Walter Moers [mœɐ̯s] (* 24. Mai 1957 in Mönchengladbach) ist ein deutscher Comic-Zeichner, Illustrator und Schriftsteller.
Walter Moers lebte nach seiner Schulzeit zunächst von Gelegenheitsarbeiten, begann dann eine kaufmännische Lehre und brachte sich selbst das Zeichnen bei. Er gilt als öffentlichkeitsscheu, gibt nur wenige Interviews und lässt sich selten fotografieren, was inzwischen eine Art Markenzeichen von ihm ist. Daher sollten auch biographische Angaben zu Walter Moers, einschließlich des Namens, mit Vorsicht behandelt werden, da es keine wirklich gesicherten Quellen dazu gibt. In Anbetracht der Drohbriefe, die Moers von Rechtsradikalen infolge der Veröffentlichungen seiner Adolf-Comics erhielt, dient ihm diese Öffentlichkeitsscheu ebenso als Schutz.
Walter Moers wohnt in Hamburg.
1988 erschien die erste Geschichte um Käpt’n Blaubär, die seitdem weite Verbreitung im Fernsehen, in Kinderbüchern, Hörspielen und als Musical fand.
Eine andere in Buch und Fernsehen (Wolff und Rüffel) bekannte Figur für Kinder wurde das allwissende Genie Schimauski, das allen möglichen gestellten und nicht gestellten Fragen auf den Grund zu gehen vermag. Schimauski, dann allerdings als Prof. Dr. Abdul Nachtigaller, und Käpt’n Blaubär finden eine komplexe Weiterentwicklung in den für Erwachsene gedachten Zamonien-Romanen.
Moers veröffentlicht seit 1984. Seine erste Publikation erschien im deutschen Comic-Fanzine PLOP. Bekannt wurde er zunächst mit cartoonartigen Comics, die sich durch eine ironische Grundhaltung und bewusste Verletzung von politischer Korrektheit auszeichnen. Viele Werke erschienen damals in den Satirezeitschriften Kowalski und Titanic und – wenigstens einmal – in Der Rabe. Die Titanic veröffentlichte 2001/2002 einige Folgen von Deadman, dem toten Superhelden.
Moers’ bekannteste Comicfiguren sind:
In Anlehnung an Käpt’n Blaubär erschien 1999 der erste Zamonien-Roman: Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär. Mit dem Käpt’n Blaubär aus der Sendung mit der Maus hat dieser Roman allerdings nur noch bedingt zu tun. Im Gegensatz zu dem großväterlichen Erzähler aus dem Fernsehen ist Blaubär im Buch noch jung und zielt mit seiner Art von Geschichten auf ein zumindest jugendliches, wenn nicht erwachsenes Lesepublikum ab. Die besondere Charakteristik Käpt’n Blaubärs bzw. seiner Lebensgeschichte liegt in den Schilderungen der fiktiven Welt Zamoniens, die, auf eigens entwickelter Landkarte detailliert vorgestellt, Heimstätte unzähliger Fabelwesen, aber auch genialer Wissenschaftler ist. Diese komplexe Welt voller Ironie und satirischer Querverweise wurde zur Grundlage von bislang sieben weiteren Romanen. Sämtliche Illustrationen darin stammen, wie in nahezu all seinen Büchern, vom Autor selbst.
Im zweiten Zamonien-Roman Ensel und Krete tritt erstmals der Dinosaurier Hildegunst von Mythenmetz als vorgeblicher Verfasser auf. Walter Moers inszeniert sich selbst daher folgerichtig nur als „Übersetzer“ des Werkes aus dem Zamonischen ins Deutsche. Käpt’n Blaubär kommt nur noch am Rande vor. Auch das im Titel angedeutete Märchen Hänsel und Gretel ist kaum noch wiederzuerkennen.
