Die Wings waren eine Musikgruppe von Paul McCartney mit seiner ersten Ehefrau Linda und Denny Laine. Die Band ist das erfolgreichste Projekt eines Ex-Beatles und gehört mit zwölf Top-Ten-Singles in Großbritannien und 14 Top-10-Singles (davon sechs Nummer-eins-Hits) in den USA sowie acht Top-10-Alben in Großbritannien und acht Top-10-Alben (davon fünf Nummer-eins-Alben) in den USA zu den erfolgreichsten Gruppen der 1970er Jahre.
Nach dem Ende der Beatles veröffentlichte Paul McCartney im April 1970 sein Soloalbum McCartney und im Mai 1971 zusammen mit seiner Frau Linda McCartney das Album Ram. Im August desselben Jahres gründeten sie mit dem US-amerikanischen Schlagzeuger Denny Seiwell, der schon beim Album Ram mitwirkte, und dem Gitarristen Denny Laine (ex-Moody Blues) die Gruppe Wings, in der Ehefrau Linda Keyboards spielte. Das erste Album Wild Life wurde im Dezember 1971 veröffentlicht; es erreichte jedoch nur Platz 10 in den USA und erhielt überwiegend negative Kritiken. Im Jahr 1972 brachte die Gruppe, inzwischen durch den nordirischen Gitarristen Henry McCullough verstärkt, drei Singles heraus. In Give Ireland Back to the Irish (Februar 1972) setzte McCartney sich mit dem Bloody Sunday in Derry auseinander, ähnlich wie es John Lennon wenig später in seinen Liedern Sunday Bloody Sunday und The Luck of the Irish tat. Give Ireland Back to the Irish kam auf den Index der BBC und wurde somit in deren Radioprogrammen nicht gespielt. Gleiches widerfuhr der rockigen Single-A-Seite Hi Hi Hi, im Dezember 1972 veröffentlicht, in deren Text die Musik-Direktoren der BBC Aufforderungen zum Drogenkonsum und zu unerwünschten sexuellen Handlungen herauszuhören glaubten. Erfolgreicher war deren B-Seite C-Moon, ein Lied im Reggae-Stil. Zwischenzeitlich, im Mai 1972, war noch das Kinderlied Mary Had a Little Lamb erschienen.
Darüber hinaus ging die Gruppe auf Tournee. Vom 9. bis zum 23. Februar 1972 gaben die Wings elf Konzerte in britischen Universitäten, teilweise vor nur einer geringen Zuschauermenge; so waren in Newcastle 400 und in Birmingham 750 Zuhörer anwesend. Das erste Konzert fand im Portland Building der University of Nottingham statt, ohne dass Paul McCartney auf den Plakaten besonders angekündigt wurde. Im selben Jahr begaben sich die Wings auf Europa-Tournee; im Jahre 1973 folgte noch eine Tournee durch Großbritannien.
Mit dem nächsten Album Red Rose Speedway, das im Mai 1973 veröffentlicht wurde, erreichten die Wings erstmals die Spitzenposition in den US-amerikanischen Charts; auch die Auskopplung My Love war vier Wochen Nummer 1 in den USA. Als Interpreten wurden nun Paul McCartney & Wings genannt; die Plattenfirma erhoffte sich durch die Nennung McCartneys bessere Verkaufszahlen.
Noch im selben Jahr gelangen Paul McCartney und den Wings ihre bisher größten Erfolge: Die Oscar-nominierte Single Live and Let Die (Juni 1973) aus dem gleichnamigen James-Bond-Film mit Roger Moore und das im Dezember 1973 veröffentlichte Album Band on the Run, das erneut in Großbritannien und den USA die Charts anführte, die Single Band on the Run wurde ein weiterer Nummer-eins-Hit in den USA, der Titel Jet war als Single ebenfalls erfolgreich. Kurz vor den ersten Aufnahmen zu Band on the Run, die in Lagos stattfanden, hatten Denny Seiwell und Henry McCullough die Band verlassen. Im November 1973 veröffentlichte Denny Laine sein erstes Soloalbum mit dem Titel Ahh....Laine, auf dem aber kein weiteres Mitglied der Wings mitwirkte.
In der folgenden Zeit nach Erscheinen von Band on the Run veröffentlichten die Wings die Single Junior’s Farm (Oktober 1974) und das Album McGear (September 1974); es ist ein Soloalbum von Michael McCartney, dem Bruder von Paul McCartney, der sich den Künstlernamen Mike McGear gab und auch Mitglied der Gruppe The Scaffold war. Die Band Wings wurde derweil mit dem Gitarristen Jimmy McCulloch und dem Schlagzeuger Geoff Britton verstärkt. Geoff Britton wurde dann wiederum, nach relativ kurzer Zeit, durch Joe English ersetzt.
