Trude Herr (* 4. Mai 1927 in Köln; † 16. März 1991 in Lauris bei Aix-en-Provence in Frankreich) war eine deutsche Schauspielerin, Schlagersängerin und Theaterdirektorin.

Kindheit

Trude Herr wurde in Köln-Kalk geboren, wuchs in Köln-Mülheim auf und besuchte dort die Schule. Ihr Vater Robert Herr war Lokomotivführer und wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei lange Zeit im Gefängnis und später auch im Konzentrationslager inhaftiert. Für ihn schrieb sie das Lied Papa, in dem sie sich für ihre Zeit mit ihrem Vater bedankt; sie sang es 1961 auf seiner Beerdigung. Sie selber war Mitglied der SPD. 1933 besuchte sie eine Volksschule in Köln-Mülheim und arbeitete danach in einer Bäckerei. Da die Wohnung der Herrs 1943 durch Bomben zerstört wurde, lebten sie zwei Jahre in Ewersbach/Hessen. Dort arbeitete Trude, die zu diesem Zeitpunkt bereits „Tutti“ und scherzhaft wegen ihrer vollschlanken Formen auch „dat Pummel“ genannt wurde, als Schreibkraft in der Stadtverwaltung Dillenburg. 1946 wurde sie Statistin an der Aachener Wanderbühne, ab 1948 erhielt sie Nebenrollen am Kölner Millowitsch-Theater.

Karriere

Im Millowitsch-Theater spielte sie u. a. in dem vom Fernsehen aufgezeichneten Lustspiel Der verkaufte Großvater (Premiere: 29. August 1955) neben Willy Millowitsch, Elsa Scholten und Franz Schneider erstmals in einer größeren Rolle mit. 1949 gründete sie mit ihrem Freund und Mentor Gustav Schellhardt die „Kölner Lustspielbühne“, deren Existenz jedoch nicht von langer Dauer war. Zeit ihres Lebens war sie stolz auf dieses Projekt und erwähnte es immer wieder in Presseinterviews. Nach dem Konkurs arbeitete Trude Herr zwischen 1949 und 1954 als Bardame im Homosexuellen-Szenelokal „Barberina“ (Hohe Pforte).

Ab 1954 trat sie zur Karnevalszeit immer wieder bei den Veranstaltungen der verschiedenen Kölner Vereine als Büttenrednerin auf und erntete stets großen Applaus. In ihren Auftritten folgte sie der seit den 1920er Jahren als Varieté- und Revuesängerin bekannten Grete Fluss. Trude Herr wurde dabei von Willi Schaeffers, dem Chef des Kabaretts „Tingel-Tangel“ entdeckt, der sie 1958 in Berlin engagierte. Mit der deutschen Version von Percolator unter dem Titel Ich will keine Schokolade (ich will lieber einen Mann) konnte sie mit Platz 18 der deutschen Hitparade ihren größten Schallplattenhit landen. Der deutsche Text wurde von Carl-Ulrich Blecher verfasst. Er schrieb allerdings drei Strophen, dadurch konnte der Instrumentalpart des Originals entfallen. Das Lied wurde in dem deutschen Schlagerfilm Marina von Trude Herr (als „Trude Pippes“) gesungen, der am 19. August 1960 mit seinen 15 Schlagern Premiere hatte. Mit diesem Musikfilm gelang ihr 1960 der Durchbruch. Sie spielte in über 30 Filmen mit, hatte zahlreiche Auftritte in Fernsehsendungen und Erfolg im Schlagergeschäft. Im August 1964 unternahm sie eine fünfmonatige Reise durch Sahara-Staaten, wo sie 1969 den zum Volk der Tuareg gehörenden Tunesier Ahmed M’Barek kennenlernte. Er begleitete sie zurück nach Deutschland, wo sie heirateten; die Ehe hielt bis 1976. Mit eigenem Ensemble spielte sie im Millowitsch-Theater ab 16. September 1970 sehr erfolgreich in Die Perle Anna, ab 21. September 1972 in Die Familie Pütz.

