The Sisterhood war ein Seitenprojekt des Sisters-of-Mercy-Sängers Andrew Eldritch, bei dem er Songs, die er für ein zweites Sisters-of-Mercy-Album komponiert hatte, mit Hilfe von Gastmusikern aufnahm.
Nach der Veröffentlichung des ersten Sisters-of-Mercy-Albums First and Last and Always im März 1985 bereitete die Band sich auf das Nachfolgealbum vor. Eldritch: „Das nächste Sisters-Album sollte 'Left on Mission and Revenge' heißen.“
Sänger Andrew Eldritch betrachtete aber den bisherigen musikalischen Stil der Band als ausgereizt: „Ich wollte immer etwas völlig anderes machen, aber egal was wir taten, es war letztlich doch immer dasselbe.“ „Damals wollte ich herausfinden wie es ist, Songs ohne Rocksongstrukturen und vor allem ohne Gitarrenparts aufzunehmen.“
Zusammen mit Gitarrist Wayne Hussey zog sich Eldritch von August bis September 1985 nach Bramfeld zurück, um neue Songs komponieren. Wayne Hussey: „Ich ging mit Andrew für einen Monat nach Hamburg, wo wir Songs für das zweite Sisters-of-Mercy-Album schreiben wollten, und als wir zurückkamen, waren meine Ideen samt und sonders abgelehnt und Andrews nur sehr rudimentär.“ „Andrew lehnte alle meine Songs ab und ließ mich die ganze Zeit an einem Akkord arbeiten: 'Hier ist mein Song – E-moll!'“
Zurück in England fand sich die Band im Oktober 1985 im Studio zu Probeaufnahmen ein, die musikalischen Gegensätze waren aber unüberbrückbar. Wayne Hussey: „Als es daranging, das zweite Album zu realisieren, sagte Andrew 'Ich werde keinen einzigen deiner Songs singen.'“
Eldritch: „Dann meinten sie 'Na gut, was für neue Songs sollen wir denn dann spielen?' Und ich sagte 'Wie ist es damit, damit und damit?' und leider hatte schon das erste 'damit' zu viele Akkordwechsel pro Minute, und Craig sagte 'Wenn das die Gitarrenmelodie sein soll, spiele ich das nicht' und haute ab. Und das war's dann.“ „Die anderen wollten irgendwann meine neuen Lieder, wie 'Torch' zum Beispiel, nicht mehr spielen. […] Der Song hat etwas ausgefallene Akkordwechsel. Craig fand sie bescheuert, er meinte 'Sowas spiele ich nicht, ich gehe nach Hause.' Und da blieb er.“
Hussey: „Craig stieg während der Proben aus, und einen Tag später folgte ich ihm.“
Die Auflösung der Band wurde in der Musikpresse am Samstag, den 2. November 1985 mitgeteilt: „The Sisters of Mercy bestehen seit dieser Woche nur noch aus Andrew Eldritch und seinem getreuen Drumcomputer Doktor Avalanche, nachdem Gitarrist Wayne Hussey und Bassist Craig Adams die Band verlassen haben. Obwohl dies Studiopläne für eines neues Album diesen Monat zunichte gemacht hat, will Andrew jetzt dieses Album im neuen Jahr aufnehmen und könnte dabei Wayne als Sessiongitarrist einsetzen. Der Bruch wurde von einem Merciful Release-Sprecher als 'freundschaftlich' beschrieben. „Das Klischee 'musikalische Differenzen' wäre nicht unangebracht. Wayne und Craig waren nicht in der Lage, den Richtungswechsel der Band nachzuvollziehen.“ Andrew hat außerdem Patricia Morrison, momentan bei Fur Bible, gebeten auf dem Album mitzuwirken, es ist aber noch nicht bekannt, ob Andrew unter dem Namen Sisters of Mercy weitermachen wird. Es wird berichtet, daß Wayne und Craig ihre eigene Band zusammenstellen.“
