The Jezabels sind eine vierköpfige australische Alternativerockband aus Sydney.
Der Name der Band bezieht sich auf die alttestamentarische Frauengestalt der Jezebel (dt. Isebel), die gemeinhin einen schlechten Ruf als Prostituierte genießt, was aber laut Frontfrau Hayley Mary eine bewusste Fehlinterpretation ist: Jezebel stand am Übergang von einer polytheistischen zu einer patriarchalisch-monotheistischen Gesellschaft und weil sie nicht willens war, ihre alten Götter aufzugeben, wurde sie Mary zufolge von den neuen Machthabern diffamiert.
Hayley Mary (* 29. April 1987) und Keyboarderin Heather Shannon (* 31. Juli 1986) stammen (ebenso wie das spätere Bandmitglied Sam Lockwood) aus Byron Bay und gingen gemeinsam auf die Byron Bay High School. Dort bildeten sie ein Folkduo, wobei Mary sang und Shannon Violine spielte.
Shannon spielte 2006 und 2007 Piano und Violine im Sydney Youth Orchestra und war Mitglied in mehreren anderen Orchestern in Sydney, darunter dem elektro-akustischen Splinter Orchestra. Sie schloss 2009 eine klassische Klavierausbildung (u. a. unter Daniel Herscovitch) am Sydney Conservatorium of Music mit dem Bachelor of Music Performance ab. Im selben Jahr gründete sie zusammen mit einer Kommilitonin, der Klarinettistin Emma Hunt, das Kammerorchester-Trio Trois, das mit wechselnden Musikern, u. a. der Flötistin Emma Lefroy, ergänzt wurde.
An der University of Sydney trafen Mary und Shannon Sam Lockwood, der als Gitarrist einen Country- und Bluegrass-Hintergrund hatte. Zuletzt stieß Drummer Nik Kaloper hinzu. Er kam vom Thrashmetal-Punk. Sie schlossen sich 2007 zusammen und nahmen an einem Bandcontest an ihrer Universität teil, bei dem sie den zweiten Platz belegten.
Ihre ersten Veröffentlichungen waren EPs, darunter Dark Storm, das zwei Auszeichnungen („Best Independent Artist“ und „Best Independent Single/EP“) bei den Independent Music Awards gewann. Ein inoffizielles Musikvideo mit dem Mountain Biker Danny MacAskill, in dem zu seinen Tricks im Hintergrund A Little Piece lief, verschaffte ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit in der Netzgemeinde.
In ihren frühen Bandjahren (vor 2009) spielten sie im Vorprogramm australischer Bands, wie Bluejuice, Cassette Kids, Damn Arms, Duke Of Windsor, Ghostwood, Regurgitator, Sparkadia und Van She. Die Kanadierinnen Tegan and Sara engagierten sie 2010 als Vorband für ihre Australientour. 2011 spielten sie auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg.
Mit Dark Storm aus ihrer dritten EP konnten sie sich erstmals in den australischen Charts platzieren, und auch wenn das Lied nur auf Platz 40 kam, wurde es schließlich mit Gold ausgezeichnet.
2011 erschien ihr von Lachlan Mitchell produziertes Debütalbum Prisoner, das im Oktober auf Platz 2 der australischen Albumcharts einstieg. Es gewann einen ARIA Award der australischen Musikindustrie als bestes Independent-Album, in sieben weiteren Kategorien war es nominiert. Zudem gewannen The Jezabels den mit 30.000 australischen Dollar dotierten Australian Music Prize für ihr Album.
2012 traten The Jezabels unter anderem beim Coachella Valley Music and Arts Festival in Kalifornien, beim Lollapalooza in Chicago, bei T in the Park, de-Affaire, dem Melt!, dem Dockville und dem Pukkelpop-Festival auf.
Ihr Album Prisoner wurde im Ausland veröffentlicht und schaffte es in Deutschland und der Schweiz in die Charts.
