Rammstein (ursprünglich „Rammstein Flugschau“) ist eine deutsche Rockband, die 1994 in Berlin gegründet wurde und musikalisch zur Neuen Deutschen Härte gezählt wird. Ihr Kennzeichen ist ein als „brachial“ beschriebener Musikstil, den die Bandmitglieder zu Beginn ihrer Karriere selbst als „Tanzmetall“ bezeichneten. Rammstein ist international berühmt für den intensiven Einsatz von pyrotechnischen Elementen während ihrer Live-Shows.
Im Zusammenhang mit stark polarisierenden Musikvideos, Liedtexten und Albumcovern zählt Rammstein in der heimischen öffentlichen Wahrnehmung zu den kontrovers besprochenen Bands.
Bis Anfang 2018 verkaufte Rammstein international 20 Millionen Tonträger. Die Tourneen der Band sind die weltweit erfolgreichsten Bühnenereignisse einer deutsch singenden Musikgruppe. In der internationalen Wahrnehmung zählt Rammstein deshalb zu den wesentlichen musikalisch-zeitgenössischen „Kulturexporten“ Deutschlands.
Die Vorgeschichte Rammsteins reicht bis in die Zeit vor der Deutschen Wiedervereinigung. Der Schweriner Richard Kruspe, Gitarrist der Band Das elegante Chaos, floh während der Zeit der Wende im Jahr 1989 nach polizeilichen Repressalien über Ungarn und Österreich aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Er war zuvor in Ost-Berlin zufällig in eine Demonstration geraten. Er wurde festgenommen, nach eigenen Aussagen längere Zeit festgehalten, verhört und geschlagen. Kruspe fand in West-Berlin aber nur wenig musikalischen und sozialen Anschluss und kehrte nach dem Mauerfall nach Schwerin zurück. Dort spielte er kurzzeitig in der Band Das Auge Gottes mit. Dank seiner Bekanntschaft zu Till Lindemann, der in der Fun-Punk-Band First Arsch – die Kurzfassung für Erste Autonome Randalierer Schwerins – Schlagzeug spielte, stieg er dort ein und galt nach ersten Bandjahren ohne festen Gitarristen als drittes Mitglied neben Lindemann und Steve E. Mielke Da er gern projektbezogen arbeitete, gründete er parallel mit Gleichgesinnten die Band Orgasm Death Gimmick. Zudem stieg er Ende 1991 als Nachfolger seines späteren Rammstein-Bandkollegens Paul Landers als Gitarrist bei der Band Die Firma ein.
Im Jahr 1993 – jetzt schon wieder in Berlin lebend – hob er mit seinen Mitbewohnern Oliver Riedel, Bassist der Band The Inchtabokatables, und Christoph Schneider, Schlagzeuger bei Die Firma, ein weiteres Bandprojekt aus der Taufe. Dieses bekam zunächst den Namen Tempelprayers. Sie begannen zu dritt zu proben sowie erste Songs im Stil von US-Metal-Bands wie Pantera zu komponieren und holten Till Lindemann als Sänger und Textschreiber dazu. Dabei arbeiteten sie zunächst mit englischsprachigen Texten. Um besser proben zu können, zog Lindemann zumindest zeitweilig nach Berlin.
Sie bewarben sich mit einer ersten Demoaufnahme erfolgreich beim Metrobeat Musikpoll, einer Fach- und damals noch Publikumsveranstaltung, bei der jährlich die 14 originellsten und beliebtesten Berliner Bands ermittelt wurden und die sich bei einem Festival präsentieren durften. Vom Berliner Senat erhielten sie eine Förderung in Form einer professionellen Aufnahmesitzung in einem Tonstudio. Dort nahmen sie am 19. Februar 1994 vier – nun schon deutschsprachige – Lieder (Das alte Leid, Seemann, Weißes Fleisch und Rammstein) auf. Diese Versionen unterschieden sich aber von den gleichnamigen Liedern, die auf Herzeleid, dem späteren Debütalbum der Band, zu hören sind. Die Anregung, auf Deutsch zu singen, kam Lindemann zufolge von den letzten beiden Bandmitgliedern Christian „Flake“ Lorenz und Paul Landers, die zum Zeitpunkt der Bewerbung bei Metrobeat noch nicht zur Band gehörten.
Schneider war bis 1993 auch Schlagzeuger bei Feeling B, dort hatte er mit dem Gitarristen Landers und dem Keyboarder Lorenz zusammengespielt. Landers bekundete von sich aus Interesse an einer Mitarbeit beim neuen Bandprojekt. Er stieg als Rhythmusgitarrist ein – gegen den anfänglichen Widerstand Schneiders, der ihn während der Zeit bei Feeling B als anstrengend empfunden hatte. Kruspe und Lindemann sprachen sich hingegen für Landers aus. Dieser wirkte bereits bei den Studio-Aufnahmen mit.
Die Band suchte noch ein sechstes Mitglied, einen Keyboarder – Wunschkandidat einiger war der alte Feeling-B-Kollege Lorenz. Doch dieser zeigte zuerst Abneigung gegen die neue Band, wie er Jahre später im Zuge eines Interviews mit dem Musiksender MTV offen bekannte:
„Ich kam als Letzter rein, ich wollte mit den Jungs eigentlich nichts zu tun haben. Paul hat mich mal mitgenommen (…). Dann bin ich runtergegangen in den Keller, und da waren fünf Typen, die haben stumpf eine Stunde lang ein Riff gespielt – wie die Doofen, in einer Höllenlautstärke, dass mir alles wehgetan hat.“
Er erklärte sich später aber zur Zusammenarbeit bereit. Dass gerade Flakes anfänglich sehr kritische Haltung für ihn als sechstes Mitglied sprach, wird durch die Äußerungen untermauert, die Paul Landers über seinen alten Bandkollegen in einem Interview mit dem Musiksender Viva machte:
„Den haben wir mühselig überreden müssen, der wollte bei Rammstein nicht mitspielen, weil es ihm zu doof war, zu stumpf, zu langweilig, zu streng. Wir wussten aber, dass wir a) einen Keyboarder brauchen und b) einen Menschen, der so ein bisschen dagegenhält. Wenn Rammstein Gulasch ist, dann musst du ein Löffelchen Zucker reinmachen, damit der Gulasch gut schmeckt.“
Zunächst spielte Rammstein auf Konzerten mit wenig Publikum und in Clubs. Der erste Auftritt fand am 14. April 1994 in der für ihr alternatives Programm bekannten Leipziger Kultureinrichtung naTo vor 15 Besuchern statt. Die Gruppe trat als Vorband der Combo Golden Acker Rhythm Kings auf, in der der drei Jahre ältere Bruder von Keyboarder Flake Lorenz sang. Ein weiteres frühes Konzert fand am 28. Mai 1994 auf einem Open-Air des studentischen bc-Club im thüringischen Ilmenau statt, einem Club, in dem Landers, Lorenz und Schneider schon mit ihrer alten Band Feeling B gespielt hatten und in dem in der Wendezeit DDR-Bands wie Freygang, Sandow und Die Skeptiker regelmäßig zu Gast waren.
Am 1. April 1994 hatte die Zusammenarbeit der Musiker mit Manager Emanuel Fialik und dessen Unternehmen Pilgrim Management begonnen. Fialik stellte die Band Ende des Jahres 1994 der Plattenfirma Motor Music vor. Motor nahm die Band am 4. Januar 1995 unter Vertrag.
Die Zusammenarbeit mit Fialik hat die Band knapp 17 Jahre aufrechterhalten. Im Booklet des 2009er Albums Liebe ist für alle da war Pilgrim noch als Management genannt, im 2011er Best-of-Album Made in Germany stattdessen die Rammstein GbR der sechs Bandmitglieder. Zu den Gründen der Trennung ist nichts Offizielles bekannt. Einem Artikel der Berliner Morgenpost aus dem Oktober 2013 zufolge hat Fialik seinen damaligen Beruf als Musikmanager an den Nagel gehängt. Unter anderem ist er zurzeit als Fußball-Jugendtrainer in einem Berliner Sportverein aktiv.
Von Anfang an legten die Musiker innerhalb der Band Wert auf demokratische Entscheidungsprozesse, in der die Stimme eines jeden Mitglieds gleich schwer wiegt. Dies führte und führt bis heute dazu, dass neue Projekte einen vergleichsweise langen zeitlichen Vorlauf benötigen, da es nach Aussagen der Band nur selten einstimmige Haltungen gibt.
Am 2. Dezember 2011 erschienen ein Best-of-Album sowie eine DVD mit dem Titel Made in Germany 1995–2011. Beide enthielten einen neuen Song – Mein Land – sowie im Zusammenhang mit der DVD die von der Band produzierten offiziellen Videos zu den enthaltenen Songs und für jedes Video ein Making-of.
Ausnahme: Das Video zum Lied Pussy, das sich auf der CD Liebe ist für alle da befunden hatte, ist auf der DVD lediglich in einer geblurrten – also mithilfe von Weichzeichnern zensierten – Version enthalten. Das Originalvideo – die Band ging für den Dreh unter der Regie von Jonas Åkerlund in ein Bordell in Berlin-Charlottenburg und mimte mithilfe professioneller männlicher und weiblicher Pornodarsteller Sex in unterschiedlichster Form – war lediglich auf Pornokanälen abrufbar. Es wurde darum indiziert (siehe Kapitel Kontroversen). Außerdem wurden für die CD und DVD alle alten Songs neu gemischt. Schon am 11. November erschien die Single zum vorgenannten Song Mein Land, die mit Vergiss uns nicht noch einen weiteren neuen Song enthielt. Für das Video zu Mein Land gewann die Band den Loudwire Music Award für das Beste Musikvideo des Jahres 2011. Für die Regie zum Video zeichnete, wie bei Pussy der Schwede Jonas Åkerlund verantwortlich. Ebenfalls bereits Anfang November 2011 begann die Band die Made in Germany Tour. Bis Jahresende spielten sie 26 Konzerte in zehn Ländern. 2012 folgten zahlreiche weitere Auftritte, von denen 21 in Nordamerika stattfanden. Die gesamte Tour umfasste nach Bandangaben 99 Gigs in Europa und Nordamerika. Am 22. März 2012 wurde die Band in zwei Kategorien mit dem deutschen Echo ausgezeichnet. Die Musiker spielten bei der Verleihungsshow – in Abwesenheit Till Lindemanns – gemeinsam mit ihrem Laudator Marilyn Manson den Manson-Song The Beautiful People.
