Roland Kaiser (* 10. Mai 1952 in West-Berlin als Ronald Keiler) ist ein deutscher Schlagersänger. Mit über 90 Millionen verkauften Tonträgern gehört er zu den erfolgreichsten Interpreten seines Genres und ist auch für Live-Auftritte mit Band gefragt. Zu den Highlights zählen dabei jährliche Konzerte bei den Dresdner Filmnächten am Elbufer („Kaisermania“), 2013 vor mehr als 30.000 Zuschauern. Als Gast ist er häufig in Fernseh- und Radiosendungen. Er war allein 67-mal in der ZDF-Hitparade und ist somit der Interpret mit den häufigsten Auftritten. Neben seinem Wirken als Sänger ist er auch Autor für andere Künstler, darunter Peter Maffay, Milva, Nana Mouskouri und Karat. 1985 produzierte das ZDF die Show Liebe ist… mit Roland Kaiser als Moderator. Auch als Drehbuch- und Kinderbuchautor (Die Giblinge) ist er tätig.
Roland Kaiser wuchs ab 1952 bei einer Pflegemutter im Nachkriegs-West-Berlin im Bezirk Wedding an der Burgsdorfstraße auf. Seine Adoptivmutter hatte das alleinige Sorgerecht. Die leibliche Mutter von Roland Kaiser wurde mit 16 Jahren schwanger und gab nach der Geburt ihren Sohn zur Adoption frei. Mit 15 Jahren wurde Kaiser Vollwaise weil seine Adoptivmutter 1967 verstarb. Er brach daraufhin die Volksschule ab und begann eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann beim Supermarkt Meyer, woran sich bis 1969 eine Lehre als Automobilkaufmann in einem Autohaus, dessen Werbeabteilung er später leitete, anschloss.
Anfang der 1970er Jahre arbeitete er tagsüber als Telegrammbote bei der Berliner Post und sang abends in West-Berliner Kneipen und auf Hochzeiten. Sein musikalisches Talent enteckten, zu dieser Zeit, die Musikproduzenten Gerd Kämpfe und Thomas Meisel. 1974 veröffentlichte Kaiser seine allererste Single Was ist wohl aus ihr geworden? 1976 hatte er mit der gesungenen Version von Ricky Kings Verde (Frei, das heißt allein) seinen ersten Verkaufserfolg und kam bis auf Platz 14 der deutschen Singlecharts. 1977 folgte mit Sieben Fässer Wein – einer Coverversion des karibischen Traditionals Ba Moin En Ti Bo – eine weitere Single. Mit dieser erreichte er den siebten Platz der deutschen Singlecharts und den kommerziellen Durchbruch als Nachwuchskünstler. Im Juni 1979 erschien mit Schach Matt eine weitere Singleauskopplung aus seinem drittem Studioalbum Etwas von mir. In Deutschland platzierte sich das Lied auf Platz 32 und hielt sich insgesamt 11 Wochen in den Charts. Im März 1980 nahm er mit dem Titel Hier kriegt jeder sein Fett am deutschen Vorausscheid zum Grand Prix Eurovision teil; er erreichte den achten Platz bei zwölf Teilnehmern.
Am 4. Mai 1980 veröffentlichte Kaiser seine bis heute erfolgreichste Single Santa Maria. Das Lied ist eine deutsche Version des ursprünglich auf Italienisch gesungenen Liedes von Oliver Onions. Kaiser schrieb den deutschen Text gemeinsam mit Norbert Hammerschmidt, mit dem er in den folgenden Jahren oft zusammenarbeitete. Seine Version hielt sich fünf Wochen auf Platz eins der deutschen Singlecharts. Beim deutschen Publikum wurde der Titel ein riesiger Erfolg: Insgesamt wurden von dem im Mai 1980 veröffentlichten Stück über 1,2 Millionen Singles bis heute verkauft. Auch in den Niederlanden und in Belgien erreichte die Version von Roland Kaiser im Winter 1980/81 Platz 1 der dortigen Charts. Die Single wurde in Deutschland, Belgien und den Niederlanden je zweifach mit Gold ausgezeichnet.
