Spandau Ballet ist eine New-Romantic-Band. Sie wurde in den späten 1970er Jahren gegründet und stammt aus dem Londoner Stadtbezirk Islington. Ihre größten Erfolge feierte sie zwischen Herbst 1980 und Frühjahr 1987, darunter waren Hits wie To Cut a Long Story Short, Chant No. 1 (I Don’t Need This Pressure On), True, Gold und Through the Barricades.
Mitte 1990 löste sich die Gruppe nach einer zuletzt recht erfolglosen LP auf. Fast 20 Jahre später kehrte die Originalbesetzung im Herbst 2009 wieder mit einem neuen Album und Live-Auftritten zurück.
Die Band gründete sich 1976 und nannte sich zunächst The Roots, mit Gary Kemp und Steve Norman an der Gitarre. Norman übernahm später Saxofon und Percussion. Die Schulfreunde Kemp und Norman besuchten die Dame Alice Owen’s School im Londoner Stadtteil Islington. Sie teilten das Interesse an Musik und wollten eine Band gründen. Später stieß der Mitschüler John Keeble dazu, der Norman kennengelernt hatte, als er sein Schlagzeug im Musikraum der Schule lagerte. Die Drei trafen sich regelmäßig in den Mittagspausen zum Proben. Nach Keeble stieß der Bassist Michael Ellison zur Band. Tony Hadley, ein Bekannter von Norman, übernahm den Gesang und komplettierte das Quintett. Man spielte überwiegend Coverversionen etwa von den Rolling Stones oder den Kinks.
Nach einigen Monaten wurde Michael Ellison am Bass durch Richard Miller ersetzt, bis zuletzt Gary Kemps Bruder Martin einige Jahre später zur Band stieß und die Rolle des Bassisten übernahm. Zu dieser Zeit hatten die Gruppe bereits einige Live-Erfahrung gesammelt. Steve Dagger, ein gemeinsamer Freund der Bandmitglieder, wurde von Gary Kemp und Norman gebeten, das Management zu übernehmen. Dagger wurde schnell zum integralen Bestandteil des beginnenden und dauerhaften Erfolgs. Die Band benannte sich zunächst in The Makers, später in The Cut und dann in The Gentry um.
1979 änderten sie den Namen schließlich in Spandau Ballet. Der Journalist Robert Elms, der mit der Band befreundet war und für das britische Modemagazin The Face schrieb, sah diesen Namen an der Wand einer Toilette in einem Berliner Nachtklub im Zusammenhang mit dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau in Berlin-Spandau. Eine andere Erklärung für den Namen ist die Übernahme eines sarkastischen militärischen Ausdruckes aus dem Ersten Weltkrieg. Alliierte Soldaten nannten die Bewegungen von Leichen, die im Stacheldraht von Schützengrabensystemen hängend von deutschen Spandau-MGs getroffen wurden, "Spandau-Ballett". Hinter der Umbenennung verbarg sich aber kein politischer Ansatz, im Gegenteil, die Gruppe gab sich zu Beginn ihrer Karriere betont unpolitisch. Der Musikstil wechselte ins Elektronische, als die Bandmitglieder häufig die Londoner Clubszene um das „Sally's“ und das „Blitz“ besuchten, wo sie mit der Musik von Kraftwerk und Telex in Kontakt kamen. Im „Blitz“ wurde die Modebewegung der New Romantics geboren, die sich selbst zunächst Blitz-Kids nannten.
Spandau Ballet war eine der ersten Bands dieser Musik- und Modebewegung. Die Band, die durch die Kontakte mit den angesagten Clubs bereits zu Beginn ihrer Laufbahn dort auftreten konnte, erspielte sich schnell eine große lokale Fangemeinde. Die ersten Auftritte der Band wurden durch Mundpropaganda gezielt in Clubs lanciert, ohne die Musikpresse oder interessierte Plattenfirmen einzuladen und um die „Rockisten“ zu verärgern, wie der Auftritt im Scala Kino im März 1980. Dagger versendete auch keine Demobänder der Band und beeinflusste die Kritiken der Musikpresse durch gezielte Informationen. So schickte er Robert Elms mit einer Kritik zum NME und Barry Cain zum Record Mirror. Nach der Ausstrahlung der halbstündigen Dokumentation 20th Century Box für den Privatkanal London Weekend bemühten sich mehrere Major-Plattenlabel nach nur acht Auftritten der Band um einen Vertrag. Für Spandau Ballet kamen nur CBS und Chrysalis in die engere Wahl. Chrysalis bot eine Beteiligung von 14 % statt der üblichen 8 % und bekam den Zuschlag.