Das Jahr 2013 war geprägt durch erneute Touraktivitäten. Die Band gab 31 Konzerte und war bei vielen Festivals dabei, darunter beim Hurricane Festival in Norddeutschland, beim Schweizer Greenfield Festival und beim Download-Festival in Donington. Beim Wacken Open Air, bei dem Rammstein ebenfalls zum Line-up zählten, trat Heino am 1. August als Überraschungsgast auf und spielte gemeinsam mit Rammstein den Song Sonne.
Für Lars von Triers Drama Nymphomaniac aus dem Jahr 2013 steuerte die Band ihren Song Führe mich bei, der allerdings schon auf dem Album Liebe ist für alle da als Bonus-Track erhalten war. An manchen Passagen des Songs singt Till Lindemann das Wort Nymphomaniac.
Im November 2014 bestätigte der Gitarrist Kruspe in einem Interview, dass die Band sich zurzeit in einer Kreativpause befinde. Gründe dafür seien Kruspes Bandprojekt Emigrate und Till Lindemanns Projekt Lindemann. In der Band habe man sich darauf geeinigt, auf die Bedürfnisse eines einzelnen Bandmitgliedes einzugehen, um den Zusammenhalt zu bewahren. Die Pause dauere bis voraussichtlich September 2015. In der Zwischenzeit veröffentlichte Keyboarder Flake am 16. März 2015 seine Biografie Der Tastenficker – An was ich mich so erinnern kann beim Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag.
Am 17. Juni 2015, einen Tag vor Erscheinen von Lindemanns Solo-Album Skills in Pills, erschien ein Artikel, in dem Peter Tägtgren, der Teil des musikalischen Projekts Lindemann ist, zitiert wird, dass Lindemann im September desselben Jahres zu Rammstein zurückkehren will, um an einem neuen Album zu arbeiten. Im Juni 2015 bestätigte auch Lindemann, dass man sich ab September 2015 in der Vorproduktion eines neuen Albums befinden will.
Am 25. September 2015 wurde weltweit eine DVD und Blu-Ray mit dem Titel Rammstein in Amerika veröffentlicht, welche die Konzertaufnahmen des 2010er Konzertes im Madison Square Garden in New York, eine Dokumentation über den Erfolg der Band in Amerika sowie ein Making-of-Video zu dem Album Liebe ist für alle da enthält. Einen Monat nach Veröffentlichung erlangte die DVD am 27. Oktober 2015 in Deutschland Platinstatus. Anlässlich des 21-jährigen Bestehens der Band veröffentlichte Rammstein zudem am 18. Dezember 2015 unter dem Titel Klavier eine Notenbuch-CD-Edition. Enthalten waren 13 für klassisches Klavier bzw. Gesang bearbeitete Lieder aus den sechs bis dahin erschienenen Studioalben. Für die Albumproduktion zeichneten Rammstein-Gitarrist Paul Landers sowie Sven Helbig verantwortlich, der Pianist Clemens Pötzsch spielte die neu arrangierten Instrumentalstücke ein.
Bereits am 8. Oktober 2015 hatte die Gruppe auf ihrer Website ein Bild mit dem Titel „Es geht weiter“ veröffentlicht, auf dem ein Teil der Bandmitglieder in einem Probenraum zu sehen sind. Am 21. Oktober wurde zudem bekannt, dass Rammstein im folgenden Jahr als Headliner einiger großer Musikfestivals, darunter Download (Großbritannien), Rock in Vienna (Österreich), Rock Werchter (Belgien) sowie Hurricane, Highfield und Southside (Deutschland) fungieren wird. Bei dem Wiener Festival kam es am 3. Juni 2016 während des Gigs zu einem Stromausfall, sodass die Musiker eine Akustikvariante des Songs Ohne dich spielten. Insgesamt absolvierte die Band 2016 zwischen Ende Mai und der zweiten Septemberwoche 26 Konzerte in Deutschland, Europa und Lateinamerika.
Im Gespräch mit dem Fachmagazin musicnstuff.de berichtete der Schlagzeuger Christoph Schneider im Juli 2016, die Band arbeite seit einem „halben oder Dreivierteljahr“ an neuen Songs und sei auch schon im Studio gewesen (siehe auch Kapitel Albumproduktion). Die Gruppe habe Lust gehabt, den üblichen Zyklus zu durchbrechen und auch ohne fertiges neues Album mitten im Songwritingprozess live zu spielen. Die Arbeit am Album solle nach Ende der Festivaltour 2016 fortgesetzt werden.
Am 22. November 2016 kündigten die Musiker auf ihrer Webseite für 2017 die Fortsetzung der Festivaltour an und veröffentlichten erste Termine für Europa und für je ein Konzert in Kanada und in den USA. Drei weitere US-Termine wurden am 24. März 2017 ergänzt. Insgesamt plante die Band zwischen dem 20. Mai und dem 13. Juli 18 Konzerte in elf Ländern, von denen sie 17 gab. Ein für den 2. Juni geplanter Auftritt bei Rock am Ring fand aufgrund einer am Ende unbestätigten Terrorwarnung nicht statt und konnte als einziger der betroffenen Gigs am Folgetag nicht nachgeholt werden. Dies begründete die Band mit dem hohen Auf- und Abbauaufwand, ein Nachholen hätte den für den 4. Juni geplanten Auftritt beim Schwesterfestival Rock im Park gefährdet. Zum Tourplan 2017 gehörte auch eine Neuauflage des 2005er Auftritts beim südfranzösischen Festival de Nîmes im römischen Amphitheater der Stadt, bei dem seinerzeit der Konzertmitschnitt der DVD-Produktion Völkerball entstanden war und den die Band als außergewöhnlichen Auftrittsort bezeichnet hatte. Das für den 11. Juli 2017 annoncierte Konzert war binnen Stunden ausverkauft; ein darum anberaumter Zusatztermin am 12. Juli ebenso, sodass die Band am 13. Juli zum Tourabschluss ein drittes Mal vor etwa 10.000 Besuchern in der erneut ausverkauften Arena spielte.
Bereits im Frühjahr 2017 hatte die Gruppe den Konzertfilm Rammstein: Paris veröffentlicht. Die Bilder für die Produktion wurden im März 2012 im Zuge von zwei Rammstein-Auftritten und einer Generalprobe im damaligen Palais Omnisports de Paris-Bercy gedreht. Filmpremiere war am 16. März in der Volksbühne Berlin. Die 90-minütige Kinofassung umfasst 16 Songs aus einem gut zweistündigen Programm. Regie führte der Schwede Jonas Åkerlund, der bereits für die Rammstein-Videos Mann gegen Mann, Pussy, Ich tu dir weh und Mein Land verantwortlich zeichnete. Bei den Dreharbeiten wurden Åkerlund zufolge pro Konzert 30 Kameras eingesetzt, bei der Generalprobe weitere zehn – insgesamt gab es 70 verschiedene Kamerapositionen. Der Schnitt habe zwei Jahre gedauert. Die Veröffentlichung wurde Åkerlunds Aussage nach zugunsten der 2015 erschienenen Dokumentation Rammstein in Amerika zurückgestellt. Der Film wurde am 23., 24. und 29. März in rund 1200 Lichtspielhäusern in 46 Ländern gezeigt. In Deutschland lief er in 348 Kinos, 90.000 Besucher sahen ihn an den ersten beiden Tagen, was in jener Woche Platz 2 der Kinocharts bedeutete. Ursprünglich hatten mehrere Kinoplattformen den Konzertfilm schon für die dritte Novemberwoche 2016 angekündigt. Dieser Termin wurde aber ohne Angabe von Gründen kurzfristig abgesagt. Ein 22 Songs umfassender Director’s Cut auf DVD bzw. Blu-ray kam am 19. Mai auf den Markt, am 26. Mai erreichte die zeitgleich veröffentlichte gleichnamige Live-CD Platz eins in den deutschen Albumcharts. Am 26. Oktober 2017 wurde der Film Rammstein: Paris im Roundhouse im Londoner Stadtbezirk Camden in der Kategorie Best live concert mit dem UK Music Video Award 2017 prämiert. Dieser würdigt besonders kreative, innovative oder technisch hochwertige Musikfilm- und Musikvideoproduktionen.
Bereits am 8. September 2017 wurde die Band im Berliner Tempodrom mit dem 2016 ins Leben gerufenen nationalen Preis für Popkultur ausgezeichnet. Sie erhielt ihn in der Kategorie „Beeindruckendste Live-Show“.
Am 15. März 2018 wurde die Band in Berlin mit dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA in der Kategorie Komposition Rock/Metal ausgezeichnet. Stellvertretend für die Band wurde er von Thomas Jensen, Mitbegründer des Wacken-Open-Air-Festivals entgegengenommen.
Am 2. November 2018 kündigte die Band für 2019 die erste Stadiontour der Bandgeschichte an. Geplant waren 27 Konzerte in 16 Ländern, darunter auch Auftritte in sieben deutschen Städten. Der offizielle Vorverkauf startete am 8. November. Die Deutschlandtermine und mehrere Auslandskonzerte waren binnen vier Stunden ausverkauft, sodass am selben Tag drei Zusatztermine in Paris, Wien und München verkündet wurden. Letzterer war noch am selben Tag ebenfalls ausverkauft.
Am Vorabend ihres 25-jährigen Bandbestehens – offizielles Gründungsdatum Rammsteins ist der 1. Januar 1994 – gaben die Musiker ein Silvesterkonzert am Strand des Pazifik-Seebads Puerto Vallarta. Das Set war eine geringfügig modifizierte Version ihrer 2016/2017er Festivaltour. Ein zweiter Auftritt schloss sich am 2. Januar 2019 an. Insgesamt verfolgten etwa 10.000 Zuschauer die Gigs.
Rammstein gilt als wichtiger Vertreter der Neuen Deutschen Härte. Dabei spannt die Musik einen Bogen über verwandte Stilrichtungen wie Hard Rock und Alternative Metal, aber auch Technoelemente (beispielsweise auf dem Album Sehnsucht). Eine genaue Klassifizierung wird dadurch erschwert, dass sich die Musik der Band im Laufe der Zeit gewandelt hat und auf den jüngeren Alben auch Einflüsse weiterer Musikstile und exotische Instrumente zu hören sind. So weist das Lied Te Quiero Puta! vom Album Rosenrot Einflüsse lateinamerikanischer Musik auf.
Für mehrere Rammstein-Songs verwendeten die Musiker nach eigenen Aussagen Teile von Liedern der Bands, denen einige von ihnen zuvor angehört hatten. So stammt das Grundgerüst für das Lied Herzeleid Landers zufolge von John – einem Werk der Band Die Magdalene Keibel Combo. Die Formation war ein Nebenprojekt von Landers und Flake während ihrer Feeling-B-Zeit. Teile des Songs Sehnsucht brachte hingegen Kruspe von seiner früheren Band Orgasm Death Gimmick mit. Eine weitere musikalische Anleihe aus dem Repertoire der Keibel-Combo sind Teile des Liedes „Klaus Kinski“. Diese finden sich – zwar deutlich modifiziert, aber dennoch unverkennbar – in Heirate mich wieder.
Inspiration durch andere Bands wie die slowenische Gruppe Laibach, die Symbole der politischen Rechten zitiert und so provoziert und deren Musikstil ebenfalls verschiedene Genres vereint, oder die Rockband Oomph! werden Rammstein gern nachgesagt. Einen wirklichen Zusammenhang mit Laibach – außer der Ähnlichkeit im Gesangsstil, die Flake Lorenz in einem Viva-Interview 1997 einräumt – sehen die Bandmitglieder allerdings nicht. Im selben Interview sagte Richard Kruspe:
„Für mich ist Laibach eine sehr sehr intellektuelle Geschichte. Rammstein ist für mich wesentlich emotionaler – am Anfang. Und ich kann mit diesem Intellekt, den Laibach benutzt, nichts anfangen.“
Anders als viele Gruppen aus dem Berlin der frühen 1990er Jahre wollte Rammstein nach eigener Aussage keine US-amerikanischen und englischen Bands imitieren. Flake Lorenz sagte dazu in einem Interview:
„Den Stil haben wir gefunden, indem wir alle genau wussten, was wir nicht wollen. Und wir wollten genau nicht amerikanische Funkymusik machen oder Punk eben oder irgend so was, was wir gar nicht können. Wir haben gemerkt, dass wir nur diese Musik können, die wir auch spielen. Und die ist halt mal sehr einfach, stumpf, monoton.“
Dieser Anspruch ergab sich offenbar aber auch erst durch die Komplettierung der zu Beginn noch vierköpfigen Band. So berichtet es zumindest der Journalist Peter Richter, häufiger Interviewer bei Making-of-Produktionen und -Dokumentationen der Band, im Jahr 2011 in einem Artikel für Universal Music. Er schrieb:
„Sturer, auf die Eins geklopfter Viervierteltakt. (…) Wenn die Deutschen zum Mitklatschen animiert werden, von einem Schlagersänger zum Beispiel, werden sie, egal wie der Rhythmus eigentlich ist, nach (…) einer halben Minute in dieses Schema einfallen, in ein Marschieren mit den Handflächen.(…) Was Rammstein letztlich zu Rammstein macht – und was Rammstein gleichzeitig auch immer (…) vorgeworfen wird – das ist (…) die Einsicht, dass Deutsche zwar Salsa-Unterricht nehmen können, (…) es wird bei ihnen trotzdem immer eckig aussehen(…). Aber zu dieser Einsicht mussten auch sie (die Rammstein-Musiker) sich offensichtlich erst gegenseitig ermutigen. Als Paul Landers dazustieß, sagt er, habe das, was einmal Rammstein werden sollte, immer noch stark nach Pantera geklungen.“
Sämtliche musikalischen Entscheidungen werden in der Band demokratisch nach Mehrheitsvotum entschieden, was nach Auskünften der Musiker immer wieder zu langwierigen zähen Diskussionen führt, sich aber auch prägend auf den Stil der Band auswirkt. So sagte Drummer Christoph Schneider im Making of zum 2009er Album Liebe ist für alle da:
„Wenn Rammstein einfach zu sechst zusammen sind, entsteht so eine Art Tier, so ein Geschöpf, was wie eine Glocke über den einzelnen hängt. Also, es braucht nur einer nicht dabei sein, dann ist dieses Tier weg. Und – ich kann dir nicht erklären, wo die herkommt, und wie die entsteht, das ist die Rammstein-Energie, die sicherlich schon viel Positives hervorgebracht hat, aber auch ganz schön auf dem Gemüt liegen kann.“
Ihren Musikstil bezeichnen die Bandmitglieder Rammsteins als „Tanzmetall“. Charakteristisch für die Musik der Band sind Gitarrenriffs, die von verzerrten E-Gitarren gespielt werden, und einfache Schlagzeugrhythmen. Häufig sind die Stücke auf einfachen, durchgehenden Mustern aufgebaut. Von klassischen Heavy-Metal-Bands, wie etwa Iron Maiden, unterscheidet sich Rammsteins Musik durch den massiven Einsatz von elektronischen Klängen – wie beispielsweise elektronisch simulierten Klavier- oder Geigenstimmen bei ruhigen Balladen, oder Technosounds –, sowie durch den selteneren Einsatz von Schlagzeugbreaks. Auch kommen Gitarren- und Keyboardsoli zwar vor, sind aber seltener und in der Regel einfacher gehalten.
Vergleichbar ist ihre Musik zum Teil mit Marilyn Manson, Dope oder Static-X, bei denen Heavy Metal mit elektronischer Musik und Soundeffekten gemischt wird. Beispiele dafür sind die Klänge, die die Titel Engel (
Die von Richard Kruspe und Paul Landers gespielten Gitarrenriffs zeichnen sich meist durch einen bestimmten Groove aus, der zu den Betonungen der Viertelschläge des Schlagzeugs (s. o.) passt. Um weitere Betonungen zu erzeugen bzw. diese hervorzuheben, nutzen sie die in der Rockmusik und im Metal weit verbreitete Palm-Muting-Technik. Um einen kraftvolleren Klang zu erreichen, verwenden Kruspe und Landers häufig nur aus Grundton und dazugehöriger Quinte bestehende Akkorde, sogenannte Powerchords (siehe Abbildung rechts). Außerdem sind die Klänge der E-Gitarren meist stark verzerrt. Eine Ausnahme hiervon stellen die Lieder Los vom Album Reise, Reise und Wilder Wein von der Live-CD Live aus Berlin dar, in denen die Stimme der Rhythmusgitarre das ganze Lied hinweg unverzerrt bleibt, obwohl sie sich bei Los musikalisch sonst nur wenig von den Gitarrenspuren unterscheidet, die charakteristisch für Rammsteins Musik sind.
Die beiden Gitarristen spielen das Riff eines Songs meistens gleichzeitig, allerdings in zwei unterschiedlichen Oktaven. 2008 sagte Paul Landers im Interview mit der Berliner Firma Native Instruments, Richard Kruspe spiele im mittleren Oktavbereich, er selbst im tiefen. Zudem erläuterte er, dass beide von Anfang an unterschiedliche Gitarrenmarken mit unterschiedlichen Verstärkertechnologien kombinierten. Kruspe arbeite mit ESP-Gitarren und Röhrenverstärkern, namentlich Rectifier vom Hersteller Mesa/Boogie. Er hingegen spielte zunächst Gitarren von Music Man, mittlerweile aber eine Gibson Les Paul, die er zeitweise zusammen mit digitalen Emulationen einsetzte. Mittlerweile verwendet er jedoch wie zu Beginn seiner Rammstein-Karriere wieder SansAmp-Transistoren des Herstellers Tech 21. Ziel der Kombination aus Röhre und Transistor ist einer Aussage Kruspes zufolge, den Gitarrensound in der Summe voluminös und gleichzeitig konturiert zu gestalten. Auch dies erklärt den weitgehenden Verzicht auf umfangreiche Gitarrensolos.
Die Songs der Band stehen überwiegend im Standard- oder Drop D-Tuning. Auf Reise, Reise, Rosenrot und dem neuen unbetitelten Album dominieren allerdings Songs in der tieferen Drop C-Stimmung, was diesen einen finstereren Klang verleiht.
Gitarrensoli existieren bei Rammstein, sind aber bei Weitem nicht so häufig wie allgemein in anderen Metal-Bands und zudem relativ spartanisch und songdienlich gehalten. Richard Kruspe arbeitet hierbei häufig mit kurzen, sich wiederholenden Motiven, oktavierten Melodielinien und einem Wah Wah-Effekt (in Kombination zu hören auf Mein Herz brennt und Rein Raus). Gelegentlich beinhalten seine Soli auch kreischende Effekte, die er mit seinem Digitech Whammy-Pitch Shifter-Pedal erzeugt (Stein um Stein) oder gezielte Dissonanzen (Spiel Mit Mir, Zerstören).
