole die Schulausbildung an der dortigen strenggeleiteten Konventschule ''St. Anne’s'', wo versucht wurde, ihm mit Anstrengung seine Linkshändigkeit abzugewöhnen. Drei Jahre später verließ O’Toole die Schule und fand Anstellung als Laufbursche. Später arbeitete er als Fotograf und Journalist für die Zeitung ''Yorkshire Evening News,'' bevor er seinen Militärdienst bei der Royal Navy auf einem U-Boot antrat. Ab dem 17. Lebensjahr trat O’Toole als Laienschauspieler auf der Bühne auf. Nachdem er in Stratford-upon-Avon eine Bühnenadaption von ''König Lear'' mit Michael Redgrave in der Titelrolle gesehen hatte, fasste er den Entschluss eine professionelle Schauspielkarriere zu verfolgen.
=== Theaterrollen ===
1952 erhielt O’Toole ein Stipendium an der ''Royal Academy of Dramatic Arts,'' an der er zusammen mit Alan Bates, Albert Finney und Bryan Pringle studierte. Sein erstes Engagement hatte er am Bristol Old Vic Theatre, wo sein Talent nicht lange verborgen blieb und er bereits im Alter von 23 Jahren den Hamlet gab. Von Bristol aus führte sein Weg nach London und Stratford-upon-Avon, wo er bei der neu gegründeten Royal Shakespeare Company unter anderem den ''Petruchio'' in ''Der Widerspenstigen Zähmung'' spielte. 1987 folgte sein einziges Engagement am New Yorker Broadway, bei dem er in einem Revival von George Bernard Shaws ''Pygmalion'' als Professor Higgins auftrat.
=== Erfolg als Filmschauspieler ===
Sein Fernsehdebüt gab O’Toole Mitte der 1950er Jahre. Einem weltweiten Publikum wurde er jedoch vor allem durch seine zahlreichen Kinoauftritte bekannt, die sich nach seiner erfolgreichen Darstellung des rebellischen Private C. „Bammo“ Bamforthin in Willis Halls Antikriegsstück ''The Long and The Short and The Tall'' (Royal Court Theatre, 1959) anschlossen. 1962 spielte er die Titelrolle in David Leans Historienepos ''Lawrence von Arabien'' (1962), für das er seine erste Oscar-Nominierung, einen Golden Globe Award als ''Bester Nachwuchsdarsteller'' sowie den British Film Academy Award erhielt. Es war der Beginn einer erfolgreichen Karriere, die ihm sieben weitere Oscar-Nominierungen als Bester Hauptdarsteller einbrachte: je zwei für seine Darstellung des Königs Heinrich II. (''Becket'', 1964; ''Der Löwe im Winter'', 1968); für seine Rolle als scheuer Englischlehrer, der sich in ein Showgirl verliebt (''Goodbye, Mr. Chips'', 1969); für den Part des geisteskranken und tiefreligiösen britischen Aristokraten Jack Gurney (''The Ruling Class'', 1972); für seine Darstellung des rücksichtslosen Filmregisseurs Eli Cross (''Der lange Tod des Stuntman Cameron'', 1981) und die des ehemals erfolgreichen, alkoholkranken Filmschauspielers Alan Swann, der mit seiner Fernseharbeit neues Terrain betritt (''Ein Draufgänger in New York'', 1982). Seine letzte Oscar-Nominierung erhielt O’Toole 2007 für die Hauptrolle in Roger Michells Tragikomödie ''Venus'', in der er als wenig erfolgreicher Londoner Schauspielveteran durch seine Bekanntschaft mit einer ziellosen 19-Jährigen (gespielt von Jodie Whittaker) aus seiner Lethargie gerissen wird.
2003 erhielt O’Toole den Ehrenoscar für sein Lebenswerk. Er hatte sich zunächst geweigert, diesen Sonderpreis anzunehmen und der Academy einen Brief geschrieben, in welchem er mitteilte, dass er „noch im Spiel“ sei und gern mehr Zeit hätte, um „den hübschen Kerl“ zu gewinnen. Die Academy antwortete, dass sie ihm den Oscar für sein Lebenswerk verleihen würde, ob er es nun wolle oder nicht. Als er im Januar 2007 in der Talkshow ''Charlie Rose'' weiter darauf bestanden hatte, den Ehren-Oscar nicht entgegenzunehmen, versuchten seine Kinder ihn zu überzeugen, indem sie ihn darauf aufmerksam machten, dass es die höchste Ehre in der Filmindustrie sei, diesen Preis verliehen zu bekommen. Schließlich stimmte O’Toole zu, bei der Verleihung zu erscheinen und den Preis entgegenzunehmen. Der Oscar für sein Lebenswerk wurde ihm von Meryl Streep überreicht. Sein langjähriger Freund Kenneth Griffith jedoch zeigte sich bitter enttäuscht, dass O’Toole sich herabgelassen hatte, einen solch „lächerlichen Preis“ zu akzeptieren.
