Riccardo Vincent Cocciante ([koˈtʃante]; * 20. Februar 1946 in Saigon, Französisch-Indochina), auch Richard Cocciante, ist ein italienischer Sänger und Komponist. Als Sänger seit den 1970er-Jahren aktiv, konnte er in Italien große Erfolge feiern und 1991 das Sanremo-Festival gewinnen; ab 1998 machte er sich auch, von Frankreich ausgehend, einen Namen als Musicalkomponist.
Im Alter von elf Jahren zog Cocciante mit seinem italienischen Vater und seiner französischen Mutter nach Rom, wo er seine künstlerische Ausbildung erfuhr. Dennoch blieb er dank seiner Mutter auch der französischen Kultur verbunden, was sein gesamtes Werk mitprägen sollte. Außer in Italien lebte er auch eine Zeit lang in den USA, in Frankreich und zuletzt in Irland. Er debütierte 1972 mit dem Album Mu, einer Art Rockoper. 1973 folgte Poesia und 1974 erlangte Cocciante erstmals breite Bekanntheit mit Anima und vor allem den Singles Bella senz’anima und Quando finisce un amore. Das Album wurde 1976 auch für den englischsprachigen Markt veröffentlicht und die Single When Love Has Gone Away konnte in die Billboard Hot 100 einsteigen. Im selben Jahr wirkte er auch mit seiner Interpretation des Beatles-Songs Michelle auf dem Doppelalbum zum Film All This and World War II mit.
Nach dem nicht weniger erfolgreichen Album L’alba (1975) gelang Cocciante mit dem Lied Margherita (enthalten auf Concerto per Margherita) 1976 der endgültige Durchbruch. Diesen Erfolg konnte er jedoch erst 1980 wieder mit dem Lied (und gleichnamigen Album) Cervo a primavera, geschrieben in Zusammenarbeit mit Mogol, erreichen. Außerdem hatte er sich in der Zwischenzeit auch in Frankreich musikalisch etablieren können. 1982 erschien Cocciante, 1983 das experimentelle Album Sincerità, das auch internationale Aufmerksamkeit erfuhr, und 1985 schließlich Il mare dei papaveri, auf dem er im Lied Questione di feeling mit Mina ein Duett sang. Die ausgedehnte Tournee 1986 fand Eingang in ein doppeltes Livealbum.
Das nächste Studioalbum war La grande avventura 1987, erneut gefolgt von einer Tournee und einem Livealbum. Anschließend zog Cocciante sich eine Weile zurück und verbrachte u. a. Zeit in den USA. 1991 ging er beim Sanremo-Festival ins Rennen und gewann mit dem Lied Se stiamo insieme (Duett mit Sarah Jane Morris). Das Lied fand Eingang in sein nächstes Studioalbum Cocciante, das sein letztes in Zusammenarbeit mit Mogol sein sollte. In den folgenden Jahren veröffentlichte er Alben wie Eventi e mutamenti (1993), Un uomo felice (1994; mit Duetten mit u. a. Mina, Mietta, Cecilia Gasdia und Tosca) und Innamorato (1997) sowie die Kompilation Il mio nome è Riccardo (1994) und das Livealbum Istantanea (1998). Nach vereinzelten Erfolgen in den Niederlanden wurde der Sänger Mitte der 90er-Jahre auch dort durch mehrere erfolgreiche Coverversionen durch Marco Borsato bekannter.
An der Seite von Plácido Domingo, Sarah Brightman und Helmut Lotti nahm Cocciante 1997 an Christmas in Vienna teil, woraus auch das Album Christmas in Vienna V hervorging. 1998 realisierte er seinen Traum, ein Musical zu komponieren: Gemeinsam mit Luc Plamondon entstand Notre Dame de Paris (nach Victor Hugo), das zu einem international vielbeachteten Erfolg wurde. 1999 sang er Lei non vede me für den Film Asterix und Obelix gegen Cäsar; im gleichen Jahr komponierte er auf ausdrücklichen Wunsch des Bürgermeisters Raymond Barre zusammen mit Jean-Jacques Goldman die offizielle Hymne der Stadt Lyon. In der Heimat wurde er derweil mit dem Verdienstorden der Italienischen Republik (Großoffizier) ausgezeichnet. Ende 2002 erschien in Frankreich mit Le Petit Prince sein zweites Musical, basierend auf Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz.
Im Jahr 2005 veröffentlichte Cocciante das viersprachige Album Songs und kündigte ein weiteres Musicalprojekt an, auf der Grundlage von William Shakespeares Romeo und Julia. Giulietta e Romeo wurde schließlich im Kolosseum von Rom uraufgeführt. Am 28. Februar 2006 wurde Riccardo Cocciante im Rahmen des Sanremo-Festivals der Preis der Stadt Sanremo in Anerkennung seines Lebenswerks verliehen. 2013 erschien die Kompilation Sulle labbra e nel pensiero, außerdem betätigte er sich bei der ersten Ausgabe der Castingshow The Voice of Italy als Coach und konnte „seine“ Kandidatin Elhaida Dani zum Sieg führen.