Shane Patrick Lysaght MacGowan (* 25. Dezember 1957 in Tunbridge Wells, Kent, England) ist ein irischer Musiker, der als Sänger und Songwriter der Londoner Band The Pogues berühmt wurde.
MacGowan kam am Weihnachtstag 1957 in Tunbridge Wells, Kent, England als Sohn irischer Eltern zur Welt. Zunächst wuchs er im irischen Tipperary auf, ehe die Familie 1964 wieder nach Südostengland zog und unter anderem in Brighton und London lebte.
MacGowans Mutter Therese war eine Sängerin und Tänzerin und hatte in Dublin als Model gearbeitet. MacGowans Kindheit wurde so durch irische Volksmusik und Kultur stark beeinflusst. 1971 wurde MacGowan von der Westminster School, einer hochrangigen Schule in London aufgenommen, aber wegen Drogenbesitz im zweiten Jahr wieder ausgeschlossen.
Erstmals stand MacGowan in der Öffentlichkeit, als Jane Modette 1976 bei einem Konzert der englischen Punkband The Clash sein Ohr verletzte. Eine Fotografie des blutüberströmten MacGowan kam mit der Überschrift Cannibalism at Clash Gig („Kannibalismus bei Clash-Auftritt“) in die Medien. Bald darauf gründete MacGowan seine eigene Punkrockband, The Nipple Erectors, später umbenannt in The Nips.
MacGowan besann sich auf seinen irischen Hintergrund, als er die Pogues gründete. Viele seiner Lieder befassen sich mit irischem Nationalismus, irischer Geschichte, den Erfahrungen der Iren in London und in den Vereinigten Staaten und dem allgemeinen Leben in London. MacGowan nannte häufig den irischen Dichter James Clarence Mangan und den Dramatiker Brendan Behan als Einflüsse.
Zwischen 1985 und 1987 schrieb MacGowan mit anderen sein wahrscheinlich bekanntestes Lied, Fairytale of New York, das er gemeinsam mit Kirsty MacColl sang. Nachdem die Pogues ihn wegen unprofessionellen Verhaltens aus der Band geworfen hatten, gründete er eine neue Band, Shane MacGowan and The Popes. 1997 war MacGowan einer der Sänger der Neuaufnahme von Lou Reeds Perfect Day, das von etlichen Künstlern zugunsten notleidender Kinder aufgenommen wurde. Die Single stieg direkt auf Platz 1 in die britischen Charts ein.
2001 und jährlich von 2004 bis 2008 gingen die Pogues mit MacGowan auf Tour, unter anderem als Hauptact beim Guilfest in Großbritannien und beim Azkena Rock Festival in Spanien. 2005 veröffentlichten die Pogues erneut Fairytale of New York, um Geld für die Justice For Kirsty Campaign und Crisis At Christmas zu sammeln. Die Single wurde die erfolgreichste Weihnachtsveröffentlichung 2005 und erreichte den zweiten Platz in den britischen Charts.
2006 wurde MacGowan auf Platz 50 der NME Rock Heroes List gewählt. Er trat häufig mit Pete Doherty, dem Sänger der Babyshambles, auf. Weitere bekannte Freunde sind Johnny Depp, der im Video für That Woman’s Got Me Drinking mitspielte, und der mittlerweile verstorbene Clash-Sänger Joe Strummer, der MacGowan als „einen der besten Autoren des Jahrhunderts“ bezeichnete. Strummer trat gelegentlich mit MacGowan and The Pogues auf (und war kurzzeitig MacGowans Nachfolger als Leadsänger nach dessen Rauswurf).
Seine Schwester Siobhan MacGowan, Journalistin, Schriftstellerin und Songwriterin, veröffentlichte 1998 ihr Album Chariot und ist Autorin des Kinderbuchs Etain’s Dream. Im März 2007 gab MacGowan Hochzeitspläne mit seiner langjährigen Freundin Victoria Mary Clarke bekannt. 2000 benutzte Tim Bradford den Titel Is Shane MacGowan still alive? („Ist Shane MacGowan noch am Leben?“) für ein humoristisches Buch über Irland und die irische Kultur.