Im Juli 2012 gab O’Toole bekannt, sich von Film und Theater zurückziehen zu wollen. ''„Ich habe nicht mehr das Herz dafür, und es wird auch nicht mehr zurückkommen“'', so seine Pressemitteilung.
Anfang der 1990er Jahre legte er mit ''Loitering with Intent – the Child'' den ersten, von Kritikern hoch gelobten Band seiner Memoiren vor. Der zweite Band – ''Loitering with Intent – the Apprentice'' folgte einige Jahre später.
In seinen frühen Filmen wurde Peter O’Toole von Sebastian Fischer synchronisiert, später war Jürgen Thormann seine deutsche Standardstimme, so auch in seinem Auftritt in ''Die Tudors''.
=== Privatleben ===
Peter O’Toole lebt in London und zählt Cricket zu seinen Hobbys. Er ist Vater von zwei Töchtern (Kate, * 1960, Schauspielerin, und Pat, * 1963, Schauspiellehrerin und Regisseurin) aus seiner von 1959 bis 1979 dauernden Ehe mit der walisischen Schauspielerin Siân Phillips. Phillips offenbarte später in zwei Autobiografien, dass O’Toole sie aufgrund seines Alkoholproblems in der Ehe seelischer Grausamkeit ausgesetzt hätte und rasend eifersüchtig gewesen sei, als sie ihn schließlich für einen jüngeren Geliebten verlassen habe. Aus einer Beziehung mit dem US-amerikanischen Model Karen Brown ging ein Sohn (Lorcan O’Toole, * 1983, Schauspieler) hervor, um den 1988 ein in den Medien vielbeachteter Sorgerechtsstreit entbrannte.
== Veröffentlichte Autobiografien ==
* 1992: ''Loitering with Intent: the Child'' (London: Macmillan, ISBN 9780333537978)
* 1996: ''Loitering with intent: the apprentice'' (London: Macmillan, ISBN 9780333537978)
== Auszeichnungen ==
In seiner Karriere wurde Peter O’Toole für über 60 Film- und Fernsehpreise nominiert, von denen er mehr als 20 gewinnen konnte. Mit acht erhaltenen Oscar-Nominierungen zwischen 1963 und 2007 in der Kategorie Bester Hauptdarsteller ist er der am häufigsten erfolglos nominierte Schauspieler.
'''Ehrungen'''
* 1963: Golden Globe Award für ''Lawrence von Arabien'' (Bester Nachwuchsdarsteller)
* 1963: British Film Academy Award für ''Lawrence von Arabien'' (Bester britischer Darsteller)
* 1963: Laurel Award für ''Lawrence von Arabien'' (Bester Nachwuchsdarsteller)
* 1964: David di Donatello für ''Lawrence von Arabien'' (Bester ausländischer Darsteller)
* 1965: Golden Globe Award für ''Becket'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 1965: Premio Sant Jordi für ''Becket'' (Bester ausländischer Darsteller)
* 1967: David di Donatello für ''Die Nacht der Generale'' (Bester ausländischer Darsteller)
* 1969: Golden Globe Award für ''Der Löwe im Winter'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 1970: National Board of Review Award für ''Goodbye, Mr. Chips'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1970: Golden Globe Award für ''Goodbye, Mr. Chips'' (Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical)
* 1970: David di Donatello für ''Goodbye, Mr. Chips'' (Bester ausländischer Darsteller)
* 1972: National Board of Review Award für ''The Ruling Class'' und ''Der Mann von La Mancha'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1981: National Society of Film Critics Award für ''Der lange Tod des Stuntman Cameron'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1984: Premio Sant Jordi für ''Ein Draufgänger in New York'' (Bester ausländischer Darsteller)
* 1987: CableACE Award für ''The Ray Bradbury Theater: Banshee'' (Bester Darsteller in einer Drama-Fernsehserie)
* 1988: David di Donatello für ''Der letzte Kaiser'' (Bester Nebendarsteller)
* 1988: Commandeur des Arts et Lettres
* 1999: Emmy für ''Jeanne d’Arc – Die Frau des Jahrtausends'' (Bester Nebendarsteller in einem Fernsehmehrteiler oder -film)
* 2002: Darstellerpreis des Cherbourg-Octeville Festival of Irish & British Film für ''Bis zum letzten Vorhang''
* 2002: Telegatto (Fernseh-Spezialpreis)
* 2003: Ehrenoscar für sein Lebenswerk
* 2004: Irish Film and Television Award für ''Troja'' (Bester Nebendarsteller in einem Kino- oder Fernsehfilm)
* 2006: Ehrenpreis für das Lebenswerk der Las Vegas Film Critics Society
* 2009: Irish Film and Television Award für ''Die Tudors'' (Bester Nebendarsteller – Fernsehen)
* 2009: New Zealand Film and TV Award für ''Dean Spanley'' (Bester Nebendarsteller – Spielfilm)
'''Nominierungen'''
