Sophie Hunger (* 31. März 1983 in Bern; eigentlich Emilie Jeanne-Sophie Welti) ist eine Schweizer Sängerin, Musikerin, Songwriterin und Filmkomponistin. Sie spielt Gitarre, Bluesharp und Klavier.
Sophie Hunger ist die Tochter von Philippe Welti und Myrtha Welti, geb. Hunger, sowie Enkelin von Arthur Welti. Als Kind hatte Sophie Hunger für einige Zeit Klavierunterricht. Ihr Vater hörte viel Jazz und Punk, so dass sie früh mit diesen Musikrichtungen in Berührung kam. Über ihre Mutter lernte sie diverse Volkslieder kennen. Hunger hatte wechselnde Vorlieben, begeisterte sich als Jugendliche für Hip-Hop und Rhythm and Blues, später Rockmusik und entdeckte als junge Erwachsene Country, Bluegrass und Folk.
Die Diplomatentochter wuchs mit zwei älteren Geschwistern in Bern, London, Bonn und Zürich auf. In Zürich bestand sie im Herbst 2002 am Literargymnasium Rämibühl die Matura und begann ein Studium mit den Fächern Germanistik und Anglistik. Ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte Sophie Hunger im Zürcher Helsinki Klub.
Seit 2014 lebt Hunger in Berlin-Kreuzberg. Ferner hat sie eine Wohnung in Paris.
Zwischen 2002 und 2006 war Hunger Gastsängerin bei dem Projekt „Superterz“; sie ist auch auf dem 2006 veröffentlichten Album Standards zu hören. Ab 2004 war Hunger zudem als Sängerin Mitglied in der Indie-Rock-Band Fisher, die sich 2007 auflöste.
Im September 2006 veröffentlichte Sophie Hunger im Eigenvertrieb ihre erste CD Sketches on Sea, die sie selbst zu Hause aufgenommen hatte. Für diese Veröffentlichung wählte sie erstmals den Künstlernamen Sophie Hunger, der aus ihrem zweiten Vornamen sowie dem Geburtsnamen ihrer Mutter zusammengesetzt ist. Die Aufnahme fand bald grosse Beachtung, bereits im Mai 2007 spielte Hunger als Vorband von Stephan Eicher im Bataclan in Paris und trat im Juli am Schweizer Montreux Jazz Festival als Gast mit Raphelson und John Parish auf. Im August und September folgten internationale Konzert-Tourneen mit dem Erik Truffaz Quartett und der Band The Young Gods. Begleitet wurde sie dabei von Michael Flury (Posaune), Christian Prader (Flöte, Klavier, Gitarre) und Evelinn Trouble (Chor).
Der Regisseur Micha Lewinsky bot Sophie Hunger 2007 an, eine Rolle in seinem Film Der Freund zu übernehmen. Sie lehnte zunächst ab, bot aber an, die Filmmusik zu komponieren. Hunger schrieb daraufhin zusammen mit Marcel Vaid (Superterz) den Soundtrack und übernahm im Gegenzug dann doch die von Lewinsky vorgeschlagene Nebenrolle. Der Freund wurde im Januar 2008 veröffentlicht.
Im Jahr 2008 gelang Sophie Hunger der musikalische Durchbruch mit ihrem ersten Studioalbum Monday’s Ghost. Im selben Jahr gewann sie den Prix Walo in der Sparte Newcomer und den SwissAward 2010 in der Kategorie Show. 2010 wurde sie als erste Schweizer Künstlerin überhaupt zum berühmten Glastonbury-Musikfestival eingeladen. 2011 erhielt sie den Prix de la Création Musicale de France für ihre Coverversion Le vent nous portera (Noir Désir). 2016 erhielt Sophie Hunger im Rahmen der Swiss Music Awards den Artist Award (SwissMusicAwards2016) sowie einen LEA-Live Entertainment Award für die beste Club-Tournee 2015 in Deutschland. Im Rahmen der Festspiele Zürich 2016 wurde Hunger der Zürcher Festspielpreis verliehen. Ebenfalls 2016 erhielt Sophie Hunger den Schweizer Musikpreis. Der Preis für die beste Spielfilm-Musik wurde ihr im September 2016 in Frankreich vom Festival für Filmmusik Des Notes et des Toiles für die Filmmusik zu Ma vie de courgette zugesprochen. Weitere Nominierungen für diese Filmmusik: Prix Lumières 2017, César 2017 sowie für den Schweizer Filmpreis 2017. Am 2. Oktober 2019 erhielt Sophie Hunger den Preis für Popkultur Deutschland.
2013 trat sie mit Max Herre beim Bundesvision Song Contest 2013 für das Bundesland Baden-Württemberg an. Mit dem Titel Fremde erreichten sie den 8. Platz. 2015 hatte Sophie Hunger einen Auftritt in der Philharmonie de Paris in WIEBO (ein Spektakel über die verschiedenen Facetten des Mythos David Bowie) von Philippe Decouflé und der Compagnie DCA.
Sophie Hunger und ihre Band können heute als dem Jazz nahestehende, improvisierende Musiker bezeichnet werden, wie nicht nur die Einladung zu den 36. Leipziger Jazztagen, sondern auch die Besetzung der Band mit einem soundprägenden Posaunisten zeigen.