MacGowan ist bekannt für seinen Drogenkonsum. Sinéad O’Connor zeigte ihn einmal bei der Londoner Polizei wegen Drogenbesitzes an – in einem Versuch, wie sie sagte, ihn vom weiteren Heroinkonsum abzubringen. Nach seiner ersten Wut äußerte sich MacGowan dankbar dafür. Er behauptet, dieser Zwischenfall hätte ihn tatsächlich vom Heroin fortgebracht.
MacGowan behauptet weiterhin, er sei von einer Tante zu Alkohol und Zigaretten gebracht worden, unter der Bedingung, er würde nie den Teufel verehren. In einem Interview mit dem Daily Mirror anlässlich seines 50. Geburtstags sagte er, dass er schon mit vier Jahren zu trinken begonnen habe. Whiskey habe er erstmals mit zehn Jahren probiert, von da an sei er ein Gewohnheitstrinker gewesen.
Robyn Hitchcock sagte im Februar 2006 in einer BBC-Fernsehsendung: „Ich war einmal im Hope and Anchor“ – einem Londoner Pub, in dem viele Folkpunkbands auftraten. „Die Pogues waren auf der Bühne, der Pub war voll, aber sie hatten noch nicht angefangen. Dann wankte diese Gestalt zur Tür hinein. Ich dachte: Ihr wollt doch diesen Kerl nicht reinlassen? Dann betrat er die Bühne. Es war Shane MacGowan.“
MacGowan ist berüchtigt für seine betrunkenen Auftritte. Am 7. September 2002 erbrach sich MacGowan bei einem Konzert im Olympia Theatre in Dublin über die Fans in der ersten Reihe. Sinéad O'Connor verteidigte MacGowan mit der Erklärung, er sei ein „Engel nahe an seinem Ende, der Hilfe braucht. Er kann längst nicht mehr zu trinken aufhören, seine Krankheit ist nicht mehr heilbar, und so weit ich das beurteilen kann, ist sein Ende nahe.“
Obwohl sein Alkoholismus zu einem vorübergehenden Ende der Beziehung geführt habe, sagte MacGowans Verlobte Victoria Mary Clarke, dass „Shane gern einen trinkt, aber weniger als die Leute glauben. Ich habe ihn lange nicht mehr betrunken erlebt.“
Auch 2009, 2010 und 2011 tourte MacGowan wieder erfolgreich mit den Pogues durch Europa und die Vereinigten Staaten.
Im März 2010 veröffentlichte er unter dem Namen Shane MacGowan and friends eine Coverversion des Songs I put a spell on you von Screamin’ Jay Hawkins als Benefiz-Single für die Erdbebenopfer in Haiti. Die Single ist ausschließlich als Download zu erhalten. Mitgewirkt haben neben MacGowan unter anderem Nick Cave, Bobby Gillespie (Primal Scream), Glen Matlock (Sex Pistols), Chrissie Hynde (The Pretenders), Mick Jones (The Clash), Johnny Depp, sowie die ehemalige Pogues-Bassistin Cait O’Riordan. Gleichzeitig wurde ein Video veröffentlicht.
Im November 2010 gründete MacGowan eine neue Band namens The Shane Gang, mit der er 2011 – zehn Jahre nach dem Erscheinen seines letzten Albums – ein Album unter dem Namen Rakes, Rats, Pricks & Kicks bei Union Square Music veröffentlichte. Seit einem Sturz beim Verlassen eines Studio in Dublin im Sommer 2015, bei dem er sich das Becken brach, ist er auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen. Mitte Januar 2018 wurde ihm der Preis für das Lebenswerk der National Concert Hall in verliehen und anlässlich seines 60. Geburtstages ein Konzert gegeben, bei dem er neben anderen bekannten Musikern wie Sinead O'Connor, Bono und Nick Cave im Rollstuhl auf der Bühne saß. Im November 2018 heiratete er seine langjährige Partnerin, die Journalistin Victoria Mary Clarke.
MacGowan wirkte in dem Alex-Cox-Film Straight to Hell (1987) neben Darstellern wie Dennis Hopper, Jim Jarmusch, Palme-d'Or-Gewinnerin Kathy Burke, Dick Rude, Courtney Love, Joe Strummer und Grace Jones mit.