Auch mit den folgenden Singles Lieb’ mich ein letztes Mal, Dich zu lieben und Manchmal möchte ich schon mit dir, die er 1981 bzw. 1982 veröffentlichte, platzierte sich Kaiser in den Top Ten.
Im Jahr 1986 verließ Kaiser die Sendung Dall-As unter Pfiffen und Buhrufen der Zuschauer. Nachdem Gastgeber Karl Dall ihn auf seine Reserviertheit und sein wortkarges Verhalten angesprochen hatte und sagte: „Na ja, ein guter Sänger muss ja nicht gleichzeitig auch ein guter Verbalakrobat sein!“, sank die Stimmung von Roland Kaiser immer mehr und er erwiderte kurz danach: „Ich hätte eigentlich gar nicht herkommen sollen, weil diese Form von Talkshow mir nicht gefällt.“. Daraufhin war aus dem Publikum mehrfach zu hören: „Dann geh' doch!“, was er dann auch mit einer höflichen Verabschiedung tat.
Zwischen 1995 und 2001 wurde Kaisers Lied Alles, was du willst als Titelsong der RTL-Serie Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen verwendet.
Zur Jahrtausendwende wurde bekannt, dass Roland Kaiser an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leidet. Er trat aber trotzdem weiterhin auf, so veranstaltete er unter anderem an seinem 50. Geburtstag ein Benefizkonzert für Langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare Arbeitsuchende und produzierte die Alben Alles auf Anfang (2001), Pure Lust (2003) und Sexy (2007). Das im Januar 2009 veröffentlichte Album Wir sind Sehnsucht stieg auf Platz 14 der deutschen Albumcharts ein – die höchste Chartplatzierung für Roland Kaiser seit fast 25 Jahren. Im November 2009 veröffentlichte er das erste Weihnachtsalbum seiner Karriere. Ab Januar 2010 gab Kaiser keine Konzerte mehr und zog sich zunächst aus der Öffentlichkeit zurück, wollte aber weiterhin Studioalben aufnehmen und produzieren.
Am 30. Oktober 2010 gab er in der ZDF-Show Willkommen bei Carmen Nebel mit dem Titel Das Fenster zum Hof sein Comeback. Am 16. Juli 2011 begann seine Comeback-Tournee in Rostock. Am 1. Juni 2012 erschien sein neues Album Affären, das mit dem Filmorchester Babelsberg aufgenommen wurde. Das Titellied Affäre widmete er der Stadt Dresden. 2012 trat Kaiser erneut als Stargast in der ZDF-Sendung Willkommen bei Carmen Nebel zugunsten krebskranker Menschen auf.
Am 30. Mai 2014 wurde Kaisers Album Seelenbahnen veröffentlicht, das Goldstatus erzielen konnte. Im August 2015 spielte Roland Kaiser als erster Künstler vier Konzerte in einer Saison bei den Dresdner Filmnächten. Mit über 50.000 Besuchern stellte er einen Besucherrekord auf, zusätzlich wurde das erste Konzert vom MDR übertragen und erreichte 500.000 Zuschauer.
Im Februar 2016 veröffentlichte Roland Kaiser sein Studioalbum Auf den Kopf gestellt, das in der ersten Woche auf Platz 2 der deutschen Albumcharts einstieg. Die Titel Das Beste am Leben und Ein Leben lang trug er erstmals bei der Geburtstagshow von Andrea Berg im Ersten vor.
Seit 2019 arbeitet Kaiser gemeinsam mit Alex Wende, unter anderem produzierte er mit ihm die Vorab-Single Stark aus seinem im März veröffentlichten Album Alles oder Dich. Im selben Jahr präsentierte er mit dem Weihnachtslied Klinget hell ihr Glocken im Adventsfest der 100.000 Lichter ein weiteres Duett mit Maite Kelly nach ihrem erfolgreichen Titel Warum hast du nicht nein gesagt aus dem Jahre 2014. Kaiser und Kelly arbeiteten dafür mit Benny Andersson und Björn Ulvaeus von Abba zusammen, die den Text schrieben. Während der Adventsfestshow verfolgte und kommentierte Ulvaeus live per FaceTime den Auftritt.