Am 9. September 1977 eröffnete sie auf der Severinstraße ihr Volkstheater „Theater im Vringsveedel“. Dort wollte sie eine volksnahe Alternative zum etablierten Millowitsch-Theater aufbauen. Mit reichlich kölschem Humor und kölscher Sentimentalität, garniert mit einer Portion Vulgarität, schrieb sie für dieses Theater Stücke wie Die kölsche Geisha (1977), Der Hausmann und Massage-Salon Denz (1979), Drei Glas Kölsch (1980), Scheidung auf Kölsch (1981), Die Hellseherin (1985) oder als letztes Theaterstück Im zweiten Frühling (1986). Ihr Bühnenpartner war in dieser Zeit Hans Künster. Der Spielplan dauerte nur von September bis Ende Dezember, die restliche Zeit war das Theater anderweitig vermietet oder stand leer. Ohne städtische Zuschüsse, die sie 1977 und 1982 vergeblich beantragte, stand das Theater finanziell ständig auf schwachen Füßen. Daran änderte auch die sehr hohe Besucherauslastung von 97 Prozent nichts – die Fixkosten, unter anderem für 21 Beschäftigte, waren zu hoch. Obwohl es das bestbesuchte Theater in Nordrhein-Westfalen war, aber auch wegen zunehmender Gesundheitsprobleme wurde das Theaterexperiment am 27. Februar 1986 beendet.

Zwischendurch wirkte sie in der WDR-Produktion Schöne Bescherung – Ein Beitrag zum Fest von Trude Herr mit, die im Dezember 1983 ausgestrahlt wurde. Zwischen Oktober 1986 und Januar 1987 nahm sie in den „Info Studios“ (Monheim am Rhein) mit dem Produzenten Thomas Brück das Album Ich sage, was ich meine mit internationalen Hits auf, die sie mit deutschen Texten versah. Das Lied Niemals geht man so ganz, das sie mit Wolfgang Niedecken (BAP) und Tommy Engel (Bläck Fööss) interpretierte, erreichte im August 1987 Platz 20 in den deutschen Charts. Nach sechs schweren Operationen am Hals und an den Beinen zog sie aus gesundheitlichen Gründen im Juli 1987 auf die Fidschi-Inseln (nahe der Hauptstadt Suva). 1988 erhielt sie das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Jahr gab sie Günther Jauch ihr letztes Fernsehinterview. Im Januar 1991 kehrte sie mit Samuel Bawesi, ihrem Lebenspartner, von den Fidschi-Inseln nach Köln zurück. Im Februar 1991 zog sie nach Lauris, einem kleinen Dorf bei Aix-en-Provence in Südfrankreich, wo sie am 16. März 1991 an Herzversagen starb. Sie wurde auf dem Kölner Nordfriedhof beerdigt.

Nach ihrem Tod

Am 16. Februar 1995 wurde die Grünfläche beim Bürgerhaus Stollwerck in der Kölner Südstadt nach ihr in Trude-Herr-Park benannt. Im Sommer des Jahres fand auf dem Kölner Roncalliplatz eine Trude-Herr-Gedenkrevue statt, in der Künstler wie Anne Haigis, Tommy Engel oder die Höhner die größten Hits von Trude Herr präsentierten. Die Idee zu dieser Revue hatten Thomas Brück und Jürgen Fritz, der ihren Hit Niemals geht man so ganz komponierte.

2002 wurde im Trude-Herr-Park ihr zu Ehren ein Denkmal von Elmar Schulte aufgestellt, das aber erst 2013 vollständig renoviert fertiggestellt wurde.

Anlässlich ihres 80. Geburtstags im Jahr 2007 zeigten WDR-Fernsehen und das ARD-Digitalprogramm EinsFestival die Aufzeichnungen ihrer Theaterstücke aus ihrem „Theater im Vringsveedel“ in Köln. Drei dieser Theaterstücke wurden zu diesem Anlass auf DVD veröffentlicht. Durch eine anonyme Spende konnte 2011 sichergestellt werden, dass ihre Grabstelle weitere 25 Jahre erhalten bleibt.

Sonstiges

Trude Herr ist die Tante von Gigi Herr (* 28. Dezember 1942), die seit 1994 Rollen in Walter Bockmayers skurrilen Theaterstücken im Kölner Scala-Theater spielt. In der TV-Comedy-Serie Hausmeister Krause – Ordnung muss sein verkörperte Gigi Herr die Schwiegermutter Rosemarie Küppers.

Quelle: Wikipedia