Obwohl Kruspes Signature-Gitarren mit einem Floyd Rose-Vibratosystem ausgestattet sind, benutzt er dies nur selten und schraubt für Live-Auftritte häufig den Vibratohebel von seiner Gitarre ab.
Die Stimmen des Basses und der Rhythmusgitarre ähneln sich bisweilen sehr. Im Titel Engel beispielsweise erklingt eine Sechzehntel-Figur des Basses, welche dann von den Gitarren aufgegriffen und im Unisono der Instrumente vorgetragen wird (
Das von Christoph Schneider gespielte akustische Schlagzeug bestand zum Zeitpunkt der Albumproduktion von Liebe ist für alle da aus zwei Bassdrums, zwei Hi-Hats, drei Tomtoms und einer Snaredrum sowie zahlreichen Becken. Im Juli 2016 berichtete der Musiker im Interview, sein Grundset bestehe grundsätzlich sogar aus vier Tomtoms.
Das Schlagzeug wurde bei Rammstein von Anbeginn elektronisch beeinflusst. Tomtoms, Bassdrums und seine Snare sind mit sogenannten Triggern ausgestattet, um dem akustischen Klangbild eine elektronische Soundebene beimischen zu können. Die verwendeten Samples – eine Kombination aus fertigen und selbstkreierten Sounds – sorgen Schneider zufolge für die typische Klangcouleur bestimmter Rammstein-Songs, während Druck/Akustik durch das klassische Instrument erzeugt werden.
Etliche Lieder der Band zeichnen sich nicht nur durch die markant-brachialen Gitarrenriffs aus, sondern auch durch den Einsatz von elektronisch erzeugten Grooves, Chören, Streichern und anderen Samples, manchmal auch Schlagzeug-Breakbeats. Für deren Erstellung und Intonierung ist Christian Flake Lorenz verantwortlich, der oft das jeweilige Lied musikalisch eröffnet. Lorenz verwendet nach eigener Aussage ein älteres Keyboardmodell der Marke Roland sowie seit Anbeginn seiner Rammstein-Zugehörigkeit einen Sampler des US-amerikanischen Unternehmens Ensoniq. Beide Instrumente werden so nicht mehr hergestellt, Lorenz lässt diese jedoch für seine Bedürfnisse umbauen und kauft Ersatzgeräte sogar bei eBay.
Bei der Produktion zum Album Reise, Reise verwendete er zum Erstellen der Sequenzen zudem ein Laptop sowie Logic-Software vom US-amerikanischen Unternehmen Apple.
Ein besonderes Kennzeichen der Musik Rammsteins ist Till Lindemanns tiefer, in der Vergangenheit oft von Medien abwertend als „teutonenhaft“ bezeichneter Gesang mit rollendem „R“, das in erster Linie durch Lindemanns tiefe Gesangslage begründet ist (vgl. Bühnendeutsch). So deckt er mit seiner Stimme meist die Stimmlagen des Baritons oder des Basses ab. Er erreicht aber bei einigen Stücken auch die Altlage (wie in Seemann, Klavier oder Stirb nicht vor mir).
Im Verlauf der einzelnen Alben ist jedoch, parallel zu der Entwicklung bei den Textinhalten, ein Wandel in der musikalischen Gestaltung erkennbar. Dominierten auf den ersten beiden Alben vor allem wiederholte, von verzerrten E-Gitarren gespielte Riffs, wodurch ein Höreindruck von „stumpfen unnachgiebigen Gitarrenwänden“ entstand, machen die späteren Werke einen differenzierteren Eindruck. Der Anteil ruhigerer Lieder wie Nebel und Ohne dich erhöhte sich, und auch die nicht zu den Balladen zählenden Titel wirken weniger monoton. Das ist auf neue Spielweisen, einen melodischeren Gesang des Sängers Lindemann und die Einbeziehung anderer Instrumente – wie Akkordeoneinsätze bei Reise, Reise, Panflöten in Wo bist du oder Trompetenklänge im Stil mexikanischer Mariachimusik bei Te Quiero Puta! (
Im Hinblick auf das sich ab 2015 in Produktion befindliche siebte Studioalbum berichtete Drummer Christoph Schneider im Jahr 2016 dem Magazin musicnstuff.de, dass die Band ihre Produktions- und Probenbedingungen deutlich verändert hat. So spielten die Musiker ihre Parts nicht mehr einzeln mit eigenem Verstärker ein – er arbeite komplett mit einem elektronischen Schlagzeug –, um Lautstärke und Stress zu reduzieren:
„Der Vorteil dabei ist – das klingt jetzt vielleicht komisch für Rammstein – dass man in Zimmerlautstärke proben kann. Wir spielen alle über ein Mischpult und über zwei Boxen (…). Das bringt eine gewisse Klarheit in den Sound, man hört das Gesamtbild. Sonst macht sich bei uns jeder eher ein bisschen lauter, und die anderen so, dass man sie gerade noch hört. Jetzt hören sich alle mitten in der Musik, und dadurch wird anders gespielt.“
Die Texte von Rammstein und vor allem deren Vortrag durch den Sänger Till Lindemann sind ein essentielles Element der Musik und prägen die Wahrnehmung durch Fans und eine breitere Öffentlichkeit deutlich. Das liegt unter anderem daran, dass häufig sehr kontroverse, tabuisierte und schambesetzte Themen wie BDSM (Bück dich, Feuerräder und Ich tu dir weh), Homosexualität (Mann gegen Mann und Reise, Reise), Inzest (Spiel mit mir, Laichzeit, Tier und Wiener Blut), sexueller Missbrauch (Wiener Blut, Tier, Hallelujah, Hallomann), Drogen (Kokain und Adios), Nekrophilie (Heirate mich), Sextourismus (Pussy und Ausländer), Pyromanie (Benzin, Feuer frei! und Hilf mir), Kannibalismus (Mein Teil und Eifersucht), Misanthropie (Halt), Voyeurismus (Weit weg), das Spiel mit religiösen Bildern (Asche zu Asche) und Gewalteinwirkung während des Sexualaktes (Wollt ihr das Bett in Flammen sehen?) bzw. eine außergewöhnliche Sichtweise auf diese gewählt werden. Insbesondere die Lieder auf den frühen Alben Herzeleid und Sehnsucht thematisieren Sex und Gewalt. Auf Reise, Reise, Rosenrot und Rammstein werden schließlich verstärkt zwischenmenschliche Beziehungen behandelt, wie beispielsweise im Lied von erstgenanntem Album Ohne dich. In den Liedern Nebel, Wo bist du, Stirb nicht vor mir, Diamant und Tattoo geht es um das Nachtrauern einer ehemaligen Geliebten.
Die Texte lehnen sich zum Teil an bekannte Werke der deutschen Literatur an. So ist das Lied Dalai Lama eine Adaption von Goethes Ballade vom Erlkönig:
„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.“
„Ein Flugzeug liegt im Abendwind – An Bord ist auch ein Mann mit Kind – Sie sitzen sicher[,] sitzen warm – Und gehen so dem Schlaf ins Garn.“
Der Refrain von Haifisch ist durch Bertolt Brechts Moritat von Mackie Messer inspiriert:
„Und der Haifisch, der hat Zähne / Und die trägt er im Gesicht / Und Macheath, der hat ein Messer / Doch das Messer sieht man nicht.“
„Und der Haifisch der hat Tränen / und die laufen vom Gesicht / doch der Haifisch lebt im Wasser / so die Tränen sieht man nicht.“
Das Lied Roter Sand setzt das Sujet der Duellszene aus Theodor Fontanes Effi Briest musikalisch um. Da Texter Till Lindemann sich bisweilen der Chiffrenlyrik bedient, ist stellenweise eine bewusste Doppeldeutigkeit der Texte festzustellen, bei denen viele Passagen gleichermaßen anzüglich wie auch harmlos gedeutet werden können. Außerdem lassen einige Texte zu umstrittenen Themen bewusst offen, ob sie die geschilderten Ansichten propagieren, ironisieren oder neutral schildern wollen. So lässt Lindemann im Text von Bestrafe mich offen, ob er sich auf masochistische Unterwerfung und Impotenz im sexuellen Umfeld oder auf die Unterwerfung und Machtlosigkeit des Menschen im Verhältnis zu Gott bezieht.
„Deine Größe macht mich klein – du darfst mein Bestrafer sein. Deine Größe macht ihn klein – du wirst meine Strafe sein. Der Herrgott nimmt – der Herrgott gibt. Doch gibt er nur dem[,] den er auch liebt.“
Stilistisch sind die Texte von der meist bewusst einfach und plakativ angelegten Verwendung von Wortspielen und Allegorien geprägt. So wird im Titel Du hast mit der Homophonie der Worte „haben“ und „hassen“ in der 2. Person Singular ([ˈhast]) gespielt.
