Torfrock ist eine Deutschrock-Band, die 1977 von Klaus Büchner und Raymond Voß gegründet wurde.

Bandgeschichte

Die Musiker kennen sich zum Teil schon seit Mitte der 1970er-Jahre. Klaus Büchner und Raymond Voß gründeten vor Torfrock zusammen mit anderen Musikern die Folk-Band Basia, die im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater arbeitete und auftrat. Mit dieser Band vertonten sie die Werke englischsprachiger Dichter, darunter Robert Frost, Robert Louis Stevenson und William Shakespeare, die rechtefrei genutzt werden konnten.

Auf einer Feier in Schleswig wollte Büchner mit anderen Musikern das Lied Hey Joe von Jimi Hendrix spielen. Da er eigener Aussage nach betrunken war und deshalb den Text des Lieds vergessen hatte, improvisierte Büchner den Text auf Plattdeutsch. Die Idee stellte er dann Voß vor, der sich begeistert zeigte. Wegen der Sorge, das Publikum könne den norddeutschen Humor nicht wertschätzen, bauten sie plattdeutsche Lieder erst probeweise im Rahmen einer „Klamaukecke“ in ihre Auftritte ein, die sie nach und nach ausbauten, da sich die plattdeutschen Lieder bei der Zuhörerschaft überraschend als Erfolg herausstellten. Sie nahmen weitere plattdeutsche Lieder wie Karola Petersen (nach der Vorlage Oh, Carol der Rolling Stones) in ihr Programm auf. Es entwickelte sich der Plan, eine Band zu gründen, die sich dem regionalen Humor widmet. Teil des Konzeptes waren alltägliche Geschichten, die häufig in dem fiktiven, stereotypisch norddeutschen Dorf Torfmoorholm bzw. in der Wikinger-Metropole Haithabu platziert wurden. Es sei ein „kleiner Kosmos Torfmoorholm“ entstanden, äußerte Voß später. Die Besetzung der Band bestand zu dieser Zeit neben Klaus Büchner und Raymond Voß aus Thomas Rieckmann (Texter, Bass, Gesang), Reinhard Heinrichs (Texter, Percussion und Gesang) und Gunnar Kämmer (Percussion und Schlagzeug). Die Band wurde zunächst im norddeutschen Raum bekannt, der dadurch angesprochen wurde. Die erste Phase von Torfrock endete mit dem Aufkommen der Neuen Deutschen Welle. Da die Torfrock-Lieder laut Voß „lang und opulent“ waren und Geschichte erzählten, somit nicht zu den oft knappen Texten der Neuen Deutschen Welle gepasst hätten, entschied man sich Voß zufolge, um nicht von Kritikern „niedergeschrieben“ zu werden: „Wir hören einfach auf und sagen das niemandem. Und machen einfach mal eine Pause.“

Danach wandten sich die Musiker neuen Bandprojekten zu. Die Band Hammaburg bestand größtenteils noch aus denselben Mitgliedern und auch der Stil war der Musik von Torfrock noch sehr ähnlich. Raymond Voß und Gunnar Kämmer gründeten 1982 die Band Eltern haften für ihre Kinder, die sich ernsteren Themen widmete. Den größten Erfolg hatte Klaus Büchner in den 1980er- und 1990er-Jahren als Kleiner Klaus zusammen mit Klaus Baumgart in dem Schlager- und Blödel-Duo Klaus und Klaus. Raymond Voß beteiligte sich zwischendurch am Texten; viele dieser Songs wurden später von Torfrock wieder neu verwendet. Klaus Büchner und Raymond Voß nahmen auch unter ihren eigenen Namen Singles auf.

Ende der 1980er-Jahre fand Torfrock wieder zusammen. 1988 wurde Voß im Anschluss an einen Termin bei einem Hamburger Rundfunksender vom Moderator gefragt, ob er sich vorstellen könne, sechs Jahre nach dem Ende der Gruppe ein Abschiedskonzert mit Torfrock zu geben. Das ausverkaufte Konzert in der Hamburger Markthalle sei wiederum der Neuanfang der Band gewesen, sagte Voß im Jahr 2017 rückblickend. Nach erfolgreichen vereinzelten Auftritten und dem bundesweiten Durchbruch durch Beinhart, dem Titelsong der ersten Werner-Comicverfilmung, beschloss die Band, wieder neue Musik zu veröffentlichen und auf Tournee zu gehen. Neben kleineren, über das ganze Jahr verteilten Tourneen gab Torfrock jährlich zu Weihnachten in verschiedenen norddeutschen Städten Konzerte mit dem Namen Die Beinharte Bagalutenwiehnacht.

Für den 1989 verstorbenen Bassisten Thomas Rieckmann sprang Uwe Meitzner ein. Auf den Wunsch von Voß hin, Torfrock zu einer Rockband zu machen, verstärkte der Solo-Gitarrist Jürgen Lugge ab nun die Band. Zusätzliche Musikprojekte liefen parallel. Zusammen mit Mitgliedern der Rattles wurde unter dem Namen Hoellenhunde eine Maxi veröffentlicht. Raymond Voß sang für Jay Stapley, den Gitarristen von Marius Müller-Westernhagen, auf der Single Orient Express. Auch Büchners Klaus-und-Klaus-Projekt bestand noch bis 1997, als Büchner seinen Ausstieg aus dem Duo beschloss, um sich Torfrock besser widmen zu können. Hier kam es später zu Konflikten und einer Umbesetzung, sowie zum für alle unerwarteten Tod von Jürgen Lugge im Jahr 1999.