Am 7. Februar 2020 moderierte er trotz Kritik an der Vergabe des St. Georgs Ordens an den ägyptischen Präsidenten Al-Sisi den Semperopernball 2020.
In der Tatort-Episode Summ, Summ, Summ aus Münster (ARD) spielte Roland Kaiser im Herbst 2012 den Schlagerstar Roman König. Im Rahmen der Folge stellte Kaiser sein Lied Egoist vor, das auf der Best of – Gold veröffentlicht wurde. Die Erstausstrahlung erfolgte im Frühjahr 2013. Vom Hörfunksender WDR 4 wurden 230 Komparsenstellen für eine Konzertszene verlost, woraufhin über 130.000 Bewerbungen eingingen. Ende August 2019 wurde bekannt, dass Kaiser in Hamburg gemeinsam mit Axel Prahl für die ARD-Tragikomödie Eisland vor der Kamera steht. Er selbst äußerte sich mit folgenden Worten zu seiner zweiten Filmgastrolle: „Ohne etwas zu verraten: Das Drehbuch verlangt, dass Roland Kaiser hier mitspielt.“
Kaiser ist Vorstandsmitglied der Solidarfonds Stiftung NRW. Er erhielt 2011 für sein soziales Engagement den Ehrenpreis der Solidarfonds Stiftung NRW. 2012 wurde ihm außerdem der Kultur-Preis der B.Z. in Berlin verliehen sowie der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Kaiser ist zudem Botschafter des Kinderhospizes Mitteldeutschland e. V. in Tambach-Dietharz sowie der Albert Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, „SchrittMacher“ der Tom Wahlig Stiftung, Botschafter der DSO – Deutsche Stiftung Organtransplantation, der Rudolf Pichlmayr Stiftung sowie der Stiftung AtemWeg. Seit 2015 ist Roland Kaiser auch Botschafter von Kinderlachen e. V.
Für sein Engagement zugunsten sozial benachteiligter Menschen ist Roland Kaiser 2016 mit dem Albert-Schweitzer-Preis der Kinderdörfer und Familienwerke ausgezeichnet worden. Bei der Echoverleihung der Deutschen Phono-Akademie am 7. April 2016 erhielt er aus der Hand des regierenden Bürgermeisters von Berlin Michael Müller den Echo als Würdigung für soziales Engagement.
Seit 2002 ist er Mitglied der SPD, im Wahlkampf 2005 trat er mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder auf. Auch 2013 unterstützte er die SPD im Wahlkampf. Die Laudatio bei der Verleihung der Goldenen Henne für sein Lebenswerk hielt 2014 Frank-Walter Steinmeier.
Am 10. Januar 2015 trat er bei der Anti-Pegida-Demonstration in Dresden auf und sprach sich in einer Rede gegen die Pegida-Demonstrationen aus. Diese Kritik an der Pegida-Bewegung bekräftigte Kaiser 2018 erneut. Mit der Stadt Dresden jedoch könne er sich weiterhin identifizieren.
Am 2. September 2016 unterstützte er die SPD Mecklenburg-Vorpommern mit einem Konzert im Rahmen des Wahlkampfabschlusses zur Landtagswahl 2016 in Warnemünde.
Roland Kaiser nahm an der Bundesversammlung am 12. Februar 2017 zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten teil.
Kaiser war in erster Ehe mit der jetzigen Ehefrau des Schauspielers Michael Lesch verheiratet. Nach dieser Ehe war er von 1990 bis 1995 mit Anja Schüte verheiratet, mit der er einen Sohn hat. Er wohnte viele Jahre in Münster und nach einem zwischenzeitlichen Umzug in den Berliner Ortsteil Zehlendorf wohnt er wieder in Münster. Seit 1996 ist er in dritter Ehe verheiratet und hat aus dieser Ehe zwei Kinder (geboren 1996 und 1999).