Gunther Reinhardt vom Rolling Stone vergab 3 von 5 möglichen Sternen. In seiner Rezension hieß es: „Die Songs auf ‚Prisoner‘ vertonen die Dramen des Lebens mit Verve, immer wieder schieben sich – begleitet von ungeraden Rhythmen – Synthesizer, Gitarren und Hayleys [sic!] Marys Stimme übereinander. [...] Manchmal verwechseln The Jezabels aber Aufdringlichkeit mit Dringlichkeit. [...] [U]m dieses Album zu mögen, muss man sowieso das Opulente, das Epische lieben, muss auch Ausflüge des Powerpop in den Mainstream (‚Long Highway‘) aushalten können.“
Caroline Sullivan vom Guardian verlieh 3 von 5 Sternen und verortete Prisoner unter Gothic und Rock 'n' Roll. Der hochdramatische, radiofreundliche Emo zeige Ähnlichkeiten mit Paramore und Evanescence. Die "Kirsche auf der Torte" sei Hayley Mary, die dem Album Charakter verleihe.
Dom Gourlay von drownedinsound.com äußerte sich überwiegend positiv (insbesondere zur Bühnenpräsenz der Band), vergab 7 von 10 Punkten und zog Vergleiche zu U2, Stevie Nicks bzw. Fleetwood Mac, Liz Fraser, Kate Bush, David Lynch, Florence Welch und Lana Del Rey. Laut seinem Fazit sei Prisoner zwar nicht der erhoffte zeitlose Klassiker, aber ein solides Debüt, das der Band eine helle Zukunft versprechen könnte.
2014 spielte die Band u. a. beim Glastonbury-Festival, dem T-in-the-Park-Festival, dem Montreux Jazz Festival und dem Deichbrand.
Zuvor erschien im selben Jahr das zweite Album The Brink. Thomas Winkler vom Musikexpress verlieh ihm 4 von 6 Sternen. Er zog ebenfalls einen Vergleich zu U2 und meinte, The Brink sei "ein Wind, der den Kopf frei bläst mit Gitarren, die sich große Mühe geben, kraftvoll zu klingen, und sich doch niemals zu phallischer Größe aufrichten." Den Jezabels gelinge es immer wieder, "die Rockismen und die Indie-Klischees mit Sexyness und Eleganz auszustatten."
Der Guardian vergab die Bestnote von 5 Sternen. Harriet Gibsone sah The Brink durch The Edge beeinflusst. Bei Psychotherapy fühlte sie sich an Shakespears Sister erinnert. Das Album missachte vollständig Subtilität und Coolness. Die Songtexte seien mit Wut und sozialen Frustrationen gewürzt. Das Album sei überwiegend regressiv, aber in gewisser Weise zufriedenstellend.
Ihr drittes Album Synthia erschien 2016. Der Albumtitel spielt auf die neuen Synthesizer, die sich Shannon für das Album angeschafft hatte, und den Vornamen Cynthia an. Das Album stieg auf Platz 4 der australischen Charts ein. In den „Carlton Dry Independent Music Charts“ erreichte es Platz 1.
Die dazugehörige Welttournee musste kurz vor Erscheinen des Albums abgesagt werden, weil Heather Shannon wegen ihres Eierstockkrebses im Royal Hospital for Women in Sydney behandelt werden musste. Da sie sich mittlerweile ausreichend erholt hatte, konnte die Band im Juli verkünden, dass die Tour ab September nachgeholt werden könne.
Die erzwungene Auszeit vom Tourleben nutzte Shannon für eine Kollaboration mit Peter Garrett (Midnight Oil) auf dessen Solodebüt A New Version Of Now. Hayley Mary unterstützte Birds of Tokyo gesanglich bei Discoloured auf deren Album Brace. Für das australische HipHop-Duo Horrorshow sang sie bei After Dark auf deren Album Bardo State. Zusammen mit Michael Dow steuerte sie Flawless als Original Music für den SciFi-Thriller Butterflies bei. Sam Lockwood startete ein Solo- und Remixprojekt namens Marat Sad.