„Du – Du hast – Du hast mich – Du hast mich gefragt – Du hast mich gefragt, und ich hab nichts gesagt.“
Dass bei „Rammstein […] immer Raum für Interpretationen frei[-bleibt]“, ist laut Schlagzeuger Christoph Schneider ein Markenzeichen der Band. Eine solche, auch oft zu Missverständnissen führende Konzeption hänge eng mit dem Aufwachsen in der DDR zusammen:
„Wenn man sich Texte von DDR-Bands ansieht, sieht man, wie gut die teilweise sind, wenn sie ein Thema mit lyrischen Mitteln umschreiben. Diese Vergangenheit ist mit uns eng verbunden.“
Der Text wird meistens in Form der ersten Person wiedergegeben, was der Sänger Till Lindemann mit einer größeren, zusätzlich polarisierenden „Unmittelbarkeit“ begründet. Die regelmäßigen Nachfragen der Öffentlichkeit nach Bedeutung und Hintergründen seiner Songtexte kommentierte Lindemann in einem Interview mit dem Magazin Cicero. Autor Thomas Winkler beschreibt die Szene in seinem Artikel „Der nette Herr Lindemann“ wie folgt:
„Ich soll meine Texte immer analysieren“, sagt Lindemann beim Interview im heimatlichen Berlin, dann hebt sich der gewaltige Brustkorb ein gutes Stück und der große Mann sinkt leise seufzend auf seinem Stuhl in sich zusammen, „aber in Wirklichkeit denke ich gar nicht so viel darüber nach.“
Rammstein-Liedtexte entstehen im Regelfall erst nach dem Musikstück, wie unter anderem der Journalist und Buchautor Peter Richter in einem Bandporträt für das Plattenlabel Universal schrieb:
„Es werden bei Rammstein nämlich nicht Lindemanns morbide Texte vertont, er muss umgedreht zusehen, dass er in seiner Fantasie oder in seinem Archiv etwas findet, das zur dunklen Massivität der Klänge passt. In dem Maße, wie die Musik von Platte zu Platte bombastischer und operettenhafter geworden ist, haben sich zusehends auch die Texte von Parolen zu ausgewachsenen Moritaten erweitert.“
An der Musikkomposition ist Lindemann nach eigenen Aussagen normalerweise wenig oder sogar gar nicht beteiligt. Er sagte bereits Ende der Neunzigerjahre dem Musiksender Viva, er erhalte zum Texten mehrspurige Tracks von seinen Bandkollegen. Im selben Interview äußerte Paul Landers zum Entstehungsprozess von Musik und Texten:
„Till kommt mit einem Text, dieser basiert meistens auf dem Riff, das tragend für das Lied ist. Hartes Riff, harter Text. Weiches Riff, weicher Text.“
Eine Ausnahme dieser Regel ist dem Bassisten Oliver Riedel zufolge das Lied „Feuer und Wasser“ vom 2005er Album „Rosenrot“. Hier habe Lindemann den Text im Probenraum an die Wand geheftet und die Band habe versucht, ein musikalisches Gewand drumherum zu bauen. Ähnlich verhält es sich der Band zufolge auch mit dem Lied Pussy, dessen Text ebenfalls vor der endgültigen Komposition existierte.
Zwischen 1995 und dem Jahr 2019 hat die Band 29 Musikvideos zu 27 Songs gedreht. Einzig zur Single Das Modell (1997) erschien kein Video, obwohl eines produziert wurde. Aufgrund von moralischen Bedenken in Zusammenhang mit dem Tod von Lady Diana wurde es nie veröffentlicht. Zum Lied Rammstein erschien ein Video, jedoch keine Single. Ein Video zu Sehnsucht enthält ausschließlich Szenen der Liveversion von Live aus Berlin. Teile des Videomaterials zu Mein Herz brennt stammen aus den Dreharbeiten mit dem Regisseur Eugenio Recuenco vom Dezember 2011. Die Band war mit dem fertigen Video jedoch nicht zufrieden und drehte im Juni 2012 mit dem Regisseur Zoran Bihac einige Szenen nach, um aus dem bestehenden und nachgedrehten Material ein neues Video zu erstellen.
Jahr | Titel | Regisseur(e) |
---|---|---|
1995 | Du riechst so gut | Emanuel Fialik |
1996 | Seemann | Laszlo Kadar |
1997 | Rammstein | Alexander Herzog, Kai Kniepkamp |
Engel | Hannes Rossacher, Norbert Heitker | |
Du hast | Philipp Stölzl | |
1998 | Du riechst so gut ’98 | Philipp Stölzl |
Stripped | Philipp Stölzl | |
2001 | Sonne | Joern Heitmann |
Links 2 3 4 | Zoran Bihać | |
Ich will | Joern Heitmann | |
2002 | Mutter | Joern Heitmann |
Feuer frei! | Rob Cohen | |
2004 | Mein Teil | Zoran Bihać |
Amerika | Joern Heitmann | |
Ohne dich | Joern Heitmann | |
2005 | Keine Lust | Joern Heitmann |
Benzin | Uwe Flade | |
Rosenrot | Zoran Bihać | |
2006 | Mann gegen Mann | Jonas Åkerlund |
2009 | Pussy | Jonas Åkerlund |
Ich tu dir weh | Jonas Åkerlund | |
2010 | Haifisch | Joern Heitmann |
2011 | Mein Land | Jonas Åkerlund |
2012 | Mein Herz brennt | Zoran Bihać (2 Versionen) Eugenio Recuenco |
2019 | Deutschland | Specter Berlin |
Radio | Joern Heitmann | |
Ausländer | Joern Heitmann |
Rammstein-Konzerte zeichnen sich durch eine minutiös durchchoreografierte Bühnenshow aus. Diese bietet nur wenig bis keinen Spielraum für Improvisation, da die Gruppe bei den Konzerten in erheblichem Maße Pyrotechnik einsetzt. So werden beispielsweise bei dem Song Sonne Feuerfontänen aus sogenannten Flammentöpfen in die Höhe sowie von der oberen Bühnenkonstruktion nach unten geschossen, weitere Feuerbälle treffen vom rechten und linken Bühnenrand kommend in der Mitte aufeinander. Einzelne Bandmitglieder tragen bei dem Lied Feuer frei! Mund-Flammenwerfer (Lycopodiummasken), die Flake zufolge von Sänger Till Lindemann entwickelt wurden. Ferner verwenden sie während des Spielens Rauch- und Funkenwerfer, beim Lied Asche zu Asche entzünden sich die Mikrofonstative der beiden Gitarristen. Bei anderen Liedern wie Ich will oder Ich tu dir weh werden Feuerwerkskörper so verwendet, dass sie nicht nur optische Komponente, sondern auch Teil des Klangbilds sind. Beim Stück Rammstein zündete sich der Sänger Lindemann in den ersten Jahren – geschützt durch einen Asbestmantel, von der Band als „Brennemantel“ bezeichnet – selbst an, später verwendete er stattdessen zwei überdimensionale feuerwerfende klauenartige Metallarme. Bei den jüngeren Darbietungen von Engel trug er auf seinem Rücken eine 50 Kilogramm schwere Flügelkonstruktion aus Stahl, die Feuerstöße abgab. Ab der Festivaltour 2016 wurde dieser Showteil dahingehend verändert, dass Lindemann mitsamt den Flügeln mehrere Meter in die Höhe gezogen wird und dank dieser Aufhängevorrichtung auch die Last der Konstruktion nicht mehr allein tragen muss.
Auch Requisiten wie Mikrofone in Messerform (zu Mein Teil), explodierende Schlagzeuge und Sticks, eine Schaumkanone in Penisform und große Mengen von konfettiähnlichen Papierstreifen, die ins Publikum geblasen werden, finden bzw. fanden bei bestimmten Stücken Verwendung. Einige Bandmitglieder verwenden als Bühnen-Make-up löslichen Kaffee oder aufgelöstes Milchpulver, um die Haut ölverschmiert oder bleich wirken zu lassen. Sänger Till Lindemann verwendete in der Vergangenheit zudem bei vereinzelten Liedern Kunstblut, darunter der Song Mein Teil vom Album Reise, Reise.
Die pyrotechnischen Einlagen und die groteske Überhöhung vieler Effekte, vor allem vom ausgebildeten Pyrotechniker Lindemann, sind für den hohen Bekanntheitsgrad der Band mitverantwortlich, was Lindemann sich dadurch erklärt, dass Rammstein „einfach die härtere David-Copperfield-Show“ sei. Das Rock-Lexikon schreibt dazu:
„Rammstein spielten seit ihrer Gründung 1994 mit dem Feuer: auf der Bühne, wo sie mit deutscher Perfektion die feurigen Gags von Arthur Brown bis Red Hot Chili Peppers nachahmten, und mit ihren Texten und ihrem Gebaren, die den Musikern den Ruf rechter Gesinnung einbrachte.“
Für die Shows der Band war ihre Zusammenarbeit mit dem 2012 verstorbenen Lichtkünstler und Regisseur Gert Hof, der besonders in den ersten Jahren der Band die Bühnen- und Lichtkonzepte ausarbeitete, wichtig. Erstmals übernahm Hof die Lichtgestaltung beim Konzert 100 Jahre Rammstein am 27. September 1996 in der Arena Berlin. Auch im Booklet der 1999 erschienenen DVD Live aus Berlin ist er als verantwortlicher Stage & Lighting Designer aufgeführt. Ab 2001 übernimmt bei den Rammstein-Tourneen auch LeRoy Bennett die Aufgabe des Production/Lighting Designers. Bei der Tour-Produktion zum Album Reise Reise im Jahr 2004 werden Bennett und Hof noch gemeinsam genannt, für das Design des Auftritts im New Yorker Madison Square Garden im Dezember 2010 zeichnet dann bereits alleinig Bennett verantwortlich. Bennett kommt auch in der 2015 erschienenen DVD Rammstein in Amerika im Interview zu Wort.
Richard Kruspe sagte in einem Interview zur Bühnenshow, dass er Spaß daran habe, sich auf der Bühne zu verstellen und zu verkleiden, und die anderen Bandmitglieder schließe er da mit ein. Constanze, die Schwester des Schlagzeugers Schneider, zeichnete zeitweilig für die Bühnenoutfits verantwortlich. Seit einigen Jahren übernehmen dies die Berliner Kostümbildnerin Sophie Onillon und die Textilkünstlerin Bettina Loose.
Als Rammstein noch relativ unbekannt war, hat die Band nach eigenen Aussagen in schlecht besuchten Sälen Flammen erzeugt, indem Paul Landers vor Konzertbeginn im Publikumsbereich heimlich Benzin ausgoss, welches dann von Lindemann zum ersten Lied von der Bühne aus angezündet wurde.