Roland Kaiser schreibt seit Beginn seiner Karriere einen Großteil seiner Texte in Eigenverantwortung. Jedoch setzt er seit jeher auf kreative Impulse von außerhalb und arbeitet aus diesem Grund mit Textern wie Norbert Hammerschmidt und Joachim Heider zusammen.
Kaisers Texte behandeln laut eigener Aussage nicht die gefühlsduseligen Klischees der einzig wahren Liebe, sondern die verstörenden Emotionen von Sehnsucht, Sex und Seitensprüngen. Dabei finde sich dem Künstler zufolge ein erotisches Spiel aus Erlebtem und Phantasie in seinen Liedtexten wieder. Darüber hinaus sei Kaiser stets bedacht, immer einen Schritt weiterzugehen, da dies der Aspekt sei, auf den der Mensch hinarbeite. Nach eigenem Verständnis sei die schelmische Freude am leicht Zweideutigen und Frivolen, ohne als solches anzüglich zu sein, ein ständiger Begleiter während des Schreibprozesses. In seinem Buch „Atempause“ betont Kaiser die umfassende Bedeutung der Sexualität, da ihm so wörtlich das Händchenhalten am Strand allein nicht genüge. Folglich betitelt Roland Kaiser seine Musik als Pop-Erotik mit Anfass- und Streicheltexten.
Die offen gepflegte Affinität zur lyrischen Sinnlichkeit sorgt nicht nur im Produktionsstab, sondern auch im Feuilleton vereinzelt für Aufruhr. So habe der Liedtext zum Titel „Manchmal möchte ich schon mit dir“ hohe Wellen geschlagen. Bereits in der ersten Fassung von Joachim Heider als „Liebeslied einer Sommernacht“ wurde diese seitens des Verlagsleiters Thomas Meisel aufgrund angeblicher Eintönigkeit abgelehnt. Die finale Version des Textes konnte hingegen von Kaiser verteidigt werden, da vermeintlich explizite Textpassagen stets Andeutungen blieben und durch Wendepunkte aufgelöst würden. Im Zuge dessen stellte der taz-Redakteur Jan Feddersen fest: „Kaiser ist fast explizit und lotet die Grenzen durch feine Textarbeit aus, um nicht vulgär zu wirken.“ Kaiser selbst sagt, dass seine Texte nicht nur Sex vorschlagen, sondern aktiv dazu auffordern.
Zusammengefasst wurde diese Haltung von der Stern-Autorin Anne Tönnissen, die Kaiser den „Soft-Pornographen des deutschen Schlagers“ taufte.
Aktuell bemängelt Kaiser die angeblich fehlende gesellschaftskritische Komponente des deutschen Schlagers, wobei er sich selbst nicht ausschließt. Roland Kaiser ließ in Anlehnung an Jean-Paul Sartre verlauten, dass Kunst reflektierte Gegenwart sei. Jedoch gelinge es dem deutschen Schlager nicht, im Gegensatz zu Nachkriegsproduktionen, den Zeitgeist einzufangen. Als Reaktion darauf schrieb Kaiser mit dem Rosenstolz-Produzenten Peter Plate den Titel „Liebe kann uns retten“, der zu Toleranz aufrufen soll. Damit möchte Roland Kaiser an die Tradition von Udo Jürgens anknüpfen, der den Leitsatz „Unterhaltung mit Haltung“ als oberste Maxime hervorhob. Im Allgemeinen ist zu beobachten, dass Kaiser in seiner zweiten Karrierehälfte vom Schreiben eigener Texte absieht. Er selbst begründet dies mit dem Versuch, sein zeitgemäßes und facettenreiches Repertoire innovativer zu gestalten.
Die taz kommentierte Kaisers engagierte Position bereits Jahre vor Erscheinen der Single mit der Überschrift „Der Philosoph gefangen im Körper eines Schlagersängers“. Ein Beispiel für Roland Kaisers Bandbreite stellt das 2014 auf dem Album „Seelenbahnen“ erschienene Lied „Ich weiß alles“ dar, das Rammstein-Frontmann Till Lindemann textete.