Synthia bekam 5 von 5 möglichen Punkten vom Kritiker des Guardian. Der australische Rolling Stone sprach von „einer starken Rückkehr zu alter Form“ („strong return to form“). Der deutsche Rolling Stone attestierte dem Album dagegen „eine ordentliche Portion Mainstreampathos“ und verlieh 2,5 von 5 Punkten. Der Musikexpress hielt das Album für eher schwach („Zu vieles bleibt [...] im aufgebauschten Schönklang stecken.“) und vergab 2,5 von 6 Punkten. Uwe Wohlmacher, Moderator und Kritiker für Tonart bei Deutschlandradio Kultur, vermisste das „gewisse Extra“ und schrieb: „Hübsch anzuhören und ein Schritt nach vorne, aber immer noch nicht wieder so gut wie beim Debüt“.
Die Eröffnungssequenz von Stand and Deliver ist eine Paraphrase von Shirley Temples When I'm With You aus ihrem Film Süßer kleiner Fratz.
Ende 2017 wurde Shannon vom Queensland Symphony Orchestra beauftragt, ein klassisches Stück zu schreiben. Sequence and Variation wurde vom Metropolitan Orchestra unter der Leitung von Sarah Grace-Williams im ABC Centre aufgenommen und in der Petersham Town Hall aufgeführt. Außerdem schrieb sie Study in Morbid Fragments, ein Stück für Kammerorchester, das vom Queensland Symphony Orchestra im Brisbane Powerhouse Theatre aufgeführt wurde.
2018 wurde sie vom Polyphony Choir in Sydney mit zwei Stücken für Gesang und Synthesizer betraut, die Text der Dichterin Judith Wright enthielten und unter dem Titel The Angel Leads aufgeführt wurden.
Anfang 2019 gab das ACO Collective die klassischen Stücke Ricochet und Ricochet from a Distance bei Heather Shannon in Auftrag.
Am 14. Oktober 2019 veröffentlichte Hayley Mary ihre Solo-Debüt-Single The Piss, The Perfume. Am 4. Dezember kam Ordinary Me heraus. Produzent war jeweils Scott Horscroft. Co-Autor bei beiden Songs war Johnny Took von der australischen Band DMA's. Bei The Piss, The Perfume wurde Hayley Mary außerdem von Patrick Harrowsmith unterstützt. Am 8. Januar 2020 brachte sie das offizielle Video zu Like A Woman Should heraus. Alle Lieder erschienen am 17. Januar 2020 auf der EP The Piss, The Perfume beim I OH YOU-Label.
Im Januar 2020 bekam Shannon das Prelude-Stipendium vom Bundanon Trust verliehen.
Für den australischen Mystery-Kurzfilm The Garden (2011) steuerte die Band Musik bei.
Die Episode Hope for the Hopeless der TV-Serie Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte beinhaltete 2012 den Song Easy to Love.
Nobody Nowhere fand im Juli 2012 in der 7. Episode (In the Beginning) der 5. Staffel von True Blood Verwendung.
Endless Summer ist Schlusslied des australischen Surferdramas Drift (2013).
Eden, die letzte Folge der 4. Staffel der Netflix-Serie The Killing, enthielt 2014 Piece of Mind als Hintergrundmusik.
Heather Shannon und Sam Lockwood erreichten 2014 das „Tropscore“-Finale bei Australiens größtem Filmmusikwettbewerb. Außerdem schrieben sie die Stücke Picture Of You und Running Song für den Original Score des Sportlerdramas Broke (2016) und spielten sie ein.
Für die Komödie Book Week komponierten sie 2018 gemeinsam mit Gabrielle Hunter Man's World für den Soundtrack. Zudem befinden sich dort Shannons und Lockwoods Stücke Bedtime und Library Reading.