Im dritten Roman der Reihe, Rumo & Die Wunder im Dunkeln, geht es bisweilen recht brutal zu. Zum Beispiel spielen Zyklopen eine Rolle, deren Ernährungsgrundlage aus Lebewesen aller Art besteht. Die Beute wird stets bei lebendigem Leib verspeist. Die Zyklopen finden es umso besser, je mehr sich ihre Beute durch Schreien und Zappeln widerspenstig zeigt. Auch Fechtduelle, Schlachten und Foltermaschinen werden nicht minder blutig dargestellt. Der rote (silberne) Faden des Buches (Lebens) ist die Lebens- und Liebesgeschichte des Wolpertingers Rumo.
Am 9. September 2004 erschien der vierte Band der Reihe, Die Stadt der Träumenden Bücher, erneut mit Hildegunst von Mythenmetz als vermeintlichem Verfasser in der Hauptrolle. Am Ende dieses Buches fordert Walter Moers seine Leser dazu auf, ihm bei der Entscheidung zu helfen, welches Buch er als Nächstes aus der zamonischen Sprache „übersetzen“ solle. Zur Auswahl stellt er das zweite Abenteuer von Mythenmetz in den Katakomben von Buchhaim und eines seiner Abenteuer in der Friedhofsstadt Dullsgard. Am 9. September 2005 wurde Moers für Die Stadt der Träumenden Bücher mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar, der mit 4000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet.
Der fünfte Zamonien-Roman, Der Schrecksenmeister, erschien am 20. August 2007. Es handelt sich wieder um einen Roman von Hildegunst von Mythenmetz, den Moers aus dem Zamonischen „übersetzt“ hat, und der an die Novelle Spiegel, das Kätzchen aus dem Zyklus Die Leute von Seldwyla von Gottfried Keller angelehnt ist.
Am 5. Oktober 2011 erschien der sechste der Zamonien-Romane mit dem Titel Das Labyrinth der Träumenden Bücher. Da Moers im Vorfeld den Verlag gewechselt hatte, erschien das Buch im Knaus Verlag. Es handelt sich um eine Fortsetzung des vierten Bandes. Die Handlung spielt wieder in der Stadt Buchhaim; doch der Roman ist unvollendet: Der Band sei, wie man erst im Nachwort erfährt, lediglich die sogenannte Ouvertüre für das zweite Abenteuer des Hildegunst von Mythenmetz. Die eigentliche Geschichte zum Buchtitel beginnt erst im letzten Kapitel, ihre „Übersetzung“ aus dem Zamonischen wird dabei für den nächsten Band angekündigt, der ursprünglich im Oktober 2014 erscheinen sollte. Bereits 2011 kündigte Moers an, dass diese Fortsetzung den Titel Das Schloss der träumenden Bücher tragen werde.
Nachdem das Erscheinen des Bandes aber auf unbestimmte Zeit verschoben worden war, wurde stattdessen ein anderer Mythenmetz-Roman namens Die Insel der Tausend Leuchttürme angekündigt. Am 20. März 2017 kündigte Wolfgang Ferchl, Moers’ Verleger, in einem Onlinevideo schließlich ein weiteres Werk mit dem Titel Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr an. Dieser siebte Zamonien-Roman wurde am 28. August 2017 veröffentlicht. Im Gegensatz zu fast allen vorangegangenen Werken stammen die Illustrationen dabei nicht von Moers selbst, sondern von Lydia Rode. Im November 2018 wurde der Briefroman Weihnachten auf der Lindwurmfeste veröffentlicht. Am 25. März 2019 erschien das Buch Der Bücherdrache, das ebenfalls auf Zamonien angesiedelt und dessen Hauptfigur der Buchling Hildegunst Zwei ist.
Moers’ Stil ist insgesamt stark von der Tradition des Grotesken geprägt. Die Prosa ist an sich leicht verständlich und teils von der Alltagssprache beeinflusst, doch sowohl Zeichnungen als auch Namen, Figuren und Motive erinnern in ihrer Überzeichnung und wilden Fantastik stark an Rabelais/Fischart (vgl. Gargantua et Pantagruel), E.T.A. Hoffmann und andere europäische Autoren, die sich in diese Tradition einreihen lassen. An Rabelais/Fischart erinnert vor allem der ständig wiederkehrende Aufzählungsstil, der sich in teilweise seitenlangen Auflistungen von Namen, Speisen, Liedern etc. manifestiert. Dem großen Illustrator derartiger Werke, Gustave Doré (u. a. Gargantua et Pantagruel), hat Moers dementsprechend auch ein eigenes Buch gewidmet (Wilde Reise durch die Nacht).
