Valentina Lisitsa (* 11. Dezember 1973 in Kiew, Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik; ukrainisch Валентина Лисиця, dt. Transkription Walentyna Lyssyzja, wiss. Transliteration Valentyna Lysycja) ist eine ukrainischstämmige Pianistin. Sie lebt zurzeit in den Vereinigten Staaten und gibt weltweit Konzerte. Ihr Ehepartner Alexei Kuznetsoff, mit dem sie einen Sohn hat, ist ebenfalls Pianist. Mit ihm tritt sie auch als Klavierduo auf.
Lisitsa begann mit drei Jahren, Klavier zu spielen und gab ein Jahr später ihren ersten Soloklavierabend. Ihre Familie hatte keinen beruflichen Bezug zur Musik und entgegen ihrer eigenen musikalischen Veranlagung wollte sie als Kind professionelle Schachspielerin werden.
Sie besuchte die Lysenko-Musikschule für begabte Kinder und später das Kiewer Konservatorium, an dem sie zusammen mit ihrem späteren Ehepartner Alexei Kuznetsoff studierte.
Im Jahr 1991 gewann sie mit Kuznetsoff den ersten Preis bei der Dranoff International Two Piano Competition, einem der weltweit wichtigsten Wettbewerbe für Klavierduos. Im gleichen Jahr zogen beide in die Vereinigten Staaten, um ihre Karriere als Konzertpianisten aufzubauen. Ihre Debütvorstellung gaben sie dort im Jahr 1995 beim Mostly Mozart Festival in New York.
Am 19. Juni 2012 gab sie ihr solistisches Debüt in der Londoner Royal Albert Hall vor fast 8000 Zuschauern. Auf ihrer Homepage hatte sie ihrem Publikum ermöglicht, über das Programm abzustimmen und dabei aus einem Repertoire von Frédéric Chopin, Franz Liszt, Sergei Rachmaninow und Alexandr Skrjabin zu wählen. Seit 2012 ist sie bei Decca Records unter Vertrag, wo die Aufzeichnung dieses Konzerts Valentina Lisitsa Live At The Royal Albert Hall erschien.
Ihre Karriere in den Vereinigten Staaten stagnierte, sie hatte selten die Möglichkeit zu Auftritten. Am 25. April 2007 lud sie bei YouTube ihr erstes Video hoch. An den überraschenden Erfolg dieses Videos knüpfte sie an, sodass sie im Februar 2019 auf YouTube über 350 Videos hochgeladen hatte; ihr YouTube-Kanal wurde zu diesem Zeitpunkt von etwa 500.000 Nutzern abonniert. Unter den Videos sind sowohl reine musikalische Interpretationen als auch Interviews und Outtakes. Konzertveranstalter und Medien bezeichnen Lisitsa als „ersten Youtube-Star in der klassischen Musik“.
Über ihren Erfolg sagt sie:
„Wenn ein großer Musikstar geboren wird, läuft eine riesige PR-Maschine an. (…) Plötzlich sieht man dieses eine Gesicht auf Musik-Magazinen und überall, und dann fangen die Leute an, Sachen zu kaufen, auf denen dieser Name steht. Und bei mir war es genau das Gegenteil: es kam von unten – die Leute brachten mich hoch, weil sie es wollten – und das mögen sie eben.“
Bis 2012 hat Lisitsa bei wechselnden Labels veröffentlicht:
Seit 2012 ist sie bei Decca Records unter Vertrag, unter anderem mit folgenden Veröffentlichungen:
Ein Auftritt Lisitsas beim Toronto Symphony Orchestra wurde wegen politischer Äußerungen kurzfristig aus dem Programm genommen. Der Orchesterpräsident Jeff Melanson begründete die Absage damit, dass das Orchester keine Bühne für „provokative Kommentare“ sei und Lisitsas andauernde Vorwürfe mit zutiefst beleidigender Sprache, die sie über die sozialen Medien verbreite, bereits ihre letzten Auftritte in Toronto überschattet hätten. In der Ukraine erlangte Lisitsa Bekanntheit durch ihr öffentliches Bekenntnis zu den prorussischen Separatisten und ihre kritische Haltung gegenüber der pro-westlichen ukrainischen Regierung.
Im September 2017 gab Lisitsa ein Konzert auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim beim fünften Klassischen Musikfestival in Sewastopol, nachdem sie illegal auf die Krim eingereist war. Die Ukraine betrachtet die Krim als von Russland völkerrechtswidrig besetztes Gebiet und verfolgt eine Einreise ohne Sondergenehmigung auf die Krim – auch von Ausländern – als Straftat. Eine solche Sondergenehmigung wird von den ukrainischen Behörden nur unter strengen Voraussetzungen, und generell nicht für touristische Zwecke oder künstlerische Auftritte, erteilt. Verschiedene Künstler, die illegal auf die Krim einreisten, wurden von den ukrainischen Behörden strafrechtlich verfolgt.