Andrew Eldritch: „Als wir getrennte Wege gingen, einigten die Leute, die jetzt The Mission sind, und ich uns darauf, daß niemand den Bandnamen weiterbenutzt.“ „Die Band war gut und erfolgreich, wir konnten alle weitermachen. Der Split kam zu einem Zeitpunkt, als es keinem von uns wehtat.“
Eldritch rief noch am selben Tag die Bassistin Patricia Morrison an, die sich gerade mit ihrer Band Fur Bible auf Großbritannientour mit Siouxsie and the Banshees befand, und bat sie, auf seinem Album mitzuwirken. Morrison: „An dem Tag, an dem bei ihnen alles auseinanderfiel, rief er mich an und sagte 'Würdest du das machen?' Und ich sagte ja. […] Wir hatten aber noch ein paar Touren geplant, also wartete ich solange, bis das erledigt war, und stieg dann aus.“
Hussey und Adams hingegen, wie Eldritch weiterhin bei WEA Records unter Vertrag, buchten direkt Ende Oktober 1985 Studiozeit in den Slaughterhouse Recording Studios in Driffield, nahmen ein Demo mit vier Songs auf und stellten danach eine neue Band zusammen. Das Demo wurde jedoch von der Plattenfirma abgelehnt, da man von Hussey als Sänger nicht überzeugt war.
Eldritch ging zu Jahresende 1985 ebenfalls ins Studio, um für sein Independent-Label Merciful Release die Debütsingle von James Ray and the Performance zu produzieren. James Ray: „Das Sisterhood-Projekt ergab sich während der Aufnahmen zu 'Mexico Sundown Blues'.“
Während sich Eldritch und Ray im Studio befanden, kündigten Hussey und Adams, die die komplette Roadcrew der Sisters samt Ausrüstung übernommen hatten, für den 20. Januar 1986 ihr erstes Konzert an, das sie unter dem neuen Namen The Sisterhood spielen wollten.
Eldritch war alarmiert: „Erst fingen sie an, Anspruch auf den Namen zu erheben, was ganz klar gestoppt werden mußte. Und als sie sich dann The Sisterhood nennen wollten, konnte ich nichts dagegen tun als vor ihnen selbst The Sisterhood zu sein – die einzige Art und Weise, diesen Namen aus der Welt zu schaffen, war, ihn zuerst zu benutzen und ihn dann zu erledigen.“ „Warners glaubten, sie könnten zwei Bands auf demselben Label haben, die auch noch fast denselben Namen tragen.“
Eldritch beschloss, sich so schnell wie möglich die Rechte an dem Namen The Sisterhood zu sichern. Zu diesem Zweck ließ er eine gleichnamige Firma registrieren und bereitete eilig eine Plattenveröffentlichung auf seinem eigenen Label vor.
In nur fünf Tagen nahm Eldritch einen Song namens Giving Ground auf, den er zusammen mit Lucas Fox produzierte. Fox und Eldritch hatten sich im Frühjahr 1985 kennengelernt, als Fox vorübergehend Schlagzeuger der australischen Vorband The Scientists gewesen war, als diese zusammen mit den Sisters of Mercy auf Großbritannien-Tour waren. Eldritch nahm sämtliche Instrumente (Gitarre, Bass, Synthesizer und Drumcomputer-Programmierung) selbst auf, während Fox zusätzliche Percussion-Parts programmierte.