John Lennon gab in einem, im Juni 1975 veröffentlichten, Interview seine Meinung zu den Wings wider: “…Wings is almost as conceptual a group as Plastic Ono Band. Plastic Ono was a conceptual group, meaning whoever was playing was the band. And Wings keeps changing all the time. It’s conceptual. I mean, they’re backup men for Paul. It doesn’t matter who’s playing. You can call them Wings, but it's Paul McCartney music. And it’s good stuff….”
Die Alben Venus and Mars (Veröffentlichung im Mai 1975 mit der Nummer-1-Single Listen to What the Man Said) und Wings at the Speed of Sound (Veröffentlichung im März 1976 mit den Hits Silly Love Songs und Let ’Em In) markierten gemeinsam mit der Welttournee, aus der das erfolgreiche Live-Album Wings over America (Dezember 1976) hervorging, weitere kommerzielle Erfolge der Wings; so spielten sie unter anderem in Seattle vor über 60.000 Menschen. Alle drei Alben erreichten in den US-amerikanischen Charts Platz eins. Der Konzertfilm Rockshow wurde im Juni 1976, während der Welt-Tournee in Nordamerika, aufgenommen und hatte seine Kinopremiere im November 1980.
Im Sommer 1976 nahmen Paul und Linda McCartney mit Denny Laine zehn Lieder von Buddy Holly auf. Paul McCartney war zu der Aufnahmezeit schon Eigentümer an den Rechten von Buddy-Holly-Liedern. Denny Laine übernahm den Hauptgesang und so wurde das Album unter dem Namen Holly Days als zweites Soloalbum von Denny Laine im Mai 1977 veröffentlicht. Das Lied Seaside Woman war die erste Eigenkomposition von Linda McCartney und wurde erstmals unter dem Pseudonym Suzy and the Red Stripes mit der B-Seite B-Side to Seaside am 31. Mai 1977 in den USA und am 10. August 1979 in Großbritannien als Single veröffentlicht. In den USA kam die Single auf Platz 59 der Charts. Jimmy McCulloch und Joe English verließen im Jahr 1977 während der Aufnahmen zum neuen Album (London Town) die Band. Jimmy McCulloch starb am 27. September 1979 an den Folgen seines Drogenkonsums. Die McCartneys und Denny Laine beendeten zu dritt das Album. Im November 1977 erschien die Single Mull of Kintyre, die McCartneys größter Erfolg in Europa wurde und sogar die Beatles-Singles von den Spitzen der Listen über die „ewigen“ Bestseller ablöste. Dieser Weihnachts-Nummer-eins-Hit war die erste Single, von der in Großbritannien mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft wurden, und blieb dort die meistverkaufte Single bis zum Jahre 1984; nur in den USA war sie kein Erfolg. Im März 1978 erschien das Album London Town mit der USA-Nummer-1-Single With a Little Luck. London Town ist das erste Album von Paul McCartney, das in Deutschland die Top-Ten der Charts erreichte; in den USA erreichte es Platz 2 und in Großbritannien Platz 4 der Charts.
Ab dem Jahr 1979 bis einschließlich 1984 war Paul McCartney in den USA und Kanada bei der Tonträgergesellschaft Columbia Records unter Vertrag. Capitol Records konnte so im Dezember 1978 noch ein Kompilationsalbum von Paul McCartney veröffentlichen, das mit dem Namen Wings Greatest betitelt wurde.
Mit neuer Besetzung (Steve Holley: Schlagzeug, Laurence Juber: Gitarre) veröffentlichten die Wings im März 1979 die erfolgreiche Single Goodnight Tonight. Das Album Back to the Egg, im Juni 1979 veröffentlicht, wurde trotz zahlreicher prominenter Gastmusiker bei zwei Liedern den hohen Erwartungen hingegen nicht gerecht und war auch kommerziell im Vergleich zu den vorhergehenden Wings-Alben nicht erfolgreich. Im Dezember 1979 gingen die Wings letztmals auf Tournee; es erfolgten lediglich Konzerte in Großbritannien. Von dem Konzert am 17. Dezember 1979 in Glasgow wurde das Lied Coming Up als B-Seite der Paul-McCartney-Single Coming Up (Studio Version) im April 1980 veröffentlicht. Da in den USA überwiegend die B-Seite im Radio gespielt wurde, ist Coming Up somit die letzte Wings-Single und auch ihr letzter Nummer-eins-Hit.
Im Hammersmith Odeon fanden vom 26. bis zum 29. Dezember 1979 von Paul McCartney und Kurt Waldheim, Generalsekretär der UNO, vier Wohltätigkeitskonzerte für die Einwohner von Kambodscha statt. Im Rahmen dieser Konzertreihe gaben die Wings am 29. Dezember 1979 ihr letztes Konzert. Teile der Konzerte wurden im März 1981 auf der Doppel-Vinyl-LP Concert for the People of Kampuchea veröffentlicht. Eine Wings-Tournee durch Japan kam im Januar 1980 nicht zustande, weil McCartney bei der Einreise wegen Haschischbesitzes verhaftet wurde.