Zwischen Januar und Mai 2008 nahm Sophie Hunger ihr erstes Studioalbum Monday’s Ghost in den ICP-Studios in Brüssel und im Studio du Flon in Lausanne auf. Produziert wurde dieses Album von Marcello Giuliani (unter anderem Erik Truffaz Quartett), der auch den Bass-Part übernahm. Massgeblich beteiligt waren ausserdem Posaunist Michael Flury, Multi-Instrumentalist Christian Prader und Schlagzeuger Alberto Malo. Im Juni 2008 nahm die französische Abteilung von Universal Music Jazz Sophie Hunger unter Vertrag.
Mit ihrer Band, die bis auf Balz Bachmann, der Giuliani am Bass ersetzte, der Studiobesetzung entsprach, spielte Hunger am 6. Juli 2008 beim Schweizer Montreux Jazz Festival in der ausverkauften Miles Davis Hall.
Am 10. Oktober 2008 wurde Monday’s Ghost über den kleinen Vertrieb Irascible in der Schweiz veröffentlicht, das auf Anhieb Platz 1 der Schweizer Hitparade erstürmte. Später wurde das Album mit Platin ausgezeichnet. Im Februar 2009 erschien das Album über Universal Jazz in Frankreich, Deutschland und Österreich.
Im Herbst 2008 verliess Schlagzeuger Albert Malo die Band, er wurde durch Julian Sartorius ersetzt, welcher 2010 die Band wieder verliess, um sich eigenen Projekten zu widmen. 2010 gehörte der Musiker Dominik Chansorn zur Band, dies aber nur für wenige Konzerte. 2011 ist Albert Malo zur Sophie Hunger Band zurückgekehrt.
Im August 2009 begann Hunger in Paris mit der Arbeit an ihrem zweiten Studioalbum 1983, welches sie mit Hilfe von Toningenieur Stéphane Alf Briat (u. a. Phoenix, Air) selbst produzierte. Zu den Highlights der 1983er Tournée 2010 gehörte die Einladung ans Glastonbury Festival, wo Hunger als erste Schweizer Band der Festival-Geschichte auftrat. Von Bedeutung sind überdies die Einladung ans Montreal Jazz Festival. Hungers Auftritt vor vollem Haus im Cigale in Paris und ein abermals ausverkauftes Konzert in der Miles Davis Hall beim Schweizer Montreux Jazz Festival. Auch 1983 war in der Schweiz sofort auf Platz 1 der Charts – in Deutschland und in Österreich platzierte sich das Album im hinteren Mittelfeld der Top 100. Die Auskoppelung Le vent nous portera (Cover der französischen Band Noir Désir) wurde 2011 im Kinofilm Terraferma und zwei Jahre später im französischen Drama Les Beaux Jours mit Fanny Ardant als Soundtrack verwendet.
Mit dem Album The Danger of Light von 2012 gastierte die Hunger Band ausgiebig in Deutschland, Frankreich und Großbritannien auf Festivals und in großen Sälen, zum Beispiel der Fabrik Hamburg. Sie wurde auch häufig ins Fernsehen eingeladen, so zu 3 nach 9, Harald Schmidts Late Night Show, und beim WDR Anke hat Zeit. Überall wurde ihr vom Text her äußerst verblüffendes Lied Das Neue präsentiert, das sprachspielerisch von der Inkonsistenz der Begriffe handelt, wie sie selbst bei 3 nach 9 erläuterte. Aufgenommen wurde das Album in den Vereinigten Staaten, in Montreal und in der Schweiz.
Unter dem Namen The Rules of Fire veröffentlichte Hunger im Dezember 2013 ein Doppelalbum mit Liveaufnahmen – inklusive dreier neuer Titel – und einen 60-minütigen Dokumentarfilm des französischen Regisseurs Jeremiah, der Hunger und ihre Band ein Jahr lang auf ihrer Europatournee begleitete. Der Titel „The Rules of Fire“ bezieht sich auf die „Ten Rules of Fire“, Hungers zehn Regeln der Kunst, wie „Never try to please“ oder „Never explain yourself or your work“.
Nach vier Alben und langem Touren machte Sophie Hunger eine Pause und ging nach Kalifornien. Zu Hause gefühlt habe sie sich in Kalifornien zwar nicht, aber das war auch gar nicht ihr Ziel, sagte Sophie Hunger. Dort schrieb sie wieder Songs, die in ihrem Album Supermoon April 2015 erschienen. Es ist wieder ihre eigensinnige Mischung aus Folk, Jazz und Elektronik auf Englisch, Deutsch, Französisch und Schweizerdeutsch.
Sophie Hungers sechstes Studioalbum Molecules erschien am 31. August 2018.
Die Singleauskopplung She makes President war bereits seit dem 2. Mai 2018 online zu hören. Intro.de bewertete das neue Album wie folgt: „Mit ihrem neuen Album Molecules entfernt sich die Schweizer Musikerin von ihrem von Folk und Jazz beeinflussten Sound und wendet sich elektronischen Elementen zu.“ Hunger bezeichnete den Stil selbst als „minimalistischen elektronischen Folk.“
Neben ihrer musikalischen Tätigkeit tritt Hunger auch schreibend in Erscheinung. Sie verfasste unter anderem für Die Zeit im Jahre 2009 Kolumnen, bei denen sie sich in Christian Seraphin Jenny verwandelte, der in der Zeitung steckt und die Welt von dort aus anschaute. Für etliches Aufsehen sorgte ihr fiktionaler Bericht über die Salzburger Festspiele 2010, den sie in Form eines Briefes an den verstorbenen Thomas Bernhard gestaltete und der in der Folge kontrovers kommentiert und diskutiert wurde. In der Zeit online berichtete Sophie Hunger über ihre Amerika-Tournee, die sie Ende Oktober 2011 startete.