Ein weiteres Showelement ist ein Gummiboot, in dem sich Keyboarder Flake von den Menschenmassen tragen lässt. Anfangs geschah dies nur zum Lied Seemann, zwischenzeitlich – je nach Setlist – auch bei Heirate mich und Stripped, seit der Liebe ist für alle da-Tour beim Lied Haifisch. Zwischenzeitlich, nach einigen schmerzhaften Stürzen, hatte Flake diese Aufgabe an Oliver Riedel und Paul Landers abgetreten, steuert das Gummiboot mittlerweile aber wieder selbst. Bei der Europe-Stadium Tour 2019 wurden die Gummiboote von Flake, Landers, Riedel, Kruspe und teilweise auch von Schneider zwischen den Liedern Engel und Ausländer genutzt.
Die Bühne, die für die Made in Germany Tournee 2011/2012 errichtet wurde, zählte laut Veranstaltungstechnik-Fachmann Thilo Baby Goos, Teil der damals 125-köpfigen Rammstein-Tourcrew, zu den damals größten weltweit. Sie hatte eine Breite von 24 Metern, war 15 Meter hoch und eine reine Stahlkonstruktion. 100 Lautsprecherboxen und insgesamt 50 Tonnen Equipment wurden nach Angaben des Technikers mittels 120 Motoren unter die Hallendecke gezogen. Das Gesamtequipment der Tour umfasste 25 Truckladungen, zwei der Fahrzeuge beinhalteten zwei Kraftwerke mit je einer Leistung von einem Megawatt, um die Stromversorgung sicherzustellen. Goos sagte hierzu dem SZ-Magazin, das diese Tournee begleitete:
„Die Kraftwerke braucht man, damit in den Städten nicht das Licht ausgeht, wenn’s bei Rammstein angeht. Öko ist das nicht. Man muss sich entscheiden: Heiße alte Konzertlampen statt kaltes Licht? Brauchst du Strom.“
In einem Interview mit radioeins bestätigte Keyboarder Flake im Jahr 2016, die Band habe vor der Anschaffung der Kraftwerke bei Konzerten in Barcelona und Tallinn die Stromversorgung des umliegenden Stadtviertels zum Erliegen gebracht.
Im Making of auf der im Mai 2017 erschienenen Konzertfilm-DVD Rammstein: Paris gab Tour- und Produktionsmanager Nicolai Sabottka an, dass eine Show der Made in Germany-Tour 300 Pyroeffekte umfasste. Pro Konzert wurden 80 Kilogramm Lycopodium und 40 Liter Isoparaffin verbraucht.
Der immense Tourneeaufwand, den die Band seit Jahren betreibt, wird von einigen Bandmitgliedern phasenweise kritisch gesehen. So äußerte sich der Gitarrist Richard Kruspe im Zuge des Videodrehs von Ich tu dir weh im Oktober 2009:
„Es gibt nur noch Aufrüsten, es gibt kein Abrüsten bei Rammstein mehr. Das ist ein bisschen schade, manchmal mitunter würde man sich schon freuen, mal eine Show zu machen ohne irgendwas – aber das funktioniert bei Rammstein einfach nicht mehr.“
Sein Gitarren-Kollege Paul Landers bestätigt im selben Making-of-Video den Eindruck:
„Wir sind viel zu over Budget, sagt der Amerikaner.“
2019 bezeichnete Production Designer Leroy Bennett gegenüber der britischen Ausgabe des Magazins Metal Hammer den Gitarristen Paul Landers in puncto Bühnenshow als die „leading creative person“ der Band. Dieser bringe für das Bühnenbild Modelle und Zeichnungen ein, die „oft der Physik trotzen“.
Die Fachpresse sah die Musik der Band anfänglich eher kritisch. So bewertet das Rock-Lexikon von Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos das zweite Album der Band, Sehnsucht folgendermaßen:
„Das zweite Album enthielt wieder Songs voll platter Parolen (‚Bück dich‘, ‚Tier‘, ‚Bestrafe mich‘), untermauert vom rauhen Sound der Band. Rammstein lebte von einer perfekt aufeinander abgestimmten Rhythmusgruppe und krankte an der Unsicherheit, Keyboardklänge adäquat einzubinden.“
Spätere Werke der Band wurden dagegen meist besser aufgenommen. So schrieb Frank Albrecht von der Zeitschrift Rock Hard über das Album Reise, Reise:
„Musikalisch indes gibt’s ein paar kleinere Überraschungen. Am stärksten klingen Rammstein immer noch dann, wenn sie das volle Brett auffahren. Die Breitwand-Riffs, die kalten Rhythmen, die einfachen und gleichzeitig höchst einprägsamen Melodien. Aber sie wagen diesmal auch den Schritt zu sanfteren Klängen, wie etwa bei dem Dreierpack ‚Ohne dich‘, ‚Amour‘ und ‚Los‘. Ein neues Klanggewand, an das man sich aber alsbald gewöhnt hat und das man zu schätzen lernt.“
Der slowenische Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Žižek schrieb in „Zeit online“ am 6. März 2008 u. a.:
„Rammstein unterlaufen die totalitäre Ideologie nicht durch ironische Distanz, sondern durch Konfrontation mit der obszönen Körperlichkeit der ihr zugehörigen Rituale und machen sie damit unschädlich.“
Er meinte zudem, Rammsteins Umgang mit der totalitären Ideologie könne sich mit der sinnlosen Rede der Hitler-Figur Hynkel aus Chaplins Film Der große Diktator messen.
Die Band selbst beschrieb im Jahr 2009 ihre Motive seit der Gründung deutlich vereinfachter, wie folgt:
„Wir haben uns vor 15 Jahren zusammengetan, weil wir monotone, stumpfe Musik machen wollten. Wir haben in einem Keller gestanden und Krach gemacht. Wir haben nie versucht, Erfolg zu haben. Wir machen, was wir gut finden. Immer. Und wenn wir zu sechst zusammen sind, kommen Ideen heraus, die die Allgemeinheit widerlich findet. Wir sind einfach so.“
Viele Texte Lindemanns lassen sich der Romantik zurechnen. In der katholischen Wochenzeitung hinsehen.net wird die Band vom Autor Josef Jung als Gesamtkunstwerk der Romantik zugeordnet.
„Das Dunkle, vor dem man sich eigentlich fürchtet, wird sichtbar besungen und dargestellt. Das Verbotene wird vielleicht sogar verführerisch anmutend verkauft, so wie der Erlkönig in Goethes gleichnamiger Ballade. Der Schrecken und die Romantik werden gleichsam zur mystisch-dunklen Kunst. Rammstein besingt den Spiegel des Grauens, der im Gegensatz zum sprechenden Spiegel im Märchen „Schneewittchen“ nicht sagt, wer die Schönste im Land ist, sondern zeigt wie finster es um einen steht.“
Das SZ-Magazin der Süddeutschen Zeitung widmete Rammstein in der Ausgabe 27/2012 ein ganzes Heft mit Texten von Alexander Gorkow und Fotografien von Andreas Mühe. Autor und Fotograf hatten die sechs Musiker über mehrere Wochen bei ihrer damaligen US- und Kanada-Tournee begleitet. Sie ließen im Epilog der Veröffentlichung mit dem Titel Wer zu Lebzeit gut auf Erden unter anderem verlautbaren:
„Rammstein sind Deutschlands größtes Missverständnis – zugleich sind sie Deutschlands größter Kulturexport.(…) Der Leiter der Seite Drei der Süddeutschen Zeitung, Alexander Gorkow, (…) erinnert sich an ‚viele, viele Stunden mit nachdenklichen, musikalischen und im Kern total aufsässigen Anarchisten‘.“
Analog zu dieser Haltung hat sich die öffentliche Wahrnehmung – besonders die des nationalen Feuilletons – gegenüber der Band in den letzten Jahren zugunsten Rammsteins verändert. So textete Welt.de im Dezember 2010:
„Rammstein ist das Hochamt für deutsche Sprache.“
Zum 20-jährigen Bestehen der Band im Jahr 2014 schrieb das Autorenduo Matthias Mineur und Thorsten Zahn für das Magazin Metal Hammer:
„Rammstein zählen zu den stilprägendsten, innovativsten und erfolgreichsten Bands, die Deutschland jemals hervorgebracht hat.“
Dass die Band bis heute polarisiert, wurde im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Rammstein: Paris im März/Mai 2017 (Kino/DVD) deutlich. Der Jonas-Åkerlund-Film, der im Vergleich zu den bisher eher konventionellen Konzertmitschnitten Live in Berlin, Völkerball und Rammstein in Madison Square Garden extrem schnelle Schnitte und Slowmotion-Einstellungen, dazu einige skurrile Morphing-Effekte aufweist, erzeugte sowohl bei Medienvertretern als auch bei Fans ein geteiltes Echo, auch wenn positive Resonanzen überwogen.
So kritisierte Spiegel-Autor Jens Balzer den Film an sich, aber vor allem die Wahl des Premierenorts – die Volksbühne Berlin, die zu diesem Zeitpunkt gerade den seit 1992 agierenden Intendanten Frank Castorf verabschiedete. Er wertete die Veranstaltung als „Konkurs“ des Hauses, die Premiere dieses Films an der Volksbühne habe alles, wofür dieses Haus einstmals zu stehen schien entwertet. Er schrieb zudem:
„Die Rammstein-Ästhetik ist die Urszene der Das-wird-man-ja-wohl-man-noch-mal-sagen-dürfen-Einstellung, von der die Björn Höckes des Landes bis heute zehren. Rammstein sind die Urszene von Pegida und AfD – und daran ändert auch nichts, dass sie aus Ostberlin und der Punkszene kommen und sich auf Nachfrage als Linke bezeichnen.“
Seine Verlautbarungen lösten im Leserforum des Magazins heftige Diskussionen aus – viele Rezipienten kritisierten die Argumente des Autors, die sie an die Erstkontroverse um die Band Mitte der Neunzigerjahre erinnerte.