* 1963: Golden-Globe-Nominierung für ''Lawrence von Arabien'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 1963: Oscar-Nominierung für ''Lawrence von Arabien'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1963: 4. Platz bei dne Laurel Awards für ''Lawrence von Arabien'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 1964: 2. Platz bei den New York Film Critics Circle Awards für ''Becket'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1965: Oscar-Nominierung für ''Becket'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1965: 4. Platz bei den Laurel Awards für ''Becket'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 1965: Nominierung für den British Film Academy Award für ''Becket'' (Bester britischer Darsteller)
* 1968: 3. Platz bei den New York Film Critics Circle Awards für ''Der Löwe im Winter'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1969: Oscar-Nominierung für ''Der Löwe im Winter'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1970: Oscar-Nominierung für ''Goodbye, Mr. Chips'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1973: Golden-Globe-Nominierung für ''Der Mann von La Mancha'' (Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical)
* 1973: Oscar-Nominierung für ''The Ruling Class'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1980: 2. Platz bei den New York Film Critics Circle Awards für ''Der lange Tod des Stuntman Cameron'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1981: Golden-Globe-Nominierung für ''Der lange Tod des Stuntman Cameron'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 1981: Oscar-Nominierung für ''Der lange Tod des Stuntman Cameron'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1981: Emmy-Nominierung für ''Masada'' (Bester Hauptdarsteller in einer limitierten Serie oder Special)
* 1982: Golden-Globe-Nominierung für ''Masada'' (Bester Hauptdarsteller in einem Fernsehmehrteiler oder -film)
* 1982: 3. Platz bei den New York Film Critics Circle Awards für ''Ein Draufgänger in New York'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1983: 3. Platz bei den National Society of Film Critics Awards für ''Ein Draufgänger in New York'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1983: Golden-Globe-Nominierung für ''Ein Draufgänger in New York'' (Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical)
* 1983: Oscar-Nominierung für ''Ein Draufgänger in New York'' (Bester Hauptdarsteller)
* 1985: Nominierung für die Goldene Himbeere für ''Supergirl'' (Schlechtester Hauptdarsteller)
* 1987: Nominierung für die Goldene Himbeere für ''Club Paradise'' (Schlechtester Nebendarsteller)
* 1989: Nominierung für den British Academy Film Award für ''Der letzte Kaiser'' (Bester Nebendarsteller)
* 2000: Golden-Globe-Nominierung für ''Jeanne d’Arc – Die Frau des Jahrtausends'' (Bester Nebendarsteller in einer Fernsehserie, -mehrteiler oder -film)
* 2003: Emmy-Nominierung für ''Hitler – Aufstieg des Bösen'' (Bester Nebendarsteller in einem Fernsehmehrteiler oder -film)
* 2004: Ehrenpreis für das Lebenswerk des Savannah Film and Video Festival
* 2006: Nominierung für den British Independent Film Award für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2006: Nominierung für den Chicago Film Critics Association Award für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2006: Nominierung für den Dallas-Fort Worth Film Critics Association Award für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2006: Satellite-Award-Nominierung für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller – Komödie/Musical)
* 2007: Nominierung für den Broadcast Film Critics Association Award für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2007: 2. Platz bei den National Society of Film Critics Awards für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2007: Nominierung für den Online Film Critics Society Award für ''Venus'' (Bester Nebendarsteller)
* 2007: Nominierung für den Screen Actors Guild Award für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2007: Golden-Globe-Nominierung für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller – Drama)
* 2007: Nominierung für den British Academy Film Award für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2007: Oscar-Nominierung für ''Venus'' (Bester Hauptdarsteller)
* 2009: Nominierung für den Irish Film and Television Award für ''Dean Spanley'' (Bester Nebendarsteller – Film)
* 2009: Nominierung für die Goldene Nymphe des Festival de Télévision de Monte-Carlo für ''Die Tudors'' (Bester Darsteller in einer Drama-Fernsehserie)
* 2009: Nominierung für den London Critics Circle Film Award für ''Dean Spanley'' (Bester Nebendarsteller)