Auf der Single sind zwei verschiedene Mixe des Songs enthalten, Eldritchs originale Instrumental-Version Giving Ground (AV) (5:45 min) auf der B-Seite und der gesungene Remix Giving Ground (RSV) (4:50 min) auf der A-Seite. Auf der offiziellen Sisters-of-Mercy-Website werden die Abkürzungen 'AV' und 'RSV' wie folgt erklärt: „Die 'Autorisierte Version' von 'Giving Ground' ist Andrews Originalversion, und die 'Revidierte Standard-Version' ist die Version, die Merciful-Release-Kollegen gestaltet haben und dann als Standardversion akzeptiert wurde. 'AV' und 'RSV' sind allgemein bekannte [englische] Ausgaben der Bibel.“
Da Eldritch als Künstler nach wie vor bei WEA Records unter Vertrag stand, konnte er selbst den Gesang nicht übernehmen, da er den Song sonst zuerst WEA zur Veröffentlichung hätte anbieten müssen. James Ray: „Er bat mich, und ich sang an seiner Stelle, so einfach war das.“
Merciful Release kündigten die Single in einer Presseerklärung an: „Die mit Merciful Release verbündeten Kräfte präsentieren Ihnen The Sisterhood, Andrew Eldritch steuert (in diesem Fall) musikalisch Gift und Galle bei, während James Ray and the Performance ihre enormen Sangeskünste vorstellen … von ihnen bald mehr.“
Die Single erschien wie geplant am 20. Januar 1986, demselben Tag, an dem Hussey und Adams als The Sisterhood in London ihr Debütkonzert gaben. Der entstandene Presserummel um die beiden streitenden Parteien führte dazu, dass Eldritchs Single am 8. Februar in die britischen Independent-Charts einstieg und am 15. Februar 1986 dort auf Platz 1 kletterte. Die Rezensionen in der Musikpresse waren allerdings einhellig negativ, und auch James Ray erklärte später: „Es ist ein fürchterliches Lied.“
Hussey und Adams mussten den Namen The Sisterhood aufgeben. Eine Radiosession für die Janice Long Evening Show auf BBC Radio 1 am 10. Februar spielten sie unter dem provisorischen Namen The Wayne Hussey and Craig Adams Band, um dann Ende Februar 1986 endgültig den Namen The Mission anzunehmen.
Eldritch kommentierte in einer neuerlichen Presseerklärung: „Wir nehmen an, daß diese Namenswahl nichts mit dem in Kürze erscheinenden Andrew Eldritch-Album zu tun hat, das einige Monate lang den Arbeitstitel 'Left on Mission and Revenge' trug.“
Am 2. März 1986 gaben The Mission ein Konzert in Birmingham. Wayne Hussey: „Der Großteil der Songs, die wir bis jetzt im Set haben, sind meine Songs, die Andrew für das zweite Sisters-of-Mercy-Album abgelehnt hatte. Wirklich paradox, denn er hat uns in Birmingham gesehen und sagte, wie gut er die Songs findet.“
Die britische Sounds kündigte am 20. Februar 1986 an, dass „eine neue Maxisingle mit dem Titel 'This Corrosion' bald in den Läden sein wird, mit denselben Musikern und außerdem einem mysteriösen und bislang ungenannten amerikanischen Sänger.“ Diese Maxisingle wurde auch in Deutschland in Anzeigen als „demnächst erhältlich“ angekündigt.
James Ray: „Also, während der Aufnahmen zu 'Mexico Sundown Blues'/'Edie Sedgwick' wurde 'Giving Ground' gemacht und veröffentlicht. Danach arbeiteten wir wochenlang an einer zweiten Sisterhood-Single, 'This Corrosion', aber Eldritch beschloß schließlich, daß er den Song benutzen wollte, um die Sisters neu zu starten.“
Die Aufnahmen fanden mit dem Tontechniker John Spence in den Fairview Recording Studios bei Hull statt. Der amerikanische Sänger Alan Vega, der seit 1983 mit den Sisters of Mercy befreundet war und sich von Februar bis März 1986 auf einer Solo-Tour durch Großbritannien und Europa befand, nahm eine Version des Songs auf, es existieren auch noch weitere Gesangs-Takes mit James Ray und Andrew Eldritch. Eine 9-minütige Eldritch-Version von This Corrosion wurde an Weihnachten 2006 von Ex-James-Ray-and-the-Performance-Mitglied Carl Harrison im Internet hochgeladen („Ich hatte zu der Zeit im selben Studio gearbeitet“) und ist seitdem weithin verfügbar.
Die geplante Maxisingle wurde nie veröffentlicht, das Stück This Corrosion wurde stattdessen 1987 die Comeback-Single von The Sisters of Mercy.