Die Gruppe hatte kurz nach ihrer offiziellen Gründung erste Berührungspunkte mit dem Ost-Berliner Theaterhaus. So spielte die damals noch unbekannte Band am 14. Dezember 1994 auf der Großen Bühne des Hauses gemeinsam mit den früheren DDR-Bands Sandow und Santa Clan. Das Konzert fand im Anschluss an eine Vorführung des 1988er DEFA-Dokumentarfilms flüstern & SCHREIEN – Ein Rockreport statt, in dem einige der heutigen Rammstein-Musiker mitwirkten – damals noch als Teil der DDR-Funpunk-Combo Feeling B.
Ein gutes Jahr zuvor war die Ende 1993 auseinandergebrochene Gruppe Feeling B dort erstmals aufgetreten – am 25. September 1993 führten diese in der Volksbühne Berlin eine von mittelalterlicher Musik geprägte Show zu ihrem dritten Album „Die Maske des roten Todes“ auf. Frank Keding, musikalischer Leiter der Berliner Gruppe Bolschewistische Kurkapelle schwarz-rot, die damals bei dem Auftritt mitwirkte, sagte später in einem Interviewbuch über Feeling B zu dem Auftritt:
„Paul und Flake schwebten mit einem martialischen Opening auf die Bühne, eindrucksvoll unterstützt durch Ventilatoren, Nebel und Licht. Damals deutete sich schon an, was in späteren Rammstein-Shows zur Vollendung geführt wurde.“
Im Jahr 1997 wirkte beim Dreh des Videos zu Du hast die Schauspielerin Astrid Meyerfeldt mit, die von 1992 bis 2008 zum Ensemble der Volksbühne Berlin gehörte. Im Making-of zum Video sagte Regisseur Philipp Stölzl:
„(…) In diesem Video ist es ja Astrid Meyerfeldt, ein richtiger Volksbühnen-Star, und da hab ich mich echt gefreut, dass die das überhaupt gemacht hat. Aber das hat natürlich auch damit zu tun gehabt, dass Castorf jahrelang immer Rammstein in seinen Aufführungen hat abspielen lassen, (…) derzeit gab es da eine große Fangemeinde in der Volksbühne.“
Im Jahr 2014 äußerte sich Castorf im Hinblick auf kulturelle Neuausrichtungen in der Stadt gegenüber dem Tagesspiegel:
„Wenn hier jemand Rammstein haben und aus der Volksbühne einen Probenraum machen will, bitte sehr. Das sind die Tagträume eines Musikmanagers. Keiner, der heute solche Entscheidungen trifft, ist noch im Amt, wenn man irgendwann die Folgen seiner Entscheidungen bemerkt. Das ist normal. Ob die Verteidigungsministerin so viel von Militär versteht, weiß man ja auch nicht.“
Der Name „Rammstein“ stammt von Paul Landers, Christoph Schneider und Flake Lorenz. Am 28. August 1988 fand auf der westpfälzischen Ramstein Air Base eine Flugschau statt, an der auch die italienische Kunstflugstaffel Frecce Tricolori teilnahm. Dabei kam es zu einem Flugzeugzusammenstoß, der 70 Menschen das Leben kostete. Rammstein selbst haben sich lange von einem direkten Bezug zwischen ihrem Bandnamen und dem Unglück distanziert. Die damit verbundene Kontroverse ist für den hohen Bekanntheitsgrad der Band teilweise verantwortlich. Tatsächlich entstanden die genannten Erklärungsversuche erst nachträglich. Kurz nach der Gründung trat die zu dieser Zeit unbekannte Band unter dem eindeutigen Namen „Rammstein Flugschau“ auf.
„Bei einer unserer Fahrten mit Feeling B hatten Schneider, Flake und ich schon den neuen Bandnamen. Wir hatten den an die Wand von unserem LO geschrieben: Rammstein Flugschau. Doof, wie wir waren, schrieben wir Rammstein gleich mit zwei M, weil wir nicht wussten, dass der Ort Ramstein nur ein M hat. Wir haben uns erstmal aus Quatsch so genannt, aber der Name blieb kleben wie ein Spitzname, den man nicht gut findet. Wir schafften es nicht mehr, den loszuwerden. Rammstein wollten wir eigentlich nicht heißen, das war uns zu festgelegt. Wir haben noch gesucht: Milch oder Erde oder Mutter, aber der Name war schon durch.“
Aufgrund der mehrdeutigen Texte und des harten Stils wurde der Band in der Anfangszeit seitens der Medien häufig vorgeworfen, rechtsextremen Tendenzen zu folgen. Die Kritik verstärkte sich, nachdem 1998 das Video zum Coversong Stripped – das Original ist von Depeche Mode – erschien, das Filmmaterial der Olympischen Sommerspiele 1936 von Leni Riefenstahl enthielt. Regisseur des Videos war Philipp Stölzl. So kritisierte der damalige Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung Ulf Poschardt auf einem Vortrag im Rahmen der Leni-Riefenstahl-Ausstellung in Potsdam 1999:
„Solche Plattheiten müssen jedoch angesichts der Identitäts- und Nationalitätsdebatten in Deutschland, nach dem rechtsradikalen Terrorismus der letzten Jahre, ziemlich fragwürdig erscheinen. Der politische Kontext, in dem sich Rammstein auf Deutschland bezieht, ist nicht mehr der des Kniefalls Brandts in Warschau, sondern der von brennenden Häusern von Flüchtlingen und Migranten. […] Rammsteins Feedbackschleifen zum völkischen Sumpf der Neuen Rechten berauben ihre Musik jeglichen ‚hedonistischen Potentials‘.“
Trotz der Entfernung verfassungsfeindlicher Symbole aus dem Videomaterial wurde der Band die Verbreitung faschistoiden Gedankenguts und die gedankenlose Idealisierung nationalsozialistischer Ästhetik vorgeworfen. Ein Verbot der Ausstrahlung des Musikvideos für Sendezeiten vor 22 Uhr war die Folge. Till Lindemann erklärte später, man habe mit dieser Provokation eine Grenze überschritten, was er nicht noch einmal tun würde.
Im ZDF/Arte Dokumentarfilm Flake – Mein Leben distanziert sich Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz klar von jeglichem rechten Gedankengut und ärgert sich über die Vorwürfe. Im Jahr 2001 veröffentlichte die Band das Lied Links 2 3 4 als Ausdruck einer linksgerichteten Einstellung. Laut Lorenz habe Rammstein diesen Titel geschrieben, um mit einer klaren politischen Aussage die herrschenden Vorurteile zu entkräften, der Stil der musikalischen Auftritte ließe auf rechtes Gedankengut der Musiker schließen. Wörtlich sagte Lorenz: „Wir marschieren, aber wir sind links, absolut klar bekennend links.“
Auch der Gitarrist Paul Landers äußerte sich dazu:
„Wir sehen die Welt anders als in links und rechts aufgeteilt. Aber für diesen Song bedienen wir uns der schlichten Schwarzweißmetaphern, die Journalisten scheinbar wichtig finden, um uns zu erklären.“
In anderen Interviews verurteilten sie rassistisch motivierte Gewalt. Till Lindemann beklagte im Stern, man ignoriere das Problem und würde nicht genug tun:
„Warum greift man heute nicht härter durch?“
Schlagzeuger Christoph Schneider legte dar, warum sie dennoch nicht an Aktionen wie „Rock gegen Rechts“ teilnehmen:
„Was bringt das? Die Rechten sind da. […] Wir müssen dieses Problem annehmen und endlich akzeptieren, dass es diese Tendenzen in Deutschland gibt. […] Wir müssen mit denen reden, deren Probleme lösen.“
Paul Landers beschrieb Rammstein in einem weiteren Interview als „Kämpfer für linken Patriotismus“. Bezüglich dieser Diskussion um eine politische Ausrichtung wurde die Band Laibach, die Rammstein in einigen Aspekten Pate stand, ähnlich diskutiert.
Martin Büsser warf in der Ausgabe des Magazins Der Rechte Rand vom Januar/Februar 2002 Rammstein und anderen Bands vor, nationalistische Ästhetik zu verwenden, ohne diese in den entsprechenden historischen Zusammenhang zu stellen. Dadurch würde diese Ästhetik als unpolitisch dargestellt und „wieder hoffähig“ gemacht.
Das ebenfalls bisweilen kritisierte, expressiv gerollte „R“ im Gesang Lindemanns hat die Band nach eigener Aussage nicht beabsichtigt. So sagte Till Lindemann diesbezüglich:
„Dabei ist das rollende ‚R‘ noch nicht einmal aus Absicht entstanden. Es kam von selbst, weil du in dieser tiefen Tonlage automatisch so singst. Wir wollten damit um Gottes Willen keine faschistische Attitüde erschaffen. […] Erst später, als wir in Interviews dazu befragt wurden, haben wir uns damit auseinandersetzen müssen.“
Aufgrund des gerollten „R“ werde Rammsteins Musik nur eingeschränkt gespielt, erklärte ein Mitarbeiter des Soldatensenders der Bundeswehr, Radio Andernach, gegenüber dem Magazin Rolling Stone, da „es zu einer verzerrten Darstellung und Wahrnehmung Deutschlands im Ausland“ kommen könne.
Vereinzelt kam es zu Vereinnahmungen der Band von rechtsextremistischer Seite. So meinte das NPD-Parteiorgan Deutsche Stimme im Jahr 2004 in einem Artikel über Reaktionen auf ein Lied der Berliner Elektro-Pop-Band Mia:
„Nach den Erfolgen von Rammstein und den Aussagen des Liedermachers Heinz Rudolf Kunze scheint sich hier also eine weitere prominente Stimme der deutschen Popkultur für ein entspannteres Verhältnis zur eigenen Nation starkzumachen.“
Die FAZ konstatierte im gleichen Jahr nur eine eher provokative Verwendung nationalsozialistischer Ästhetik:
„Ihre Posen waren immer martialisch, für manche proto-faschistisch, auf jeden Fall provokant. Mittlerweile ist klar, daß Sänger Lindemann und die anderen zwar mit dieser Ästhetik hantieren, die als rechts kodiert ist, daß sie aber eher ein Provokationsmagnet sind und ein Lifestylephänomen.“
Der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen stufte die Band in einer 2005 erschienenen Publikation nicht als rechtsextremistisch ein:
„Kritiker werfen der Band vor, auf diese Weise NS-Anleihen gesellschaftsfähig zu machen; als rechtsextremistisch ist die Band allerdings nicht einzustufen.“
Als die Band im März 2019 nach über sieben Jahren wieder neues Material in Form der Single Deutschland veröffentlichte, rückte mit dem Teaser für das dazugehörige Video auch die Extremismusdebatte teilweise wieder in die Öffentlichkeit. Viele Politiker und Mitglieder jüdischer Verbände sahen den Teaser, in dem die Rammstein-Mitglieder in der Kleidung von KZ-Insassen an einem Galgen stehen, als zumindest eine geschmacklose Form von Werbung auf Kosten des Andenkens der Holocaust-Opfer an. Die Sprecherin der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem urteilte differenzierter:
„Yad Vashem kritisiert nicht generell künstlerische Arbeiten, die an Holocaust-Bilder erinnern. Wir glauben, dass eine respektvolle künstlerische Darstellung des Subjekts legitim sein kann, solange es die Erinnerung an den Holocaust keinesfalls beleidigt, herabsetzt oder schändet. Und nicht nur als bloßes Werkzeug dient, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen.“
Nachdem einige Tage später das komplette Video online gestellt wurde, in dem die Szene des Teasers aus dem KZ Mittelbau-Dora lediglich einen Teil des Gesamtwerks ausmacht, wurde es allerdings von zahlreichen Medien positiv und als eine kritische Auseinandersetzung mit der „Gespaltenheit“ (Focus Online) der Deutschen im Verhältnis zur eigenen Geschichte beurteilt; der Teaser wurde von Spiegel Online rückblickend als „Falle“ bezeichnet. Entsprechend fiel auch die Wertung der KZ-Szene aus:
„Bei genauer Beobachtung fällt etwa auf, dass die Band die KZ-Referenz keineswegs zum Zwecke eines bequem integrierbaren Aufregers benutzt. Entscheidend ist, was der Sänger Till Lindemann in diesem Zusammenhang textlich vorträgt: "Deutschland, meine Liebe kann ich Dir nicht geben" – und die Gründe dafür liegen eben unter anderem in der Existenz der Konzentrationslager selbst.“
„Dora-Mittelbau steht sinnbildlich dafür, dass es den Deutschen unmöglich ist, sich selbst bedingungslos zu lieben. Der Holocaust, die Vernichtung von menschlichem Leben durch Arbeit, hat hier auch geografisch mitten unter ihnen stattgefunden. Hier starben zehntausende Häftlinge, während Millionen Deutsche weggesehen haben. Ein solches Deutschland lässt sich unmöglich lieben, selbst wenn man es wollte – und das wird auch im Liedtext deutlich: „Deutschland – meine Liebe/ Kann ich dir nicht geben“, singt Lindemann kurz nach den Szenen in Dora-Mittelbau.“
„So eindeutig wie hier haben sich Rammstein bisher noch nie vom Nationalismus distanziert.“
Die Süddeutsche Zeitung urteilte ähnlich, kritisierte aber dennoch die Auswahl des Ausschnitts für den Teaser:
„Ohne jede Schwierigkeit lässt sich das Video als Rundgang durch die deutsche Verdrängungsgeschichte lesen. Die Tatsache aber, dass sich die Band entschieden hat, für dieses Video mit dem Zentralmotiv deutscher Täter-Opfer-Umkehrung zu werben und sich als deutsche Band die Uniform jüdischer KZ-Insassen überzustreifen, diese Tatsache bleibt. Dafür, dass die Band genau wusste, was sie da tat, spricht, dass sie auch jedes andere Bild für den Teaser hätte verwenden können, sich aber für dieses entschieden hat.“
In die Schlagzeilen geriet Rammstein nach dem Amoklauf an der Columbine High School im Jahr 1999. Die Täter Eric Harris und Dylan Klebold waren erklärte Fans der Band gewesen, was insbesondere in den USA zu einem „Kreuzfeuer der Kritik“ und dem Vorwurf führte, dass die beiden Amokläufer von Rammsteins Gewalt thematisierenden Liedtexten beeinflusst worden seien. Doch auch deutsche Schul- und Jugendbehörden erwogen, einige der Songs auf den Prüfungsindex zu setzen. Daraufhin brachten die Bandmitglieder ihr Mitgefühl mit den Angehörigen der tragischen Ereignisse zum Ausdruck und bekräftigten ihre Abneigung gegen jegliche Form von Gewalt, wiesen aber jegliche Verbindung der schrecklichen Tat mit ihrer Musik scharf zurück.
Weiteres Aufsehen erregte Rammstein mit der Verarbeitung tabuisierter Themen. Die intensive Auseinandersetzung mit Gewalt – sowohl aus der Sicht des Täters als auch des Opfers – führt oft zu heftiger Kritik in den Medien. Mit der Veröffentlichung der Single Mein Teil, die den Fall des als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt gewordenen Armin Meiwes aufgriff, erregte die Band im Oktober 2004 großes Aufsehen. Das zugehörige Musikvideo wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien für Zeiten vor 22 Uhr gesperrt. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) schrieb dazu im Jugendschutzbericht 2/2004, dass das Musikvideo zu Mein Teil geeignet sei, „die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen unter 16 Jahren zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen.“ Der Auftritt zu „Mein Teil“ in Nîmes hingegen wurde von MTV auch schon vor 22 Uhr gespielt.
Im Spätsommer 2009 veröffentlichte die Band das Musikvideo zu Pussy. Das Video wird jedoch nur in einer stark zensierten Version auf Musiksendern ausgestrahlt, unzensiert gibt es das Video nur auf einer Erotikseite und diversen Videoportalen im Internet zu sehen. Grund dafür waren die pornografischen Inhalte des Videos, die die Bandmitglieder beim Geschlechtsverkehr zeigen – allerdings wurden die Bandmitglieder von Schauspielern körpergedoubelt. Die Single stieg als erste Rammstein-Single überhaupt auf Platz 1 der deutschen Charts ein.
Das dazugehörige Album Liebe ist für alle da wurde am 11. November 2009 auf Antrag des Familienministeriums wegen des Liedes Ich tu dir weh und eines Fotos auf dem CD-Booklet indiziert. Letzteres zeigte den Gitarristen Richard Kruspe mit einer Frau auf den Knien, während er mit seiner rechten Hand dazu ausholt, um sie – unter Umständen – auf den Po zu schlagen. Der Band wurde vorgeworfen, in diesem Lied und auf dem dazugehörigen Abbild Gewalt, Sadomasochismus und Unsittlichkeit darzustellen. Das Foto entstand gemeinsam mit etlichen anderen in einem Shooting mit dem spanischen Fotografen Eugenio Recuenco, der später Teile des Rammstein-Videos Mein Herz brennt drehte.
Das Album wurde vom Verwaltungsgericht Köln mit Beschluss vom 31. Mai 2010 und mit Wirkung zum 1. Juni 2010 wieder von der Indizierungsliste gestrichen. Als Begründung wird die aufschiebende Wirkung der Klage gegen die Indizierung genannt. Die Klage selbst wurde im Oktober 2011 bestätigt, wodurch die Listenstreichung beibehalten wurde. Laut Petra Meier, zu diesem Zeitpunkt Vize-Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), die sich in der ARD-Produktion Ab 18 – Musik auf dem Index auch dazu äußerte, wurde laut Gericht die Kunstfreiheit der Band „nicht ausreichend gewürdigt“.
Im April 2016 reichte die Band Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland ein, da aufgrund der Indizierung 85.000 Exemplare des Albums vernichtet bzw. eingelagert werden mussten. Der Schaden wird auf 66.000 € beziffert. Im Oktober 2016 teilten die Anwälte der Band mit, dass man sich mit der BPjM außergerichtlich geeinigt und den Rechtsstreit beigelegt habe.
Schon vor dem Erscheinen von Liebe ist für alle da wurde Rammstein laut der vorgenannten ARD-Produktion des Öfteren der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gemeldet – aber bis zu diesem Album ohne Erfolg. Ein Beispiel für ein umstrittenes, aber am Ende akzeptiertes Werk ist laut diesem Film das Video zum Lied Stripped aus dem Jahr 1998.
Bis heute gilt laut dieser ARD-Produktion nur das Video zu Pussy als jugendgefährdend und ist somit indiziert.
Verschiedene Musiker haben Lieder von Rammstein gecovert. Unter anderem nahm Nina Hagen mit Apocalyptica eine Fassung des Liedes Seemann auf. 2012 wurde der Song Feuer frei! von Sabaton gecovert. 2013 coverte der Volksmusiksänger Heino die Lieder Sonne und Amerika.
Am 8. Januar 2018 wurde die Band vom Berliner Senat für Kultur und Europa mit dem Berliner Denkmalpreis 2017 – in Form der Ferdinand-von-Quast-Medaille – für besondere Verdienste im Bereich des Denkmalschutzes ausgezeichnet. Die Musiker hatten eine 1910 errichtete Industriehalle, das ehemalige Metallwalzwerk des früheren VEB Bergmann-Borsig im Pankower Ortsteil Wilhelmsruh erworben, saniert und als Büro- sowie Lagergebäude für die eigene Bühnentechnik und Merchandisingartikel umbauen lassen.