Im Juli, August und Oktober 1980 bereiteten die Wings ihr neues Studioalbum vor, das aber nicht fertiggestellt wurde. Ende des Jahres 1980 veröffentlichte Denny Laine sein drittes Solo-Album mit dem Titel Japanese Tears, das drei bisher unveröffentlichte Wings-Lieder enthält.
Im Oktober 1980 und Januar 1981 wurde an einem Kompilationsalbum mit bisher unveröffentlichten Wings-/Paul-McCartney-Liedern mit dem Titel Cold Cuts gearbeitet. Im Januar 1981 erfolgte die endgültige Abmischung des Albums, das aber nicht veröffentlicht wurde.
Im Februar 1981 verließen Steve Holley und Laurence Juber die Wings; lediglich Denny Laine arbeitete bis März 1981 an dem jetzt neuen Paul-McCartney-Album Tug of War. George Harrison nahm wahrscheinlich im März 1981 in seinem Heimstudio das Lied All Those Years Ago, das ursprünglich für Ringo Starr vorgesehen war, als Hommage für John Lennon neu auf. Dafür änderte Harrison den Text und lud Paul und Linda McCartney sowie Denny Laine ein, den Hintergrundgesang beizusteuern. Im März/April 1981 wurde auch die Zusammenarbeit mit Denny Laine beendet, worauf dann am 27. April 1981 das Ende der Band Wings offiziell bekanntgegeben wurde.
Nach der Trennung der Gruppe ließ Paul McCartney die Lieder der Wings in sein Repertoire einfließen. So erschien das Kompilationsalbum All the Best! im November 1987 auch mit Liedern von den Wings unter dem Namen Paul McCartney, und ab der Paul-McCartney-Welttournee 1989/1990 wurden Wings-Lieder auch wieder live gespielt.
Im November 1985 wurde die Paul-McCartney-Single Spies Like Us veröffentlicht; diese enthält auf der B-Seite den bis dato unveröffentlichten Wings-Titel My Carnival, der von den Aufnahmen zum Album Venus and Mars stammt. Eine weitere Paul-McCartney-Single (Put It There) mit unveröffentlichten Wings-Liedern erschien im Februar 1990; die 12"-Vinyl-/CD-Single enthält auf der B-Seite Mama’s Little Girl (Aufnahme zu Red Rose Speedway) und Same Time Next Year (Aufnahme: Mai 1978).
Am 23. März 1997 spielten Denny Laine, Steve Holley und Laurence Juber während einer Beatles-Convention live; eine weitere musikalische Zusammenarbeit der drei ehemaligen Wings-Mitglieder fand nicht statt.
Am 17. April 1998 verstarb Linda McCartney. Im Oktober desselben Jahres wurde postum das Linda-McCartney-Album Wide Prairie mit sieben bis dato unveröffentlichten Wings-Liedern veröffentlicht.
Denny Laine veröffentlichte Neuaufnahmen von Wings-Liedern im Dezember 1999 auf dem Album Wings at the Sound of Denny Laine.
Im Mai 2001 erschien das Kompilationsalbum Wingspan: Hits and History; als Interpret wurde Paul McCartney geführt. Die Auswahl der Lieder umfasst den Zeitraum vom Jahr 1970, beginnend mit dem Album McCartney bis zum Album Give My Regards to Broad Street aus dem Jahr 1984, obwohl das letzte Album der Wings Back to the Egg im Jahre 1979 veröffentlicht wurde. Parallel zur Veröffentlichung der Doppel-CD wurde in mehreren Ländern der gleichnamige Dokumentationsfilm Wingspan im Fernsehen ausgestrahlt. Der Regisseur des Films, Alistair Donald, ist der damalige Ehemann von Mary McCartney, die in dem Film ihren Vater Paul McCartney interviewt. Die Dokumentation umfasst den Zeitraum ab dem Beginn der Beziehung von Paul und Linda McCartney und behandelt im Wesentlichen die Bandgeschichte der Wings bis zu deren Auflösung.
Im Dezember 2007 fand ein Treffen von Paul McCartney und Denny Laine während eines Konzerts von UB40 statt. Eine weitere musikalische Zusammenarbeit erfolgte bisher nicht (Stand Juni 2014).
Seit November 2010 werden Wings- und McCartney-Alben mit Bonusmaterial wiederveröffentlicht. Am 14. Juni 2016 verstarb Henry McCullough.
grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar
Goldene Schallplatte
Platin-Schallplatte
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2× Platin-Schallplatte
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Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.
Name der Tournee | Beginn | Ende | Anzahl der Konzerte |
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Wings University Tour | 9. Februar 1972 | 23. Februar 1972 | 11 |
Wings Over Europe Tour | 9. Juli 1972 | 24. August 1972 | 25 |
Wings 1973 UK Tour | 11. Mai 1973 | 10. Juli 1973 | 21 |
Wings Over the World Tour | 9. August 1975 | 21. Oktober 1976 | 66 |
Wings UK Tour 1979 | 23. November 1979 | 29. Dezember 1979 | 20 |