Eng verbunden mit dieser Tradition sind die Zusammenhänge des Moers’schen Œuvres mit der europäischen Schauerliteratur und Komiktradition. Komisches und Schauerliches verbinden sich so zu einem grotesken Gesamtwerk. Die Geschichten um Prof. Dr. Abdul Nachtigaller oder den Schrecksenmeister stehen so z. B. in enger Verbindung zur Tradition der Nachtstücke, der gothic novel (Frankenstein, The Monk) und der schwarzen Romantik (vgl. E.T.A. Hoffmann), während vor allem Figuren wie der Blaubär als Nachfahren eines Don Quijote gelesen werden können.
Zentral sind in allen Zamonienbüchern die Wortspiele, Anspielungen und Anagramme, die eine enorme Freude des Autors an Sprache, Literatur und Geschichte dokumentieren. Beim aufmerksamen Lesen findet man immer wieder eine Unmenge von anagrammierten Namen, versteckten Text- und Bildzitaten. Zum Beispiel ist der größte Teil der Gedichte in Die Stadt der Träumenden Bücher leicht abgeändert von großen Dichtern übernommen worden, und die Namen der fiktiven Dichter, die im Buch vorkommen, sind auch größtenteils mehr oder weniger schwer durchschaubare Anagramme der Namen realer großer Dichter (z. B. Johann Wolfgang von Goethe ⇒ Ojahnn Golgo van Fontheweg). Verschiedene von Fans der Romane gestaltete Webseiten sammeln und entschlüsseln diese Anspielungen. Dies war in gewisser Weise auch schon im "alten" Blaubär für Kinder der Fall, wenn etwa Blaubär behauptet, die Bären seien die Pioniere des Fliegens gewesen, namentlich Otto Lilienbär, Charles Lindbär und der Blaue Bäron.
Viele der Wortspiele sind auch visueller Natur. Namen und Bezeichnungen fallen vor allem durch ihre Schreibweise auf. Sehr oft werden typographische Mittel wie verschiedene Schriften und Schriftgrößen verwendet, um das Geschriebene zu veranschaulichen. Auch hier, und vor allem aufgrund des Umgangs mit Text-Bild-Bezügen, lassen sich Parallelen von Moers’ Literatur zu mittelalterlichen Volksbüchern, Fabeln, Epen usw. ausmachen.
Inhaltlich bedient sich Moers wie die meisten modernen Fantasy- und Fantastik-Autoren in der mittelalterlichen und antiken Literatur und Kunst sowie bei Renaissance, Barock und Romantik, sei es nun bei Sagen und Legenden, Fabeln und Märchen, Mythen und Epen, Magie und Esoterik. Der kreative Umgang damit erzeugt in Kombination mit seinem ungeheuren Ideenreichtum und Humor eine ganz eigene Moers’sche Fantasiewelt, vor allem deshalb, weil die antiken und mittelalterlichen Elemente stets mit eindeutig modernen und postmodernen vermischt werden, was den grotesken Gesamtstil wesentlich prägt und zu seiner Originalität beiträgt.
In dem Roman Wilde Reise durch die Nacht aus dem Jahr 2001 schildert Moers die Reise des zwölfjährigen Gustave, der ein großer Zeichner werden möchte. Moers greift hierfür den romantischen Zeitgeist des 19. Jahrhunderts auf und bricht ihn dabei zugleich satirisch.
In diesem Werk fügte Moers seiner Prosa ausnahmsweise keine eigenen Illustrationen bei, sondern verwendete 21 Illustrationen des französischen Zeichners Gustave Doré, die ihn zu diesem Buch inspirierten.
Mit Der Fönig schrieb Moers ein „Moerschen für Erwachsene“, bei dem er die Buchstaben F und K konsequent vertauschte.