Da Jürgen Lugge als unersetzlich erachtet wurde, bestand die Band nach dieser Krise aus vier Mitgliedern. Neben Klaus Büchner und Raymond Voß waren der Bassist Volker Schmidt und der Schlagzeuger Marc-Oliver Olliwood Steinwede dabei. Dieser wird seit 2009/10 durch Stefan Lehmann, Schlagzeuger der Band Ohrenfeindt, die seit drei Jahren mit Torfrock auf Tour sind, ersetzt.

Musikalischer Stil

Einflüsse

Am Anfang der Geschichte von Torfrock stand die Idee, Klassiker der Rockmusik plattdeutsch zu interpretieren, wie Let’s wörk togesser (Let’s Work Together, Wilbert Harrison), Karola Petersen (Carol, Chuck Berry) oder He Jo (Hey Joe, u. a. Jimi Hendrix, The Leaves).

Aber schon auf dem ersten Album tauchten eigene humoristische Lieder auf, die auf Hochdeutsch bzw. Missingsch vorgetragen werden.

Torfmoorholm

Ein Teil der Torfrocklieder spielt in der Gegenwart und handelt vom ländlichen Leben der Torfstecher im fiktiven Dorf Torfmoorholm („Rut mit’n Torf“). Es geht um Figuren wie „Willi Wühlkelle“, Direktor des Amts für Altertumsforschung, „Presslufthammer B-B-B-B-Bernhard“, den Torfstechermeister „Adular Zech“, den eher eine eintönige Tätigkeit verrichtenden „Jörg vom Butterwerk“, den Straßenbauarbeiter „Tarzan von Teer“ oder den Baggerführer „Hannes Kabeltod“ in Liedern, welche die moderne gewerbliche Berufswelt auf Baustellen, in Werkshallen o. ä. – die den Musikern nicht unbekannt ist – persiflieren. Berühmt werden auch die satirischen Aufarbeitungen der Auswüchse der Freizeitgesellschaft („Die Sonntagsjäger“, „Der Boxer (Haut mir doch bitte nicht mehr auf die Lippe)“, „Die Butterfahrt“).

Haithabu

Andererseits spinnen sie volkstümlich historische Geschichten um die Wikinger-Siedlung „Haithabu“, eine archäologische Fundstätte in Schleswig-Holstein. Zentrale Figur dieser Geschichten ist Rollo der Wikinger, ein trinkfreudiger, raubeiniger, rothaariger Wikingerhäuptling, der angeblich an der „Überfahrt nach Amerika“ führend beteiligt gewesen sein soll. Fiktive Quelle der Wikingerlieder ist nach Aussagen der Gruppe ein Runenstein in Torfmoorholm. Kultstatus gerade in Norddeutschland erreichte das Lied „Volle Granate, Renate“ um eine gleichnamige Wikingerfrau.

In der Figur von Rollo dem Wikinger sind offensichtlich die geschichtliche Figur des Normannenfürsten „Rollo der Wikinger“ und die amerikanische Comic-Figur Hägar der Schreckliche vermengt worden.

Vorgruppen

Besonders während der Bagaluten-Wiehnacht, aber auch auf Open-Air-Festivals oder auf Stadtfesten tritt die Band zusammen mit teilweise mehreren Vorgruppen auf, die inzwischen ca. zwei bis drei Jahre mit ihnen gemeinsam touren. Anfang der 1990er-Jahre gab es Auftritte mit der Fuckin’ Kius Band (die sich später in F… Kius Band umbenannte und vor allem im Umfeld ihrer Herkunft, dem Dorf Kius im nördlichen Schleswig-Holstein, bekannt blieb). Später wurde mit den Whisky Priests eine britische Band ins Vorprogramm genommen, von denen ein Mitglied auch vorübergehend beim Besetzungswechsel von Torfrock einsprang. Sven Hallik, Sänger der nächsten Vorgruppe LouiZiana Hayriders, die für eine Mischung aus Rockabilly, Bluesrock, Country und Southernrock bekannt sind, ist bis heute des Öfteren mit seiner Gitarre gern gesehener Gast auf der Torfrock-Bühne. Neben den Drangdüwels, die zu Folk-Klängen plattdeutsche Texte auf die Bühne bringen, ist aktuell noch Ohrenfeindt als Vorgruppe bei Torfrock tätig. Neuerdings zählen auch die Wohnraumhelden, Die Fischer, Rubber Chukks und die Rockaholic Rebels zu den Vorgruppen Torfrocks.

Es ist Tradition bei Torfrock, vor dem Schlusslied (früher Torfmoorholm Sagt Gute Nacht, jetzt (Leise Pieselt) Das Reh oder Torfmoorholm Geht Penn’) zusammen mit allen Vorgruppenmusikern das Stück Let’s Wörk Togesser vorzutragen.

Aktionen

Anfang der 1990er-Jahre nach den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen setzte Torfrock in Interviews und bei einer Aktion der Hamburger Morgenpost Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit. Die Band unterstützt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger durch Verkäufe von Bandkalendern und der Single Search And Rescue (SAR), deren Text der harten und nicht ungefährlichen Arbeit des Seenotrettungsdienstes Respekt zollt.

Bandmitglieder

Auszeichnungen

  • 1991: RSH-Gold in der Kategorie „Soundtrack des Jahres“ (Beinhart)
  • 2008: Nord-Award
Quelle: Wikipedia