Ricardo „Richie“ Ray (* 15. Februar 1945 in Brooklyn Borough, New York; eigentlich Ricardo Maldonado Morales) ist ein US-amerikanisch puerto-ricanischer Pianist, Komponist und Bandleader.
Richie Ray ist einer der ersten Salsa-Musiker überhaupt. Mitte der 1960er-Jahre gehörte er noch zu den Impulsgebern des Boogaloo, 1968 vollzog er den Wandel zur Salsa. Salsa y Control ist das erste Lied, das den Begriff Salsa im Titel führte und auch Salsa-Rhythmen beinhaltete (siehe auch: Eddie Palmieri).
Die damalige Band bestand aus Richie Ray selbst am Piano, dem Venezolaner Pedro Rafael Chaparro und Doc Cheatham an den Trompeten, Farnsworth (Bass), Jos „Candido“ Rodríguez (Timbales), Jackie „El Conde“ Dillomis (Conga), Harry „Bongo“ Rodríguez (Bongo) und Bobby Cruz als Sänger. Diese Formation war zu dieser Zeit typisch für die neue Musikrichtung: die alten lateinamerikanischen Orchester wurden als zu behäbig empfunden. Die Bläsersatze wurden drastisch reduziert, meistens auf nur ein einziges (zwei- oder dreifach besetztes) Instrument und mit deutlichem Schwerpunkt auf die Percussion.
Die Biografie von Richie Ray zeichnet den nahtlosen Übergang des Boogaloo zur Salsa nach – sie macht auch deutlich, wieso sich die Salsa als neue Musikrichtung dermaßen schnell und fast gleichzeitig auch an der Karibikküste verbreiten konnte: Venezuela und Kolumbien waren Mitte der 60er-Jahre bereits Hochburgen des Boogaloo, gleichwie New York.
1970 arrangierte Ray den Sinatra-Erfolgshit My Way neu und schrieb ihn ins Spanische zu A mi Manera um. Solche Adaptionen waren nicht ungewöhnlich in dieser Zeit. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität der Lateinamerikaner in den USA. Obwohl das Lied aus heutiger Sicht eher einen kitschigen Eindruck macht, war es damals überaus populär und wurde monatelang in den Radios gespielt.
Richie Rays Meisterwerk aber ist Sonido Bestial (1970). Hier konnte Ray seine Fähigkeiten als Konservatoriums-Pianist voll entfalten: Salsa mit Klassik und Jazz – das hatte es bis dahin noch nicht gegeben und wurde auch in der Nachfolge nicht wieder erreicht. Mitten im Lied spielt Ray hier plötzlich eine Etude (opus 10 nr 12, „Revolution“) von Chopin. Wer sich der „alten Salsa“ der 70er-Jahre nähern möchte, sollte mit diesem Stück beginnen. Es gab später eine ähnliche Version von Ray, in der er klassische Motive in die Klavierimprovisation mit einfließen ließ: Gan Gan y Gon Gon (aus dem Album „1975“).
Des Weiteren machten Richie Ray und Bobby Cruz christliche Salsa-Musik salonfähig. Auch das hatte es bis dahin noch nicht gegeben: Salsa als Verkündigungsmedium christlicher Themen. Das alles überragende Stück ist hier Los Fariseos (1982): Salseros tanzen nach der perkussionierten Geschichte von Barabbas und den Pharisäern.