Torch (engl.: Fackel; auch Torchmann, MC Torch, Hero oder DJ Haitian Star; * 29. September 1971 in Heidelberg; bürgerlich Frederik Hahn) ist ein deutscher Musiker. Sein Vater stammt aus Tilsit an der Memel (Ostpreußen), seine Mutter aus Pétionville, Haiti. Er begann seine Karriere als MC Mitte der 1980er-Jahre in Heidelberg. Frederik Hahn hat die deutsche und haitianische Staatsbürgerschaft.
Nach einigen Jahren als Tänzer und Graffiti-Sprayer gründete Torch 1987 mit den befreundeten Hip-Hop-Künstlern Toni-L, Linguist, Gee-One und DJ Mike MD die Musikgruppe Advanced Chemistry. Mit seiner Gruppe Advanced Chemistry beteiligte er sich an dem politischen Diskurs um Staatsbürgerschaft, Asylbestimmungen und Grundrechte, der nach der Wiedervereinigung in der Folge von Brandanschlägen und Terrorakten gegenüber Immigranten in Deutschland die erste Hälfte der 1990er Jahre dominierte.
1992 erschien der Advanced-Chemistry-Song Fremd im eigenen Land und entwickelte sich zum ersten Hit der Gruppe. Das Stück, das ein Sample der Spiegel-TV-Titelmelodie enthält, erregte durch seine politischen Statements breite mediale Aufmerksamkeit und erlangte durch häufige Ausstrahlung des Videoclips auf MTV auch außerhalb der noch kleinen deutschen Hip-Hop-Szene große Beachtung.
Als Hommage benannten die Beginner ihr viertes Studioalbum 2016 nach Advanced Chemistry.
Kurz darauf wurde Torch für die Musik-Dokumentation Lost In Music auf MTV porträtiert und fiel dem Sender durch sein Talent vor der Kamera auf. Auf dem damals noch jungen Sender VIVA präsentierte er daraufhin mit Freestyle die erste Sendung im deutschen Fernsehen, die sich mit Hip-Hop auseinandersetzte. Torch arbeitete insgesamt ein Jahr an der Sendung – sowohl innerhalb der Redaktion als auch als Gastgeber der Show.
Ebenfalls 1992 war Torch Mitbegründer des Hip-Hop-Netzwerkes MZEE, das sich als Musiklabel, Fanzine und ganz allgemein als Rap-Plattform verstand.
Nach der Trennung von MZEE gründete Torch 1994 sein eigenes Label, 360° Records. Darauf erschienen unter anderem die weiteren Tonträger von Advanced Chemistry, erste Features von Curse, Solo-Rap-Parts von D-Flame und Tonträger von Blumentopf und Grandmaster Caz.
2001 beteiligte sich Torch mit Xavier Naidoo am Anti-Rassismus-Projekt Brothers Keepers.
Im Laufe seiner Karriere arbeitete Torch mit Künstlern wie Afrika Bambaataa, Freestyle (Arsonists), Grandmaster Caz (Cold Crush Bros), Jurassic 5, KRS One, Melle Mel, Missing Linx und Whipper Whip & Virtuoso zusammen.
Als DJ Haitian Star legte er bei Events wie dem Battle of the Year, Jazz Festival Montreux, Hip Hop Kemp und dem Zulu Anniversary in New York City auf. Dabei teilte er sich das Pult unter anderem mit DJ-Kollegen wie Z-Trip, David Rodigan, Grandmaster Flash, Kool Herc, DJ Stylewarz und Marc Hype.
Im Rahmen der Entstehung der deutschen und europäischen Hip-Hop-Bewegung in den 1980er Jahren gilt Frederik Hahn als Schlüsselfigur für die Vernetzung der einzelnen Aktivisten und der Entwicklung einer organisierten Untergrund-Szene. Als einer der ersten MCs hat er das Deutsche als Rap-Sprache etabliert und das Improvisieren („Freestylen“) in deutscher Sprache eingeführt. Noch bis weit in die 1990er Jahre war er Sprachrohr der deutschsprachigen Hip-Hop-Bewegung und grenzte die Errungenschaften der Szene gegen Mainstream und Kommerzialisierung ab. Damit wurde er indirekt zu einem der ersten Chronisten der europäischen Hip-Hop-Geschichte.
In Kooperation mit V2 Records erschien auf 360° Records im Jahr 2000 das erste und bisher einzige Solo-Album von Torch: Blauer Samt. Nachdem Blauer Samt lange nicht erhältlich war, wurde das Album anlässlich des 40. Geburtstages von Torch im September 2011 in einer Kooperation zwischen 360° Records und Columbia Four Music wieder veröffentlicht.
Gleich mehrere Hip-Hop-Veröffentlichungen beziehen sich namentlich auf Blauer Samt, wie zum Beispiel Grüner Samt von Marsimoto, Lila Samt von Sookee oder Normaler Samt von Audio88 & Yassin.
Das Hilfsnetzwerk Marasa.org für das Erdbeben in Haiti 2010 wurde von Torch ins Leben gerufen.
Im Jahr 2011 begann Torch mit der Stadt Heidelberg und dem Stadtarchiv über die Archivierung seines Nachlasses zu verhandeln. Die Planungen zu einem eigenen Hip-Hop Archiv nahmen Ende 2019 mit der Unterzeichnung eines offiziellen Vertrags Gestalt an. Am 30. Januar 2020 übergab Toni-L im Beisein der Presse knapp 5000 Archivalien aus dem Bestand von Advanced Chemistry an das Stadtarchiv Heidelberg.
Im Dezember 2018 kuratierte er das erste deutsche Hip-Hop Symposium an der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim.