Todor „Toše“ Proeski (mazedonisch Тодор Тоше Проески; * 25. Januar 1981 in Kruševo, SFR Jugoslawien; † 16. Oktober 2007 bei Nova Gradiška in Kroatien) war ein mazedonischer Sänger und Songwriter.
Proeski studierte Sologesang an der Musikakademie in Skopje. Charakteristisch war sein Ausspruch „Ve sakam site“ bzw. „Sve vas volim“ (Ich liebe euch alle!), welchen er mehrfach während seiner Auftritte zu sagen pflegte. Im Rahmen seiner Musikerkarriere pflegte er geschäftliche Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten wie Gianna Nannini, Marina Tucaković, Bora Čorba, Phoebus, Jeff Beck, Grigor Koprov, Goca Tržan, Leontina Vukomanović, Željko Joksimović, Karolina Gočeva, Esma Redžepova, Antonija Šola, Toni Cetinski, Anja Rupel und Miro Buljan.
Proeski (Todor Proeschi) entstammt einer aromunischen Familie. In einem Interview (Emisija na vlaškom jeziku) gibt er an, dass sowohl Vater, als auch Mutter Aromunen (Vlachi) sind.
Proeski fiel auf, als er beim Kinderfestival „Zlatno Slavejce“ („Goldene Nachtigal“) mit einer Freundin auftrat.
Seine ersten bedeutenden öffentlichen Auftritte als professioneller Sänger hatte Proeski 1996 und 1997 durch seine Teilnahmen am „Melfest“ in Prilep, einem Festival für Jugendliche, bei denen er zwei Mal nacheinander den ersten Platz belegte. Dort fiel er durch seine stimmlichen Fähigkeiten auf. 1997 nahm Proeski mit dem Lied Pusti me („Lass mich“) am „Makfest“ in Štip teil. Seine Fangemeinde wuchs rasch und er nutzte diverse Festivals, um seine Songs bekannt zu machen. Darunter befand sich auch die erste Teilnahme Proeskis an einer mazedonischen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest, dem Skopje-Festival – 1998 mit dem Lied Ostani do kraja („Bleib bis zum Ende“). Er arbeitete auch mit Mazedoniens berühmtestem Songschreiber und Komponisten, Grigor Koprov, zusammen. Einige seiner größten Hits wie Usni na Usni („Lippen auf Lippen“) und Sonce vo Tvoite Rusi Kosi („Die Sonne auf deinem blonden Haar“) entstanden daraus. Sein erstes Album Nekade vo Noćta („Irgendwo in der Nacht“) erschien 1999.
2000 nahm Proeski erneut an der nationalen Vorauswahlrunde zum Eurovision Song Contest teil. Sein Lied Solzi pravat zlaten prsten („Tränen machen einen Goldenen Ring“) bekam die meisten Telefonanrufe, erreichte aber schlussendlich „nur“ den dritten Platz. Im Juni desselben Jahres erschien das zweite Album: Sinot Božji („Gottes Sohn“).
Den Durchbruch im damaligen Serbien und Montenegro und somit den ersten Schritt über die Grenzen Mazedoniens hinaus schaffte er durch Auftritte beim Festival „Sunčane Skale“, dem bekanntesten Musikfestival in Montenegro. Sein erster großer Erfolg in Serbien war Vo kosi da ti spijam („Auf Deinem Haar einschlafen“), noch auf Mazedonisch gesungen. Als klar wurde, dass Proeski auch in Serbien Fuß fassen könnte, nahm ihn mit „BK Sound“ eine der damals größten serbischen Plattenfirmen unter Vertrag: Nach positiver Resonanz nahm er seine folgenden Alben auch auf Serbisch auf. So wurde das Duett Nemir („Unruhe“) mit Karolina Gočeva auch auf Serbisch unter dem Titel Pomozi mi („Hilf mir“) vertont, was auch für Gočeva der erste Schritt zu einer großen Karriere sein sollte. Als sein größter Hit wird oft das Siegerlied der „Beovizija 2003“ genannt – Čija si („Wem gehörst Du“). Das Lied schrieb die Sängerin Leontina Vukomanović. Des Weiteren arbeitete er auch mit der erfolgreichsten serbischen Textschreiberin Marina Tucaković zusammen. In Belgrad konnte er schon 2001 ein Konzert im ausverkauften Sava Centar geben. Das letzte große Konzert fand am Valentinstag 2007 in der Belgrad Arena statt.
In Kroatien wurde er berühmt, als er das Titellied der Seifenoper Zabranjena ljubav („Verbotene Liebe“) mit dem Titel Srce nije kamen („Das Herz ist kein Stein“) sang. Die Sängerin und Schauspielerin Antonija Šola sang mit ihm das Duett Volim osmjeh tvoj („Ich liebe Dein Lächeln“) und schrieb auch sonst einige Lieder für sein letztes Album. Mit Toni Cetinski nahm er ebenfalls ein erfolgreiches Duett auf: Lagala nas mala („Die Kleine hat uns belogen“). 2007 gewann er als erster ausländischer Interpret das „Hrvatski Radijski Festival“ mit dem Titel Veži me za sebe („Binde mich an Dich“).
In Slowenien sang er mit der Sängerin Anja Rupel das Duett Krajnje vrijeme.
In Bosnien-Herzegowina gab er 2006 ein kostenloses Konzert in der Stadthalle von Sarajevo Zetra. Er wurde 2006 mit dem angesehenen Preis „Davorin“ als bester Künstler der Region ausgezeichnet.
Proeski galt als einer der wenigen Künstler, die in allen Nachfolgestaaten Jugoslawiens gleichermaßen erfolgreich waren. Auch in Bulgarien konnte er seine Alben erfolgreich vermarkten.
Nach einer Tour durch Australien entstand 2002 das dritte Album Ako me pogledneš vo oči / Ako me pogledaš u oči (Titel der serbokroatischen Version des Albums) („Wenn Du mir in die Augen siehst“).
Proeski nahm in New York Gesangsunterricht, um seine Stimme weiter zu verbessern. Sein Lehrer war William Riley, der auch mit Luciano Pavarotti zusammenarbeitete. Nach seiner Rückkehr gab Toše zahlreiche Wohltätigkeitskonzerte. Dafür wurde er mit dem „Mutter-Teresa-Preis“ ausgezeichnet und war seit 2003 UNICEF-Botschafter. In seinem Heimatort Kruševo finanzierte er die Renovierung eines orthodoxen Klosters. Er beteiligte sich auch an einem Aufklärungsprojekt der mazedonischen AIDS-Hilfe. Für eine Skopjer Kinderklinik gab er zahlreiche Wohltätigkeitskonzerte.
2004 wurde Proeski ausgewählt, um Mazedonien beim Eurovision Song Contest in Istanbul zu vertreten. Sein Lied Angel Si Ti („Du bist ein Engel“) wurde vom Publikum und ihm selbst ausgewählt. Beim Contest trat er mit der englischen Version Life dieses Liedes an und erreichte damit den 14. Platz.
Seine beiden folgenden Alben wurden in ganz Ex-Jugoslawien veröffentlicht. Po Tebe / Pratim te (Titel der serbokroatischen Version des Albums) („Ich folge Dir“) war eines der erfolgreichsten Alben und führte die Charts in Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina über Monate an.
Sein Werk Božilak („Regenbogen“) enthielt 14 ausgewählte, traditionelle mazedonische Lieder. Er wurde dabei von einem Symphonieorchester unterstützt.
Das letzte Album seiner Karriere mit dem Titel Igri Bez Granici / Igra Bez Granica (serbokroatischer Titel des Albums) („Spiele ohne Grenzen“) erschien im August 2007.
Proeski machte sich auch als Songwriter einen Namen. Er schrieb viele seiner zahlreichen erfolgreichen Hits selbst. Nach eigenen Angaben schrieb er über 100 Lieder. Er wollte nach eigener Aussage mit vielen auf den richtigen Moment warten, um sie zu veröffentlichen.
In Kürze hätte ein Album auf Englisch erscheinen sollen, welches für den internationalen Markt gedacht war. Sieben Lieder waren bereits aufgezeichnet worden. Als erste Single war Aria gedacht, ein Duett mit Gianna Nannini, welches erstmals beim Konzert in Belgrad am 14. Februar 2007 vorgestellt wurde. Ob die aufgezeichneten Lieder jemals kommerziell veröffentlicht werden, ist noch unklar.
Toše Proeski hatte eine ältere Schwester. Seine Lebensgefährtin war die Handballspielerin Andrijana Budimir.
Toše Proeski starb am Morgen des 16. Oktober 2007 bei einem Autounfall auf der kroatischen Autobahn A 3 in der Nähe von Nova Gradiška. Proeski schlief auf dem Vordersitz seines Autos und verstarb noch an der Unfallstelle, nachdem das Auto auf einen Lastwagen geprallt war. Ebenfalls im Wagen war seine Produzentin Ljiljana Petrović, welche nur leicht verletzt wurde. Der Fahrer Georgij Georgijevski überlebte ebenfalls, jedoch mit schweren Kopfverletzungen. Nachträglich wurde bekanntgegeben, dass der Fahrer wegen Übermüdung eingeschlafen war und die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte.
Die Nachricht von Proeskis Tod löste im ehemaligen Jugoslawien Emotionen und Reaktionen aus, die weit über das Maß üblicher Trauer hinausgingen. Die kroatische Polizei erstattete anschließend Anzeige gegen den Fahrer Georgij Georgijevski. Die Polizei gab ebenfalls bekannt, dass der Airbag versagt hatte und die Kissen nicht aufgegangen waren. Direkt nach dem Unglück startete die Polizei eine Kampagne gegen zu schnelles Fahren auf der Autobahn unter dem Motto „Ne brže od života!“ („Nicht schneller als das Leben!“) mit Proeskis Foto auf den Bannern.
Direkt nach Bekanntgabe von Proeskis Tod versammelten sich Menschen auf den zentralen Plätzen in Mazedonien. Sie weinten, zündeten Kerzen zu seinem Gedenken an, brachten Blumen, Stofftiere, Plakate usw. Das Parlament legte eine offizielle Schweigeminute ein und unterbrach seine Arbeit im Anschluss. Sowohl der Präsident als auch der Premierminister bezogen Stellung zu dem Unglück und sprachen ihr Beileid aus. Die Fernsehsender in Mazedonien unterbrachen ihr Programm und berichteten ununterbrochen über das Unglück; sie zeigten Zuschauerumfragen, in denen die tiefe Betroffenheit der Bevölkerung deutlich wurde.
Der 17. Oktober (Tag der Beisetzung) wurde in Mazedonien zum Volkstrauertag erklärt. Proeski wurde mit allen Staats- und Kirchenehren beigesetzt. Zum Zeitpunkt seiner Beerdigung hatten die meisten Ämter und Geschäfte geschlossen. Taxis und Busse fuhren die Menschen kostenlos zur Beerdigung. Der mazedonische Premierminister Nikola Gruevski und der Präsident Branko Crvenkovski hielten neben anderen eine Trauerrede. Viele Prominente, Staatsmänner, Geistliche des ehemaligen Jugoslawien und ganz Europas wohnten der Beerdigung bei, darunter Svetlana Ceca Ražnatović, Vlado Georgijev, Željko Joksimović, Tijana Dapčević, Tamara Todevska, Jašar Ahmedovski, Toni Cetinski, Aki Rahimovski, Antonija Šola, Kaliopi Bukle, Karolina Gočeva, Vesna Petruševska, Erzbischof Stefan von Ohrid-Mazedonien, Erwan Fouéré (Vertreter der EU), Jillien Milovanović (Abgesandte der USA), Hongwei Gao (Vertreterin von UNICEF).
Proeski wurde posthum zum Ehrenbürger Mazedoniens erklärt.
In den mazedonischen Botschaften im gesamten ehemaligen Jugoslawien wurden am Tage der Beisetzung Proeskis Kondolenzbücher ausgelegt, in welche die Trauernden einen letzten Gruß eintragen konnten. In Belgrad war die Straße Gospodara Jevremova, in der sich die mazedonische Botschaft befindet, von Menschenmassen überflutet. Seine Kollegen Nikola Rokvić, Bisera Veletanlić, Dušan Svilar und viele andere hinterließen Blumengrüße und trugen sich in das Buch ein. In Zagreb nahmen ebenfalls viele Bürger und Kollegen die Möglichkeit wahr, Proeski einen letzten Gruß zukommen zu lassen, unter anderem Boris Novković. Auch viele andere mazedonische Botschaften außerhalb des Balkans legten Kondolenzbücher aus. Eine Delegation des Deutschen Bundestages, bestehend aus den Abgeordneten Günter Baumann (CDU), Klaus Hagemann (SPD), Jens Ackermann (FDP) und Josef Winkler (Bündnis 90/Die Grünen), die zufällig zu Gesprächen mit Parlament und Regierung in Mazedonien weilte, kondolierte namens des Deutschen Bundestages schriftlich den Angehörigen und trug sich persönlich in das Kondolenzbuch in Skopje ein.
Am 15. Dezember 2007 veröffentlichte die mazedonische Post eine Sonderbriefmarke mit Todors Motiv. Im Jahr 2011 wurde in seinem Wohnort Kruševo eine speziell für ihn neu gebaute Gedenkstätte eingeweiht. Im gleichen Jahr wurde dort auch die bisherige Marschall-Tito-Straße nach Toše Proeski umbenannt. Solche Ehren sind in Mazedonien bisher noch keinem Prominenten zuteilgeworden.
„Die Anderen haben die Aggression verbreitet, Proeski hat das Gegenteil gemacht – er verbreitet die Liebe“ (Branko Crvenkovski, Staatspräsident Mazedoniens)
„Gefragt, was den Erfolg Proeskis in ganz Ex-Jugoslawien ausmache, meint der Skopjer Konzertveranstalter Vladimir Mandicevski, es gebe ein grosses Publikumssegment, dem der Turbo-Folk zu primitiv, der heimische Rock ’n’ Roll zu elitär und die elektronische Musik zu exotisch sei. Proeskis Musik sei eingängig, aber nicht ohne Niveau. Er habe zudem über eine für diese Musiksparte überdurchschnittliche Stimme verfügt. Auch dass Toše weder Skandale provozierte noch sich politisch einspannen ließ, kam ihm beim grenzübergreifenden Erfolg zustatten – zumal die nationalen Grenzen in der musikalischen Populärkultur kaum eine Rolle spielen.“ („Unfalltod des Balkan-Popstars Proeski. Anteilnahme in der ganzen Region“, Neue Zürcher Zeitung, 17. Oktober 2007)