Mit der Unterzeichnung des Plattenvertrages im April 1980 kam sehr schnell der Erfolg. Die erste Single To Cut a Long Story Short schaffte es im November 1980 in nur zwei Wochen nach der Veröffentlichung in die britischen Charts und erreichte Platz 5, ebenso ihre erste LP Journeys to Glory (1981), die bereits zehn Tage nach den Studioaufnahmen veröffentlicht wurde. Die Alben Journeys to Glory und Diamond (1982) wurden vom Elektroniktüftler Richard James Burgess produziert, der auch am Sound der Band Visage beteiligt war, die ebenfalls zu den New Romantics zählen. Burgess prägte auch den Begriff „New Romantics“.
Mit dem im Frühjahr 1983 von Tony Swain und Steve Jolley produzierten Album True und der gleichnamigen Single, die beide die Chartspitze in Großbritannien erreichten, stellte sich dann auch der langersehnte Erfolg jenseits des Atlantiks und in Asien ein. Swain und Jolley veränderten den Sound der Band von den für New-Romantic-Bands obligatorischen Synthesizern hin zum souligen Pop, der von Hadleys Stimme dominiert war. Es folgten die Top-10-Alben Parade (1984) und Through the Barricades (1986). Allein in Großbritannien konnten sie zehn Singles in die Top-Ten der Charts bringen, neben den genannten auch Musclebound/Glow, Chant No. 1 (Don’t Need This Pressure On), Instinction, Lifeline, Gold, Only When You Leave, I’ll Fly for You und Through the Barricades.
Ende 1984 war die Band an den Aufnahmen der Band-Aid-Single Do They Know It’s Christmas? beteiligt und nahm 1985 am Live-Aid-Projekt von Bob Geldof teil. Sie traten dort im Londoner Wembley-Stadion auf.
Mit Erscheinen der Platte Heart Like a Sky im Spätsommer 1989 begann der Erfolg zu bröckeln. Sie floppte für ihre Verhältnisse. Nach internen Zerwürfnissen, die teils auch vor Gericht ausgetragen wurden, ging man im Jahr darauf getrennte Wege.
Tony Hadley veröffentlichte im Frühjahr 1992 seine erste Soloplatte, und die Kemp-Brüder widmeten sich ihrer Schauspielkarriere. Für ihr Mitwirken am Film Die Krays ernteten sie 1991 sehr gute Kritiken.
Gary Kemp spielte 1992 im Film Bodyguard eine Nebenrolle, Martin Kemp war in der britischen Seifenoper EastEnders zu sehen.
Gegen Ende der 1980er-Jahre, als die New Romantic-Welle verebbt war, erinnerte sich Gary Kemp an seine Kindheit im Londoner East End und an die Arbeiterklasse, der er entstammte. Er beteiligte sich am Projekt „Red Wedge“, das von Paul Weller ins Leben gerufen worden war und Jugendliche dazu bringen wollte, sich für (sozialdemokratische) Politik zu interessieren und zu engagieren.
Im März 2009 verkündete die Originalbesetzung von Spandau Ballet ihr Comeback und stand nach knapp 20 Jahren am 13. Oktober 2009 in Dublin erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne. Für das im Herbst 2009 erschienene Album Once More wurden viele alte Hits mit neuem Arrangement aufgenommen. Die Welttournee führte die Band im März 2010 auch nach München, Berlin und Düsseldorf.
Am 31. Juli 2014 gab die Band auf ihrer Website bekannt, zusammen mit dem britischen Musikproduzenten Trevor Horn an einem neuen Album zu arbeiten.
Im Juli 2017 gab Hadley per Twitter seinen Ausstieg aus der Band bekannt.
Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.